Inhalt der Printausgabe

Wie TITANIC einmal eine Bürgerwehr gründen wollte und Polizei und Lügenpresse es verhinderten

Freitag, 29. Januar

Es reicht! In der Redaktionsstube der ­TITANIC sind aus besorgten Bürgern wütende geworden: Grapschen hier, Klauen dort. Sexmobs, Asylbetrug, Tanzbetteleien. Täglich sorgen Flüchtlinge und andere Ausländer für Panik auf Deutschlands Straßen. Und auch in der TITANIC-Redaktion. Dort bekommt man von alldem zwar nur über die verharmlosenden Schlagzeilen der Lügenpresse mit – aber das ist noch kein Grund, nicht durchzudrehen. Vor allem, wenn man sich auch noch selbst beschränken muß. Entlarvende Fummelsyrerkarikaturen, die zehn besten Negerwitze aller Zeiten, Gastkommentare von Dieter Nuhr oder Matthias Matussek – all das kann man heutzutage nicht mehr drucken, weil sonst die Political-Correctness-Polizei den Laden dichtmacht.

»Wir wollen das Heft wieder selbst in die Hand nehmen!« ruft Jungspund Moritz ­Hürtgen geifernd über den Konferenztisch. »Der Staat schaut weg!« brüllt Osthooligan Torsten Gaitzsch. »Wir müssen uns wehren«, fordert Tim Wolff aus seinem Schafspelz hervorlugend, »indem wir mit anderen starken Männern unser Revier sauber halten. Wir gründen eine Bürgerwehr!« Mit einem lauten »Hurra!« schreitet der TITANIC-Mob zur Tat und formuliert einen Text für eine Kleinanzeige in Frankfurter Lokalblättern. Wird es ihm gelingen, die Anzeige an der Zensur vorbeizuschmuggeln? Sorgenvolle Blicke in der Runde. Doch dann die Erleichterung: Noch am gleichen Abend wird die Buchung bestätigt. Für 90 Euro ist die Lügenpresse bereit, alles zu drucken. Sogar zweimal, samstags und mittwochs.

Samstag, 30. Januar

Die Anzeige erscheint in der Frankfurter Neuen Presse und der Frankfurter Rundschau. In der TITANIC-Redaktion wurde noch am Vorabend eine Yahoo-Adresse eingerichtet und das braune Telefon für den Anrufersturm vorbereitet: Eine gesittete Bandansage vertröstet Voreilige mit deutschem Gruß auf den Montag. Ab dann will die nun BÜRGER WEHR MACHT getaufte neue Ordnungsmacht ihre Tätigkeit aufnehmen. Flyer, die die Woche über in besonders schützenswerten Gegenden Frankfurts verteilt werden sollen, und ein Gesprächs­leitfaden liegen schon bereit. Rekruten müssen u.a. Angaben über ihr Alter, Geschlecht, ihre Körpergröße, Vorstrafen (kein Ausschlußkriterium), Nationalität (Ausschlußkriterium), Familienstand, Sexualität und Religion machen. Außerdem sollen sie Sätze vervollständigen wie: »Sicherheit bedeutet für mich…«, »Unsere Frauen und Kinder müssen...«, »Meine Ehre heißt…«, »Früher war alles…«, «Mir geht das Messer im Sack auf, wenn… und »Fischers Fritz fischt…«. Und Erfahrung sollten die neuen Mitglieder der BÜRGER WEHR MACHT auch mitbringen, mindestens ein Praktikum in einem Fußballfanclub, Schützenverein, bei einer Motorradbande oder Gang, als Türsteher oder in der Freiwilligen Feuerwehr vor­weisen können.

Sonntag, 31. Januar

Böses Erwachen! Ein Empörungsjournalist vom Spiegel mit nicht gerade urdeutschem Namen hat die Anzeige der BÜRGER WEHR MACHT am Samstagabend in der Rundschau entdeckt und gleich an den Gutmenschenpranger bei Facebook gestellt.

 

Sofort beginnt in der Kommentarspalte eine beispiellose Hexenjagd, es ist, als ­hätten Dutzende »Antifanten« (Frauke Petry) und Multikulti-Tanten nur darauf gewartet, anständigen Bürgern das Grundrecht auf Selbstjustiz abzusprechen. Minuten später beginnt es im Yahoo-Postfach zu klingeln. Linke Störer haben die Adresse für zahl­reiche Newsletter ihrer Lieblings-Webseiten angemeldet.

Der linksautonome Mob spamt mit Newslettern seiner bevorzugten Onlineportale.

Dieses schamlose Treiben führt dazu, daß der Yahoo-Account aus nicht weiter genannten Gründen für zwölf Stunden gesperrt wird. Das ist Zensur. Methoden wie aus der DDR (in der ja auch niemand auf seine E-Mails zugreifen konnte!). Inklusive Bespitzelung: Besonders Spitzelfindige haben die Nummer fehlerfrei bei Google ­eingegeben und sind so auf Diffamierungsportale gestoßen, die den Telefonanschluß der TITANIC-Redaktion zuschreiben. Damit ist die traditionsreiche Aktionsdurchwahl nach über 30 Telefonstreichen verbrannt wie eine Flüchtlingsunterkunft.

Montag, 1. Februar

Die Lügenpresse springt auf den Verleumdungszug auf. Am braunen Telefon rufen gewitzte Lokalschreiberlinge an, verstellen vollkommen überflüssigerweise ihre Stimme, bekunden falsches Interesse und blockieren so die Leitung. Fünf Minuten später rufen sie dann mit ihrer normalen Stimme wieder an, decken den Telefonstreich kichernd auf und fordern frech ein Interview. Hier wird Manipulation im großen Stil betrieben. Und das schon, bevor ein einziger »nordafrikanisch aussehender Mann«, der an »einer Ecke herumlungert«, mal »überprüft« werden kann. Ernsthafte Bewerber hängen stunden­lang in der Warteschleife und haben so möglicherweise viel zuviel Zeit, ihre kostbare Wut zu verlieren oder sich im Internet über die enttarnte Rufnummer der BÜRGER WEHR MACHT zu informieren.

Die Lügenpresse berichtet und diffamiert

Über diese informiert ist auch bereits die Staatsmacht. Ein Mann, der sich als ­Beamter der bald überflüssigen »Polizei« vorstellt, kündigt telefonisch an, uns einen Besuch abzustatten. Er ist von der Abteilung »Staatsschutz – Rechtsextremismus« und berichtet, unsere Anzeige habe bis in hessische Ministerien für Wirbel gesorgt. Die Behörden fürchten sich offensichtlich davor, daß ein paar engagierte Bürger die Arbeit sauberer als sie selbst erledigen. Und tatsächlich klingelt es zwei Stunden später Sturm, sitzen prompt zwei Polizisten in der Redaktion und befragen die künftige Konkurrenz peinlich genau. In was für einem Land leben wir, in dem engagierte Gründer paramilitärischer Truppen von der Staatsmacht eingeschüchtert werden, bevor sie selbst jemanden einschüchtern können?

Auch unser Anzeigenpartner Rhein-Main-Media scheint unter Druck gesetzt zu werden. In einer Mail wird der BÜRGER WEHR MACHT mitgeteilt, daß die (bereits bezahlte!) zweite Anzeigenschaltung für den Mittwoch abgelehnt wird.

Die BÜRGER WEHR MACHT ist am Ende, noch bevor sie richtig loslegen konnte. Tim Wolff und Moritz Hürtgen versuchen noch verzweifelt, vor den Verleumdungen der Lügenpresse zu warnen – in der Lügenpresse. Man wolle wirklich eine Bürgerwehr gründen, potentielle Bewerber sollen sich nicht abgeschreckt fühlen. Wie sonst könne man etwas der Gesellschaft zurückgeben, schöne Frauen abends nach Hause begleiten und guten Gewissens die Fäuste schwingen? Doch die Presse dreht sich in ihren Berichten ihre eigene Wahrheit zurecht, verhöhnt die Anzeige der BÜRGER WEHR MACHT als »satirischen Aufruf«. Kein Bewerber meldet sich mehr.

Fazit

Armes Deutschland! Eine Kleinanzeige genügt schon, um den Repressionsapparat aus Medien und Staat auf volle Touren zu bringen. Dabei wollten die unbescholtenen ­TITANIC-Redakteure nur etwas für ihr Land, ihre Stadt und die Kinder anderer Deutscher tun. Initiative ist aber offensichtlich nicht gewünscht in diesen Zeiten, Unternehmergeist in diesem Staat nicht mehr gefragt. Es wundert einen, weswegen überhaupt Menschen aus aller Welt in dieses links-grün-verbohrte, unflexible, freudlose Land kommen. Ein Gutes hat es aber wohl: Daß sie es so hier nicht lange aushalten werden. Weswegen die TITANIC-Redakteure sich wieder beruhigt in ihren Satireelfenbeinturm zurückziehen, die Füße hochlegen und lieber die anderen machen lassen. Die schaffen das schon.

 

Hürtgen / Wolff

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Briefe an die Leser

 Ganz schön kontrovers, James Smith,

was Du als Mitglied der britischen Band Yard Act da im Interview mit laut.de vom Stapel gelassen hast. Das zu Werbezwecken geteilte Zitat »Ich feiere nicht jedes Cure-Album« hat uns jedenfalls so aufgewühlt, dass wir gar nicht erst weitergelesen haben.

Wir mögen uns nicht ausmalen, zu was für heftigen Aussagen Du Dich noch hast hinreißen lassen!

Findet, dass Provokation auch ihre Grenzen haben muss: Titanic

 Hello, Grant Shapps (britischer Verteidigungsminister)!

Eine düstere Zukunft haben Sie in einem Gastbeitrag für den Telegraph zum 75jährigen Bestehen der Nato skizziert. Sie sehen eine neue Vorkriegszeit gekommen, da sich derzeit Mächte wie China, Russland, Iran und Nordkorea verbündeten, um die westlichen Demokratien zu schwächen. Dagegen hülfen lediglich eine Stärkung des Militärbündnisses, die weitere Unterstützung der Ukraine und Investitionen in Rüstungsgüter und Munition. Eindringlich mahnten Sie: »Wir können uns nicht erlauben, Russisch Roulette mit unserer Zukunft zu spielen.«

Wir möchten aber zu bedenken geben, dass es beim Russisch Roulette umso besser fürs eigene Wohlergehen ist, je weniger Munition im Spiel ist und Patronen sich in der Trommel befinden.

Den Revolver überhaupt vom eigenen Kopf fernhalten, empfehlen Ihre Croupiers von der Titanic

 Bild.de!

»Springer hatte im Januar bundesweit für Entsetzen gesorgt«, zwischentiteltest Du mit einem Mal überraschend selbstreferenziell. Und schriebst weiter: »Nach der Enthüllung des Potsdamer ›Remigrations‹-Treffens von AfD-Politikern und Rechtsextremisten postete Springer: ›Wir werden Ausländer zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimnis. Das ist ein Versprechen.‹« Und: »In Jüterbog wetterte Springer jetzt gegen ›dahergelaufene Messermänner‹ und ›Geld für Radwege in Peru‹«.

Dass es in dem Artikel gar nicht um Dich bzw. den hinter Dir stehenden Arschverlag geht, sondern lediglich der Brandenburger AfD-Vorsitzende René Springer zitiert wird, fällt da kaum auf!

Zumindest nicht Titanic

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

 Hoppla, Berliner Gefängnischefs!

Drei von Euch haben laut Tagesspiegel wegen eines Fehlers der schwarz-roten Regierungskoalition statt einer Gehaltserhöhung weniger Geld bekommen. Aber der Ausbruch von Geldnöten soll durch einen Nachtragshaushalt verhindert werden. Da ja die Freundschaft bekanntlich beim Geld endet: Habt Ihr drei beim Blick auf Eure Kontoauszüge mal kurz über eine Ersatzfreiheitsstrafe für die nachgedacht, die das verbrochen haben?

Wollte diese Idee nur mal in den Raum stellen: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
23.05.2024 Bielefeld, Theaterlabor Max Goldt
24.05.2024 Dresden, Buchladen Tante Leuk Thomas Gsella
30.05.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst »POLO«
30.05.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst Hans Traxler: »Die Dünen der Dänen«