Inhalt der Printausgabe

Own it!

Die neuen Feminismusprodukte sind da!

Empowerment für deinen Warenkorb: die neue PERIOD PANTY der »Female Company«, vorgestellt von Komik­podcasterin Ines Anioli und Model­influencerin Stefanie Giesinger. Ihr Clou: Auf dem Schlüpfer steht »My body, my rules« und es ist ein QR-Code eingenäht, der zu einer Hilfeseite für Betroffene von sexueller Gewalt führt. Kostenpunkt: 40 Euro. Denn Feminismus muss nicht umsonst sein! TITANIC zeigt die ganze Kollektion der Marke!

Werde aktiv gegen Ungerechtigkeit! Bei unserem »Anticapital Bra« ist eine Schale ­kleiner als die andere, um Männer an unsere schlechte Stellung in der Gesellschaft zu erinnern. Wear your position!

Du hast zwischen Kindern, Job, den perfekten Blowjob üben, Fitnessstudio und dich selbst und deinen Körper mit allen Makeln, Dellen und Psychosen lieben, keine Zeit mehr, um feste Nahrung zu dir zu nehmen? Kein Problem, unser Shakepulver »Listen to your heart (and your tummy)« musst du bloß mit heißem Wasser übergießen, bevor du die cremige Masse auf deinem Bauch verteilst. So wird dein Körper mit Hyaluronsäure, Vitamin C, Nivea und dem Superfood Cranberry versorgt und macht nie wieder peinliche Verdauungsgeräusche. 

Für andere ist es nur Chemie zum Aufdie­fingernägelschmieren, für dich ist es eine ­Möglichkeit, dich auszudrücken. Entkomme der Sprachlosigkeit, in­dem du dir Botschaften mit Nail Politish (49,99 Euro die Flasche) auf die Nägel schreibst. Dabei kannst du dich für revolutionär-intersektionale Aussagen (»Women* Power«, falls du sechs Finger hast) oder girlbossy-neoliberale Messages entscheiden (»Power Woman«). Find your voice mit ­beiden Händen!

Mit unserer 12-teiligen Skincare-Reihe »Skincare that actually works« – von der du alle Teile benutzen musst, sonst wirken sie nicht, und nimm gern auch immer recht viel davon, kauf dir am besten einen ordentlichen Vorrat – gönnst du dir jeden Morgen erst mal zwei Stunden Me-Time und machst damit deinem Mann und der Familie klar, dass du für kostenlose Care-Arbeit im Haushalt nicht verfügbar bist! Denn deine Zeit ist wertvoll (ganzes Set nur ­diesen Monat für 499 Euro zzgl. Versand)!

Crocs gegen Femizide! Kaufe unsere witzigen Crocs mit dem Statement »​​Nein gegen Mord!« (D) oder »Bitte lass mich am Leben, du Oasch!« (Ö)

There’s so much inside of you! Zum Beispiel ein Penis! Doch Achtung: Es drohen Schwangerschaften und ­Krankheiten! Steigere die Schwangerschafts- und Krankheits-Awareness mit unseren »Sex«-Kondomen in der Trendfarbe ROT, die zu deiner Entschlossenheit und dem Sex passt, von dem du gern und viel hast.

Studien zeigen: Lange Beinhaare schützen vor sexuellen Übergriffen (sogenannter Iiiih-Faktor). Keine Angst, du musst diese aber nicht mühevoll selber wachsen lassen, sondern kannst einfach nach der Rasur in eine unserer nachhaltigen Echthaarleggings (mit Haaren unserer Social-Media-PraktikantInnen) schlüpfen. Hairy on the streets, safe in the sheets (Übersetzung: Du kommst sicher nach Hause ins Bett). Pluspunkt: Die Hose verdeckt Rasurpickel.

Gender Pay Gap? Das kommt bei dir nicht in die Tüte! Die Besonderheiten der Bag statt Gap – die Tasche gegen den Lohnunterschied: Das Fach fürs Portemonnaie ist 20 Prozent kleiner; be­reinigt (nach dem zu heißen Vollwaschgang) sind es immerhin noch sechs Prozent. Für jeden Verkauf gehen zwei Prozent des Erlöses daran, eine Krankenschwester auf  der Straße zu überreden, doch lieber etwas anderes zu machen (Medizin, Lehramt, Informatikheini).

Du findest mass shooter auch mega toxic? We get it girl*, wir auch! Nicht toxisch hingegen ist unsere super leicht aufzutragende und schnell einziehende Foundation »Gut in Schuss«, die nicht nur gegen Einschussstellen im Gesicht, sondern auch Schlupflider hilft.

Dass du dein Fett liebst, wissen wir (und das ist auch gut so!). Aber sitzt es auch an der richtigen Stelle? Um dieses Problem, das wir dir gerade in den Kopf gesetzt haben, musst du dir nie wieder Gedanken machen dank unserer Shapewear »Body Positivity«. Die drückt dein Bauchfett Richtung Po (Unterbauch) oder Brust (Oberbauch), das in deinen dicken Waden in die Füße (Kaufempfehlung: Unseren Crocs gegen Femizide macht es auch nichts aus, wenn deine Füße plötzlich zwei Nummern größer sind). You are perfect, just the way you are in our new shapewear.

Kleiderbügel sind out: Zu gefährlich, zu altmodisch und zu günstig, manchmal bekommt man sie ja sogar umsonst in diesen Kartons vor C&A. Mit unserem DIY-Abtreibungs-Set »Bye, Bye, Baby« fühlst du dich wie neu geboren. Unser Fairstainability-Set für nur 299,99 Euro umfasst ­CBD-Öl (für die Narkose), einen Riesenvibrator, der noch im entlegensten Uteruswinkel den Embryo erreicht, Abbruch-Blutungs-Pantys, eine Donut-Packung, eine CD mit Walgesängen im Regen für die Nerven und ein Aktivist*innen-Handy (neuestes iPhone), mit dem du die Abtreibung direkt live ins Netz übertragen kannst: Die perfekte Mischung aus Selfcare und Aktivismus.

Generelles Must-have des Sommers: Sonnencreme gegen’s Altern! Denn wer alt wird, kann nicht mehr aktiv werden. ;) Auf die Packung haben wir das Wort »Feminismus« drucken lassen, because WHY NOT?

Menstruations-SPECIAL

Endlich ist es wieder so weit – du menstruierst! Hör in dieser Zeit auf deinen Körper, der dir sagt: »Lehn dich zurück, entspann dich, mach super viel Sport, kümmere dich um dich, bloß keine Kohlenhydrate!« Damit du während der redlaxed time möglichst gut loslassen kannst (nicht nur Schmodder), brauchst du die Menstruationsyogamatte (super-saugfähig), auf der du entspannt den Sonnengruß in einen blutroten Sonnenuntergangsgruß verwandeln kannst.

Nach dem Morgenyoga geht’s schnell ins Büro, denn: Periodenzeit ist Produktivzeit! Nicht nur dein Eileiter arbeitet fleißig weiter, auch dein Hirn schafft jetzt viel mehr als sonst. Und wenn du auf einem Menstruationsstuhl (ultra-saugfähig) sitzt, sparst du dir nervige Pausen für den Tamponwechsel (oder für den Stuhlgang).

Bist du eher retro drauf, kannst du dann nach der Arbeit in deine Menstruationsbaggy (mega-saugfähig) schlüpfen, dich in den Menstruationssitzsack (giga-saugfähig) fläzen, die Menstruationslavalampe (nur echt mit eigenen Nachgeburten) anwerfen und entspannt regenerieren.

 

Nur im Shop!

 

Brinkmann / Irmschler

 

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Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

 Verehrte Joyce Carol Oates,

da Sie seit den Sechzigern beinah im Jahrestakt neue Bücher veröffentlichen, die auch noch in zahlreiche Sprachen übersetzt werden, kommen Sie vermutlich nicht dazu, jeden Verlagstext persönlich abzusegnen. Vielleicht können Sie uns dennoch mit ein paar Deutungsangeboten aushelfen, denn uns will ums Verrecken nicht einfallen, was der deutsche Ecco-Verlag im Sinn hatte, als er Ihren neuen Roman wie folgt bewarb: »›Babysitter‹ ist ein niederschmetternd beeindruckendes Buch, ein schonungsloses Porträt des Amerikas der oberen Mittelschicht sowie ein entlarvender Blick auf die etablierten Rollen der Frau. Oates gelingt es, all dies zu einem unglaublichen Pageturner zu formen. In den späten 1970ern treffen in Detroit und seinen Vorstädten verschiedene Leben aufeinander«, darunter »eine rätselhafte Figur an der Peripherie der Elite Detroits, der bisher jeglicher Vergeltung entkam«.

Bitte helfen Sie uns, Joyce Carol Oates – wer genau ist ›der Figur‹, dem es die elitären Peripherien angetan haben? Tragen die Leben beim Aufeinandertreffen Helme? Wie müssen wir uns ein Porträt vorstellen, das zugleich ein Blick ist? Wird das wehtun, wenn uns Ihr Buch erst niederschmettert, um dann noch Eindrücke auf uns zu hinterlassen? Und wie ist es Ihnen gelungen, aus dem unappetitlich plattgedrückten Matsch zu guter Letzt noch einen »Pageturner« zu formen?

Wartet lieber aufs nächste Buch: Titanic

 Ach, Scheuer-Andi,

wie der Spiegel meldet, wird niemand für Sie in den Bundestag nachrücken. Da scheinen die Fußstapfen wohl einfach zu groß zu sein.

Die Besten gehen immer zu früh …

Weiß Titanic

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Aha bzw. aua, Voltaren!

Das wussten wir gar nicht, was da in Deiner Anzeige steht: »Ein Lächeln ist oft eine Maske, die 1 von 3 Personen aufsetzt, um Schmerzen zu verbergen. Lass uns helfen. Voltaren.«

Mal von der Frage abgesehen, wie Du auf die 1 von 3 Personen kommst, ist es natürlich toll, dass Du offenbar eine Salbe entwickelt hast, die das Lächeln verschwinden lässt und den Schmerz zum Vorschein bringt!

Gratuliert salbungsvoll: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg