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Warum die Deutsche Bahn einen tollen Job macht und zu Unrecht kritisiert wird

Eine Echauffierung von David Schuh

Diese Zeilen schreibe ich selbstverständlich in der Deutschen Bahn, sie war selbstverständlich pünktlich, und nun liegen wir sogar drei Minuten vor dem Fahrplan. Ich fahre fast täglich mit der Deutschen Bahn, und nur einmal war sie unpünktlich, weil sich eine Person zum Zwecke des Suizids auf dem Gleis befand. Die gewohnheits- oder gewerbsmäßigen Bahnkritiker*innen würden wohl argumentieren, dass man die Person doch einfach hätte überfahren können, "die wollte doch eh sterben", und so den Fahrplan eingehalten hätte. Die Deutsche Bahn denkt nicht so, für sie steht der Mensch im Mittelpunkt, der im Zug genauso wie der auf den Gleisen. Ich sitze übrigens in der ersten Klasse eines ICE, besitze neben dem 49-Euro-Ticket keine weitere Fahrkarte, und die Kontrolleurin wünschte mir soeben aufrichtig eine angenehme Weiterfahrt. Die Deutsche Bahn fühlt sich nämlich dem Humanismus verpflichtet, und das steht nicht nur in den AGB, sondern ist gelebte Praxis, jeden Tag. Sie hat ein feines Sensorium für die Diversität ihrer Fahrgäste, deren finanzielle Möglichkeiten und deren Bereitschaft, einen solchen Text zu publizieren.

Ich möchte an dieser Stelle einmal allen gewohnheits- oder gewerbsmäßigen Bahnkritiker*innen zurufen: Erst mal selber besser machen! Glaubt Ihr ernsthaft, Ihr könntet das, ja? Die ganzen Züge bauen, die Bahnhöfe, die Gleise verlegen, die Oberleitungen aufhängen, die vorzüglichen Speisen der Bordrestaurants kochen, die hochkomplexen Streckennetze koordinieren, die Anzeigetafeln auf den Bahnhöfen instand setzen, noch dazu in ansprechendem Design, die Lokführer ausbilden, die Wartung der ganzen Infrastruktur sicherstellen, die mundenden Getränke der Bordbistros in ausreichender Menge bereitstellen, die informative Zeitschrift DB-Mobil herausbringen, die noch informativere Webseite bahn.de erstellen und diese täglich, ja minütlich aktualisieren, bei Unwettern die ganzen umgestürzten Bäume von den Gleisen schaffen, die Klimaanlagen in den Zügen installieren, die schicke Kleidung des Bahnpersonals zusammennähen, diese Geräte zur Fahrscheinkontrolle anfertigen, die Nothämmer anfertigen, täglich unzählige Anrufe mit Fragen zum Fahrplan und anderem entgegennehmen und beantworten, zu verschiedenen Anlässen Sonderzüge bereitstellen, TV-Werbespots drehen, den Schienengüterverkehr so koordinieren, dass er nicht mit dem Personenverkehr auch buchstäblich kollidiert, sich mit den ganzen Stuttgart-21-Gegnern rumschlagen, die Digitalisierung von allem Möglichen vorantreiben, die ganzen Bahncards anfertigen, noch dazu in ansprechendem Design, die hochkomplexe Preispolitik gestalten, alle naselang irgendwas sanieren oder fit fürs 21. Jahrhundert machen, die Konzernzentrale errichten, noch dazu in ansprechendem Design, den Negativpreis "Verschlossene Auster" entgegennehmen und dabei stets freundlich bleiben, die ganzen Betten für die Nachtzüge schreinern, noch dazu in ansprechendem Design, das "Tren Maya"-Großbauprojekt in Mexiko stemmen, die Bananen, Äpfel, Erdbeeren und Himbeeren anbauen und ernten, die für den schmackhaften "Freche Freunde Fruchtpüree" benötigt werden, welcher in den Bordbistros neben vielem anderen die adäquate Bewirtung auch der kleinen Fahrgäste gewährleistet UND, UND, UND.

Ich glaube, Ihr habt inzwischen verstanden, dass das Ganze doch nicht so einfach ist, wie Ihr Euch das vorgestellt habt. Sicher schämt Ihr Euch auch ein bisschen für die vorschnelle und ahnungslose Kritik. Und begegnet der Deutschen Bahn in Zukunft mit etwas mehr Demut, wenn nicht mit Hochachtung. Das wäre immerhin ein Anfang!

Kategorie: Allgemein



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Briefe an die Leser

 Huch, Wolodymyr Selenskyj!

Laut Spiegel wollen Sie »überraschend nach Deutschland reisen«. Verständlich, Flugzeug oder Zug werden auf Dauer ja auch langweilig. Interessiert, ob Sie stattdessen einen Tunnel graben, mit einem Zeppelin fliegen oder doch per Faltkanu heranschippern, wünschen Ihnen in jedem Fall eine gute Reise

Ihre Travelguides von Titanic

 Mal halblang, Polizei Düsseldorf!

Irgendwie war ja zu erwarten, dass Du Dich in Deinen Ermittlungen zum Anschlag in Solingen von rassistischen Debatten und wütenden Rufen nach Massenabschiebungen beeinflussen lässt. Wenn Du in einem Aufruf an die Bevölkerung aber auch noch um »Angaben zur Herkunft der abgebildeten Regenjacke« bittest – gehst Du damit nicht ein bisschen zu weit?

Deine Sittenwächterin von der Titanic

 Ex-VIVA-Moderator Mola Adebisi!

Im »Dschungelcamp« gaben Sie Ihre Meinung zum Thema Geschlechterrollen zum Besten: »Ich möchte nicht das tun, was eine Frau tut, das kann ich auch nicht. Und eine Frau soll auch nicht das tun, was ein Mann tut. Das geht auch nicht.« Männer sollten beispielsweise nicht als Hebammen arbeiten, denn eine Frau würde ein Kind anders lieben als ein Mann.

Und das wird von einer Hebamme ja schließlich gefordert, dass sie Kinder nicht einfach fachgerecht zur Welt bringt, sondern sie auch liebt.

Aber wenn Ihnen so viel daran liegt, die Tätigkeitsbereiche von Männern und Frauen zu trennen, warum haben Sie sich dann ein Metier gesucht, in dem sie gleichermaßen vertreten sind, Adebisi? Nämlich hauptberuflich im Dschungelcamp rumzusitzen?

Fragt sich, auch wenn sie das nicht tun soll: Titanic

 Ho ho ho, Venezuelas Präsident Nicolás Maduro!

Ho ho ho, Venezuelas Präsident Nicolás Maduro!

Mitten im Streit um das wohl von Ihnen manipulierte Wahlergebnis bei der Präsidentschaftswahl haben Sie wieder einmal tief in die politische Trickkiste gegriffen: »Es ist September, und es riecht schon nach Weihnachten«, frohlockten Sie in einer Fernsehansprache. »Als Dank an das kämpferische Volk werde ich daher Weihnachten per Dekret auf den 1. Oktober vorziehen.«

Wir haben sogar eine noch bessere Idee, Maduro: Könnten Sie nicht per Dekret Weihnachten von Anfang Oktober bis Ende Dezember stattfinden lassen? Im Gegensatz zum Kanzler in seinem kapitalistischen Schweinesystem können Sie doch sicher bestimmen, dass die planwirtschaftliche Lebkuchen-Vanillekipferl-Produktion schon im Juni anläuft. So können Sie sich nicht nur ein paar Tage, sondern ganze drei Monate Ruhe zum Fest schenken!

Rät Titanic

 Adieu, Hvaldimir!

Adieu, Hvaldimir!

Als Belugawal hast Du Dich jahrelang vor der norwegischen Küste herumgetrieben und Dich mit Kameraausrüstung am Leib angeblich als russischer Spion betätigt, was Dir viel mediale Aufmerksamkeit und Deinen Decknamen, Hvaldimir, beschert hat. Jetzt bist Du leider tot in der Risavika-Bucht gefunden worden, und da fragen wir uns, Hvaldimir: Hast Du nicht rechtzeitig die Flossen hochbekommen, oder warst Du einfach nicht geübt in der Kunst des Untertauchens?

Mit einem Gläschen Blubberwasser gedenkt Deiner heute: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Zum Sterben hoffentlich zu dämlich

In der Wartezone der Arge in Fürth sitzen zwei Männer um die vierzig. Einer der beiden hält eine aufgeschlagene Tageszeitung so, dass der zweite mitlesen kann. Geduldig blättern sie gemeinsam bis zur Seite mit den Todesanzeigen. »Schau«, sagt der eine, »da ist einer zwei Mal gestorben.« – »Wie kommst du darauf?« – »Lies doch! Derselbe Name in zwei Anzeigen.« – »Tatsächlich! Zwei Mal gestorben. Wie er das wohl geschafft hat?« Eine längere Denkpause setzt ein. »Wahrscheinlich einer wie ich, der nichts auf Anhieb hinkriegt«, schlussfolgert der eine dann. »Ha, das kommt mir bekannt vor!« stimmt der zweite ein. »Meine erste Frau mit den Kindern abgehauen, Führerschein schon drei Mal gemacht. Also zwei Mal wegen Alkohol, und ich weiß gar nicht, wie oft ich schon hier nach einer neuen Arbeit angestanden bin.« – Seufzend: »Hoffentlich kriegen wir wenigstens das mit dem Sterben mal besser hin als der hier …«

Theobald Fuchs

 Alle meine Aversionen

Was ich überhaupt nicht schätze:
»Mädchen, ich erklär dir ...«-Sätze.

Was ich nicht so super finde:
Bluten ohne Monatsbinde.

Was ich gar nicht leiden kann:
Sex mit einem Staatstyrann.

Den Rest, auch Alkoholkonzerne,
mag ich eigentlich ganz gerne.

Ella Carina Werner

 Unangenehm

Auch im Darkroom gilt: Der Letzte macht das Licht aus.

Sebastian Maschuw

 Jeder kennt ihn

Die Romantrilogie auf der Geburtstagsfeier, das Raclettegerät auf der Taufe, die Gartenfräse zur Beerdigung: Ich bin der Typ in deinem Bekanntenkreis, der dir geliehene Sachen in den unmöglichsten Situationen zurückgibt.

Leo Riegel

 Reality-TV

Bei der Fernsehserie »Die Nanny« gibt es diese eine Szene, in der die Mutter der Nanny, Sylvia Fine, in einem Pariser Restaurant mit dem Kellner kommunizieren will. Da sie kein Französisch spricht, nutzt sie zum Austausch ausschließlich den Text des französischen Kinderliedes »Frère Jacques«: Mit »Frère Jacques« ruft sie den Kellner, mit »Ding-ding-dong« fordert sie einen neuen Kaffee und so weiter. In der Serie klappte das sehr gut, und als Kind fand ich es auch ausgesprochen lustig, war mir allerdings sicher, dass das in der Realität nie funktionieren würde – bis es mir selbst gelang. Das kam so: Im Fitnessstudio wartete ein junger Mann am Tresen vergeblich auf einen Trainer. Vergeblich, weil er die im Tresen eingelassene Klingel nicht betätigt hatte. Nun hatte ich ihn während des Trainings Französisch sprechen hören, sprach allerdings selbst keines. Da ich aber der Einzige war, der sein vergebliches Warten bemerkte, ging ich schließlich hin, zeigte auf die Klingel und sagte »Sonnez les matines! Sonnez les matines!« Er verstand sofort und klingelte ausgiebig. Kurz darauf erschien der Trainer und ließ ihn hinaus. Da soll noch mal einer sagen, Fernsehen würde im Leben nicht helfen.

Karl Franz

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Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
15.10.2024 Tuttlingen, Stadthalle Hauck & Bauer und Thomas Gsella
16.10.2024 München, Volkstheater Moritz Hürtgen mit Max Kersting und Maria Muhar
16.10.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
16.10.2024 Frankfurt, Buchmesse TITANIC auf der Frankfurter Buchmesse