Vom Fachmann für Kenner | Januar 2019


Stimmt!

Ich kann mich noch gut an den Satz aus meiner Jugend erinnern: »Du wirst noch mal an die Worte deiner Mutter denken.« Nur worum es ging, weiß ich leider nicht mehr.

Markus Berger

Vorkehrung

Bei der Gesellenprüfung der Kfz-Mechatroniker setzen wir die Prüflinge immer extra weit auseinander. Die schrauben sonst hemmungslos voneinander ab!

Andreas Lugauer

Schnappschuss

In der Fotografie wiederholt sich vieles. Bereits im Jahr 1920 gab es lustige Hundefilter, nur musste man damals noch zwei Stunden stillsitzen und echte Ohren von toten Hunden verwenden, was die Hundefilter-Nutzer zu genau den Aussätzigen gemacht hat, als die man sie sich heute wünscht.

Karl Franz

Bekanntmachung

An alle, die behaupten, Frauen könnten supergut Multitasking: Ich kann noch nicht mal beim Telefonieren rauchen!

Dorthe Landschulz

Abstinenz

Während der französische Avantgarde-Schriftsteller Georges Perec im Jahr 1969 etwas schier Unglaubliches erschaffen hat, nämlich einen vollständigen Roman, in dem kein einziges Mal der Buchstabe »e« vorkommt, stelle ich mich einer viel bescheideneren Herausforderung und möchte in diesem Beitrag lediglich konsequent auf das »x« verzichten. Hoffentlich gelinxts.

Andreas Maier

In unserer hektischen Zeit …

ist es wirklich gut, einfach mal anzuhalten, stehenzubleiben, die Welt Welt sein zu lassen, achtsam in sich hineinzuhorchen und ein paar köstliche Sekunden nur mit sich allein zu genießen – ABER NICHT GENAU IN DER SUPERMARKTTÜR, DU BLÖDE DUMPFKUH!!!

Katharina Greve

Jauch

Günther Jauch ist noch nie mit dem Regionalexpress gefahren, aber er wüsste, wie es geht, und das ist für mich der Zauber, der diesen Mann so besonders macht.

Johannes Floehr

Lob der Jetztzeit

Eigentlich ist unsere Gegenwart gar nicht so schlecht. Ich kann als Frau studieren, Blumenkohleis mit Schokostückchen drin kaufen oder nachts betrunken bei Google eintippen: »Buhc übr Femnismu«, und Google versteht, was ich meine, gibt mir die schönsten Tips. Die Bibliothekarin in meiner Heimatbücherei hätte das nicht gekonnt. Frau Hader mit der runden Brille und dem silbergrauen Dutt. Sie hätte die Stirn in Falten gelegt und die vaselineglänzenden Lippen gespitzt: »Buhc übr Femnismu?!« Dann hätte sie die Nase kraus gezogen und gefragt, warum ich mitten in der Nacht kommen muss und warum ich so verdammt nach Alkohol rieche.

Ella Carina Werner

Klinische Semantik

Als Arzt kein Blut sehen zu können, ist, egal auf welche der zwei Arten man es versteht, ungemein unpraktisch.

Antonia Stille

Religiöse Geiferer

Es ist wirklich schlimm, welchen großen Stellenwert Religion in unserer heutigen Gesellschaft wieder hat. Mein Onkel hat sogar kürzlich seinen Arbeitsplatz verloren, nur weil er öffentlich die Existenz eines Gottes geleugnet hat. Echt schade, er war so ein toller Pfarrer.

Jürgen Miedl

Neuland betreten

Ich fahre zum Shoppen jetzt immer nach Berlin. Dort ist das Internet einfach besser.

Dominik Wachsmann

Hingehört

Schweden ist in seinen Maßnahmen zur Bekämpfung der Trunksucht anderen Ländern weit voraus. Dies bestätigte erst kürzlich eine Fernsehdoku, in welcher der Sprecher erläuterte, dass die extrem hohen Preise für Spirituosen wohl der entscheidende Faktor seien: »Schweden hat dadurch weniger an Folgekosten durch Alkoholmissbrauch.« Ich hörte vom Schreibtisch aus nur so halb hin, die Bilder von Fastnacht und Mallorca vor Augen, und dachte mir: »Ja, sehr gut, weniger an Vollgekotzten.«

Ralph Tempel

Neues »Häkchen« auf WhatsApp

»Hat deine Nachricht bereits gelesen, will aber noch nicht, dass du es weißt.«

Teja Fischer

Falsch gelogen

In einer leidenschaftlichen Diskussion über die Skripal-Affäre äußerte ich den Verdacht, dass es im Russischen wahrscheinlich mindestens 27 Wörter für »Lüge« gebe. Ein in die Debatte involvierter russischstämmiger Diplom-Slawist widersprach mir heftig, fügte jedoch hinzu, dass dies, selbst wenn es wahr sei, keinerlei Bedeutung hätte, zumindest was die Glaubwürdigkeit seiner Landsleute anginge.

Theobald Fuchs

Aller Welt

Auf der Autobahn nach München gibt es einen großen, auffälligen, aus roten Lettern bestehenden Schriftzug auf einem Firmendach: »Andreas Schmid GmbH«. Traurig: Da schafft man es, seinen Namen so zu plazieren, dass ihn täglich Tausende Autofahrer lesen. Und dann heißt man Andreas Schmid.

Cornelius W. M. Oettle

Berufschancen

Seit ich deutsche Literatur und Philosophie studiere, überkommt mich immer ein leichtes Gruseln, wenn ich an Putzleuten, Fahrkartenkontrolleuren oder Würstchenverkäufern vorbeilaufe, die angeregt über die Komikstrukturen in »Minna von Barnhelm«, Wittgensteins Leiteranalogie oder die ersten Sätze im Werk Christa Wolfs diskutieren.

Konstantin Hitscher

Richtigstellung

Es müsste strenggenommen nicht Handschuhe heißen, sondern Handsocken.

Elias Hauck

Sinnkrise

Ein Bekannter setzt der Leistungsgesellschaft schon seit langem etwas entgegen: Er arbeitet ein halbes Jahr, um dann ein halbes Jahr zu reisen, zu surfen und einfach nur zu sein. Der Anspruch, das Leben immer voll auszukosten, hat jedoch seinen Preis, momentan laboriert er an einem Burnout.

Miriam Wurster

Kafka-Roman

Bei meiner letzten Bestellung hat mich der Versandbuchhandel enttäuscht. »Der Verschollene« kam pünktlich an.

Agneta Spreuer

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hoppla, Berliner Gefängnischefs!

Drei von Euch haben laut Tagesspiegel wegen eines Fehlers der schwarz-roten Regierungskoalition statt einer Gehaltserhöhung weniger Geld bekommen. Aber der Ausbruch von Geldnöten soll durch einen Nachtragshaushalt verhindert werden. Da ja die Freundschaft bekanntlich beim Geld endet: Habt Ihr drei beim Blick auf Eure Kontoauszüge mal kurz über eine Ersatzfreiheitsstrafe für die nachgedacht, die das verbrochen haben?

Wollte diese Idee nur mal in den Raum stellen: Titanic

 Du, »Hörzu Wissen«,

weißt, wie Werbung geht! Mit »Die Sucht zu töten« machtest Du so richtig Lust auf Deine aktuelle Ausgabe, um erläuternd nachzulegen: »Bestialisch, sadistisch, rätselhaft: Was Menschen zu mordenden Monstern macht – acht Täter und die Geschichten ihrer grausamen Verbrechen.«

Wer kann sich da der Faszination der »dunklen Welt der Serienkiller« noch entziehen? Aber am Ende, liebe Hörzu Wissen, ist in diesem Zusammenhang doch die Implikation Deines Slogans »Hörzu Wissen – das Magazin, das schlauer macht!« das Allergruseligste!

Da erschauert sogar

Die True-Crime-resistente Redaktion der Titanic

 Ach, Scheuer-Andi,

wie der Spiegel meldet, wird niemand für Sie in den Bundestag nachrücken. Da scheinen die Fußstapfen wohl einfach zu groß zu sein.

Die Besten gehen immer zu früh …

Weiß Titanic

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

 Verehrte Joyce Carol Oates,

da Sie seit den Sechzigern beinah im Jahrestakt neue Bücher veröffentlichen, die auch noch in zahlreiche Sprachen übersetzt werden, kommen Sie vermutlich nicht dazu, jeden Verlagstext persönlich abzusegnen. Vielleicht können Sie uns dennoch mit ein paar Deutungsangeboten aushelfen, denn uns will ums Verrecken nicht einfallen, was der deutsche Ecco-Verlag im Sinn hatte, als er Ihren neuen Roman wie folgt bewarb: »›Babysitter‹ ist ein niederschmetternd beeindruckendes Buch, ein schonungsloses Porträt des Amerikas der oberen Mittelschicht sowie ein entlarvender Blick auf die etablierten Rollen der Frau. Oates gelingt es, all dies zu einem unglaublichen Pageturner zu formen. In den späten 1970ern treffen in Detroit und seinen Vorstädten verschiedene Leben aufeinander«, darunter »eine rätselhafte Figur an der Peripherie der Elite Detroits, der bisher jeglicher Vergeltung entkam«.

Bitte helfen Sie uns, Joyce Carol Oates – wer genau ist ›der Figur‹, dem es die elitären Peripherien angetan haben? Tragen die Leben beim Aufeinandertreffen Helme? Wie müssen wir uns ein Porträt vorstellen, das zugleich ein Blick ist? Wird das wehtun, wenn uns Ihr Buch erst niederschmettert, um dann noch Eindrücke auf uns zu hinterlassen? Und wie ist es Ihnen gelungen, aus dem unappetitlich plattgedrückten Matsch zu guter Letzt noch einen »Pageturner« zu formen?

Wartet lieber aufs nächste Buch: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg