Briefe an die Leser | Januar 2013


Bis jetzt, Baumarkt Max Bahr,

hatten wir den »Traum vom eigenen Gerätehäuschen« noch gar nicht verspürt, da wir nicht ahnten, was uns Dein Katalog »Garten und Gewächshäuser« verspricht: »Ein Gerätehaus ist mehr als die Summe seiner nützlichen Eigenschaften und eloxierten Teile. Es ist der ideale Ort, wo die Gartengeräte gut aufgeräumt sind und der Rasenmäher vollgetankt auf seinen nächsten Einsatz wartet.«

Das zu lesen und die überall im Garten herumliegenden eloxierten Teile zusammenzubasteln war eins. Schnell noch die Geräte gut aufgeräumt und flugs verstaut, den Rasenmäher vollgetankt und weggeparkt – und schon sah unser Garten wieder halbwegs manierlich aus. Wenn Du uns jetzt noch die Summe der nützlichen Eigenschaften unseres Gerätehäuschens erklärst, dann freut sich auf den nächsten Frühling:

Deine Titanic

Ostfriesische Partei »Die Friesen«!

Auf Deiner Homepage findet sich folgende Positionsbestimmung: »Wir treten dafür ein, daß sich die friesischen Werte im heutigen gesellschaftlichen und politischen Handeln stärker wiederfinden: persönliche Freiheit; gedankliche Unabhängigkeit; Verantwortung des einzelnen für die Gemeinschaft und umgekehrt« – das ist aber ein Witz, oder?

So oder so amüsiert:  Titanic

Gustav Seibt (»Süddeutsche«)!

Nach dem Insolvenzantrag der Frankfurter Rundschau schwangen Sie sich im Leitartikel »Wo die Demokratie lebt« zum Lob der Zeitung auf: »Die Bundesrepublik wurde auch erbaut auf den herrlichen Bleiwüsten ihrer großen und leidenschaftlichen Debatten, aus dem Zusammenwirken von politischem Journalismus, kultureller Reflexion und akademischer Brillanz. … In den Redaktionen findet die Gesellschaft zu ihrer Sprache.« Und welche Redaktionen das sind, wissen Sie auch: »Der Spiegel wurde zum Sturmgeschütz der Demokratie in einem handfesten Sinn; aber auch Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung und Süddeutsche Zeitung sind Bastionen, ohne die das demokratische Leben insgesamt verarmen würde.« Insgesamt, Seibt, sowieso! Mit »herrlichen Bleiwüsten«, »Sturmgeschütz« und »Bastionen« finden aber höchstens letzte Landser und NSU zu ihrer Sprache.

Freut sich schon auf den nächsten Insolvenzantrag: Titanic

Münchner Polizei schon wieder!

Seit Jahren praktizierst Du bei ausgewählten männlichen Münchnern in unregelmäßigen Abständen die »Analnachschau«, eine weise Vorsichtsmaßnahme, weil der Münchner als solcher sein Rauschgift gern im Popo versteckt. Vergangenen Sommer hatten wir deshalb bei Dir nachgefragt, was eigentlich Deine Partnerschaft mit den Kollegen in Weißrußland macht. Das war aber Satire, Münchner Polizei! Wenige Wochen später stellte sich jedoch heraus, daß es seit Jahren eine enge, fruchtbare Zusammenarbeit zwischen deutschen und weißrussischen Ordnungshütern gab (gegenseitige Schulungen in Sachen »transparentes und bürgernahes Verhalten« und so). Unklar war zunächst lediglich, wer von wem mehr profitiert hat. Doch auch diese Frage scheint nun geklärt: Von Lukaschenko lernen heißt siegen lernen! Ein 44jähriger Münchner Jugend- und man muß wohl auch sagen: Kontaktbeamter, der bei einem »Präventionsprojekt« in einer achten Klasse der Friedrich-List-Wirtschaftsschule mit dem unglaublichen Vorwurf einer Schülerin konfrontiert wurde, sie vermisse einen Fünf-Euro-Schein in ihrer Jacke, forderte flugs Verstärkung an. Woraufhin ausgewählte 13jährige Mädchen den BH öffnen und 14jährige Jungs ihren Pimmel vorzeigen sowie ihren Hintern mit einer Taschenlampe ausleuchten lassen mußten.

Wenn’s um fünf Euro geht, Münchner Polizei, bist Du zu allem fähig! Wenn das mal kein »transparentes und bürgernahes Verhalten« à la Lukaschenko ist.

Geh doch einfach rüber! Titanic

Ha, Internetkommentatoren!

Wenn Ihr wegen eines früheren, in Euren Augen besonders zutreffenden oder gelungenen Beitrags der Meinung seid, daß diesem Beitrag nichts hinzuzufügen sei, dann laßt es in Herrgottsnamen doch auch! Nehmt Rücksicht auf denkende Menschen – und deshalb vor allem Abstand von der Floskel »Dem ist nichts hinzuzufügen«.

Danke! Titanic

Kuckuck, Ministerin Aigner!

Ihr Vorhaben, sexuelle Handlungen mit Tieren zu bestrafen, lehnen wir rundheraus ab, solange man dieselben Tiere zum Zwecke des Wegspachtelns ungestraft quälen und schlachten darf. Im Sinne des Verbraucherschutzes sehen allerdings auch wir Gesetzgebungsbedarf: Der Konsument gehört selbstverständlich vor Fleisch geschützt, in das sich bereits ein Mensch ergossen hat. Wie wär’s also statt dessen mit einem weiteren Ihrer tollen zartgrünen Gütesiegel? So in der Art von: »Zum Verzehr geeignet – menschlich garantiert ungeficktes Fleisch!«

Auf gute Gegenvorschläge wartet Titanic

Megan Fox, Teuerste!

Um Lindsay Lohan totzuschweigen, wollen wir zur Abwechslung auch mal über Sie berichten. Und über Ihr frisch verstoßenes Hängebauchschwein, das Sie zwar anfangs noch für »ein richtig kluges« Haustier hielten, nun aber rausgeschmissen haben, weil das alte Schwein, so Ihr Mann Brian, »sexuell richtig aggressiv« geworden sei. Und zwar so, »daß es sprichwörtlich jeden zu besteigen und vögeln versuchte, der uns besuchte.« Klar. Wer will das schon: Konkurrenz im eigenen Hollywoodorgienhaus. Und dann auch noch klug!

Selten so viel Verständnis auf einmal gehabt: Titanic

Whazzup, Ryan Leslie?

Sie sind ein New Yorker Rapper und Musikproduzent, dem vor zwei Jahren in Köln ein Laptop mit unveröffentlichten Liedern gestohlen wurde. Daraufhin lobten Sie eine Million Dollar Finderlohn aus. Ein Pulheimer Handwerksmeister fand das gute Stück beim Gassigehen und erstritt sich diese Summe nun vor Gericht, da Sie wegen eines angeblichen Datenverlusts auf der Festplatte plötzlich nicht mehr zahlen wollten. Dabei ist das doch Ihre Chance, Leslie! Während Sie sich nämlich bislang wie jeder 08/15-Rapper in Ihren Videos im Maybach herumfahren lassen mußten oder Ihr Geld zählten, können Sie nun mit dem teuersten Apple der Welt herumwedeln. Und wenn Sie höflich fragen, verkaufen wir Ihnen auch noch eine passende Umhängetasche dazu – für schlappe 500 000 Dollar.

Understatement ist nämlich auch ein Statement! Titanic

Huhu, Deutsche Bahn!

Endlich hast Du ein Einsehen und lieferst uns bei Verspätungen keine unsinnigen Begründungen à la »Verzögerungen im Betriebsablauf« mehr. Unlängst verkündete einer Deiner Mitarbeiter: »Wir haben aktuell 25 Minuten Verspätung. Grund war der Zustieg von Fahrgästen.« Ja, wenn all diese Leute nicht wären!

Damit sprichst Du uns aus der Seele: Ohne Leser fiele uns das Blattmachen auch viel leichter.

Deine Brüder im Geiste: Titanic

Konstantin Sakkas (»Cicero«)!

In Ihrem Artikel »Schluß mit dem Quotengejammer« bieten Sie erstaunlich klare Argumente gegen eine Frauenquote. Dabei versuchen Sie gar nicht erst, soziale Unterschiede abzustreiten, sondern heben diese sogar hervor. Demnach bekämen Frauen etwa bis zu ihrem 30. Geburtstag wesentliche Dinge wie Partyeinladungen, schicke Autos oder Ausbildung einfach deswegen, weil sie weiblich und attraktiv seien. Männer hingegen müßten diese ersten Lebensjahrzehnte damit verbringen, ihren hübscheren Gegenparts eifersüchtig und voller Verlangen hinterherzusabbern und sich alles hart und brutal zu erkämpfen. Anschließend seien eben sie mal auf der Überholspur.

So weit, so verständlich. Nun sind wir aber auch nicht unansehnlich, haben schon mit etlichen Jungs geschlafen und sind trotzdem so unbeliebt wie bettelarm. Heißt das, daß wir in Wahrheit auch Männer sind und erst später reich und mächtig werden? Oder sollten wir demnächst eine Geschlechtsumwandlung anstreben, um uns damit wieder auf der Gewinnerstraße zu befinden?

Hoffnungsvoll: Ihre zwei Quotenmädchen von Titanic

Verkehrsminister Ramsauer (CSU)!

Den Worten Ihres Sprechers zufolge sind Sie »stocksauer«, weil Siemens acht der neuen ICE-Züge wegen Softwareproblemen nicht wie abgemacht zum Beginn des Winterfahrplans geliefert hat. Aber ist es nicht egal, ob die Heizungen in kaputten alten oder kaputten neuen ICE-Zügen nicht laufen?

Nebenbei, Ramsauer: »Stocksauer« wäre ein prima Spitzname für Sie.

Zwischenstädtische Expreßgrüße von Titanic

Jetzt hat, Eva Herman,

das Bundesverfassungsgericht dem Hamburger Abendblatt endgültig erlaubt zu behaupten, Sie hätten 2007 anläßlich der Vorstellung Ihres Buches »Das Prinzip Arche Noah – Warum wir die Familie retten müssen« das Mutterbild im Dritten Reich gelobt. Und zwar mit der Begründung, es handele sich zwar um eine »verkürzende und verschärfende Zusammenfassung der Buchvorstellung«, die aber ein Leser durchaus als solche erkennen könne. Und da es Ihnen, Herman, nicht gelungen sei, sich mit Ihren »Halb- und Stummelsätzen« unmißverständlich auszudrücken, müßten Sie die Beurteilung durch das Hamburger Abendblatt »als zum Meinungskampf gehörig« hinnehmen.

Ist aber gar nicht schlimm, Herman – Ihre Erfahrungen mit der deutschen Rechtsprechung bieten doch hervorragendes Material für ein neues, in einem obskurantistischen Kleinverlag erscheinendes Buch mit dem Titel »MEINungs KAMPF«!

Oder auch nicht – denn wer hat sich diesen Titel soeben schützen lassen?

Natürlich Titanic

Sie, Klaus-Dieter Frankenberger,

sind bei der FAZ »verantwortlich für Außenpolitik« und analysierten die amerikanische Präsidentenwahl mit einem dem Anlaß angemessenen Metapherngestöber: Da wird eine »Ausstrahlung« zur »Last«, eine »Botschaft« »aufgerieben« und ein »statistisches Gesetz außer Kraft gesetzt«. So weit, so voll lastender Ausstrahlung und außer Kraft gesetzter Botschaft. Aber könnten Sie uns bitte verraten, was der folgende historische Ausblick bedeutet: »Im Grunde ist Amerika noch weiter gespalten als bei Obamas Amtsantritt – und das galt schon für seine Vorgänger Bush und Clinton«?

Im Grunde ist die Woche am Donnerstag noch weiter fortgeschritten als am Mittwoch – und das galt schon Montag und Dienstag?

Vom Grübeln schon ganz aufgerieben: Titanic

Liebe Dotschy Reinhardt!

Als deutsche Jazzsängerin mit Sinti-Wurzeln erklärten Sie uns anläßlich der Einweihung des Denkmals für die von den Nazideutschen ermordeten Sinti und Roma im Deutschlandradio Kultur, daß man beide Gruppen eigentlich nicht in einem Atemzug nennen dürfe: »Ich kenne keinen Sinto, der mit seinem Kind auf der Straße sitzt und bettelt. Man sieht immer nur die Roma aus Osteuropa.« Sie störe dabei vor allem, »daß alles in einen Topf geschmissen wird. Sinti fallen so als Sinti gar nicht auf im öffentlichen Leben, weil sie mitteleuropäisch aussehen. Sie haben dieselben Gewohnheiten, schicken ihre Kinder zur Schule, sind Angestellte oder selbständig. Man sieht aber sehr wohl die Roma-Frauen, die mit ihren Kindern betteln. Letztendlich hat man als Sinto auch unter diesem Bild, ich möchte nicht sagen, zu leiden, weil ich möchte das auch nicht negativ bewerten, was die Roma machen … Aber letztendlich bekommt man dieses Bild übergestülpt als deutscher Sinto, obwohl man wirklich auch von den Sitten und Gebräuchen der Roma meilenweit entfernt ist.«

Wir wissen selbstverständlich, daß man heute zu Zigeunern nicht mehr Zigeuner sagt, sondern Sinti und Roma, aber daß wir nun auch noch zwischen mitteleuropäisch aussehenden deutschen Sinti und bettelnden osteuropäischen Roma unterscheiden sollen, erscheint uns doch etwas kompliziert. So ein differenzierender Rassismus hat in Deutschland einfach keine Tradition! Anderswo gibt es ihn aber auch nicht, weshalb sich schon der Häuptling White Halfoat in Joseph Hellers »Catch 22« beklagte: »Rassenvorurteile sind schrecklich, Yossarian. Wirklich. Es ist schrecklich, wenn ein anständiger, loyaler Indianer genauso behandelt wird wie die Nigger, die Itzigs, die Makkaronis oder die Froschfresser.« Und ob das je anders wird, kann nur ein Blick in die Kristallkugel klären.

Meint jedenfalls Ihr Zigeunerpack von der Titanic

Claus Peymann, alte Skandalnudel!

Im Interview mit der Rheinischen Post bezeichneten Sie Ihre inzwischen dreizehnjährige Intendantentätigkeit beim Berliner Ensemble als »gescheitert«. Sie sagten sogar: »Ich habe meine Arbeit hier in Berlin begonnen, um ein Stachel im Arsch der Mächtigen zu sein. Jetzt bin ich 75, und aus dem Stachel ist ein Gewährenlassen geworden.«

Ehrlich, Peymann? Ein Gewährenlassen im Arsch der Mächtigen? Das klingt schrecklich! Schrecklich passiv und irgendwie auch auf halbem Wege steckengeblieben. Könnten Sie sich zum erfolgreichen Abschluß Ihrer Laufbahn nicht wenigstens noch mal zu ein paar kühnen Kriechbewegungen aufraffen?

Vorwärts immer, rückwärts nimmer! Rät: Titanic

Noch-Oberst Georg Klein!

Wie sehr Sie sich Ihren zukünftigen Titel Brigadegeneral durch den Befehl zur Bombardierung von Tanklastern bei Kunduz mit mehr als hundert toten Dorfbewohnern verdient haben, ist an dieser Stelle ja schon ausgeführt worden. Besser als durch Sie ist in den vergangenen Jahren einer der bekanntesten Sätze von Kurt Tucholsky kaum bewiesen worden. Bleibt jetzt nur noch die Frage, wie man Sie sonst aus der Truppe entfernen könnte, wenn schon nicht wegen Ihres Handwerks. Sie haben nicht zufällig gerade eine außereheliche Affäre? Sie schreiben auch nicht gerne mal süffige E-Mails?

Es hofft auf den Petraeus in Ihnen: Titanic

Yaaaay, Superman!

Dein Alter Ego Clark Kent hat seinen seit immerhin 1940 ausgeübten Job als Reporter bei der Tageszeitung Daily Planet hingeschmissen, weil diese von einem Großkonzern aufgekauft und, weg vom »seriösen Journalismus«, hin zum Boulevard neu ausgerichtet werden soll. Und laut des zur Zeit verantwortlichen Autors Scott Lobdell könnte es passieren, daß Du als Kent künftig Deinem Schreibdrang als Blogger nachgehen wirst.

Dürfen wir also launige Kommentare zur republikanischen Präsidentschaftskandidatur von Bizarro erwarten? Oder eine Hans Leyendecker grün vor Neid machende Reportage, die enthüllt, daß Brainiac hinter Google steckt? Oder sollte es wegen Deines ständigen Weltrettenmüssens nur zu Tweets reichen wie: »@flash ist zu Besuch. Nein, er ist schon wieder weg. Jetzt ist er wieder da!«, »@batman hat wieder eine echte Scheißlaune«, »Ich jetzt auch, denn @krypto hat in die Ecke der Festung der Einsamkeit geschissen, und ich hab’s trotz Röntgenblick zu spät gesehen«?

Die ganze Idee, Supi, klingt ehrlich gesagt recht bemüht und ein bißchen, als sei Deiner Serie kurz nach dem x-ten Relaunch schon wieder die Superpuste ausgegangen.

Pffft: Titanic

Nein, Rösler, wirklich!

Viele, die sich fragen, was das Problem von Philipp Rösler ist, sagen inzwischen schon so mitleidige Sachen wie FDP-Mann Dittberner in der FAZ: »Vielleicht einfach zu nett.« Und dann, Rösler, sagen Sie der Süddeutschen und damit uns Bürgern im Lande so etwas: »Wer Anbieter und Strompreise vergleicht, kann oft Geld sparen.«

Ist das wirklich noch »nett«? Oder einfach nur noch Banane? Haben Sie wirklich noch alle Stecker in der Dose, oder tanken Sie nachts solar? Sind Sie wirklich nur zu nett für die Politik, Rösler? Oder im Prinzip für alles?

Für Ihren weiteren Weg jedenfalls alles Nette: Titanic

Nazitante Zschäpe!

Neulich, auf der Besuchsfahrt zur Omi, hast Du den Dich begleitenden Kripomännern gestanden, nach Deiner »Haftentlassung« würdest Du gern »unter einem neuen Decknamen wie Schmidt oder Müller« als erstes den »Kölner Dom besuchen« und »beim Karneval mitmachen«. Aber warum? Um das alles auch noch in die Luft zu sprengen? Hättest Du Dir das nicht etwas früher überlegen können? Was »überlegen« heißt, fragst Du? Ja, was soll denn »Haftentlassung« heißen!

Antwort bitte an: Titanic

Wenn, Wolfgang Kubicki (FDP),

tatsächlich die Armen »nicht dadurch reicher« würden, »daß die Reichen arm gemacht werden«, wie Sie neulich bei Pro7 dreist daherschwindelten – was geschähe denn dann mit dem Geld, das man den Reichen nehmen würde? Verschwände es in Ihrer heillosen Neoliberalenbirne, genau dort, wo sich schon Logik, Vernunft und das kleine Einmaleins verabschiedet haben? Allerdings, Kubicki: Selbst dann wären die Armen verhältnismäßig weniger arm als jetzt.

Und Sie immer noch ein Hohlkopf, meint: Titanic

Gnomgesicht Christian Kracht!

In Ihrer Dankesrede zum Wilhelm-Raabe-Preis biederten Sie sich auf reichlich obszöne Art beim Publikum an, indem Sie Ihre Fähigkeiten als Schriftsteller grundsätzlich in Frage stellten und Ihre Urangst offenbarten, »irgendwann als Hochstapler und Scharlatan enttarnt« zu werden. Aber, Kracht, diese Enttarnung ist längst erfolgt! Lesen Sie doch einmal bei unserem Autor Gerhard Henschel (TITANIC 4/12) nach.

Nichts zu danken: Titanic

Und nachdem wir, »Missy Magazine«,

eine volle halbe Süddeutsche-Medienseite lang das Loblied auf Dich gelesen hatten, auf Gründergeist, Unabhängigkeit, Unkonventionalität, auf den Mut zur Lücke und zum unangepaßten, selbstfinanzierten Frauenmagazin für alle, die »mit Instyle und Elle nichts anzufangen wissen«; nachdem wir gestaunt hatten über die Sträuße aus kontroversen Themen (Flüchtlingsfrauen in Uganda, Postfeminismus, so dreht frau ein Youtube-Video), über das Layout, das »Lichtjahre vom Harmonie-Look der anderen Frauenblätter entfernt« sei, und über Redakteurinnen, die hauptberuflich Dozentinnen für Genderfragen sind; als wir also soweit waren, das Missy Magazine, trotz der unvermeidlich stromlinearen Büroausstattung aus »Apple-Laptops und I-Phones«, für ein zwar Berliner, aber evtl. trotzdem fortschrittliches Printprodukt zu halten, da erklärte zum Schluß Deine Redakteurin Köver, wie doof sie das findet, im Kiosk immer »bei Penthouse oder bei den Schwulen-und-Lesben-Magazinen, manchmal auch bei FHM« zu landen: »Manchmal bittet sie dann die Buchhandlungsangestellten, die Hefte dahin zu legen, wo sie hingehören: neben Neon, dem Unisex-Magazin für Zwanzig- bis Dreißigjährige.«

Hättest Du, liebes Missy Magazine, das nicht gleich sagen können?

Dann nämlich doch Lichtjahre entfernt:Titanic

Ach, Helmut Schmidt!

Wir dürfen zwar noch miterleben, wie Sie alter Revoluzzer vor allen Leuten im Fernsehen verkünden: »Wir sind am Vorabend der Möglichkeit einer Revolution in Europa.« Uns tut aber leid, daß Sie selbst nicht mehr die Möglichkeit haben werden, bei diesem Volksaufstand ganz vorn mitzumischen. Denn so gern wir Ihnen im Rollstuhl noch auf die Barrikaden helfen würden – daß bei einer Europäischen Revolution mit Räterat in Brüssel das Rauchen nun ganz bestimmt für niemanden mehr erlaubt sein wird, selbst für Sie und Che Guevara nicht, das ist doch wohl auch Ihnen klar, oder?

Inhalieren wir statt dessen den Rauch der Kanonen! Titanic

Zeitungslegerin Julia Jäkel!

Sie sind nicht nur Uli Wickerts Gattin, sondern soeben auch frisch in den Vorstand von Gruner + Jahr aufgerückt, wo Sie umgehend die Financial Times Deutschland einstellten. Daß es zum Zwecke der Profitmaximierung auch mal ein Blatt trifft, welches nie etwas anderes gepredigt hat, ist nicht ohne Ironie und natürlich wunderschön. Und wenn man sich Ihre Begründung anhört – »mit Leidenschaft gekämpft«, »Entscheidung nicht leicht gemacht«, »die Situation hat sich schon seit langem zugespitzt« – da klingen Sie glatt wie eine Grüne vorm Einmarsch in den Kosovo. Hoffentlich legen Sie auch weiterhin denselben Killerinstinkt an den Tag, denn nach Impulse und Börse Online sollte längst nicht Schluß sein. Es warten ja noch ganz andere Blätter aus Ihrem Hause darauf, daß endlich der Stecker gezogen wird, Nido zum Beispiel, oder, großes Tabu bislang, der Stern!

Und der Alte daheim – ist der eigentlich noch rentabel?

Fragen Ihre Busineß-Punks von der Titanic

Hans Joachim Schellnhuber!

Sie sind Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und warnten jüngst in der Zeit mal wieder: »Klimawandel ist kein Schicksal, sondern menschengemacht. Also sind wir dafür verantwortlich, etwas gegen ihn zu tun. Sonst kollabieren in manchen Regionen irgendwann nicht nur die natürlichen Systeme, sondern eben auch die Gesellschaften.«

Aber, Schellnhuber: Ist das, was Sie uns als Prognose auf Basis komplizierter Rechenmodelle verkaufen, nicht schon längst Realität? Und hat mit dem Klimawandel gar nichts zu tun?

Fragen Ihre Kapitalismusfolgenforscher auf der Titanic

Medienprofi Giovanni di Lorenzo!

Als routinierte Fernsehfresse und Chefredakteur der Erfolgspostille Zeit mußten Sie sich selbstredend auch zum akuten Zeitungssterben äußern: »Noch bezieht Online seinen Hauptreiz aus der unmittelbaren Wiedergabe von Ereignissen und den Partizipationsmöglichkeiten der Nutzer, Print aus dem entschleunigten, konzentrierten Abtauchen in die Lektüre, ohne dabei eine Spur zu hinterlassen.« Selten sind wir mit Ihnen einer Meinung, aber da haben Sie einen Volltreffer gelandet! Denn selbst bei konzentriertem Abtauchen in die Lektüre, di Lorenzo, hinterlassen Ihre Artikel bei uns keine Sp…

Worum ging es noch mal?

Ach, egal. Titanic

Thilo Baum (41)!

Sie sind Kommunikationswissenschaftler, Berater und Autor und sprachen in einem Hörfunkbeitrag über Defizite im bürgerlichen Bildungssystem: Statt »Must-haves« wie das »Eisenhower-Prinzip«, das zwischen Wichtigem und Dringendem zu unterscheiden helfe, würden dort »Nice-to-haves« wie Sonatenhauptsatzform und Zitronensäurezyklus vermittelt. Dabei braucht die Wirtschaft dringend »kreative Köpfe«, die einerseits »verbindlich«, »professionell« und »diszipliniert« aufträten, andererseits Konventionen auch mal außer Kraft setzten und zu »divergentem Denken« imstande seien.

Den Unterschied zwischen »konvergentem Denken« und »divergentem Denken« verdeutlichten Sie so: Einem bildungsbürgerlich geschulten, konvergent Denkenden falle zu »Apfel« lediglich »essen« ein. Dem divergenten Denker würden dagegen sofort mehr als zwanzig andere Dinge entsprudeln, die man mit einem Apfel tun könnte. Letzteres mag ja sein, Baum. Aber dem klassisch Gebildeten fällt zu »Apfel« nicht zuerst »essen« ein, sondern daß man ihn auf den Kopf eines Kindes legen und mit der Armbrust abschießen kann. Am Ende befreit man so ein Land von Knechtschaft und Unterdrückung!

Sagen Ihnen die divergenten Bildungsbürger auf der Titanic

Werte Angela Merkel!

Die Presse interpretierte Ihre an Putin gerichteten Bemerkungen zum Thema Meinungsfreiheit als mutig (»Merkel findet deutliche Worte zum Thema Pussy Riot« u.ä.). Im O-Ton sagten Sie indes: »Ich glaube nicht, daß man in Deutschland junge Frauen für zwei Jahre ins Arbeitslager gesteckt hätte.« Was Sie, Merkel, zu glauben vermeinen, interessiert uns ja meist eher so mittel. Was Sie aber für möglich halten, finden wir nun doch hochinteressant: Arbeitslager in Deutschland? Das müssen dann aber Relikte dieses Unrechtsstaats sein, der einst den Osten dieses Landes nazimäßig lenkte und solche Geschöpfe wie Sie hervorbrachte, oder?

Ihre AG »Deutliche Worte« auf der Titanic

Ihr mal wieder, Piraten!

Weil es auf Eurem strikt basisdemokratischen Bundesparteitag dann doch etwas voll wurde, überlegt Ihr also, Eure Entscheidungen künftig in einer permanenten Online-Mitgliederversammlung zu treffen.

Aber gibt es das nicht längst? Heißt das nicht Twitter?

Fragen die Digital Immigrants von Titanic

Spitzengrüne Katrin Göring-Eckardt!

Im Focus-Interview redeten Sie sich folgende Kindheitserinnerung von der Seele: »Auf einem Schrank, eingewickelt in das Neue Deutschland, lag bei uns Hitlers ›Mein Kampf‹. Als ich das entdeckte, war das eine Katastrophe …, da lag bei uns dieses fürchterliche Werk!«

Aber, aber, Frau Göring-Eckardt, warum so voreingenommen? Bei dem momentan so bürgerlichen Gehabe Ihrer Partei könnte doch gerade die Lektüre des Neuen Deutschland mal wieder frische Gegenimpulse setzen!

Für Gott und Vaterland: Titanic

Heiliger Vater Ratzinger!

Wie der Presse zu entnehmen ist, hast Du in Folge drei Deiner Jesus-Enthüllungschroniken den uns allen liebgewordenen Bibelspruch »Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt« neu übersetzt und daraus ein »...und hat unter uns gezeltet« gemacht. Das spricht uns Gewohnheitscamper natürlich viel stärker an, grad weil wir uns das Malheur mit dem vom Blut durchgesuppten Zeltboden gut vorstellen können. Mulmig wird uns allerdings, wenn wir bedenken, wer sonst noch mit eigenem Zelt um die Welt zu reisen pflegte, nämlich der bekannte Entertainer Muammar al-Gaddafi. Und der hat ja bekanntlich ein ähnliches Ende genommen wie Dein Herr Jesus.

Bevor Du uns also derart das Zelten verleidest, halt Dich doch nächstens besser geschlossen. Oder laß das Wort kein Fleisch werden, sondern Grillwürstchen. Die kann man beim Zelten nämlich immer gut gebrauchen!

Gott zum Gruße: Titanic

Sag mal, Frank Elstner!

Wenn Du in Kollaboration mit der Axel Springer AG die »Moderatoren für Morgen« ausbilden willst, und zwar in der »Frank Elstner Masterclass« – wäre es da nicht präziser, den Lehrgang z.B. »Moderieren wie unsere Großväter«, »Lernen von den Ewiggestrigen« oder einfach »Totgeglaubte labern länger« zu nennen?

Aber unbedingt weitermachen! Titanic

Hallo und auf Wiedersehen, Herr Verteidigungsminister!

Im ZDF-Morgenmagazin sagten Sie über die Zustände in Afghanistan: »Die Sicherheitslage bleibt insgesamt labil, aber sie ist stabil.« Klingt gut, de Maizière! Und etwa so logisch wie die Feststellung, daß es im friedlich-umkämpften Kabul zu trockenem Regen kommen kann.

Meinen Ihre Freunde und gleichzeitig Feinde von Titanic

Geliebte Pornoindustrie!

Für Verbraucher, die wissen möchten, ob sie gerade ihren Freunden beim Pudern zuschauen, hältst Du jetzt eine neue Hilfe vor: Mit der Gesichterkennungs-Software »SexFaceFinder« können Besucher von Pornoseiten nach Gesichtern von Bekannten suchen. Aber, Pornoindustrie: Böte da nicht Geschlechtsteilerkennungs-Software à la »SexDick-« oder »SexCuntFinder« viel mehr Erfolgserlebnisse?

Erkenne Dich selbst, rät Titanic

Kandidat Peer Steinbrück (SPD)!

Sie bereiten uns Kopfzerbrechen. In einem Pressegespräch verkündeten Sie nämlich: »Mein Antennenapparat hätte mir früher sagen müssen, daß das nicht hinhaut.« Was genau da nun nicht hingehauen hat bei Ihrem anfänglichen Bemühen, die Millionen zu verschweigen, die Sie fürs Schwadronieren kassierten, interessiert uns indes weniger als dieser ominöse Antennenapparat, den Sie offenkundig Ihr eigen nennen. Wie dürfen wir uns dieses Teil denn vorstellen? Eher so zwölfendermäßig wie eine Hausantenne, oder eher dezent-nupselig wie auf einer schicken Limousine? Wo aber ist dieser Beamtenapparat bei Ihnen angebracht? Angesichts Ihrer bescheidenen Haartracht und Ihres eher aaligen Äußeren vermuten wir das Empfangsgerät im unteren Steinbrücksektor. Und so wie wir Sie, Zotenklopper, der Sie sind, einschätzen, steckt der von Ihnen erwähnte »Apparillo« doch am ehesten in Ihrer Hose, richtig?

Da also noch mal tüchtig nachjustieren, empfiehlt: Titanic

He, »Süddeutsche Zeitung«!

Weil Dagobert Duck 65 Jahre alt wurde und noch Platz im Wirtschaftsteil war, präsentiertest Du »fünf Wahrheiten über den Geizhals aus Entenhausen«. Punkt vier: »In Geld kann man nicht schwimmen. (…) Zum einen ist die Dichte von Münzen viel höher als die eines Menschen« und so weiter – was ja stimmen mag, aber völlig irrelevant ist. Onkel Dagobert ist nämlich eine Ente.

Quak quak: Titanic

Herrje, Erika Steinbach!

Als notorisch besserwissende Vertriebenen-Funktionärin war es für Sie »wenig überraschend«, daß »eine überwiegende Anzahl« des Nachkriegspräsidiums des Bundes der Vertriebenen »in sehr unterschiedlicher Weise in das NS-Regime eingebunden oder durch eigene NS-Aktivitäten belastet war«. Und da ja damals ein »Millionenheer an Entwurzelten« verzweifelt versucht habe, »wieder Grund unter die Füße zu kriegen«, sei es »erklärlich, daß es Männer mit zuvor gesammelter organisatorischer Erfahrung waren, die das Heft in die Hand nahmen«. Ja, die gute Organisation der Nazis! Zucht und Ordnung, Krieg und Konzentrationslager – das sind Erfahrungen, die sich in jedem Lebenslauf gut machen. Und wenn wir das richtig sehen, Steinbach, achtet Ihr Verband auch heute noch darauf, möglichst viel von diesem Wissen und Können wachzuhalten, unter anderem durch Geschichtenerzählen vom Krieg: Opa war nur Funker, hat das Büchsenfleisch organisiert, und die Bösen waren natürlich die anderen.

Machen Sie nur immer so weiter! Titanic

Verfassungsschutz, BND, BKA usw.!

Wegen Eurer allseits bekannten Naziakten-Schredderei nehmen wir an, daß Ihr immer noch leibhaftige Ordner herumschubst. Deshalb hier ein Tip: Schaut doch mal bei Wikipedia nach, was »Scannen« bedeutet, und fragt Eure Enkel, was man dazu so braucht.

Auf die baldige Gründung einer Soko »Media Markt« freut sich: Titanic

Wolfgang Thierse, frommer Zausel!

Sie fürchten im Interview mit der Zeit, daß gottlose Gesellen »aus dem weltanschaulich neutralen Staat einen parteiischen Staat der Religionslosen und der Laizisten machen wollen«, und warnen vor dieser Entwicklung mit Verweis auf die Geschichte: »In der DDR gab es keinen Religionsunterricht an den Schulen, keine Militärseelsorge, keine öffentlichen Bekenntnisse. Und siehe da, das Ding ging unter!« Sie meinen also, mit Beten für den Zehnjahresplan, öffentlichen Trabi-Segnungen und Predigten vor dem Politbüro wäre die DDR zu retten gewesen? Und Sie wären dann womöglich niemals in die Politik gegangen?

Dafür hätte auch mehr als drei Kreuze gemacht: Titanic

Krasse Commerzbank!

Du willst uns mit Gratis-MP3s und dem Suggestiv-Slogan »Weil Sie ein Sparkonto möchten, das rockt« als Kunden gewinnen. Wir aber sagen Dir, Commerzbank: Nein! Wir möchten kein Sparkonto, das dauernd auf Tour um die Welt ist, Groupies um sich schart, unser schönes Geld für Drogen ausgibt oder gar mitsamt dem Hotelmobiliar zum Fenster hinauswirft.

Rock off! Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Grüß Gott, Söder!

Grüß Gott, Söder!

Wie schlossen Sie Ihr Statement vor dem israelischen Generalkonsulat in München, wenige Stunden, nachdem ein 18jähriger mit einem Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett auf dieses geschossen hatte und daraufhin von der Polizei erschossen worden war? Sie sagten: »Nochmals vielen Dank an alle Beteiligten!« Der Hauptbeteiligte, das war freilich der Attentäter – Ihre Danksagung lässt also tief blicken! Denn was täten Sie ohne durchgeknallte Islamisten mit anachronistischer Bewaffnung, die vom Rückstoß eines historischen Repetiergewehrs beinahe umgeworfen werden und von Ihrer Polizei spielend leicht umgenietet werden können?

Aber Obacht! Nicht dass Sie sich beim nächsten Mal zu noch offenherzigeren Reaktionen hinreißen lassen und zum Abschluss »So ein Tag, so wunderschön wie heute« anstimmen. Könnte möglicherweise missverstanden werden!

Meint Titanic

 Puh, Lars Klingbeil!

Gerade wollten wir den Arbeitstag für beendet erklären und auch die SPD mal in Ruhe vor sich hin sterben lassen, da quengeln Sie uns auf web.de entgegen, dass es »kein Recht auf Faulheit gibt«. Das sehen wir auch so, Klingbeil! Und halten deshalb jeden Tag, an dem wir uns nicht über Ihren Populismus lustig machen, für einen verschwendeten.

Die Mühe macht sich liebend gern: Titanic

 Really, Winona Ryder?

Really, Winona Ryder?

In einem Interview mit der Los Angeles Times monierten Sie, dass einige Ihrer jungen Schauspielerkolleg/innen sich zu wenig für Filme interessierten. Das Erste, was sie wissen wollten, sei, wie lange der Film dauere.

Wer hätte gedacht, Ryder, dass Sie als Kind aus der Glanzzeit des Fernsehkonsums einmal die Nase rümpfen würden, weil junge Menschen möglichst wenig vor der Glotze sitzen und sich stattdessen lieber bewegen wollen? Davon abgesehen: Sind Sie sicher, dass sich die Abneigung gegen Cineastisches und das Verlangen, bereits beim Vorspann die Flucht zu ergreifen, nicht nur auf Werke beziehen, in denen Sie mitspielen?

Fragt sich Ihre Filmconnaisseuse Titanic

 Adieu, Hvaldimir!

Adieu, Hvaldimir!

Als Belugawal hast Du Dich jahrelang vor der norwegischen Küste herumgetrieben und Dich mit Kameraausrüstung am Leib angeblich als russischer Spion betätigt, was Dir viel mediale Aufmerksamkeit und Deinen Decknamen, Hvaldimir, beschert hat. Jetzt bist Du leider tot in der Risavika-Bucht gefunden worden, und da fragen wir uns, Hvaldimir: Hast Du nicht rechtzeitig die Flossen hochbekommen, oder warst Du einfach nicht geübt in der Kunst des Untertauchens?

Mit einem Gläschen Blubberwasser gedenkt Deiner heute: Titanic

 Wenn Sie, Micky Beisenherz,

als Autor des »Dschungelcamps« gedacht hatten, Sie könnten dessen Insass/innen mit einer Scherzfrage aus der Mottenkiste zu der Ihnen genehmen Antwort animieren, dann waren Sie aber so was von schief gewickelt; die RTL-»Legenden« wollten Ihnen nämlich partout nicht den Gefallen tun, auf die Frage, womit sich Ornitholog/innen beschäftigten, einfach und platterdings »mit Vögeln« zu antworten.

Stattdessen kamen: »Was ist das denn?« oder »What the fuck …?«. Dafür zu sorgen, dass so aus Ahnungslosigkeit ein Akt des Widerstands gegen Ihre idiotische Fangfrage wurde, das soll Ihnen, Beisenherz, erst mal jemand nachmachen.

Mit der Ihnen gebührenden Hochachtung: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Aus der militärgeschichtlichen Forschung

Feldjäger sind auch nur Sammler.

Daniel Sibbe

 Zum Sterben hoffentlich zu dämlich

In der Wartezone der Arge in Fürth sitzen zwei Männer um die vierzig. Einer der beiden hält eine aufgeschlagene Tageszeitung so, dass der zweite mitlesen kann. Geduldig blättern sie gemeinsam bis zur Seite mit den Todesanzeigen. »Schau«, sagt der eine, »da ist einer zwei Mal gestorben.« – »Wie kommst du darauf?« – »Lies doch! Derselbe Name in zwei Anzeigen.« – »Tatsächlich! Zwei Mal gestorben. Wie er das wohl geschafft hat?« Eine längere Denkpause setzt ein. »Wahrscheinlich einer wie ich, der nichts auf Anhieb hinkriegt«, schlussfolgert der eine dann. »Ha, das kommt mir bekannt vor!« stimmt der zweite ein. »Meine erste Frau mit den Kindern abgehauen, Führerschein schon drei Mal gemacht. Also zwei Mal wegen Alkohol, und ich weiß gar nicht, wie oft ich schon hier nach einer neuen Arbeit angestanden bin.« – Seufzend: »Hoffentlich kriegen wir wenigstens das mit dem Sterben mal besser hin als der hier …«

Theobald Fuchs

 Kurzzeitgenossen

Bei der Meldung zu Anton Bruckners 200. Geburtsjubiläum (4. September) und dem tags darauf sich jährenden Geburtstag Heimito von Doderers (5. September) mit Interesse bemerkt, dass beide Herren im Jahr 1896 kurz gleichzeitig am Leben waren: nämlich fünf Wochen und einen Tag lang, von Klein-Heimitos Entbindung bis zu Bruckners Tod am 11. Oktober. Solche ganz knapp verpassten Möglichkeiten der Seelenwanderung faszinieren mich. Was wäre gewesen, hätte man Doderer etwas später zur Welt gebracht, wäre Bruckners Geist schon ein paar Wochen früher »frei« gewesen? Hätte Wien / Ansfelden ein reinkarniertes Doppeltalent Heimtoni von Brucknerer überhaupt ausgehalten, hätte die literarisch-musikalische Welt unter dem Eindruck der »Strudlhofsinfonie«, des »Rondo in c-Moll für Streichquartett und einen Merowinger« (Alternativtitel: »Die tonale Familie«) oder der kurzen vierstimmigen Motette »Die Peinigung der Orgelpfeifelchen« vor Entzücken und Überwältigung alle viere von sich gestreckt, aufgegeben und ihren Kulturbeutel auf immerdar zusammengepackt? – Dass das Spekulieren über solche vergeigten Leider-nicht-Seelenwanderungen nur sehr ausnahmsweise Sinn ergibt, dämmerte mir aber, als ich ad notam nahm, mit welchen Gruselgestalten und potentiellen Reinkarnationsgefäßen seinerseits Doderer seine allerletzten Tage im Herbst 1966 verbringen musste: Stefan Raab (*20.10.66), David Cameron (*9.10.66), Caroline Beil (*3.11.66) und sogar noch haarscharf David Safier (*13.12.66, »Miss Merkel – Mord am Friedhof«; »Der kleine Ritter Kackebart«). Dann schon lieber die Seele mit in die Hölle nehmen.

Michael Ziegelwagner

 Alle meine Aversionen

Was ich überhaupt nicht schätze:
»Mädchen, ich erklär dir ...«-Sätze.

Was ich nicht so super finde:
Bluten ohne Monatsbinde.

Was ich gar nicht leiden kann:
Sex mit einem Staatstyrann.

Den Rest, auch Alkoholkonzerne,
mag ich eigentlich ganz gerne.

Ella Carina Werner

 Obacht!

Die Ankündigung von Mautgebühren ist furchterregend, aber so richtig Gänsehaut bekomme ich immer erst, wenn bei Google Maps als »Warnhinweis« auftaucht: »Diese Route verläuft durch Österreich.«

Norbert Behr

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
09.10.2024 Lorsch, Theater Sapperlott Max Goldt
11.10.2024 Coesfeld, Stadtbücherei Gerhard Henschel
12.10.2024 Bad Lauchstädt, Goethe Theater Max Goldt
12.10.2024 Freiburg, Vorderhaus Thomas Gsella