TITANIC Literaturkritik: "Die Tyrannei des Schmetterlings" von Frank Schätzing
Der neue Roman des insektophilen Schriftstellers Frank Schätzing ("Der Schwarm") ist da! An diesem Dienstag erschien "Die Tyrannei des Schmetterlings". Darin geht es – wie der Titel verrät – um Künstliche Intelligenz. Ein originelles Sujet, mit dem sich bislang kaum ein Autor beschäftigt hat. Schätzing spinnt zunächst einen Kokon aus Langeweile, aus dem sich die flatterhafte Handlung um den Helden Luther Opoku (bedeutungsschwanger: ein Anagramm von "Helmut Kohl") aber langsam ans Licht kämpft, ehe sie ihre Fühler ausstreckt, die Flügel ausbreitet und den Leser mit ihrem Rüssel ins Buch hineinsaugt.
Bereits im Larvenstadium der ersten Kapitel wird klar, welchen literarischen Nektar das große Ochsenauge Schätzing hier produziert hat. Neben geschickt verpuppten Figuren bestäubt der 76-jährige Schriftsteller sein Werk immer wieder mit Anspielungen auf Klassiker wie "Der Schmetterling" von Johann Wolfgang von Goethe, "Der Schmetterling" von Friedrich von Schlegel und "Butterfly Effect" mit Ashton Kutcher. Einzig in puncto Länge hat der kleine Fuchs das Pferd beim Taubenschwänzchen aufgezäumt, da hätten es statt der üppigen 736 Seiten (Alter Falter!) auch nur fünf oder sechs sein dürfen.
FAZIT: Wieder mal ein brillanter Roman vom Meister der Insektenerotik, der aber rund 700 Seiten zu lang ausgefallen ist.
◀ | Aus dem aktuellen Heft: Wie importierter Antisemitismus der deutschen Wirtschaft schadet | Fast richtige Schlagzeilen (241) | ▶ |
Newstickereintrag versenden…