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Zu gute Noten – Der Philologenverband warnt

In Deutschlands Gymnasien sind die Abiturnoten so sehr gut wie noch nie. Jede*r Vierte hat ein Abitur, das besser ist als 2,0. Der Philologenverband warnt nun vor einer Entwertung des Abiturs, fürchtet sogar eine "Noteninflation". In einer neuen Handreichung gibt der Verband Lehrkräften nun Tipps, die schlechtere Noten bewirken und somit das Bildungssystem entlasten könnten.

Liebe Lehrerinnen und Lehrer,

Noten sind für beide Seiten von Nutzen: Die Schülerschaft bekommt eine Rückmeldung über ihren Leistungsstand, die Lehrerschaft über den Erfolg ihres Unterrichts. Mittlerweile aber droht die ursprüngliche Idee von Noten zu verwässern. Soll denn jetzt auf einmal jeder dahergelaufene Hansel Medizin studieren oder beim Philologenverband arbeiten dürfen? Wir denken das nicht.

Wir brauchen Ihre Hilfe und appellieren an Sie: Retten Sie den Bildungsstandort Deutschland. Führen Sie fortan Klausuren richtig durch.

1. Finden Sie einen unpassenden Klausurentermin!

Schauen Sie genau in den Klausurenkalender. Die Schülerinnen und Schüler sollten möglichst viele Klausuren in einer Woche schreiben, besser wäre mehrere Klausuren an einem Tag. Gerade Klausuren für besonders lernintensive Fächer sollten in einer engen Zeitspanne kumulieren. Braucht es wirklich jede Große Pause? Kündigen Sie den Klausurentermin möglichst nicht an oder lügen Sie. Viele Schülerinnen und Schüler werden ungenügend vorbereitet sein, die Leistung nimmt ab.

2. Prüfen Sie nicht den Lernstoff!

Hielten Sie (gegen unsere Empfehlung) vor der Klausur sogar regulären Unterricht ab, so prüfen Sie auf keinen Fall den behandelten Lernstoff. Geprüft wird natürlich nur das, was niemals besprochen wurde. Fragende Blicke sind gute Blicke. Verzweiflung ist des Lehrers Brot. Fragen sollten offen bleiben. Jede falsche Antwort hilft Deutschland.

3. Klären Sie keine Modalitäten!

Formulieren Sie die Arbeitsanweisungen und Erwartungen möglichst unklar oder falsch. Erklären Sie möglichst nichts oder lügen Sie. Sind beispielsweise Mehrfachantworten bei Multiple-Choice-Fragen möglich, sagen Sie, dass das nicht so ist. Wenn nur ausformulierte Sätze zählen, sagen Sie, dass Stichpunkte genügen. Formulieren Sie möglichst verschachtelt und mehrdeutig. Lassen Sie möglichst viel vage, schüren Sie aber auch Angst.

4. Bauen Sie kleine Schikanen ein!

Bereiten Sie unnötig Schwierigkeiten, indem Sie kleine Hürden aufstellen. Beispiele: Die Aufgaben dürfen nur auf der Rückseite und mit einem grünen Gelroller beantwortet werden. Jedes vierte Wort muss kursiv sein. Satzzeichen gelten nur verkehrtherum. Wer anspitzt, fällt durch. Die Schüler sollen das linke Bein beim Schreiben anwinkeln. Stellen Sie die Klausurfragen auf Lettisch. Niemand kann Lettisch. Außer Letten. Sollten Sie einen leistungsstarken Letten in ihrer Klasse haben, stellen Sie die Fragen auf estnisch. Es gibt viele Möglichkeiten der Irritation. Seien Sie kreativ in Ihren Drangsalierungen.

5. Gestalten Sie die Klassenarbeit unübersichtlich!

Provozieren Sie Missverständnisse, indem Sie Ihre Klassenarbeit möglichst unübersichtlich und diffus gestalten. Wechseln Sie oft die Schriftart und Schriftgröße der Aufgabenstellungen, nummerieren Sie wirr. Die Arbeit beginnt mit Aufgabe 13b), fährt fort mit Aufgabe Römisch X und schließt mit Aufgabe 5.1.3. Gliedern Sie generell schlecht. Streuen Sie auch unnütze Infos in die Aufgabenstellungen, die nicht dorthin gehören: aktuelle Staumeldungen, gute Schlagertexte, Ihre Urlaubspläne. Die Schülerinnen und Schüler verlieren beim Lesen wichtige Zeit. Generell gilt:

6. Geben Sie wenig Zeit!

Um den erforderlichen Effekt zu erzielen, ist es notwendig, die Klassenarbeit zeitlich schlecht zu konzipieren. Panik und Nervosität wirken sich positiv auf den gewünschten Leistungsabfall aus. Die Konzentration lässt nach, die Noten werden schlecht. Das heißt: Überfrachten Sie! Verlangen Sie zu viel!

7. Überraschen Sie mit Ihrem Aufsichtsverhalten!

Während Sie die Klasse beaufsichtigen, wechseln Sie immer wieder zwischen Entspannungs- und Aktivitätsphasen. Das heißt: Entspannen Sie sich am Pult, lesen Sie sehr große Bücher, die Sie möglichst laut umblättern und die sie laut kommentieren. Essen Sie dabei Ragout, stöhnend und schmatzend. Zwischendurch sollten Sie in unregelmäßigen Abständen aufstehen und zügigen Schrittes in einem nicht vorhersehbarem Kurs hüpfend und lachend die Schülerinnen und Schüler besuchen. Machen Sie ruhig mal einen Purzelbaum, holen Sie Ihr Diabolo-Set raus. Verteilen Sie auch Mettbrötchen. Warum nicht mal gegen ein Schienbein treten?

8. Inszenieren Sie Täuschungsversuche!

Es gibt sie leider: Die Musterschülerinnen und Schüler, die durch keinen der genannten Punkte zum gewünschten Leistungsabfall bereit sind. Täuschen Sie also Betrug vor. Ein Spickzettel ist schnell geschrieben - auch für Sie. Bereiten Sie diesen vor und finden Sie diesen hinter des Streberschülers Ohr oder in seinem Etui. Die Schulverordnung ist da eindeutig: Bei so einem umfangreichen Täuschungsversuch muss die gesamte Leistung leider als ungenügend bewertet werden.

Mit Ihrer Hilfe wird Deutschland wieder dümmer und das ist gut so. Ist ja nur auf dem Papier. Vielen Dank.

Ihr Philologenverband

 

Tobias Thye

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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hä, »Spiegel«?

»Aber gesund machen wird diese Legalisierung niemanden!« schreibst Du in einem Kommentar zum neuen Cannabisgesetz. »Ach, echt nicht?« fragen wir uns da verblüfft. Wir waren bisher fest vom Gegenteil überzeugt. Immerhin haben Kiffer/innen oft sehr gute feinmotorische Fähigkeiten, einen gesunden Appetit und ärgern sich selten. Hinzu kommen die unzähligen Reggaesongs, in denen das Kiffgras als »Healing of the Nation« bezeichnet wird. All dies willst Du nun tatsächlich infrage stellen? Da lieber noch mal ganz in Ruhe drüber nachdenken!

Empfehlen Deine Blättchenfreund/innen von Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

 Weiter so, uruguayischer Künstler Pablo Atchugarry!

Eine angeblich von Ihnen geschaffene Bronzeskulptur im englischen Cambridge soll an Prinz Philip erinnern, der dort von 1977 bis 2011 Kanzler der Universität war. Allerdings wird das Kunstwerk, das im Auftrag eines reichen Bauträgers angefertigt wurde, von vielen als verunglückt empfunden und zieht seit nunmehr zehn Jahren Spott auf sich.

Dass Sie mittlerweile die Urheberschaft leugnen, um Ihr Renommee als Künstler zu schützen, ist zwar verständlich, aber aus unserer Sicht völlig unnötig. Wenn sich das Konzept durchsetzt, lästige Promis, die uns über Jahrzehnte viel Zeit, Geld und Nerven gekostet haben, mit langlebigen Schrott-Monumenten zu schmähen, werden Sie sich vor Aufträgen bald kaum noch retten können. Und das Beste: Weil andere Großkopferte sich mit ihren Eskapaden zurückhalten würden, um nicht von Ihnen verewigt zu werden, sorgten Sie auch noch für Ruhe und gesellschaftlichen Frieden.

Hofft, dass dieser Vorschlag einen Stein ins Rollen bringt: Titanic

 Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Nachdem Sie eine Klage wegen Rufschädigung eingereicht haben, wird nun voraussichtlich ein Prozess gegen den britischen Rockstar Brian Molko eingeleitet. Dieser hatte Sie bei einem Konzert seiner Band Placebo in Turin als Nazi und Faschistin bezeichnet.

Wir finden, da könnten Sie sich mal etwas lockermachen. Wer soll denn bitte noch durchblicken, ob Sie gerade »Post-«, »Proto-« oder »Feelgood-« als Präfix vor »Faschistin« bevorzugen? Und: Wegen solcher Empflichkeiten gleich vor Gericht zu gehen, kostet die Justiz so viel wertvolle Zeit. Die könnte sie doch auch nutzen, um Seenotretter/innen dingfest zu machen oder kritische Presse auszuschalten. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht, Sie Snowflake?

Schlägt ganz gelassen vor: Titanic

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg