Vom Fachmann für Kenner | Dezember 2011


Haushaltstip für Fernsehmacher

Bei Inhaltslöchern in Realityshows, die sich mit Promi-Friseuren nicht mehr stopfen lassen – einfach Promi-Putzfrauen nehmen.

Erich Klepptenberger

Kulturaustausch

Mein Kulturbeutel hat es nicht aus den USA zurück nach Deutschland geschafft. Geklaut. Aus der Seitentasche der Reisetasche. Wäre ich so ein doofer linker Antiamerikanist, würde ich jetzt lästern, daß die Amerikaner wohl etwas europäische Kultur nötig hatten. Ich aber kenne den Inhalt des Beutels und schweige lieber.

Heiko Werning

Generation Praktikum

Beim Escort-Service gegenüber haben sie jetzt drei unbezahlte Praktikantinnen eingestellt. Sie sind jung und hätten das Geld gut brauchen können.

Sascha Dornhöfer

Fröhliche Hundegeschichten (V)

In der Zeit der Bibel war das Volk der Hunde übel beleumundet und stand in der Achtung des Pöbels nur wenig über den Samaritern und andrem Geschmeiß. Jesus von Nazareth aber, der schon von Berufs wegen zu den Huren, den Zöllnern, den Juden und anderen Problemvölkern ging, hatte auch die Hunde, die Underdogs des Tierreichs, gar sehr liebgewonnen und war ihnen herzlich zugetan. Es geschah aber zu der Zeit, da Jesus in der Wüste umherirrte, daß ihm ein ausgemergelter kleiner Savannenpinscher zulief, mit lustig verstrubbeltem Haarschopf und einem Herzen aus Gold am Halsband. Jesus war sofort begeistert und taufte seinen Gefährten Judas, nach seinem Bruder. Wie die beiden Taugenichtse da so durch die Wüste gingen, hörte Jesus plötzlich ein trauriges Fiepen an seiner Seite. Der freundliche kleine Flohfänger war schon halb verschmachtet, hungrige große Judasaugen blickten ihn scheu an. Jesus reute dies inniglich. Doch weil ihm täglich die Engel ein Festmahl aus reiner Lichtenergie bereiteten, trug Jesus keine Speise am Leibe. Da jedoch hatte Jesus eine Idee! Er nahm einen spitzen Stein und öffnete damit eine feine Ader seiner Hand, aus der sogleich das Blut munter hervorsprudelte. Gierig schlabberte Judas das Blut seines Herrn auf, und gewaltig war die magische Macht, die er in sich spürte. Fortan spie er Feuer und verstand die Sprache der Tiere. Vor allem aber war er durch das Blutsband seinem Herrn sklavisch ergeben: Bei der Kreuzigung heulte nur Maria lauter als er, und er allein, als einziger der Jünger, wartete vor dem Höhlengrab auf die Auferstehung. Doch die Engel, die Jesus in den Himmel holten, waren töricht, übersahen den kleinen Wuff und ließen ihn auf Erden zurück. Aber das Blut Jesu barg in sich auch die Unsterblichkeit, und so ist der kleine Judas noch heute unterwegs, in den Tiefen der Erde, auf der steten Suche nach seinem Meister. In dunklen Tropfsteinhöhlen könnt ihr ihn noch manchmal bellen hören.

Leo Fischer

Think positive!

»Du bist die schönste Mami auf der ganzen Welt.« Klar, das sagen alle guten Söhne zu ihren Müttern. Aber – und jetzt kommt’s – ergänzend hat meiner konstatiert: »Nur Kevins Mami ist noch ein bißchen schöner als du.« Und das wiederum läßt doch auch in seiner ersten Aussage eine gewisse Objektivität vermuten, nicht wahr?

Anna-Maria Hannoschöck-Merkle

Lachempfehlung

Kunden, die über diesen Witz lachten, lachten auch über: Eigennamen, Türschildchen, Holocaust.

Sebastian Klug

Das Paradies

Sich mit einem akuten Freßflash am 22. September, einem lauen Herbstabend, um 22.05 Uhr bei »Spar« um die Ecke in den tags zuvor noch belächelten Gang mit dem Weihnachtsgebäck zu verirren.

Ulf Wentzien

Superkräfte

Mein vegetarischer Lieblingsbrotaufstrich barg im Februar dieses Jahres überraschend ein kleines weißes Papiertütchen mit der Aufschrift »Sonnenblume King Kong« in seinem Deckel. Ich war begeistert und entnahm dem Tütchen einen schneeweißen Sonnenblumenkern, den ich gespannt in einen Blumentopf pflanzte und im Frühling und Sommer liebevoll goß. Es vergingen viele Wochen, in denen rundum prächtige Sonnenblumen die nachbarlichen Gärten zierten, während sich auf meinem Fensterbrett ein leptosomes Stielchen mühevoll aus dem Topf emporquälte und eine kränkliche Knospe ausbildete – die schließlich, einen Tag vor meinem Spätsommerurlaub, matt erblühte. Nach meiner Rückkehr war »King Kong« reif für den Biomüll.

Anna Leuschner

Sein und Zeit

Besucherin eines Jugendzentrums: »Ey, nächste Woche werde ich 23. Das ist voll viel für mich.«

Horst Christoph

Im Programm

Wenn man nach durchschwitzter und durchwachter Nacht kurz vorm Aufsperren vor der Apotheke steht, weil man hernach zum Zug muß, und aussieht wie jemand, der es nach durchschwitzter und -wachter Nacht obendrein eilig hat, dann darf man sich nicht wundern, wenn die anderen Wartenden »Bist du auch im Programm?« fragen und laut schlechte Musik hören. Man darf sich überhaupt nie darüber wundern, wie laut schlechte Musik gespielt wird.

Maximilian Zirkowitsch

Alarmismus

Wohnungsbrand ist nicht gleich Wohnungsbrand, das wird jeder Feuerwehrmann bestätigen. Wann also kommt endlich der erste Rauchmelder mit Schlummerfunktion?

Björn Boch

Momente des Unendlichen

Ab und an wechsle ich am Freitagabend den Stadtteil und besuche eine Kneipe vom Typ »Behütetes Trinken«. Dort versammelt sich allabendlich eine bunte Mischung aus verkrachten Kunstschraten, Quasi-Intelligenzija und Sportsäufern, kurz: ein liebenswürdiger Haufen Parallelweltinsassen. An einem guten Abend sind rund 900 Jahre gesammelter Alkoholmißbrauch anwesend. Wenn dann der Wirt das Glas vor mich hinstellt, weiß ich genau, wie mein Bier sich gerade fühlt: wie ein Tropfen Wasser im Ozean.

Theobald Fuchs

Digitaler Nachwuchs

Woran merkt man, daß an der Worthülse »Digital Natives« tatsächlich etwas dran ist? Daran, daß man im Oktober den Weihnachtswunschzettel vom Patenkind als Link zu einer Doodle-Abstimmung bekommt.

Marc Fielers

Oder?

Wenn einer jahrelang in der britischen Armee Mitglied einer Eliteeinheit war und dabei gelernt hat, auf siebzehn verschiedene Arten mit bloßen Händen zu töten, mir später beim Rugby-Training ständig von hinten in die Beine sprang und schlammverschwitzt auf mir liegend in mein Ohr flüsterte: »Jetzt frißt du dem Dreck, oder, du kleiner Stück Scheiße?«; wenn so einer mir danach stets unter der Dusche mit blutnassem Schnurrbart und den Worten »Das kleiner Nasenbeinbruch ist doch egal, oder, du kleiner Stück Scheiße?« erneut die immerwährende Kumpelfreundschaft anbot; wenn also einer wie Jeff nach Jahrzehnten überraschend in der Fußgängerzone vor mir steht, dann ist es kein Wunder, wenn mich jede einzelne seiner Handbewegungen beim Zigarettenanzünden vor Schreck zusammenzucken läßt, oder, du kleiner Stück Scheiße?

Peter P. Neuhaus

Ich bin dann mal im Garten

Der kurze Fußmarsch zum Komposthaufen ist der Jakobsweg des kleinen Mannes.

Arno Lücker

Kompliment

Schnuffi, unsere einzige Kuh, fast ein Familienmitglied, liebt kleine Leckereien.

Während ich also die Kürbiswürfel für die Suppe langsam anschmore, frage ich meinen Mann: »Sag mal, mag Schnuffi eigentlich Kürbisschalen?«

Wolfram: »Du hast ja wirklich überhaupt keinen Kuhgeschmack!«    

Ulla Stumpf

Worte, die beim Telefonsex die Erotik beeinträchtigen

Worte, die beim Telefonsex die Erotik beeinträchtigen

  • Null
  • Renate
  • Schinkenbeutel
  • Zwegat
  • Bedienungsanleitung
  • Bouffier

Keineswegs hingegen:

Julia Mateus

Tod und Theater

Zu den Spielstätten des Tournee-Theaters (»Wanderschmiere«), bei der ich meine ersten Erfahrungen als Profi-Schauspieler sammelte, gehörten neben Kursälen und Gemeindehäusern gelegentlich auch Altersheime. Während einer Nachmittagsvorstellung in einem Seniorenheim war im Hause offensichtlich jemand gestorben. Als wir begannen, unsere Kulissen abzubauen, standen unser Theaterbus und ein Leichenwagen sozusagen Rücken an Rücken mit geöffneten Hecktüren vor dem Hauptportal des Heimes. Während ich einige Requisiten in unserem Bus verstaute, wurde der Sarg durch das Foyer gerollt und in den Leichenwagen verladen. Einer meiner Kollegen hatte drinnen beim Abbau geholfen und vom Todesfall noch nichts mitbekommen; als er vor die Tür trat, fragte er mich beim Anblick des Leichenwagens nur: »Waren wir das?« Mit Recht hielt dieser Kollege nicht viel von der Qualität unseres Theaters.

Gerrit Gätjens

Schokofrischkäse im Test

Auf dem Büffet für uns Umzugshelfer steht neben den Baguettes auch der neue »Philadelphia mit Milka«. Den müssen die Freundin und ich unbedingt kosten.

Ich: »Uuh, ist ja ekelhaft. Für wen stellen die so was her?«

Freundin: »Vielleicht für Leute mit Kindern. Um die Kleinen an Frischkäse heranzuführen.«

Ich: »Ach, das kann doch nicht funktionieren!«

Freundin: »Wieso? Bei Schokozigaretten klappt’s doch auch.«

Mark-Stefan Tietze

Ein unmöglicher Haufen

Die Allianz der Ahnungslosen ist wirklich extrem exklusiv. Wer weiß, wie man reinkommt, fliegt sofort wieder raus.

Peter Schumm

Viel Rauch und nichts

Ich sitze in Homburg an der Saar im Bahnhofscafé, höre zwei mittelalten Damen zu und finde ihren Dialekt von Wort zu Wort lieblicher:

»Mir hawwe amol im Hannarbeitsunnerischt Topplappe häckeln gesollt. Isch han gar ke Luscht gehabt, awwer da hat mei Mutter se fertischgehäckelt. Isch hab se dann abgegewwe, aber isch han nie e Note druff gekricht, weil die Lehrerin is dann verbrennt.«

»Wie – verbrennt?«

»Die hot geraucht im Bett. Isch hab nie e Note druff gekricht!«

Ursula Gsella

Alle Jahre wieder

Am Heiligabend werde ich auf der Couch sitzen, von den selbstgebackenen Plätzchen naschen und den prächtig geschmückten Weihnachtsbaum betrachten. Darunter werden die bunt verpackten Geschenke liegen, und aus den Lautsprechern werden feierliche Weihnachtslieder klingen. Dann wird sich die Tür öffnen, die Kinder werden mit erwartungsvoll leuchtenden Augen hereinkommen, dahinter die Eltern, die mir kurz darauf unter Androhung polizeilicher Gewalt unmißverständlich nahelegen werden, sofort ihre Wohnung zu verlassen. Der Heilige Abend, Zeit der offenen Herzen – und der für den Weihnachtsmann offenen Balkon- und Verandatüren. Wir sehen uns!

Thorsten Mausehund

Zwischenfrage

Ist es eigentlich auch Anlaß, eine Geschlechtsumwandlung anzustreben, wenn man denkt: »Ich fühle mich in deinem Körper nicht wohl«?

Tim Wolff

Im Wandel der Jahreszeiten

Frühjahrsputz kann man übrigens auch im Spätherbst machen. Zum Beispiel bei Betrachtung des Bauchnabels: Bei dem, was ich dort gerade gefunden habe, tippe ich auf eine Verweildauer seit mindestens Frühjahr 2009.

Tina Manske

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Weiter so, uruguayischer Künstler Pablo Atchugarry!

Eine angeblich von Ihnen geschaffene Bronzeskulptur im englischen Cambridge soll an Prinz Philip erinnern, der dort von 1977 bis 2011 Kanzler der Universität war. Allerdings wird das Kunstwerk, das im Auftrag eines reichen Bauträgers angefertigt wurde, von vielen als verunglückt empfunden und zieht seit nunmehr zehn Jahren Spott auf sich.

Dass Sie mittlerweile die Urheberschaft leugnen, um Ihr Renommee als Künstler zu schützen, ist zwar verständlich, aber aus unserer Sicht völlig unnötig. Wenn sich das Konzept durchsetzt, lästige Promis, die uns über Jahrzehnte viel Zeit, Geld und Nerven gekostet haben, mit langlebigen Schrott-Monumenten zu schmähen, werden Sie sich vor Aufträgen bald kaum noch retten können. Und das Beste: Weil andere Großkopferte sich mit ihren Eskapaden zurückhalten würden, um nicht von Ihnen verewigt zu werden, sorgten Sie auch noch für Ruhe und gesellschaftlichen Frieden.

Hofft, dass dieser Vorschlag einen Stein ins Rollen bringt: Titanic

 Könnte es sein, »ARD-Deutschlandtrend«,

dass Dein Umfrageergebnis »Mehrheit sieht den Frieden in Europa bedroht« damit zusammenhängt, dass seit über zwei Jahren ein Krieg in Europa stattfindet?

Nur so eine Vermutung von Titanic

 Hej, Gifflar!

Du bist das Zimtgebäck eines schwedischen Backwarenherstellers und möchtest mit einer Plakatkampagne den deutschen Markt aufrollen. Doch so sehr wir es begrüßen, wenn nicht mehr allein Köttbullar, Surströmming und Ikeas Hotdogs die schwedische Küche repräsentieren, so tief bedauern wir, dass Du mit Deinem Slogan alte Klischees reproduzierst: »Eine Schnecke voll Glück«? Willst Du denn für alle Ewigkeiten dem Stereotyp der schwedischen Langsamkeit hinterherkriechen? Als regierten dort immer noch Sozialdemokraten, Volvo und Schwedenpornos?

Damit wirst Du nie der Lieblingssnack der Metropolenjugend!

Sagen Dir Deine Zimt- und Zuckerschnecken von Titanic

 Ah, »Galileo«!

Über die Arbeit von Türsteher/innen berichtest Du: »Viele Frauen arbeiten sogar als Türsteherinnen«. Wir setzen noch einen drauf und behaupten: In dieser Branche sogar alle!

Schmeißen diese Erkenntnis einfach mal raus:

Deine Pointen-Bouncer von Titanic

 Warum, Internet?

Täglich ermöglichst Du Meldungen wie diese: »›Problematisch‹: Autofahrern droht Spritpreis-Hammer – ADAC beobachtet Teuer-Trend« (infranken.de).

Warum greifst Du da nicht ein? Du kennst doch jene Unsichtbar-Hand, die alles zum Kapitalismus-Besten regelt? Du weißt doch selbst davon zu berichten, dass Millionen Auto-Süchtige mit Dauer-Brummbrumm in ihren Monster-Karren Städte und Länder terrorisieren und zum Klima-Garaus beitragen? Und eine Lobby-Organisation für Immer-Mehr-Verbrauch Höher-Preise erst verursacht?

Wo genau ist eigentlich das Verständlich-Problem?

Rätselt Deine alte Skeptisch-Tante Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Back to Metal

Wer billig kauft, kauft dreimal: Gerade ist mir beim zweiten Sparschäler innerhalb von 14 Tagen die bewegliche Klinge aus ihrer Plastikaufhängung gebrochen. Wer Sparschäler aus Kunststoff kauft, spart also am falschen Ende, nämlich am oberen!

Mark-Stefan Tietze

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
15.05.2024 München, Volkstheater Moritz Hürtgen mit S. El Ouassil und M. Robitzky
16.05.2024 Regensburg, Alte Mälzerei Max Goldt
17.05.2024 A-Linz, Posthof Max Goldt
18.05.2024 Wien, Rabenhoftheater Max Goldt