Briefe an die Leser | Mai 2007


Und Deine Überschrift nun,

»NPD unter Verdacht der Volksverhetzung«, die wird doch hoffentlich bald ergänzt von Brandheiß-Schlagzeilen à la »CSU gegen Linksruck« oder »FDP unter Liberalismus-Verdacht«?

Geduldig:

Titanic

Reinhard Erös:

»Wer Tornados nach Afghanistan schickt, hilft den Taliban. Mit Lehrern und Ärzten hingegen wären sie zu bekämpfen« – verbietet das nicht die Genfer Konvention? Oder wenigstens die GEW?

Im übrigen einverstanden:

Titanic

Liebe neu eröffnete Änderungsschneiderei in Norderstedt!

Das allererste, was Du ändern solltest, das ist … Oder biste schon selbst draufgekommen? Nein? Dann denk mal s(c)harf nach!

Deine

Titanic

Beckstein!

Sie haben im Interview glasklar erkannt, es gebe eine Art »Symbiose« von Links- und Rechtsextremismus: »Aktionen von Linksextremisten, zum Teil auch Gewalttaten, knüpfen häufig an Veranstaltungen von Rechtsextremisten an.« Eben. Nun knüpft aber auch extreme Polizeigewalt häufig an linksextreme Aktionen an; und gegen diese Symbiose wäre ja dann evtl. auch mal was zu unternehmen.

Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Titanic

Sie, Pater Angelus,

vulgo Karl Albrecht Graf von Waldstein-Wartenberg, sind nun, wie die Süddeutsche Zeitung zu berichten weiß, nicht nur Sproß eines böhmischen Adelsgeschlechts, sondern waren auch mal Direktor des Benediktiner-Gymnasiums im Kloster Ettal und wissen deshalb, weshalb man als Christ, Pädagoge, Graf und Vertriebener mit den Tschechen Geduld haben muß: »Bei sensiblen kulturellen Themen kommt ein primitiver Schlamm hoch, daß es einem graust.« Leider wollen aber die Tschechen nicht begreifen, daß es sich bei der Zerschlagung der CSR und der Entrechtung und Ermordung ihrer nichtarischen Bürger tatsächlich um ein sensibles kulturelles Thema handelt und nicht etwa um ein Verbrechen, wie unfähige tschechische Lehrer und die ignorante tschechische Presse immer noch behaupten; weswegen Tschechien Ihrer Ansicht nach dringend eine Generation von Pädagogen und Journalisten braucht, die »höhere Ansprüche« stellt.

Wie man sie bspw. an bayerischen Klosterschulen und Stammtischen hat, wo einschlägig kulturell-historische Themen schon immer mit soviel Sensibilität behandelt worden sind, daß es mal wieder wen graust?

Genau:

Titanic

Da, Ulla Schmidt,

starten Sie also am 20. Mai die Aktion »Bewegung liegt in unserer Natur – jeden Tag 3000 Schritte extra«, zu der Sie alles und jeden aufrufen, einen »3000-Schritte-Spaziergang in Deutschlands Großschutzgebieten« zu unternehmen, damit »die Besucherinnen und Besucher für mehr Bewegung mobilisiert und für den Naturschutz sensibilisiert« werden; Sie selbst wollen durch den Müritz-Nationalpark rumpeln. Was man halt so macht als Ministerin, um den lieben langen Tag beschäftigt zu sein. Uns ist natürlich vollkommen klar, daß weder Sie noch das beteiligte »Infobüro Prävention« oder die »Nationalen Naturlandschaften« damit rechnen, daß dieser Stuß irgendwen interessieren wird, aber, nur mal so als Gedankenspiel: Angenommen, es würde doch eine nennenswerte Zahl von Menschen Ihrem Aufruf Folge leisten, sich in den Geländewagen setzen und mit der 15-Liter-Kutsche die paar Dutzend Kilometer bis zum nächsten Großschutzgebiet zurücklegen, um dann dort »weitab vom hektischen Alltag der Städte« durch »geschützte Lebensräume für Pflanzen und Tiere« zu trampeln – sind Sie ganz sicher, daß Sie damit Ihrem »gemeinsamen Ziel, Natur zu schützen und zu bewahren« auch nur 3 Schritte nähergekommen sind?

Wegtreten!

Titanic

Peter Hahne!

»Aufschwung, Sonne, Knut: Geht’s uns endlich wieder gut?« hieß das wieder mal vorbildlich demente Thema bei »Sabine Christiansen«, und wo Demente beisammensitzen, dürfen Sie als deren mediale Galionsfigur natürlich nicht fehlen, schon gar nicht, wenn’s wider die miese Laune im Land geht: »Wir sind seit vier Jahren Export-Weltmeister und trotzdem jammern wir … Positive Stimmung können wir nur haben, wenn sie begründet ist … Wenn wir schon sagen: Wir sind Papst, Knut etc., dann sage ich auch: Wir sind Aufschwung! Alle haben daran mitgewirkt.«

Nämlich die Exporteure von Arbeitsplätzen und steuerpflichtigem Unternehmenskapital, die Promoter der modernen Sklavenhaltung, sprich Zeitarbeit, die Langzeitarbeitslosen, an denen Ihr schöner Aufschwung allemal vorbeigeht und die ungewollt beim Lohndrücken helfen, sowie alle öffentlich-rechtlichen Stimmungskanonen, die für Zynismus schlicht zu doof sind und wohl wirklich an den volksgemeinschaftlichen Feelgood-Sums glauben, den Sie wo immer möglich herauskäsen.

Daß Ihr Gott das zuläßt!

Schluß mit lustig:

Titanic

Und wenn Sie, Herr Winson (Radiomoderator),

uns auf Motor-FM nächstes Jahr noch einmal einen »schönen Osterfreitag« wünschen, nageln wir Sie wegen Verbrechens gegen das Kalendarium eigenhändig ans Kreuz! Versprochen!

Weiß, wo der Hammer hängt:

Titanic

Mal auf ein ernstes Wort, Schreiner!

Als einer von Euch vor Jahren den Einfall hatte, sich auf Fenster und Türen zu spezialisieren, da steckte ihm scheint’s noch ein winziger Span vom Lateinunterricht im Schädel, und dem haben wir zu verdanken, daß auch empfindsame Menschen nun allüberall die mit einem Akkusativ Plural benamsten Filialen von »Portas« ertragen müssen. Wie überrascht waren wir aber, als letzte Woche ein Fahrzeug von, festhalten, »Fenster und Türen Ante« vor dem Haus stand!

Bitte komme jetzt keiner von Euch auf die Idee, eine weitere Firmenabspaltung oder was vorzunehmen und die dann, im gut humanistischen Geiste, »Fenster und Türen Hannibal« zu nennen. Denn die bereits vorhandenen Handwerker trampeln mit ihren Elefantenfüßen schon genug über unseren Köpfen herum, und dann würde uns endgültig die Gallico hochkommen!

Omnis divisa in partes tres:

Titanic

Donnersmarck, Henckel von!

Nein, wir wollen nicht erörtern, daß und warum Sie der staunenden Weltöffentlichkeit mitgeteilt haben: »So ein Oscar, das ist schon etwas Phallisches, der symbolisiert Manneskraft.« Um dann, vier Wochen später im Hof der Münchner Residenz, einen Schwarm von Reporterinnen zu fragen: »Wollt ihr ihn sehen?«, um »ihn« dann aus dem Kofferraum Ihres BMW zu holen und »ihn« herzuzeigen. Nein, wir wollen in diesem Zusammenhang nicht an die Miniaturgeschichte »Die Werbung« aus Oskar Maria Grafs »Bayrischem Dekameron« erinnern, wo der Lechner Xaverl der Pleininger Resl nach der zehnten Maß Bier was sagen muß, was sich aber als schwierig erweist, weil er ihr gleichzeitig erklärt: »I red net gern«, bzw.: »I hob’s net mit’n Red’n.« Und schließlich aber doch noch Mut faßt und fragt: »Soit i’n außatoa?«

Nein, Henckel von Donnersmarck, wir haben mehr Ihren anschließenden Empfang bei Stoibers im Visier. Bei dem Sie ins Mikrophon weinten, daß Sie es durchaus als besonderes Glück ansähen, in Bayern leben zu dürfen, dem so überaus erfolgreichen Arbeiter- und Bauernstaat, dessen Staats- und Parteichef Edmund Stoiber als unvergleichlicher Förderer der Filmschaffenden Ihren Oscar praktisch erst ermöglicht habe –

wie? Wir haben da etwas durcheinandergebracht? Stimmt. Das servile Hofnarren-Geschwätz der einen auf Staatsempfängen. Und das Leben der anderen.

Hosenstall zu!

Befiehlt

Titanic

Wladimir Kaminer!

Ihrer immer wieder geäußerten These, es wäre für die deutsche Küche besser gewesen, wenn die Germanen im Teutoburger Wald gegen die Römer verloren hätten, wollen wir dann doch nicht folgen: Die Engländer z. B. waren vierhundert Jahre von den Römern besetzt, und die englische Küche würden Sie wohl nicht mal im Spaß loben, oder?

Weiterhin köstliches Glossieren wünscht

Titanic

Und Ihr, Friedhofsgärtner Gelsenkirchen EG,

wollt Euch also uns noch halbwegs lebendige Individuen als zukünftige Kunden sichern, in dem Ihr per Werbeflyer Horrorszenarien über »die Bestattung im anonymen Grabfeld« in die Briefkästen senkt: Sie »beendet von einem Tag auf den anderen jegliche Individualität«, denn »unter uniformen Rasenflächen verschwindet die Persönlichkeit«, zudem: »Es fallen erhebliche Zusatzkosten für die Rasenpflege an.« Das geht alles natürlich gar nicht: ein endgültiger Tod, der unsere Individualität von einem Tag auf den anderen beendet und unsere Persönlichkeit unterm Rasen verschwinden läßt, dessen Pflege uns dann noch die verbliebenen Haare vom Kopf frißt! Weshalb wir dankbar zur Kenntnis nehmen, daß Ihr uns eine Alternative zeigt: »Es ist Ihre Entscheidung, ob Gras über die Erinnerung wächst!« Und obwohl wir ja über so manches dann doch ganz gerne Gras wachsen lassen würden, wären wir Euch womöglich dennoch auf den Leim gegangen und hätten das volle Grabpaket bestellt, wenn Ihr schlußendlich nicht in Aussicht gestellt hättet: »Wollen Sie Ihre letzte Ruhestätte genauso individuell gestaltet wissen, wie Sie zu Ihren Lebzeiten auch Ihre Wohnung eingerichtet hatten?«

Denn wenn wir dereinst eines ganz sicher nicht wollen, dann das.

Eure Ikea-Messies von der

Titanic

Bielefeld!

Wir wissen, daß es Dich gibt. Wir haben Dich schon einige Male besucht, uns brauchst Du nicht zu erzählen, daß Du tatsächlich existierst. Aber erzähl’s doch vielleicht den Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn, Du weißt schon, das sind diese rot-weißen Kästen, an denen ehemalige Schalterbeamte, denen man das schöne Wort »Automatenguide« auf den Rücken geklebt hat, uns Bahnkunden mit dem Spruch »Kann ich Ihnen helfen?« belästigen.

Diese Fahrkartenautomaten kennen Dich nicht so gut: Ersucht man nämlich so einen Touchscreen mit der Aufschrift »Bitte drücken Sie den Automaten«, eine Zugverbindung nach Bielefeld anzuzeigen, dann wirst Du nicht sofort als möglicher Zielbahnhof mit eigener Schaltfläche angezeigt, sondern wir müssen mühsam Deinen Namen mit Hilfe der Alphabettasten eingeben. Das führt allerdings auch nicht dazu, daß Du bereits bei B angezeigt wirst. Auch nach BI erscheinst Du noch nicht; dafür allerdings als mögliches Reiseziel: Bialystok.

Und das, Bielefeld, liegt mehr als 1100 km östlich von Dir, in Polen; fast schon in Weißrußland. Und die Bahn schickt ihre Kunden lieber dahin als zu Dir.

Gemein, wie?

Irgendwie dann doch wieder Deine

Titanic

Lieber Gott!

Haben wir irgendwas nicht mitbekommen? Ist es soweit? Müssen wir uns Sorgen machen? Du hast Adolfs Marinerichter Filbinger doch sicherlich nicht zum Harfespielen zu Dir beordert, oder? Sondern fürs – Jüngste Gericht?

Da können wir uns die Anwaltskosten ja wohl glatt schenken!

Ein wenig bang: die Matrosen auf immer Deiner

Titanic

BAP!

Wie man Plakaten in der Stadt entnehmen kann, beginnt das Kölner Abschlußkonzert Eurer Tournee um exakt 19.38 Uhr – und als erster Song wird »Kristallnacht« gespielt?

Uuuuuuääääääärghs!

Titanic

Liebe Einsender!

Vielen Dank für Eure Einsendungen. Einen Teil davon möchten wir drucken, einen Teil davon nicht, so weit, so schön. Nur: Eure aktuelle Angewohnheit, bei auch nur sechzehntelwegs brisanten Zuschriften (Lokalpolitik, Hartz IV, die da oben) auf einem Pseudonym zu bestehen, »weil ich sonst Schwierigkeiten kriege« / »weil man nie weiß, wer mitliest« / »weil, wer in Bayern lebt und drüber schreibt, besonders aufpassen muß« – das, liebe Einsender, glaubt Ihr doch wohl selbst nicht. Bzw. hättet Ihr wohl gern, daß nach einer gepfefferten Satire gegen Beckstein plötzlich der Staatsschutz vor der Tür steht und Euch aus einem Hubschrauber in den Chiemsee schmeißt!

Wohl noch nie was von repressiver Toleranz gehört, wie?

Trotzdem Eure

Titanic

Apropos Techno, Rainald Goetz!

Ihren zahlreichen Selbstverwandlungen, Vivisektionen und Hirnlappen-Rearrangements zuzuschauen war natürlich schon immer ein ganz eigenes Vergnügen, aber was muß man eingeworfen haben, um einen immerhin leibhaftigen Außenminister vor den Anfeindungen einer frechen Presse in Schutz zu nehmen, wie unlängst in Ihrem Vanity-Fair-Blog »Klage« geschehen? »Die ressentimentabgesicherte Verhöhnung derer, die in den Apparaten Entscheidungen treffen und dabei wirklich Verantwortungslast übernehmen, ist reaktionäre Antiaufklärung, so gesellschaftsschädlich und verblödet wie die Autoritätsfixierung und Apparategläubigkeit von vor 68. Rot-Grün ist auch an falscher Amtsverachtung gescheitert. Steinmeier ist anders, eine Ecke weiter als Fischer und Schröder, komplizierter, zurückgenommener, seriöser und kultivierter.« Wir wollten ja schon immer mal wissen, was am Ende des ultimativen Trips steht; aber daß man dann anfängt, regierungsfreundliche Leitartikel zu verfassen, um topseriöse Spitzbuben vor gesellschaftsschädlicher Amtsverachtung, ja staatsfeindlicher Hetze zu schützen, das ist selbst uns eine Spur zu, na ja, irre!

Rave on:

Titanic

Mad Mattusek!

»Rumms, rumms. Selbst wenn man die jüngste Hauptstadt der Welt durchs Kinderzimmer betritt, wird man von historischen Echos eingeholt. Rumms, rumms. Berlin, die Hauptstadt der drittgrößten Wirtschaftsmacht der Erde, ist zunächst nichts als ein historischer Echoraum.« So leiten Sie Ihre dreiteilige Berlin-Serie (gähn!) für den Netz-Spiegel mit dem Lagebericht aus einer Techno-Disco ein, und wenn wir einfach mal so tun, als wäre es nicht völlig vergeblich, bei Ihnen nach Sinn und Verstand zu fragen: Was um Himmels willen ist ein historischer Echoraum? Zumal wenn man ihn durch das Kinderzimmer betritt? Endlos lange Absätze voll verwirrten Gestammels lassen Sie uns im dunkeln tappen, um das Rätsel dann aber doch noch überraschend aufzulösen: »Der Alexanderplatz ist historisch das Herz. Aber Berlin hat kein Herz. Das Herz sind die Menschen, und der Herzschlag wird im Moment von DJ Richie Horton vorgegeben. Für Ariadne von Schirach, Autorin des Buches ›Der Tanz um die Lust‹, ist das ›Weekend‹ eine der ›gelungeneren Selbstdarstellungsplattformen‹ in der Stadt, sie ist blond und auf intellektuelle Art frivol und die Enkelin des Reichsjugendführers Baldur von Schirach. Generationen-Echos.«

Ach so. Daß Sie alter Sack dem Aufschneiderschnittchen A.v. Schirach erliegen, wundert uns wenig; aber wie Sie dafür Opa Baldur hervorzerren, das scheint uns doch auf bemerkenswert unintellektuelle Art obszön.

Nur mal so als Echo von der Generation

Titanic

»Bild am Sonntag«!

Auf Deiner, nun ja, »Kultur«seite stelltest Du kürzlich die Ergebnisse Deiner Aktion »Lebendiges Deutsch« vor: »Wegekarte« für »Roadmap«, »Sichtfeld« für »Display«, »Klapprechner« für »Notebook« – so in etwa könne man böse Anglizismen aus der deutschen Sprache ausmerzen. Glücklicherweise gab es auf der gleichen Seite auch noch eine, nun ja, »Buchkritik« von Deinem Alex Dengler zu lesen: »Moderne Story, trotzdem lahm: Sex, Drugs & Rock’n Roll – das waren die Ideale ihrer Eltern. Doch heute ist alles komplizierter, und darum kracht es zwischen Kids und ihren Erzeugern« –

bei aller Kritik: Deine Inkonsequenz macht uns manchmal – Verzeihung – richtig happy!

Deine Kids von der

Titanic

Prof. Dr. Dietrich Fries, Bruchsal!

Mit Wucht und Verve verteidigen Sie die unlängst als Energiefresser ins Gerede gekommene gute alte Glühbirne und offerieren in der nicht zuletzt für solche Belange zuständigen Leserbriefspalte der FAZ »einen nüchternen Blick« auf die Problematik: »Die von der Glühbirne erzeugte Wärme wird an das Zimmer abgegeben, in dem sie angeschaltet wird. Dessen Öl- oder Gasheizung wird aber im allgemeinen temperaturgeregelt. Die von der Glühbirne abgegebene Wärme reduziert daher den Verbrauch an Heizmaterial in entsprechendem Maß. Eine vermehrte Freisetzung von Kohlendioxid ist unter solchen Bedingungen für mich nicht erkennbar.« Demnach machen Sie, Herr Professor, nur dann das Licht an, wenn Sie frieren? Und den Ofen aus, wenn’s draußen dunkel wird? Und nachts drehen sie den Kühlschrank leiser? Ja? Dann noch viel Glück beim nüchternen Kalkulieren! Und gute Besserung!

Wünscht Ihre im allgemeinen nicht ganz so nüchterne

Titanic

He, Pierce Brosnan!

So viele Kröten wie Sie als hauptdarstellende Doppel-Null mit der Lizenz zum Rasen während der Dreharbeiten für die uns als Agententhriller verkauften BMW-Werbespots mit Extrem-Überlänge mutmaßlich plattgefahren haben, können Sie mit Ihrem uns vom Stern vorgesetzen, vorschriftsmäßig medienwirksamen Gewässerschutzengagement doch gar nicht mehr retten, oder?

Mit der Lizenz zum Blödeln:

Titanic

Chirurgen!

Laut einer Studie der Fachzeitschrift Archives of Surgery schneidet Ihr in Tests Eurer chirurgischen Fähigkeiten bei minimalinvasiven Operationen besser ab, wenn Ihr regelmäßige Computerspieler seid. Das ist einerseits verständlich, denn bei solchen Eingriffen wird das Operationsbesteck nur durch eine kleine Öffnung in den Körper eingeführt, und was Ihr darin tut, seht Ihr nur auf einem Monitor, und das ist ja dem Spielen von 3D-Spielen am Rechner sehr ähnlich.

Andererseits machen wir uns doch ein bißchen Sorgen, daß Ihr durch diese einschlägigen Erfahrungen zur Laxheit verleitet werden könntet: Man kann ja den Level noch mal spielen, wenn’s schiefgeht! Oder wenn Ihr mal einen schlechten Tag habt: greift Ihr dann statt zum Mikroskalpell lieber zu Kettensäge, Schrotflinte oder Panzerfaust? Oder schaltet gar gleich in den God mode?

Nuke my appendix:

Titanic

Oliver Pocher!

Bereinigen wir eines Ihrer Interviews mal um die zahlreichen Grammatikfehler, dann bleibt in etwa das: »Was Kritiker sagen, geht mir dermaßen am Arsch vorbei, weil das irgendwelche frustrierten Leute sind, die da irgendwo in ihren Redaktionen sitzen und ihren Bericht runterreißen müssen und das, was junge Leute machen, nicht uneingeschränkt gut finden können, denn das ist ja Deutschland« – zugegeben: Frustration, alte Kritiker, junges Deutschland, alles ganz schön schlimm.

Aber ist Ihnen schon mal in den Sinn gekommen, daß das, was Sie machen, einfach, na ja: nicht gut ist?

Könnte doch sein!

Titanic

Diakoniekrankenhaus Mannheim!

»Es freut uns, daß Sie sich uns anvertraut haben, und wir alle sind bestrebt, zu Ihrer Genesung beizutragen und Sie baldmöglichst in Ihren gewohnten Bereich zu entlassen«, schreibst Du auf Deiner Homepage, und wer Dich nicht kennt und/oder diesen Satz zum ersten Mal liest, der glaubt’s vielleicht auch – wer aber für eine völlig gewöhnliche Computertomographie schon mal vier Stunden in Deiner Notaufnahme verbracht und sich von Deinen Angestellten hat erniedrigen lassen, um dann nach netto neun Minuten der medizinischen Schändung in Laborrattenmanier durch Deine katasteramtsähnlichen Gänge nach draußen zu fliehen, der könnte sich nach der Lektüre dieses Satzes vielerlei denken. Ganz sicher aber würde er sich eher einen rostigen Nagel ins Auge stechen, als auch nur noch ein einziges Mal einen Fuß in Deine betongewordene Misanthropie zu setzen.

Jede Wette!

Titanic

Und aber Sie, Möhrchen (Reinhard),

rühren Ihren immersüßen Spiegel-online-Quark jetzt also nur noch für uns: »Schafft Harems-Hospitanzen! Ist Brigitte Mohnhaupt die neue Uschi Obermaier? Sprengt die Ex-RAF-Frau demnächst wieder was – gesellschaftliche Konventionen im Harem zum Beispiel? ›Warum nicht?‹, fragt sich Reinhard Mohr« – sehr hübsch und gern geschehen. Gleichfalls hübsch das Foto einer nuttig kuckenden Jungschauspielerin über der Bildzeile: »Uschi-Obermaier-Darstellerin Natalia Avelon: Vorbild für Mohnhaupt?« Ja; und wenn Sie jetzt noch eine Spur beschlagener, verhauener und bekloppter würden, dann läsen wir Ihre Texte gar auch beinah wieder durch. – Nein? Geht nicht?

Na kommen Sie.

Titanic

Nix geworden, Heinz Rudolf Kunze,

ist’s ja mit der Qualifikation für den Eurovision-Song-Contest, aber jemand, der wie Sie Osnabrück überlebt hat, bläst deshalb noch längst keine Trübsal; sondern bedankt sich artig bei der treuen Fangemeinde für die Unterstützung, die ja immerhin für einen zweiten Platz (von dreien) in der Vorausscheidung gut war. Das ist nett; aber muß das unbedingt in Form einer handschriftlichen Nachricht geschehen des Wortlauts: »Herzliche Grüße an die Wunderkinder, die Kritischsten unter den Loyalen, die Aufmerksamsten unter den Eingeweihten. Viel Mühe und Liebe ist in Eure Beiträge eingeflossen. Es ist schön, Menschen dermaßen zu beschäftigen. Euer Heinz«? Bzw. wären Grüße an die Plunderkinder, die Loyalsten unter den Unkritischsten, die Besinnungsfernsten unter den Liebesbedürftigen nicht am End’ wahrheitsnäher gewesen? Und reicht es nicht, wenn die Menschen von den Hartz-IV-Agenturen dermaßen mit dem letzten Mist beschäftigt werden?

Ihre kritisch-illoyalen Vögelbeobachter auf der

Titanic

Grüezi, »Neue Zürcher Zeitung«!

In einem geradezu überschwenglichen Nachruf hast Du den Lebensweg des ehemaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg und noch ehemaligeren NS-Richters Hans Filbinger nachgezeichnet, der noch kurz vor Ende der berühmten 1000 Jahre Todesurteile gegen Deserteure mitverhängt hatte. Aus Deiner Sicht nun muß man »die entlastenden Faktoren stärker berücksichtigen«, wie die Urteile auch keine Exzesse gewesen seien, lege man nur »die Maßstäbe an, die bei der Aufarbeitung der DDR-Rechtssprechung entwickelt wurden«.

Eben. Denn egal ob realer oder nationaler Sozialismus: Was früher Recht war, kann heute einfach nicht Unrecht sein; zumal beim Untergang der Deutschen Demokratischen Republik Dutzende von Stasigerichten die ostdeutschen Deserteure genauso akkurat erschießen oder an die Straßenlaternen von Rostock bis Dresden hängen ließen wie Dein Kumpel aus dem Reich.

Um Überprüfung der Maßstäbe bittet

Titanic

Chapeau, Thomas Fürst!

Politisches Talent scheinen Sie ja zu haben, auch wenn Sie fürs erste nur im Stadtrat von Regensburg sitzen und als Stellvertreter im Kreisvorstand der CSU mitmachen dürfen: Schon bei Ihrer Wahl zum Ortsvorsitzenden hatten Sie einem immer lauter werdenden Vernehmen nach Ihre Wähler einfach vorher selbst rekrutiert und zur Wahl mitgebracht. Auch besitzt einer wie Sie genug politische Klugheit, sich nicht mit Rechtsradikalen zu umgeben: Ihr Spezl und Nachfolger im Amt des JU-Kreisvorsitzenden hat ja mitgeteilt, daß Sie beide auf diesem Foto da aus seinem Jugendzimmer eben nicht vor einer Reichskriegsflagge gestanden sind. Wenn Ihre persönlichen Parteifreunde mal »Die Wacht am Rhein« oder »Bomben auf Engeland« singen, ist das allenfalls ein Zeichen von Geschichtsbewußtsein, und daß Sie, Fürst, nächtens einem Ausländer mit einem »Scheißkanake, verpiß Dich!« heimgeleuchtet haben sollen, ist gewiß die übliche Propaganda des linken Meinungskartells.

Da war’s natürlich doppelt unangenehm, daß Ihre Fraktion Ihnen das Mißtrauen ausgesprochen hat; und wir müssen Ihnen ausnahmsweise beipflichten: Beim Führer hätt’s das nicht gegeben!

Ihre Fürstenleger auf der

Titanic

Packend, MDR,

fanden wir die Dramaturgie Deines Berichtes über den Vulkanausbruch auf Réunion: »Fehlalarm: Nicht brennende Lava ließ die Inselbewohner hochschrecken, sondern brennende Asche von einem Waldbrand.« Auf frische Berichte wie »Durchatmen in Chemnitz: Nicht Neonazis haben die beiden Marokkaner zusammengeschlagen, sondern ganz normale betrunkene Kleingärtner« wartet aber nicht:

Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Bssssssssssssss, Bienen!

Bssssssssssssss, Bienen!

In den USA ist gerade ein Impfstoff für Euch freigegeben worden, nämlich gegen die Amerikanische Faulbrut, die Euch seit einer Weile dahinrafft. Nun wollten wir schon höhnen: »Haha, jetzt wird zurückgestochen! Da merkt Ihr mal, wie unangenehm das ist«, doch dann lasen wir die entsprechende Meldung genauer und erfuhren, dass das Vakzin gar nicht injiziert, sondern dem Gelée Royale für Eure Königinnen beigemengt wird. Erschreckend, wie sich wieder einmal die Impfgegner/innenlobby durchgesetzt hat!

Zeichnet somit erst mal keine Beeontech-Aktien: Titanic

 Nice one, Ted Cruz!

Sie sind US-Senator und mittlerweile auch hierzulande als rechter Hardliner und Schwurbelkopf der Republikaner halbwegs bekannt. Derzeit setzen Sie sich für die Begrenzung auf zwei Amtszeiten für Senator/innen ein. Und wollen gleichzeitig für eine eigene dritte kandidieren.

Diesen Ansatz finden wir sehr vielversprechend, um die Anliegen Ihrer Partei durchzubringen. Sie sollten ihn unbedingt auch auf andere Themen anwenden! Unsere Vorschläge: Waffenniederlegungen gegen schärfere Waffengesetze, Abtreibungskliniken gegen Abtreibungen und offene Grenzen gegen Einwanderung.

Für weitere Tipps stehen jederzeit zur Verfügung:

Ihre Snowflakes von Titanic

 Gute Idee, Porsche-Vorständin Barbara Frenkel …

Sie haben Ihre Erwartung zum Ausdruck gebracht, dass die Regierung das (zufälligerweise auch von Porsche produzierte) synthetische Benzin, also E-fuels, subventionieren und somit billiger machen müsse. Denn: »Der Kraftstoff, den wir herstellen, ist viel zu teuer, als dass wir ihn so verwenden könnten.«

Dieser Superidee schließen wir uns gerne an: Wir tippen jetzt jedes Heft auf unseren eigens entwickelten »E-tools« (Kryptotinte), aber weil das doch aufwendiger ist als die Arbeit am PC, fordern wir dann gemeinsam mit Porsche Geld vom Staat, um die Heftkosten zu drücken, ja? Nein? Dann sehen Sie bitte endlich ein, dass Sie sich mit Ihrer ineffizienten Deppentechnologie auf dem Markt nicht durchsetzen werden, und sagen Sie Ihren peinlichen Brummbrumms Lebewohl.

Wünscht Ihnen keine gute Fahrt: Titanic

 Hallo, Literaturkritik!

Was ist los mit Dir? Alt geworden? Müde? Wir waren doch so gut aufeinander eingespielt: Du liest ein neues Werk von Raphaela Edelbauer (»Das flüssige Land«, 2019 / »Dave«, 2021), gerätst aus dem Häuschen, schreibst irgendwas wie »sprachlich souverän« und »Raffinesse« und »Kafka« und »enorme Sprachmächtigkeit« und abermals »Kafka«, und wir schauen uns das schwergelobte Werk etwas genauer an und finden lauter wundersame Stellen, die Du wahrscheinlich überlesen hast: »Der ganze Raum zitterte glückselig vor Neid wie ein trotziger Block Aspik« zum Beispiel. Oder: »Selbst wenn jemand bloß geschäftig und zielgerichtet den Gang hinunterging, war sein Streben vom Habitus eines Handgemenges«. Oder: »Da richtete sich Pawel jäh auf, und die Lider waren wie von transparenten Seilen an der Stirn aufgerafft.«

So weit, so gewohnt. Aber jetzt? Erscheint »Die Inkommensurablen«, Edelbauers dritter Roman in knapp dreieinhalb Jahren – und Du, Literaturkritik, versagst plötzlich. Mäkelst rum! Erstmalig! Hältst das zwar alles weiterhin für »glänzend« und »klaren Stil«, meinst aber, dass sich »da und dort kleine Fehler eingeschlichen« hätten; findest das Buch stur »faszinierend«, aber auch »faszinierend misslungen«; attestierst auf einmal »Manierismus«, ja stellst (mit dem Spiegel) die ganz großen bangen Fragen: »Mist oder Musil?«

Heißt das, dass Dir allmählich was schwant? Dass Du Lunte gerochen hast? Verdacht schöpfst? Dass Dir an Sätzen wie »Dessen Reaktion produzierte eine ungeheure Diskrepanz« oder »Junge Charmeure in Militäruniform liefen ein paar Mädchen nach, die sich beim Kaufen einer Brezel aus der Auslage eines groben Böhmen kokett umdrehten« irgendwas auf-, irgendwas missfällt – Du weißt nur noch nicht, was genau?

Und also R. Edelbauer bloß noch sieben oder acht Romane schreiben muss, bist Du in zehn oder elf Jahren auf dem Laufenden bist, was die Sprachmächtigkeit dieser Art von Literatur betrifft?

Na dann – durchhalten!

Wünscht Titanic

 Ach, »Welt«,

wohl mangels Materials bewarbst Du online einen sieben Jahre alten Artikel aus dem Archiv, und zwar mit den Worten: »Wenn ihr diese Wörter benutzt, wirkt ihr intelligenter.« Dazu ein wahlloses Foto einer jungen Frau.

Nun wollen wir Dich nicht enttäuschen, müssen aber doch auf einen wichtigen Umstand hinweisen, der Dir anscheinend entgangen ist. Man muss nämlich nicht nur bestimmte Wörter benutzen, um intelligent zu erscheinen, sondern diese auch noch in eine komplizierte Reihenfolge bringen, die oft ganz entscheidend ist.

Dumm für oft Welt hält Journalist/innen: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Beim mittelmäßigen Zahnarzt

»Bitte weit aufmachen! Nicht erschrecken, meine Mundhöhlentaschenlampe ist mir vorhin ins Klo gefallen, ich muss eine Wunderkerze benutzen.«

Torsten Gaitzsch

 Post vom Mediator

Beigelegt: ein Streit.

Andreas Maier

 Medienkritik

Ich kann diese Parfum-Influencer auf Youtube einfach nicht riechen.

Fabian Lichter

 Marktregeln

Leuten, denen es in der Supermarktschlange nicht schnell genug geht und die deshalb eine unschuldige Mitarbeiterin ankeifen, fehlt das nötige Kassenbewusstsein.

Viola Müter

 It’s not a Bug

Als Gregor Samsa, Programmierer, eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett erfreulicherweise zu einem ungeheueren Feature verwandelt.

Christian Kroll

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 24.02.:

    Die Deutsche Welle über das Krieg-Spezial im aktuellen Heft und andere themenverwandte Titel (Artikel in russisch, aut. Übersetzung).

  • 10.02.:

    Spiegel berichtet: "EU-Untersuchung Russland soll Fake-'Titanic'-Titelseiten verbreitet haben"

  • 10.01.: "Der Teufel vom Dachboden" – Eine persönliche Pardon-Geschichte in der Jungen Welt von Christian Y. Schmidt.
  • 13.12.:

    Anlässlich des 85. Geburtstages Robert Gernhardts erinnert Christian Y. Schmidt in der Jungen Welt an den Satiriker und Vermieter.

  • 26.10.:

    Chefredakteurin Julia Mateus spricht über ihren neuen Posten im Deutschlandfunk, definiert für die Berliner-Zeitung ein letztes Mal den Satirebegriff und gibt Auskunft über ihre Ziele bei WDR5 (Audio). 

Wenzel Storch: "Die Filme" (gebundene Ausgabe)
Renommierte Filmkritiker beschreiben ihn als "Terry Gilliam auf Speed", als "Buñuel ohne Stützräder": Der Extremfilmer Wenzel Storch macht extrem irre Streifen mit extrem kleinen Budget, die er in extrem kurzer Zeit abdreht – sein letzter Film wurde in nur zwölf Jahren sendefähig. Storchs abendfüllende Blockbuster "Der Glanz dieser Tage", "Sommer der Liebe" und "Die Reise ins Glück" können beim unvorbereiteten Publikum Persönlichkeitstörungen, Kopfschmerz und spontane Erleuchtung hervorrufen. In diesem liebevoll gestalteten Prachtband wird das cineastische Gesamtwerk von "Deutschlands bestem Regisseur" (TITANIC) in unzähligen Interviews, Fotos und Textschnipseln aufbereitet.
Zweijahres-Abo: 117,80 EURSonneborn/Gsella/Schmitt:  "Titanic BoyGroup Greatest Hits"
20 Jahre Krawall für Deutschland
Sie bringen zusammen gut 150 Jahre auf die Waage und seit zwanzig Jahren die Bühnen der Republik zum Beben: Thomas Gsella, Oliver Maria Schmitt und Martin Sonneborn sind die TITANIC BoyGroup. In diesem Jubiläumswälzer können Sie die Höhepunkte aus dem Schaffen der umtriebigen Ex-Chefredakteure noch einmal nachlesen. Die schonungslosesten Aktionsberichte, die mitgeschnittensten Terrortelefonate, die nachdenklichsten Gedichte und die intimsten Einblicke in den SMS-Speicher der drei Satire-Zombies – das und mehr auf 333 Seiten (z.T. in Großschrift)!
Titanic unterwegs
02.04.2023 Fürstenfeldbruck, Kunsthaus Greser und Lenz