Inhalt der Printausgabe
April 2002
Humorkritik
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Kneipenkomik II |
Als ich hier vor einigen Monaten (vgl. TITANIC 5/2001) über meinen Lieblingskneipenkrakeeler, den unfreiwilligen Großkomiker Wolfgang Stumpf, berichtete, hatte ich die Hoffnung ausgesprochen, daß er sich zu einem würdigen Nachfolger des verstorbenen Hans Duschke/Toschke mausern könnte. Doch seither waren Stumpfs rhetorische Waffen, Sie verzeihen mir, stumpf geworden, aus nicht ersichtlichen Gründen. Wie ich auch linste, lauschte, lauerte und luchste, wenn Stumpf seine Hauptspielstätte, die Frankfurter "Zeitungsente", betrat, wirkte er abgeklärt, einnehmend gutmütig, aber eben keineswegs mehr feurig, wortspielversiert und voller Beleidigungsdrang. Duschke II war ins bürgerliche Lager gewechselt, und das war es dann wohl. Schade. Allein, jedem sei ein weniger aufreibendes Leben denn jenes des daueralkoholisierten Grandiosschimpfers gegönnt. Kürzlich allerdings ließ Weißweinschorlefreund Stumpf die alte Form plötzlich recht unerwartet erneut aufblitzen, noch nicht bei alter Kraft und Laune, doch immerhin. Immerhin arbeite er nämlich nun daran, eröffnete er mir sein jüngstes Lebensprojekt, es "den Vollwichsern endlich richtig zu zeigen", er wolle "die Riesenärsche auseinandernehmen" und "bis zur Hose ausnehmen", was bedeute, er, Stumpf, sei dabei, ein ganz Großer zu werden: "Ich werde Schneider, verstehste? Ich werde zum neuen Dr. Schneider, verlaß dich drauf!" Ich bin gespannt. Wir könnten bald was zum Lachen haben. Vorausgesetzt, Stumpf schlafft nicht ab. Ein paar Euro zur Weißweinschorlealimentierung sind zur Seite gelegt. Harren wir der Epiphanie, geduldig und demütig. |
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