Vom Fachmann für Kenner | April 2012


Gesundheitstip

Eine Knoblauchzehe, fünf Stunden vor dem Zahnarzttermin gegessen, sorgt in den meisten Fällen dafür, daß die Zähne in einem hervorragenden Zustand sind und keiner Behandlung bedürfen.

Jonas Haas

Faschiertes

Um die Naziszene auszuhungern, arbeite ich gerade an einem zielgruppenorientierten Diätratgeber mit Rezepten wie »Omas Kartoffelschalen-Eintopfsonntag« und »Schuhleder à la Stalingrad«. Arbeitstitel: »Kein Mampf«.

Svenna Triebler

Alle reden übers Wetter

Wie darf man es eigentlich verstehen, wenn man von seinen nach und nach eintreffenden Gästen ständig darauf hingewiesen wird, daß es draußen schneie? Ist es ein Ausdruck der Überraschung, daß im Wohnzimmer kein Blizzard wütet? Verbirgt sich dahinter die Furcht vor Indoor-Schneekanonen? Oder ist es ein versteckter Vorwurf der Knauserigkeit?

Tibor Rácskai

Fröhliche Hundegeschichten (IX)

Im 16. Jahrhundert erlebten die Juden von Prag eine goldene Zeit. Stets war Musik in den Gassen, in den Tresoren glitzerten die Dukaten, und die schweren Eisenpforten des Schtetls waren durch die Großmut des Fürsten das ganze Wochenende über geöffnet, so daß sie citynah shoppen konnten. Überdies hatten sie den mächtigen Rabbi Löw an ihrer Seite. Der war nicht nur ein gelehrter Prediger, sondern auch ein begabter Zauberer, der mit der Kraft der Kabbala Regen machen und beim Poker gewinnen konnte. Nur eines fehlte ihnen zu ihrem Glück: Einen Hund, den hätten sie so gern gehabt, die Juden von Prag. Doch der Fürst hatte es ihnen verboten, weil die Anwohner sich sonst beschwert hätten. Und so mußten sie ihre Wurstzipfel allein essen, mußten ihre Schätze von Gänsen bewachen lassen und mit ihren Frauen spazierengehen. Als es ihnen zu bunt wurde, gingen die Bewohner des Schtetls zu Rabbi Löw und klagten ihm ihr Leid, schlugen sich Dornenranken und Palmwedel auf Rücken und Busen und machten ein rechtes Gezeter. Da ergriff Rabbi Löw einen Luftballon und blies ihm den Atem des Lebens ein, und formte ihn mit zwei Fingern zu der Gestalt eines kleinen Pudels. Und er beugte sich hinab zu ihm und flüsterte ihm den geheimen Namen Gottes ins Ohr (»Abraxas«). Da sprang das Hündchen herum, als wäre es gerade geboren, bellte frech auf, und die Juden von Prag freuten sich. Zu spät erkannten sie, daß das Hündchen von Übel war, denn als magisches Geschöpf hatte es keine Seele: Es spekulierte mit Immobilien, las die Neon und aß Kalbfleisch. Und so nahm Rabbi Löw einen Stift und schrieb das Wort »Meth« auf den Gummihund, was »Tod« bedeutet, und wie der Stift es berührte, platzte das Hündchen auf und ward wieder wie toter Lehm. Die Juden von Prag aber grämten sich nicht lange, sondern hatten bald wieder neue Flausen im Kopf, mit denen sich der geduldige Rabbi selbstverständlich in aller Form auseinandersetzte.

Leo Fischer

Nord-Süd-Dialog

Älterer Österreicher (freundlich): »Pfiat euch.«
Studentin aus dem Ruhrgebiet (empört): »Fick dich selber!«

Daniel Hering

Lehrer Incognita

Noch immer wäre es meinem Neffen Robert lieber, er hätte seinerzeit die Tür zum Kartenraum seiner Schule nicht im falschen Moment geöffnet. Zu zwei Erkenntnissen hatte ihm der unangenehme Zwischenfall mit dem masturbierenden Geographielehrer aber verholfen: 1. Auch 500 Jahre nach Christoph Kolumbus sind noch viele weiße Flecke auf der Landkarte zu finden. Und 2.: In diesem Jahr würde seine Note in Erdkunde bedeutend besser ausfallen als sonst.

Björn Högsdal

Generöse Toleranz

Was mir bei Frauen schon genügt, ist die Akzeptanz männlichen Humors. Es muß gar nichts Eigenständiges sein.

Oliver Szmanda

Gnädiges Schicksal

Es war im ersten Moment schockierend, was mein Vater mir da auf dem Sterbebett beichtete. Ich dachte zunächst: »Das gibt es doch nur in ganz billigen Filmen!«, aber nein, es stimmte: Auch ich bin bei meiner Geburt im Krankenhaus vertauscht worden. Zum Glück aber nur mit meinem Zwillingsbruder.

Georg Weyers-Rojas

Das literarische Besteck

Sigrid Löffler, Hedda Gabler, Mackie Messer.

Achim Stephan

Marktlücke

Ethischer Konsum ist auf dem Vormarsch. So ist es etwa möglich, sozial-ökologisch korrekt Kleidung, Kaffee, Tee, Steine, Blumen, Obst usw. zu kaufen, ohne sich dafür auf eine stundenlange Suche begeben zu müssen. Während also die meisten Hersteller und Unternehmen die Zeichen der Zeit erkannt haben, hinken die Bordellbetreiber, eh schon nicht bekannt für innovative Ideen, mal wieder hinterher. Mir wäre auf die schnelle kein Puff bekannt, der zumindest eine »My fair Lady« im Angebot hätte.

Andreas Flamme

Atheistische Notiz

Die Menschen in Berlin hängen einem interessanten Glauben an: Zwar hört man selten das Vaterunser, doch allerorten das Deinemutter.

Laura Eißenberger

Winterfreuden

Spätwinter in den österreichischen Bergen. Tagsüber hat es getaut und über Nacht wieder gefroren. Alles, was nicht von zwei Metern Schnee bedeckt ist, erweist sich als von einer zentimeterstarken Schicht Blankeis überzogen. Die achtzigjährige Großmutter meiner Freundin möchte das Haus verlassen, ich versuche zu warnen: »Geben Sie bitte acht, heute ist es enorm glatt!« Sie erwidert: »Das macht gar nix. Ich fahr eh mit dem Auto.« Touché.

Sebastian Klug

Zielführung

Wenn man sich vom Navi zwecks Besuch einer Beerdigung zum Friedhof leiten läßt und dieses einem, dort angekommen, emotionslos mitteilt: »Sie haben Ihren Bestimmungort erreicht«, dann hört der Spaß echt auf!

Nicolai Hagedorn

Geteilte Freude

Jüngst erreichte mich der Anruf einer bemitleidenswerten Call-Center-Mitarbeiterin eines bekannten Meinungsforschungsinstituts. Zehn Minuten lang quälten wir uns gemeinsam durch Statements aus unterschiedlichen, aber gleichermaßen langweiligen Themengebieten, von Bausparen bis Fernsehen, zu denen ich jeweils den Grad meiner Zustimmung auf einer Skala von 1 (stimme voll zu) bis 5 (stimme gar nicht zu) angeben sollte. Immerhin: Bei »Opel ist Lebensfreude pur« mußten wir beide sehr herzlich lachen, bevor wir uns darauf einigten, daß zukünftig eine Anlehnung an die Richterskala wünschenswert sei – die ist ja schließlich auch nach oben offen.

Tina Manske

Wissenswertes

Ein renommierter Urologe gab mir im Vertrauen folgenden Hinweis: Gesunder Urin sieht immer aus wie trockener Weißwein. Ich möchte diese Erkenntnis gerne um folgendes ergänzen: Je stärker Weißwein nach gesundem Urin riecht, desto weniger ist er zum Trinken geeignet.

Felix Jentsch

Semantische Leerstelle

Hiermit melde ich die Urheberschaft für den folgenden Neologismus an, der eine lange verwaiste semantische Leerstelle füllt:
Schleich|e|seln, das; auch Verb, ugs. für nervtötend langsames Radfahren; (vor mir schleicheselte eine Trulla auf einem lila Damenrad).
Ich bitte um sofortige Übernahme in den aktiven Wortschatz.

Volker Surmann

Geschmackssache

Gerade versucht, die winzige Schrift auf dem Etikett der Marmelade zu entziffern: »Ohne Geschmack«. Gestutzt, Lesebrille aufgesetzt und noch mal gelesen: »Ohne Gentechnik«. Marmelade probiert und Lesebrille abgesetzt. Nun stimmte es wieder.

Nils Pooker

Relativitätstheorie

Daß ich an jenem Tag nicht bei ganz klarem Verstand sein konnte, bemerkte ich erst, als ich mich im Zug fragte, ob die doch sehr unruhige Fahrweise des ICE nicht mein Flipper-Programm auf Windows beeinträchtigen könnte.

Björn Boch

Intelligente Listen

Zu den faszinierendsten Features von Facebook gehört, daß die unterschiedlichen Besucher eines Profils ganz unterschiedliche Dinge zu Gesicht bekommen. Auf der Seite der neuen Partnerin meines Ex-Freundes sehe ich z.B. ständig Bilder von einer ungepflegten und abgewrackten Frau weit fortgeschrittenen Alters, die sich durch die peinliche Zurschaustellung ihres aufgedunsenen Körpers fast so sehr blamiert wie mit den grotesk infantilen – und übrigens auch orthographisch höchst eigenwilligen – Kommentaren, die sie gelegentlich irgendwo hinterläßt. Meinem Ex hingegen zeigt Facebook auf derselben Seite immer Fotos von einer attraktiven jungen Frau.

Tanja Hötzle

Gefahr am Arbeitsplatz

Berufskrankheit Nr. 138: Spermalunge bei Pornodarstellern.

Milton Hoover

Wind of Change

Handelte es sich bei diesen Zeilen um die eines durchschnittlichen Rocksongs, wäre es ein leichtes, fehlenden Wortwitz und schwache Pointe durch ein pompöses Gitarrensolo zu überspääääääääääooooung dädndaudidädndänddauun dädndauuun diidlidlidlidlildliiiiiiiiiiii!

Moritz Hürtgen

Mischkonsum

Völlig nüchtern stieß ich zu einer fröhlichen Vierergruppe und durfte zum ersten Mal als Außenstehender den feinen Unterschied zwischen Bekifften und Betrunkenen beobachten: Während die beiden Betrunkenen sich anlaßlos mit halbherzigen Beleidigungen übergossen, brauchten die beiden Bekifften nur wenige Sekunden, um festzustellen, daß die einzige Gemeinsamkeit zwischen dem Neujahrstag und einer Zombie-Invasion darin besteht, daß es echt prima ist, wenn man hinterher nicht kehren muß.

Christian Martin

Web 2.0 reloaded

Wenn wir uns die Welt als eine Computersimulation vorstellen, in der alle Menschen ihr Leben lang eingeloggt sind (so wie in »Matrix«): Sind Kinder dann User-Generated Content?

Alexander Tuschinski

Helges Handschrift

In der Pause eines Helge-Schneider-Konzerts durfte ich an der Imbiß-Theke folgenden Dialog mithören:

»Ich nehme ein Pils, was möchtest du, Schatz?«

»Ach egal, irgendwas light.«

Seitdem frage ich mich, ob Helge Schneider bei seinen Auftritten auch die Pausen inszeniert.

Christian Mast

Merksatz für Vegetarier

Mit Carnivoren ist nicht gut Kirschen essen.

Mark-Stefan Tietze

Sportphilosophie

Ein Tennisball ist ja bei näherer Betrachtung ein dreidimensionales Yin-und-Yang-Zeichen. Ach, wieviel Wahrheit steckt doch in so einem kleinen, filzigen Ball! So ist die Zweiheit der sich gegenüberstehenden Tennisspieler in einem Match immer ein Gegenüber von aktiv und passiv, gebend und empfangend, stark und schwach, hübsch und nicht so attraktiv, dynamisch hüpfend und dumpf auf die Fresse fallend. Aber macht das diesen Sport für versnobte Polohemdträger und Perlohrsteckerbesitzerinnen besser? Ich denke nicht.

Katharina Greve

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Grüß Gott, Businesspäpstin Diana zur Löwen!

Du verkaufst seit Neuestem einen »Anxiety Ring«, dessen »bewegliche Perlen« beim Stressabbau helfen sollen. Mal abgesehen davon, dass das einfach nur das hundertste Fummelspielzeug ist, kommen uns von ihren Nutzer/innen glorifizierte und zur Seelenerleichterung eingesetzte bewegliche Perlen an einer Kette verdächtig bekannt vor.

Ist für Dich natürlich super, denn auch wenn Du Deinen treuen Fans skrupellos das Geld aus der Tasche ziehst, in die Hölle kommst Du zumindest für diese Aktion sicher nicht.

Auch wenn dafür betet:

Deine Titanic

 Ach, Scheuer-Andi,

wie der Spiegel meldet, wird niemand für Sie in den Bundestag nachrücken. Da scheinen die Fußstapfen wohl einfach zu groß zu sein.

Die Besten gehen immer zu früh …

Weiß Titanic

 Hello, Grant Shapps (britischer Verteidigungsminister)!

Eine düstere Zukunft haben Sie in einem Gastbeitrag für den Telegraph zum 75jährigen Bestehen der Nato skizziert. Sie sehen eine neue Vorkriegszeit gekommen, da sich derzeit Mächte wie China, Russland, Iran und Nordkorea verbündeten, um die westlichen Demokratien zu schwächen. Dagegen hülfen lediglich eine Stärkung des Militärbündnisses, die weitere Unterstützung der Ukraine und Investitionen in Rüstungsgüter und Munition. Eindringlich mahnten Sie: »Wir können uns nicht erlauben, Russisch Roulette mit unserer Zukunft zu spielen.«

Wir möchten aber zu bedenken geben, dass es beim Russisch Roulette umso besser fürs eigene Wohlergehen ist, je weniger Munition im Spiel ist und Patronen sich in der Trommel befinden.

Den Revolver überhaupt vom eigenen Kopf fernhalten, empfehlen Ihre Croupiers von der Titanic

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
09.05.2024 Zürich, Friedhof Forum Thomas Gsella
09.05.2024 München, Volkstheater Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
10.05.2024 Weil am Rhein, Kulturzentrum Kesselhaus Thomas Gsella
11.05.2024 Karlsruhe, Kabarett in der Orgelfabrik Thomas Gsella