Inhalt der Printausgabe

April 2002


Humorkritik
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Britische Laborbefunde

Es begibt sich aber zur Zeit des zweiten Weltkriegs, daß ein britischer Witzautor namens Ernest Scribbler eher zufällig den lustigsten Witz der Welt aufschreibt - und sich augenblicklich totlacht. Ebenso ergeht es seiner Frau, die den Zettel findet, und noch ein paar anderen Menschen, bevor der Witz in die Hände des Militärs fällt. Der Rest ist Legende: "Tests in der Ebene von Salisbury bestätigten die verheerende Wirkung des Witzes auf eine Entfernung von fünfzig Metern." Übersetzer basteln an einer deutschen Version: "Aus Sicherheitsgründen arbeiteten sie jeweils nur an einem einzelnen Wort. Einer von ihnen sah einmal zwei Wörter und verbrachte mehrere Wochen im Lazarett." Als der übersetzte Witz ("Wenn ist das Nunstück git und Slotermeyer? Ja! Beherhund das Ober die Flipperwaldt gersput!") zum Einsatz kommt, haben die Deutschen entsetzliche Verluste zu beklagen. So weit Monty Python und ihre humoristische Fiktion.
Ein britischer Wissenschaftler namens Richard Wiesman ist den Casus nun erneut und noch seriöser angegangen. "Laughlab" heißt ein groß angelegtes Experiment der University of Hertfordshire zum Zwecke, den lustigsten Witz der Welt zu ermitteln. Auf der Website www.laughlab.co.uk konnten leserseitig eigene Witze hinterlegt bzw. schon hinterlegte nach ihrer Lustigkeit bewertet werden. Die Auswertung und demographische Aufschlüsselung am Ende der ersten Runde ergab nun, wenig überraschend, daß Frauen anderes lustig finden als Männer, daß jedes Land einen anderen Lieblingswitz hat und daß computergenerierte Witze im Schnitt schlechter sind als die handgemachten. Auf Anhieb überraschte lediglich, daß die Deutschen Witze im Schnitt lustiger bewerten als alle anderen Nationen. Eine plausible Erklärung hatte aber die Times parat: Das liege daran, "daß es in ihrer Welt nicht besonders viel Humor gibt und sie unsere Witze deshalb superlustig finden".
Obwohl das Experiment noch bis Mitte 2002 laufen soll, veröffentlichte "Laughlab" weitere Zwischenresultate; Etappensieger ist folgender Witz: Sherlock Holmes und Dr. Watson campen. Sie stellen ihr Zelt unterm Sternenhimmel auf und legen sich hin. Mitten in der Nacht weckt Holmes seinen Adlatus: "Watson, schauen Sie hoch zu den Sternen und sagen Sie mir, was Sie folgern." Watson: "Ich sehe Millionen von Sternen. Und wenn nur ein paar von ihnen auch Planeten haben, ist es sehr wahrscheinlich, daß es ein paar Planeten wie die Erde gibt, und wenn es Planeten wie die Erde gibt, dann könnte es da draußen auch Leben geben." "Watson, Sie Schwachkopf, unser Zelt wurde geklaut."
Ein charmanter Witz, zugegeben. Für militärische Zwecke dennoch völlig ungeeignet. Warten wir also die endgültigen Resultate ab, vorausgesetzt, daß das MI 5 nicht bis dahin die Website sperrt und sich der Resultate bemächtigt.


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hä, »Spiegel«?

»Aber gesund machen wird diese Legalisierung niemanden!« schreibst Du in einem Kommentar zum neuen Cannabisgesetz. »Ach, echt nicht?« fragen wir uns da verblüfft. Wir waren bisher fest vom Gegenteil überzeugt. Immerhin haben Kiffer/innen oft sehr gute feinmotorische Fähigkeiten, einen gesunden Appetit und ärgern sich selten. Hinzu kommen die unzähligen Reggaesongs, in denen das Kiffgras als »Healing of the Nation« bezeichnet wird. All dies willst Du nun tatsächlich infrage stellen? Da lieber noch mal ganz in Ruhe drüber nachdenken!

Empfehlen Deine Blättchenfreund/innen von Titanic

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

 Kurze Anmerkung, Benedikt Becker (»Stern«)!

»Wer trägt heute noch gerne Krawatte?« fragten Sie rhetorisch und machten den Rollkragenpullover als neues It-Piece der Liberalen aus, v. a. von Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner, »Was daran liegen mag, dass der Hals auf die Ampelkoalition besonders dick ist. Da hilft so eine Halsbedeckung natürlich, den ganzen Frust zu verbergen.«

Schon. Aber wäre es angesichts des Ärgers der beiden Freien Demokraten über SPD und Grüne nicht passender, wenn sie mal wieder so eine Krawatte hätten?

Ebenso stilistisch versiert wie stets aus der Mode: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg