Inhalt der Printausgabe

September 2006


Hatte Friede Springer SEX im TODES-AUTO?
NEIN!

Eine Ehrenrrettung
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  Abb. 1: Das ist beileibe nicht Friede Springer im Todes-Auto.

 
 
  Abb. 2: Auch diese Dame denkt überhaupt nicht daran, zwischen Dodi und Di zu sitzen. Der Typ links könnte Dodi sein, aber die Behauptung, daß der Typ rechts Lady Di sei, wäre pure Augenwischerei.

 
An einem konspirativen Ort in der Frankfurter Freßgaß steckte »Tiefe Kehle« zwanzig Euro für ein »Beweisfoto« ein, das nicht so recht zu halten schien, was er versprochen hatte: Auch auf den zweiten Blick sah man darauf zwar eine beschwipste, Friede Springer entfernt ähnelnde Dame mittleren Alters zwischen anderen Personen sitzen, aber nicht kopfüber, nicht in Reizwäsche und zweifellos auch nicht in einem Todes-Auto. Zudem hatte kaum eine andere der abgebildeten Personen eine mehr als oberflächliche Ähnlichkeit mit Dodi oder Di (Abb. 1).
Entsprechend sarkastisch fielen die Kommentare aller um Rat gebetenen Medienexperten und Kenner der Häuser Springer und Windsor aus: »Da will euch jemand für dumm verkaufen«, lautete der Tenor. »Die zwanzig Euro habt ihr säuberlich in den Sand gesetzt!«
In diese knallhart geführte Diskussion platzte »Tiefe Kehle« mit einem weiteren Anruf herein: Er habe versehentlich das falsche Foto ausgewählt; das richtige, das Friede Springer zeige, wie sie leichtgeschürzt zwischen Dodi und Di posiere, koste allerdings noch einmal sechs Euro neunzig zuzüglich 7% Mehrwertsteuer, und wir wären wieder im Geschäft. Das Foto habe er mit Tesafilm unter einer Sitzbrille in der Herrentoilette eines Äppelwoi-Lokals in Sachsenhausen befestigt. Das Honorar sei unter dem Klosettbürstenständer zu deponieren.
Welcher Journalist mit einem wachen »Riecher« für »Geschich ten« wäre da nicht schwach geworden? Und was sind sechs Euro neunzig für ein Foto von Friede Springer im Todes-Auto?
Leider genügte auch das unter die Klobrille geklebte Dokument nicht den hohen von »Tiefe Kehle« geweckten Erwartungen. Wieder war eine blondierte Frau zu sehen, aber wieder nicht kopfüber, nicht in Reizwäsche, nicht im Fond des Todes-Autos und erst recht nicht zwischen Dodi und Di (Abb. 2).
Zweifellos waren hier Kräfte am Werk, die eine unsägliche Schmutzkampagne lostreten wollten, mit dem Ziel, Friede Springers Ruf als Mitglied des Förderkreises der Deutschen Staatsoper Berlin zu ruinieren, ganz zu schweigen von Friede Springers Weltruf als Verlegerin aller Ermittlungsergebnisse über die »Pipi-Aktion« des Prinzen Harry und das »Popo-Kratzen« seiner Freundin. Als der damalige Bundespräsident Roman Herzog die nachmalige Pipi- und Popo-Verlegerin Friede Springer 1994 auf Schloß Bellevue mit einem Verdienstorden ausgezeichnet hatte, war das ausdrücklich »für ihr großes Engagement im Medienbereich« geschehen, und dieses wahrlich große Engagement erstreckt sich selbstverständlich auch auf die routinemäßige journalistische Wühlarbeit in Pferdeboxen, Be senkammern, Hosenställen, Klempnerfalten, Samensträngen, Brustoperationswunden, Urinpfützen und Geburtskanälen. Na und? Pipi, Popo, Blut und Wunden sind nun einmal das Markenzeichen jener Zeitung, der Friede Springer einen Großteil ihres von dem Magazin Forbes auf 2,2 Milliarden US-Dollar taxierten Privatvermögens verdankt. Durch ihr Engagement im Medienbereich hat Friede Springer Enormes geleistet. Die Prä sentation einer sterbenden Mutter und ihres pissenden Sohnes in Bild hat internationale Anerkennung gefunden, und es ist typisch deutsch, jemanden aus Deutschland, der in der Welt etwas gilt, um seine schönsten Erfolge zu beneiden.

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg