Briefe an die Leser | Februar 2014


Lieber Uli Hoeneß!

Im März soll Ihr Prozeß vor dem Landgericht München beginnen, und wenn wir recht bedenken, was der Politikberater Michael Spreng vor einer Weile im Deutschlandfunk verkündete: daß nämlich die Fans des FC Bayern München »wie eine Mauer hinter ihm [also Ihnen!]  stehen«, dann drücken wir Ihnen die Daumen, daß nicht die Fans der restlichen 17 Bundesligavereine wie ein Finger am Abzug ziehen.

Die bisweilen widerwilligen Gegner der Todesstrafe auf der Titanic

Sie, Valery Gergiev (60),

künftig Chefdirigent der Münchener Philharmoniker, wußten zum umstrittenen Gesetz über den Umgang mit Homosexualität in Rußland gegenüber der niederländischen Zeitung De Volkskrant: »In Rußland tun wir, was wir können, um Kinder vor Pädophilie zu schützen. Dieses Gesetz bezieht sich nicht auf Homosexualität, es zielt auf Pädophile.« Nach Protesten von Schwulenverbänden in London und New York sagten Sie: »Ich kenne das Gesetz nicht und will es auch nicht kennen.« Dann wiederum: »Ich habe das Gesetz nie unterstützt, weil ich es gar nicht verstehe.« Gergiev – ein Ihnen unbekanntes, noch dazu unverständliches Gesetz, das sich, soweit Ihnen unbekannt und von Ihnen nicht verstanden, jedenfalls nicht gegen Homosexuelle, sondern gegen Pädophile richtet? Wollen Sie nicht doch erst lesen und sprechen lernen, bevor Sie die Münchener Musikanten herumkommandieren?

Fragt vorsichtig: Titanic

Schockierend, Tobias Käufer,

was Sie im FAZ-Sportteil über den Fußballer Ronaldinho (33) verrieten: »Der Mann aus Porto Alegre sitzt in einer gnadenlosen Zeitmaschine, die ihn jederzeit zum Aussteigen zwingen kann.« Aber warum, Käufer, läßt denn Ronaldinho, dieser begnadete brasilianische Ballzauberer, dieser Rastelli der Körpertäuschung, die Zeitmaschine nicht seinerseits aussteigen, mit ein, zwei Übersteigern und einem kurzen Antritt? Macht er schließlich immer mit gnadenlosen Gegnern!

Genau wie: Titanic

Da, Linken-Chefin Katja Kipping,

haben Sie Ihre Partei aber wunderbar analysiert: »Nostalgie verträgt sich nicht mit dem Ringen um die Zukunft«, stellten Sie laut Spiegel in einer »kritischen Bestandsaufnahme« fest. »In der kommenden Legislatur werden die Agenda-Beschlüsse über zehn Jahre zurückliegen«, weshalb »die Linke einen strategischen Anker braucht, der nicht nur nach hinten weisen darf«. Denn: »Immer weniger Menschen teilen das kollektive Gedächtnis, an das wir appellieren … Wir brauchen eine nach vorne weisende Perspektive, um sie (neu) zu formulieren.

Wenn wir für die Neuformulierung Ratschläge geben dürften: 1. Selbst wenn es einen Anker gäbe, der in verschiedene Richtungen zeigen könnte, wäre er Ihrem Wunsch, vorwärts zu kommen, nicht dienlich. 2. Ein Gedächtnis, das kaum jemand teilt, ist kein kollektives. 3. Eine »nach vorne weisende Perspektive« nennt man kurz: Perspektive.

Aber immerhin, Kipping, sind Sie für ein anderes Ziel aus Ihrem Papier bestens gerüstet: Es dürfe »nicht darum gehen, daß Die Linke den Leuten sagt, was sie denken sollen.« Richtig! Wie sollte das einer Partei auch gelingen, deren Vorsitzende nicht einmal sagen kann, was sie selber denkt? Bzw. bei der es manchmal fraglich erscheint, ob sie überhaupt denkt.

Nach vorne weisende Grüße: Titanic

»Stern«-Chefredakteur Dominik Wichmann!

Als berufsmäßiger Durchblicker und Scharfdenker hatten Sie analysiert, daß die von Wladimir Putin ausgesprochene Amnestie für beispielsweise Michail Chodorkowski oder diese beiden Frauen von Pussy Riot wiederum die reine Willkür sei, und klopften Väterchen Putin in Ihrem Editorial dafür ganz schön was auf die eiskalten Pranken: Er nehme sich nämlich »das Recht heraus, über das Schicksal jener zu bestimmen, die ihn kritisieren«, ein paar davon habe er nun »wie Schachfiguren in die Freiheit geschoben«.

Aber zuvor hatte er sie wie Skatkarten ins Gefängnis gesteckt, während er andere wie Scrabble-Buchstaben weiter herumlaufen ließ? Oder sind Ihnen, Wichmann, da bloß die Vergleiche wie Malefizsteine durcheinandergeraten, haben sich Ihre Sprachbilder wie Patiencen überschlagen?

Dann dürfen Sie laut unserem Unfug-Reglement jetzt nicht über »Los« gehen, sondern müssen direkt ins Arbeitslager, ätsch.

Mensch, ärgere Dich nicht! Titanic

Erschreckt, Kai Voet Van Vormizeele (CDU),

haben Sie als innenpolitischer Sprecher Ihrer Bürgerschaftsfraktion in Hamburg uns, als Sie riefen: »Es ist nicht einzusehen, daß die Steuerzahler kollektiv für das kranke Freizeitvergnügen einiger weniger Psychopathen zahlen müssen.« Richtig, dachten wir spontan: Schmeißt endlich nicht mehr den sich verspekulierenden Banken das Geld in den Rachen, denkt an die Armen, enteignet die Großkonzerne usw. usf.! Doch noch verwundert, so viel christliches Gedankengut aus dem Mund eines CDU-Politikers zu hören, erkannten wir, daß Sie, Voet Van Vormizeele, das natürlich gar nicht gemeint haben. Vielmehr forderten Sie eine Einschränkung des Demonstrationsrechts nach den Ausschreitungen bei der Roten-Flora-Demo. Das klang dann schon wieder vertrauter.

Sonst hätten Sie, Voet Van Vormizeele, womöglich noch für einen Psychopathen halten müssen: die Sekt- und Tabaksteuerzahler von der Titanic

Lieber Horst, ja verreck!

Da hast Du uns ja schon wieder abgehängt! Grad wähnten wir Dich noch sicher verschanzt hinterm Bier in Deiner Hamburger Stammwirtschaft. Oder in der bayrischen Heimat am See. Oder werweiß hinter Deinem allzeit ratternden Faxgerät, mit dem Du alle Welt und an glücklichen Tagen sogar uns mit Deinen kruden Krakeleien bedachtest – was da nicht draufpaßte, das lasen oder sahen wir dann begeistert in »Tomayers Tagebuch« in Konkret, Deinem unnachahmlichen, nur Dir und der Wahrheit verpflichteten Diarium. Oder vor einer Film- oder Fernsehkamera, die Du Deinen holdgelockten Charakterkopf viel zu selten schauen, ja linsen ließest. Oder auf irgendeiner Bühne, wo Du dem Publikum allzeit Süßes und Saures gabst, Hymnen, Gedichte oder gleich die Leviten lasest, fuchtelnd, fauchend, tirilierend, um dann, nach Deiner schauerlichen Version der »Moorsoldaten« oder Deiner lange Zeit verbotenen Version des Deutschlandliedes (»Schleimigkeit und Frust und bleifrei / Für das deutsche Tartanland / Darauf laß uns einen heben / Vorneweg und hinterhand / Schlagstockfrei und Krebs und Gleitcrem / Deutschland wuchert mit dem Pfund / Kopulier’n im deutschen Stalle / Mutterschaf und Schäferhund«) mit kregel-kratzig-kauziger Stimme und parabajuwarischem Timbre dem lieben »Leihmütterlein« derart herzzerreißend heiser das Loblied sangst, daß uns fürwahr die Tränentröpfchen kamen …

Aber verreck – alles falsch, alles perdu. Natürlich bist Du wieder unterwegs. Hast die stählernen Wadln durchgeladen, den Schild Deiner Gerolsteiner-Mütze eingenordet, Dich auf das ewig straßenkilometerfressende Langstreckenbike geschwungen – und bist itzo und fürwahr irgendwo zwischen Hamburg und Bayern und der Ewigkeit unterwegs. Uneinholbar vorn, den Horizont fest im Blick.

Servas, pfiat di, gute Fahrt! Deine Titanic

Wiederum Du, Studentenzeitschrift »Audimax«,

erklärtest in Deiner Dezember-Ausgabe, »warum Geisteswissenschaftler ›akademische Stiefkinder‹ sind und was sie dagegen tun können«. Statt »Wochen und Monate voller wahlloser Bewerbungen« zu vertrödeln und »unterbezahlte Aushilfsjobs« anzunehmen, sollte sich Dir zufolge »der Geisti Zeit nehmen und sich überlegen, was er kann, was er machen und in welcher Branche er das machen möchte«. Aber mal ehrlich, Audimax, gilt das nicht ganz ähnlich auch für Deine Redakteure? Sollte sich der Audimax-Hirni nicht längst auch einmal Gedanken darüber machen, daß er als akademisches Stiefkind karriereberatungstechnisch ziemlich im Glashaus sitzt? Und sich eventuell überlegen, was er kann und in welcher Branche er das machen könnte?

Doch doch, findet schon: Titanic

Ministerpräsident Seehofer (CSU)!

Obwohl die Urheberrechte im Jahr 2015 auslaufen, will Ihre Regierung eine Veröffentlichung von Hitlers »Mein Kampf« verhindern: »Ich kann nicht einen NPD-Verbotsantrag in Karlsruhe stellen und anschließend als bayerische Staatsregierung sagen, wir geben sogar unser Staatswappen dafür her und verbreiten ›Mein Kampf‹ – das geht schlecht.«

Seehofer, das geht nur dann schlecht, wenn Sie und Ihre Regierung Hitlers Buch klasse finden und seine Nachfolgepartei weniger aus inhaltlichen als aus taktischen Gründen verboten haben wollen. Bei der geplanten »kommentierten, historisch-kritischen Edition« handelt es sich jedoch schlicht um eine wissenschaftlich bearbeitete Quelle, niemand verlangt von Ihnen öffentliche Zustimmung zu deren Inhalt. Und verbreiten müssen Sie das Buch auch nicht.

In der Hoffnung, Sie und Ihre Regierung damit entlastet zu haben, grüßt freundlich: Titanic

Peter Schrader, Hannover!

Sie sind ein arbeitgeberfreundlicher Fachanwalt für Arbeitsrecht und antworteten im Zeitungsinterview auf die Frage, wie Arbeitgeber Abfindungen vermeiden können: »Indem sie Leistungsmängel dokumentieren, Abmahnungen aussprechen oder das Stellenprofil zum Nachteil des Arbeitnehmers verändern … Indem sie ihr Direktionsrecht ausweiten und neue, unangenehme Arbeitsanweisungen erlassen.« Daraufhin gefragt, ob Sie »noch mehr Triezereien« kennen, sagten Sie: »Das sind nicht unbedingt Triezereien. Es geht darum, daß der Arbeitgeber im Rahmen des arbeitsrechtlich Zulässigen versucht, seine Verhandlungsposition zu optimieren … Der Arbeitgeber hat hier ein gewisses Arsenal.«

Aha. Und, Schrader, was sind für Sie Triezereien? Entführung der Arbeitnehmerkinder? Bei der Weihnachtsfeier einen Bottich Schweineblut aufs Haupt? K.o.-Tropfen und Organentnahme?

Dann hat eine ungefähre Vorstellung: Titanic

Hermann Gröhe (CDU)!

Zu Ihrer Befähigung für das Amt des Bundesgesundheitsministers sagten Sie der Bild am Sonntag: »Ein ausgewiesener Gesundheitspolitiker bin ich in der Tat nicht. Aber ich habe in sieben Jahren als Vorsitzender des Diakonischen Werks in meiner Heimatstadt Neuss wichtige Erfahrungen in der Altenpflege, Gemeindepsychiatrie und der Hospizarbeit gemacht.« Eine ausgewiesene Befähigung für Ihr Amt sehen wir dadurch zwar in der Tat nicht, Gröhe. Aber Ihre Erfahrungen mit allem, was veraltet ist, krankt und dahinsiecht, stehen Ihnen in dieser Großen Koalition zumindest nicht im Weg.

Leistet bei Bedarf auch aktive Sterbehilfe: Titanic

Jasper von Altenbockum, alter Schwuchtel-Bändiger!

Für Ihren Kommentar zur »Rocky Horror Hitzlsperger Show« haben Sie einiges an Kritik einstecken müssen. Dabei haben Sie doch nur getan, was Sie als FAZ-Inlandschef immer tun: sich aufrecht gegen den gräßlichen linken Mainstream gestellt, den Raum zwischen AfD und NPD besetzt und das Volksmaul in FAZ-Deutsch übertragen (»Es sollte nicht so weit kommen, daß Mut dazu gehört zu sagen: ›Ich bin heterosexuell, und das ist auch gut so‹«).

Und dabei ist ganz untergegangen, daß Sie bei anderen Themen auch mal wilde Selbstkritik üben können: »Wenn es um Armut und Einwanderung geht, setzt bei uns die Verweigerung der Realität ein«, bekannten Sie zwei Tage zuvor. Und bestätigten damit den Eindruck, den man bei der Berichterstattung Ihrer Zeitung in puncto Rumänen und Bulgaren schon länger haben mußte.

Dank dafür von uns! Titanic

Drogeriemarktkette »dm«!

Als wir bei Dir gestern eine Packung Rasierklingen aus dem Regal nahmen, ertönte als Diebstahlprophylaxe ein dezenter Signalton. Ein Signalton! Aus Strom! Aber »dm«: Ist so ein seelenloser Mechanismus denn nicht allzu technokratisch-materialistisch für einen anthroposophisch orientierten Laden? Vertraust Du etwa nicht auf die Karma-Konzepte des durchgeknallten Möchtegernprofessors Rudolf Steiner, dessen zusammengeklauten Ideologiemix Du in Deiner kostenlosen Kundenzeitschrift Alverde subtil propagierst? Dann aber gleich mal ab zur Heileurythmie!

Für die bedingungslose Grundrasur: Titanic

Wladimir Wladimirowitsch Putin!

Nordkaukasische Separatisten bis auf den Lokus verfolgen, die Ukraine am slawischen Gängelband von der EU wegzerren, Riesensportereignisse ins Land kaufen, die orthodoxe Erlöserkathedrale vor Punk-Andachten bewahren, den Nordpol gegen Greenpeace-Krieger verteidigen: wir müssen tadelnd feststellen, daß Ihre Politik in letzter Zeit zutiefst russistisch daherkommt.

Bei diesem Wortspiel half eine Flasche Jelzin-Wodka: Titanic

Modedesigner Michael Michalsky!

Für »Spiegel online« plauderten Sie ein wenig aus dem Nähkästchen und verrieten heiße Details zu den Trends der kommenden Saison: »Der Sommer 2014 wird modetechnisch leicht, weich und angenehm. Wir werden viele helle Stoffe sehen, Coral-Töne zum Beispiel und Pastellfarben.« Wow, Pastellfarben! Haben Sie noch einen Tip? »Absolut top und gefragt sind Sneakers für Männer und Frauen.« Tatsächlich Sneakers? Irre! Und was geht überhaupt nicht? »Bermuda-Shorts bei den Männern sind zu vermeiden. Die Damen sollten beim Make-up aufpassen. Zuviel Make-up verhindert die Leichtigkeit des Seins.«

Wir fassen mal zusammen: Kleidung aus leichten Stoffen in frischen hellen Farben und Sneakers werden Trend, vermeiden sollte man bloß, in kurzen Hosensäcken oder als Schminkunfall aus dem Haus zu gehen. Und wissen Sie was, Michalsky? Das spart uns eine Menge Geld!

Freut sich schon auf Ihre Wintertrendtips »gedeckte Töne«, »warme Kleidung« und »Stiefel« sowie den Bann von Bärenfellmützen und Moonboots: Titanic

Sie, Knud Bielefeld,

sind keineswegs die Sexualberaterin Gisela von Hinten, nicht der Bestatter Heinz Kiste und auch niemals der Bordellbesitzer Otto Schwanz; aber daß die beliebtesten deutschen Vornamen auch im Jahre 2013 wieder und langweiligerweise Ben und Mia waren, konnten Sie als Namensforscher doch nur deshalb so ruckzuck verkünden, weil Sie die Erforschung Ihres einstigen Spezial- und Generaltopthemas halt längst resigniert an den Nagel gehängt hatten, das da lautete: Warum haben meine gottverflixten Eltern das getan?

Na, vermutlich wissen sie’s schon selbst nicht mehr so recht. Also nehmen Sie’s ihnen so wenig krumm wie Ihrer Titanic

Hui, Klaus-Peter Siegloch!

Sie kennen wir noch als Heute-Journal-Anchorman und sogar stellvertretenden Chefredakteur des ZDF. Irritiert waren wir deshalb, daß für eine News-Nase wie Sie ein Reizthema wie Fluglärm gar keines zu sein scheint: Dieses Problem werde »eindeutig überschätzt«, es betreffe in Wahrheit nur »drei Prozent der Bundesbürger«, die »Zahl derer, die sich durch Fluglärm belästigt fühlen, hat sich in den vergangenen zwölf Jahren mehr als halbiert«; die ganze Aufregung habe vielmehr »mit der Berichterstattung in den Medien zu tun«; die Fluggesellschaften nämlich hätten »ein natürliches Interesse daran, kostengünstig und damit energiesparend und leise zu fliegen«. Und viel entspannter sei man im Umgang mit Emissionen zum Beispiel im arabischen Raum: Da gebe es auch »keine Streiks oder Nachtflugverbote« –

Moment: Das haben Sie alles gar nicht mehr als kritischer ZDF-Journalist gesagt? Sondern als Lobbyist bzw. »Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft«, der Sie mittlerweile sind, und zwar erst kürzlich im Interview mit der Rheinischen Post? Die es denn auch brav und ohne störende Nachfragen abgedruckt hat? Das, Siegloch, wäre doch ein tolles Fallbeispiel, wenn Sie demnächst bei irgendwelchen Medientagen mal ordentlich Krokodilstränen vergießen wollen: Wie PR-gläubig die junge Journalistengeneration heute aber auch ist!

Weint jederzeit mit: Titanic

Huhu, »Bild Online«!

»Ich kann nicht richtig lesen und schreiben«, läßt Du Peggy (30) in großen Lettern sagen. Aber das muß ja nicht tragisch enden: Gib ihr doch einfach einen Job!

Illettristische Grüße: Titanic

Vergeblich, Nürnberg,

hast Du, wie wir kürzlich bei einer längeren Autofahrt feststellten, entlang der Autobahn unter jedem Ortsschild hundert Kilometer vor und hinter Dir ein weiteres mit der Aufschrift »Metropolregion Nürnberg« anbringen lassen. Als ob Du uns mit einem so billigen Trick in die Irre führen könntest; als ob Du, Nürnberg, Deinen miefigen Provinzcharakter aus Abstiegs-»Club«, Rostbratwurst und hartem D mit einer solchen Gemeinheit einfach kaschieren könntest! Metropolregion? Ein fränkisches Stinkenest, umgeben von weiteren fränkischen Stinkenestern, bestenfalls! »Kommen. Staunen. Bleiben«, hast Du zudem als Unterzeile auf Deine Lügenschilder stümpern lassen. Tja, Nürnberg, in Deine Nähe zu »kommen« läßt sich manchmal nicht vermeiden, »staunen« tun wir auf jeden Fall, aber dann fährt auch in Zukunft zügig weiter: Titanic

Prima, Aldi,

daß sich in Deinen Berliner Filialen 140 Kilogramm Koks in Bananenkisten fanden. Wenn Du demnächst noch günstig Nutten dazu anbietest, wäre bei der Dekadenz endlich ein gewisser sozialer Ausgleich geschaffen.

Merci: Titanic

O je, Berufsanfänger!

Nach einer Studie des Beratungsunternehmens McKinsey läßt rund ein Drittel aller Arbeitgeber Posten lieber unbesetzt, als Euch anzuheuern. Unorganisiert, dilettantisch und ohne die nötige Arbeitsmoral würdet Ihr durch Eure Aufgaben stolpern und brächtet dabei weder Praxis-Know-how noch sinnvolle Lösungsansätze mit. Nach Auffassung von EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou gefährdet das Ausmaß Eurer Unfähigkeit gar die Zukunft der gesamteuropäischen Wirtschaft!

Langsame, träge Zerstörung von innen heraus – ist das etwa Eure Version einer Revolution?

Aller Anfang ist eben schwer. Wissen Eure Putschpraktikanten von Titanic

Maria Furtwängler, Gnädigste!

In dieser Christian-Wulff-Gerichtsfarce, zu der auch Sie und Ihr Milliardärsgatte wegen eines gemeinsamen Oktoberfestbesuchs mit dem späteren Präsidenten als Zeugen geladen waren, mußte ja schon Ihr Hubert diesen hergelaufenen Vertreter des Gesetzes in die Schranken weisen und auf die Frage, warum ein zuvor anberaumtes Treffen mit Wulff denn nicht stattgefunden habe, dezent belehren: »So was frägt man doch nicht.« Und deshalb frägen wir uns natürlich auch nicht, was dieser ordinären Person von Volksrichter einfiel, dann auch noch Sie, Maria, mit seiner peinlichen Frage, wie der Abend letztlich war, zu der wahrhaft bambipreiswürdigen Antwortverweigerung zu veranlassen: »Das ist jetzt nicht Ihr Ernst!«

Verehrte vielprämierte Ehe- und Frauendarstellerin Furtwängler, die Sie uns bisher hauptsächlich durch eine gewisse Viereckigkeit im schnittigen Spitznasengesicht auffällig und überhaupt erinnerlich geworden sind: Das war ja so fantastisch frauenflott und herrenhaft schneidig dahergesprochen wie aus einem ganz, ganz schlechten Drehbuch! Und wie immer bei Ihnen zudem auch noch gar nicht mal so gut gespielt!

Ist jetzt unser Ernst: Titanic

Maschmeyer, alter Drückerkönig!

Anläßlich eines wohlgerundeten Gefälligkeitsinterviews in der FAS hatten Sie Gelegenheit, neben einigen Interna aus Ihrem Anlegerzoo auch ein paar Witze zum besten zu geben – und, Potzblitz, die hatten’s wirklich in sich: »Wer zu uns kommt, kennt und vertraut uns; überwiegend vermögende Familien. Als Anleger lebt man im Moment mit einem Leidzins, mit ›d‹ geschrieben, unter dem alle leiden. Für die Ren(n)dite muß man rennen: Mittlerweile schmilzt sogar Gold, das Sparbuch kann man sich sparen.« Einem wieselflink-diensteifrigen Interviewlakaien haben wir es zu verdanken, daß Ihnen dieses geistlose Gejuxe nicht ersatzlos aus dem Protokoll gestrichen, sondern sogar (man ist schließlich beim Qualitätsjournal!) typographisch Ihren Wünschen angepaßt wurde, so daß auch keinem Leser entgehen konnte, was für ein charmanter Lustikus Sie eigentlich sind. Sagen Sie, da wir jetzt alle vier Scherze kennen, über die Sie armer Tropf verfügen, wie beeindrucken Sie Ihre bedauernswerten Anleger noch? Mit dem Streßknautschball auf Ihrem Schreibtisch? Der elektronischen Dartscheibe? Ihren Mad-Men-DVDs (»Geheimtip!«)? Oder gar mit Einladungen in jene Etablissements, derentwegen man Sie in ganz Hannover nur als den Muschmeyer kennt?

Nur ein kleiner Spaß der Wortspielfexe von Titanic

Russische Abgeordnete!

Nach den blutigen Anschlägen in Wolgograd forderten einige von Euch die Wiedereinführung der Todesstrafe. Ob das allerdings die Selbstmordattentäter wirklich abgeschreckt hätte, bezweifelt wie immer Eure Titanic

Arme alte deutsche Rocker!

Mit Euren Clubs und deren Mitgliedern, so hören wir, geht es aus Mangel an treudeutschem Einheimischennachwuchs bedenklich bergab und in die Grube. Immer mehr Ausländer würden bei Euch und Eurem Drecksgeschäft mitmischen, denen allerdings ihre Familie und ihr Clan wichtiger seien als Eure Chapter- und Kaninchenzüchtervereinsehre, klagt Ihr laut Spon »in einem vertraulichen Strategiepapier führender Rocker«. Ja, jammert Ihr da, es gebe immer mehr Rocker, die »nicht so leben, wie sie sollten, nämlich gemäß unseren Wegen und Traditionen«.

Gemäß unseren Wegen und Traditionen. Wie rührend ist das denn, Rocker?

Geht ans Herz wie einst der deutsche Abschied vom Reeperbahn-Busineß: Titanic

Hochverehrte Sexexpertin Antonia Wagners!

Üblicherweise fesseln die Erotikratgeber auf Bild.de unsere Aufmerksamkeit kein bißchen, dieser von Ihnen verfaßte dann aber doch: »Alles eine Frage des Timings: Der ultimative Sexfahrplan«.

Unsere Erfahrung mit Fahrplänen ist nämlich folgende: Erst gibt es ein nervöses Gedränge, dann stellen sich Verzögerungen ein, Anschlüsse werden nicht erreicht oder fallen aus, und schließlich kommt man viel zu spät. Hinterher merkt man, daß man sich auch noch angesteckt hat, und steigt bis auf weiteres wieder auf den Individualverkehr um. Da hätte ein Fahrplan, der uns solche Unannehmlichkeiten erspart, schon geholfen. Als wir jedoch lasen, daß es bei Ihrer Hilfestellung, Wagners, nur ums angestrengte Schnackseln während unterschiedlich langer Zeitspannen geht, erschlaffte unser Interesse zügig.

Rauscht um so entspannter an Beischlafprofis wie Ihnen vorbei: Titanic

Wir, bester Peter Tauber,

gehören nicht zu denen, die Sie belächeln oder gar meinen, daß Sie für den Job des CDU-Generalsekretärs nicht geeignet wären, weil Sie ein großer Star-Wars-Fan sind und sogar ein Lego-Modell des Millennium Falcons in Ihrem Büro stehen hatten.

Wir glauben im Gegenteil, daß Sie besonders geeignet dafür sind, weil es zum innersten Wesen Ihres Amtes gehört, daß sein Inhaber immer auf der richtigen, der gebutterten Seite der Macht steht.

Wir würden bloß zu gern wissen, ob Sie manchmal den Jabba aus dem Bundeskanzleramt zum Spielen rüberholen.

Wahrlich wunderbar die Seele eines Kindes ist! Titanic

Tut, tut, »Westdeutsche Zeitung«!

Kaum bummelte die Meldung durch die Nachrichtenagenturen, daß der frühere Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) in den Vorstand der Deutschen Bahn wechsele, fielen bei den Kollegen in anderen Redaktionen schon alle Schranken: »Ronald Pofalla ist am Zug« (Nordwest-Zeitung), »Pofallas Wechsel: Auf den Zug aufgesprungen« (Tagesspiegel), »Freie Bahn für den Ex-Minister« (Welt) oder – ein paar Schippen zugelegt – »Pofalla, der Weichensteller« (Nordsee-Zeitung) und »Abschied in die 1. Klasse« (Spon). Und was vermeldest Du: »Ronald Pofalla geht auf Tauchstation«.

Tippt auf Oberleitungsschaden: Titanic Orientexpress

»Stern«, verdammt!

Auf dem Titel Deiner Neujahrsausgabe steht: »Das wird Ihr Jahr! 55 Dinge, die Sie 2014 auf keinen Fall verpassen sollten«. Und gleich als drittes dieser »Dinge« zeigst Du später im Heft beinahe ganzseitig das Foto eines unrasierten, nachdenklich dreinschauenden Mannes im T-Shirt, und der vollständige Text darunter lautet: »Nicolas Ghesquière heißt er, ist 42 Jahre alt und verantwortlich für die Frauenträume 2014. Oder besser: für die Louis-Vuitton-Kollektion. Aber das ist ja fast das gleiche.«

Mannomann, Stern! Bist Du denn völlig übergeschnappt? Das ist doch ein komplett angegammelter Zeitgeist-Reklamesprechdreck der billigst lakonischen Sorte, der überhaupt nicht zu Dir paßt! Überdies: Was verstehst Du denn von Frauenträumen? Und was Deine Leser von Louis Vuitton? Und was genau soll jetzt wer auf keinen Fall verpassen? Etwa wir Dein nächstes Heft?

Da lachen ja die Hühner! Und mit ihnen: Titanic

Und Du, Privatbahnunternehmen HKX,

solltest Deine Ankündigung einer Sonderpreis-Aktion vielleicht auch besser nicht mit »Achtung – es kracht gewaltig!« überschreiben.

Raten Dir Deine Eschede-Passagiere von Titanic

Schämen, Marianne Rosenberg,

sollten Sie sich! Nicht dafür, daß Sie nun auch Jurorin bei »Deutschland sucht den Superstar« sind – das heißt, dafür vielleicht auch, aber das müssen Sie schon mit sich selbst ausmachen.

Nein, für eine Antwort im Interview der Zeit, welche eben herausfinden wollte, warum Sie jetzt plötzlich bei »DSDS« mitmachen, obwohl Sie das »Format« früher heftig kritisiert haben. Für die Antwort auf die Frage nämlich, ob Mit-Juror Dieter Bohlen für Sie immer noch »das Arschloch der Nation« sei, und die da lautet: »Ich hoffe, Dieter wird es mir verzeihen, wenn ich jetzt sage, daß auch er älter geworden ist. Die Rolle des Arschlochs, wenn er sie denn je bewußt gewählt hat, ist ihm sicher zu klein geworden.«

Dieses nachgerade lovecraftianische Horrorbild, Frau Rosenberg, eines über sich selbst hinaus- oder aus sich selbst herausgewachsenen Arschlochs bekommen wir nicht mehr aus unseren Köpfen heraus.

Wissen Sie, wie wir leiden? Titanic

Grünen-Vorsitzender Cem Özdemir (48)!

Im »Fotoalbum« der Süddeutschen Zeitung sagten Sie zum Thema »Liebe«, »am Anfang« sei Ihre Frau »übrigens ziemlich fest davon überzeugt« gewesen, »daß ich nicht heterosexuell bin. Mittlerweile weiß sie es besser. Wir haben zwei tolle Kinder.«

Und, Özdemir, haben Sie die mit Ihrer Frau so klassisch heteromäßig hergestellt? Ein bißchen genauer hätte doch gern noch gewußt, wie normal man als Grüner sein kann: Titanic

Genossen von der »Bild«!

Wir haben Eure Flugbätter gelesen: Ihr wollt die neue Apo für die Große Koalition sein.

Aber falls sich die Geschicke dieses Schweinesystems so entwickeln, wie wir uns das wünschen und nach revolutionären Kräften mitbeeinflussen wollen: Welche Eurer Führungsfiguren wird am 2. Juni einem Pistolen-Attentat zum Opfer fallen? Wird es der auf Demos eher immer dumm herumstehende Döpfner sein, obwohl er als Leuchtturm ein begnadeter Steinewerfer sein könnte? Und welcher Eurer Apo-Kader wird eine Weile später angeschossen werden, aber mit schweren Hirnverletzungen überleben? Etwa der charismatische Diekmann, der bis dahin immer gut geölt agitierend durch die mobilisierten Massen glitt, obwohl er sie insgeheim verachtete? Und welches Schlitzohr aus Euren Reihen kämpft sich am Ende so lange durch die Institutionen, bis er Außenminister ist?

Vorwärts! Und nicht vergessen! Titanic

»Mordsrespekt«, Ursula von der Leyen,

haben Sie vor Ihrer neuen Aufgabe als erste deutsche Verteidigungsministerin. So talkten Sie zumindest wörtlich bei Günther Jauch im Ersten daher und brachten auf diese Weise gleich mal auf den Punkt, womit sich der Soldat seine Brötchen und den Respekt seiner Chefin verdient. Da wir Sie in jener Sendung auch als Spaßgranate kennenlernen durften (»Ich habe nicht gedient«), werden Sie die Truppe bestimmt schon bald mit Ihren Besuchen an allerhand Frontabschnitten in Bombenstimmung versetzen.

Aber apropos: Warum hat die Kanzlerin Sie eigentlich per Ressortwechsel aus Berlin in den Hindukusch bzw. ans Horn von Afrika weggelobt? Regt sich da etwa wieder Merkels todsicherer Killerinstinkt?

Kille, kille: Titanic

Parteichef Bernd Lucke (AfD)!

Auf dem nicht gerade von Familienfrieden geprägten Parteitag Ihres hessischen Landesverbands hatten Sie einen bizarren Wunsch: »Ich hätte es gut gefunden, wenn Herr Hitzlsperger das Bekenntnis zu seiner Homosexualität mit einem Bekenntnis verbunden hätte, daß Ehe und Familie für unsere Gesellschaft konstitutiv sind.« Ausgezeichnet, Lucke, wie Sie da der schweigenden Mehrheit aus dem Gesäß gesprochen haben! Aber wissen Sie, was wiederum wir gut gefunden hätten? Wir hätten es gut gefunden, wenn Sie dieses Bekenntnis zu Ihrer Homophobie mit dem Bekenntnis verbunden hätten, daß eben solche Bauernfängerei und Kotzbrockenhaftigkeit für Ihre Partei konstitutiv sind.

Bussi: Titanic

Zum Wohl, Jens Spahn!

Als CDU-Gesundheitspolitiker erzählten Sie der Sonntags-FAZ: »Wenn ich vor zehn Jahren Pflegeheime besucht habe, konnte ich mit 80 Prozent der Bewohner noch diskutieren, über Politik, über das Wetter, über das, was so los war. Wenn ich heute komme, sind die meisten der Bewohner dement.«

Also wirklich, Spahn: Dann bleiben Sie den armen Alten doch künftig fern, wenn Ihre Besuche so was auslösen!

Reagiert auf Ihr Klingeln gar nicht erst: Titanic

Quiiietsch, ADAC!

Du hast auch Michael Schumacher mit Deinem ominösen »Gelben Engel« als »Persönlichkeit des Jahres« für seine Verdienste um die Verkehrssicherheit ausgezeichnet. Die er ja nun für lange Zeit nicht gefährden wird. Aber, ADAC: Wäre die »Gelbe Nahtoderfahrung« als Preis nicht zunächst passender gewesen?

Dein Licht am Ende des Tunnels: Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg