Inhalt der Printausgabe

September 2006


Hatte Friede Springer SEX im TODES-AUTO?
NEIN!

Eine Ehrenrrettung
(Seite 1 von 3)

 


   
Mutig und gewohnt tabulos publizierte Bild am 15. Juli 2006 ein Profilfoto der sterbenden Lady Diana und faßte zwei Tage später die jüngsten »Skandalberichte« über die heiße Frage zusammen, ob »Dodi und Di Sex im Todes-Auto« gehabt hätten. Abermals zwei Tage später enthüllte Bild, daß einer der empörten Söhne (»William und Harry empört über immer neue Skandalberichte«) am Rande einer Sportveranstaltung in eine Pferdebox gepinkelt habe (»Hier wird Prinz Harry zu Prinz Pipi II.«). Flankiert, ergänzt und abgerundet wurde das Agenda-Setting mit einem Foto der sich am Hintern kratzenden Freundin des Prinzen: »Harrys Freundin Chelsy (20) fand seine Pipi-Aktion zum, äh, Popo-Kratzen...«
Das war der aufregende Stand der Dinge, als ein Informant, der sich »Tiefe Kehle« nannte, von einem Münzfernsprecher aus ein Frankfurter Satiremagazin anrief und zwanzig Euro für ein Foto verlangte, mit dem er beweisen wollte, daß auch die Bild-Verlegerin Friede Springer am 31. August 1997 vor dem Crash im Todes-Auto gesessen habe, hinten, kopfüber, in sündhaft billiger Reizwäsche, mitten zwischen Dodi und Di.
Dem Anrufer wurde gründlich der Kopf gewaschen: »Erstens, junger Mann, ist Friede Springer eine verehrungswürdige Respektsperson und nicht zufällig Trägerin des Verdienstordens des Landes Berlin, des Bayerischen Verdienstordens, des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, des Outstanding Civilian Service Award der US-Army, des Großen Bundesverdienstkreuzes, des Leo-Baeck-Preises, der Ritterwürde der Französischen Ehrenlegion, des Teddy-Kollek-Preises, der Ehrendoktorwürde der Ben-Gurion Universität des Negev sowie des Weizmann-Preises und des Preises für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin, und sie hätte sich weder in ihrer Eigenschaft als Kuratoriumsmitglied der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten noch in ihrer Eigenschaft als Kuratoriumsmitglied des Axel-Springer-Preises für Nachwuchsjournalisten jemals dazu breitschlagen lassen, irgendwo kopfüber in Reizwäsche vor der Kamera eines Nachwuchsjournalisten Modell zu sitzen, und schon gar nicht in einem Todes-Auto zwischen Dodi und Di.
Zweitens darf sich unserer Meinung nach selbst Friede Springer kopfüber ins Privatvergnügen stürzen, wenn es sie danach gelüsten sollte, drittens kann man heutzutage mit manipulierten Fotos alles und nichts beweisen, viertens ist Ihr Kostenvoranschlag mehr als fair, und fünftens nehmen wir Ihr Angebot dankend an, mein Lieber!«


1 | 2 | 3   


Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Warum, Internet?

Täglich ermöglichst Du Meldungen wie diese: »›Problematisch‹: Autofahrern droht Spritpreis-Hammer – ADAC beobachtet Teuer-Trend« (infranken.de).

Warum greifst Du da nicht ein? Du kennst doch jene Unsichtbar-Hand, die alles zum Kapitalismus-Besten regelt? Du weißt doch selbst davon zu berichten, dass Millionen Auto-Süchtige mit Dauer-Brummbrumm in ihren Monster-Karren Städte und Länder terrorisieren und zum Klima-Garaus beitragen? Und eine Lobby-Organisation für Immer-Mehr-Verbrauch Höher-Preise erst verursacht?

Wo genau ist eigentlich das Verständlich-Problem?

Rätselt Deine alte Skeptisch-Tante Titanic

 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg