Inhalt der Printausgabe

September 2004


Humorkritik
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(T)Raumschiff Not-Surprise
Das Erfreuliche an Bully "Michael" Herbigs Zweitfilm "(T)Raumschiff Surprise" ist ohne Frage sein Erfolg: daß es endlich einer heimischen Produktion vergönnt ist, den erfolgreichsten Kinostart aller Zeiten (in Deutschland) hinzulegen. Na also, es geht doch. So wenig indes die Rekordmeldungen überraschten - schließlich taten Bild und McDonald's das ihre -, so wenig überraschte auch der Film. Schon früh muß den Drehbuchautoren Herbig, Kavanian und Biedermann klargeworden sein, daß ein neunzigminütiger Mix aus Detlefwitzen, Musikeinlagen und Rechnerbildern nicht zu ertragen wäre, daher schoben sie Western- und Mittelaltersequenzen ein. Die nerven natürlich, und die hat man bei Hallervorden auch schon lustiger gesehen.
Sehr angenehm fällt jedenfalls Rick Kavanian auf, der als Pulle, als Schrotty und dann auch noch als Darth-Vader-Zombie Jens Maul mit einer schon unbegreiflichen Wandlungsfähigkeit verblüfft, Herbigs "Vulkanette" Mr. Spuck ergeht sich in der üblichen und völlig überraschungsfreien Herumtunterei, und Christian Tramitz beweist wieder einmal seine Überflüssigkeit; nervtötend wie immer Til Schweiger, der die Rolle des Dummbolzens mit Quäkstimme immerhin auf den aus Kalifornien reimportierten Astralleib geschrieben bekam.
In der Komikwertung kommt Herbigs Blockbuster leider nicht annähernd an Mel Brook's‹ amtliche Star-Wars-Parodie "Spaceballs" (1987) heran; und erst recht nicht an die Mutter aller neuzeitlichen Gagfeuerwerke, an Zucker/Abrahams/Zuckers "Airplane" (1980), der bei uns verrückterweise noch immer unter dem unglaublichen Titel "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" gehandelt wird. Schade, daß bei all dem kreativen und finanziellen Potential nichts Besseres, Lustigeres, Wegweisenderes herausgekommen ist. Kein Vorschein von Witzen, über die noch nie ein Mensch zuvor gelacht hat, kein Hauch von Wahnsinn, kein Mut zum Neuen, nur ein bißchen Zitat, ein bißchen Parodie, ein bißchen Musikklamotte, dafür aber ganz viel versierte PR - das wird für abermals zehn Millionen Zuschauer bestimmt reichen. Beim nächsten Mal aber nicht mehr, und: Mir reicht's freilich schon jetzt.


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hallihallo, Michael Maar!

In unserem Märzheft 2010 mahnte ein »Brief an die Leser«: »Spannend ist ein Krimi oder ein Sportwettkampf.« Alles andere sei eben nicht »spannend«, der schlimmen dummen Sprachpraxis zum Trotz.

Der Literatur- ist ja immer auch Sprachkritiker, und 14 Jahre später haben Sie im SZ-Feuilleton eine »Warnung vor dem S-Wort« veröffentlicht und per Gastbeitrag »zur inflationären Verwendung eines Wörtchens« Stellung bezogen: »Nein, liebe Radiosprecher und Moderatorinnen. Es ist nicht S, wenn eine Regisseurin ein Bachmann-Stück mit drei Schauspielerinnen besetzt. Eine Diskussionsrunde über postmoderne Lyrik ist nicht S. Ein neu eingespieltes Oboenkonzert aus dem Barock ist nicht S.«

Super-S wird dagegen Ihr nächster fresher Beitrag im Jahr 2038: Das M-Wort ist ja man auch ganz schön dumm!

Massiv grüßt Sie Titanic

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

 Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Im andalusischen Sevilla hast Du eine Kontroverse ausgelöst, der Grund: Auf dem Plakat für das Spektakel »Semana Santa« (Karwoche) habest Du zu freizügig ausgesehen, zu erotisch, ja zu hot!

Tja, und wie wir das besagte Motiv anschauen, verschlägt es uns glatt die Sprache. Dieser sehnsüchtige Blick, der kaum bedeckte anmutige Körper! Da können wir nur flehentlich bitten: Jesus, führe uns nicht in Versuchung!

Deine Dir nur schwer widerstehenden Ungläubigen von der Titanic

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Back to Metal

Wer billig kauft, kauft dreimal: Gerade ist mir beim zweiten Sparschäler innerhalb von 14 Tagen die bewegliche Klinge aus ihrer Plastikaufhängung gebrochen. Wer Sparschäler aus Kunststoff kauft, spart also am falschen Ende, nämlich am oberen!

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg