Inhalt der Printausgabe

Presse-Deutschland
im AfD-Fieber

 

18, 20, 21, 88 Prozent! Die AfD ist im Höhenflug und die rechten Flügel lassen die ehemalige Eurokritiker-Partei immer höher in der Gunst der Deutschen steigen. Der Stern plauderte mit Alice Weidel, der Spiegel lud einst zum Waldspaziergang und Bild wetterte wie gewohnt gegen Migranten, jetzt aber halt noch ein bisschen mehr. Doch wie schreiben Special-Interest-Magazine über den Aufstieg der Blauen? Ein Streifzug durch den Blätterwald des Meinungspluralismus.


AfD, CDU, Der III. Weg oder doch Die Heimat? Welche rechte Partei lohnt sich am meisten bei meinem Einkommen? Was würde eine faschistische Machtergreifung für mein Depot bedeuten? Müssen osteuropäische Haushaltshilfen sofort das Land verlassen? Bei diesen Fragen lassen wir natürlich nicht nur die AfD zu Worte kommen, Neutralität lautet das Gebot der Stunde. Ein ideologiefreies Expertengespräch mit Götz Kubitschek.

Außerdem: Pogrom-Radar – In diesen Städten lohnt sich Eigentum bald am meisten!



Alice Weidel: Und deshalb soll das Blut unserer Feinde die deutschen Straßen herabfließen. Das Unkraut der niederen Rassen soll ausgerupft werden …

Blixa Bargeld: Spannend! Ich mag ja »I Want To Hold Your Hand«. Und was ist Ihr zweitliebster Beatles-Song?


Tino Chrupalla im Gaming-Check

»Was spielst du so nach einem harten Tag im Bundestag?«

Wolfenstein, mit der Mod, mit der man die Guten spielen kann




Stephan Brandner im Gartenzaungespräch

Wir treffen Stephan an einem lauschigen Sommerabend an seinem verschnörkelten gusseisernen Gartentor (349 Euro, Obi). Eine hübsch drapierte Gaslaterne (15 Euro, Hagebaumarkt) leuchtet gerade hell genug, um das schelmische Grinsen in seinem Gesicht noch erahnen zu lassen: »Alles selbst gebaut, von wegen Fachkräftemangel!« Nach einer kurzen Kontrolle unserer Staatsbürgerschaft lässt er uns eintreten. Durch einen pittoresken Rosenbogen – »Rosen-, nicht Regen-, haha!« witzelt er – führt uns der Laubenpieper vorbei an einer akkurat geschnittenen Hecke mit Schießscharten zu seiner dem Sportpalast nachempfundenen Datsche (2499 Euro, Bauhaus). Nach einigen Minuten geschäftigen Rumpelns erscheint Stephan in voller Arbeitsmontur wieder vor uns. »Wie mein Name vermuten lässt, bin ich einer, der nicht lange fackelt«, brummt er, während er das Unkraut mit einem Flammenwerfer (198 Euro, Hellweg) auf dem kleinen Kartoffelfeld abbrennt. Das ist er: der gewohnt scharfe, aber immer faire Humor, den man von ihm aus dem Bundestag kennt. Da, wo er sich Wortgefechte mit seinen Gegnern liefert. Aber nicht hier, in seinem Refugium, seinem kleinen Stück Eden. Hier ist er ganz Mensch. »Apropos Unkraut«, wird Stephan plötzlich ernst und deutet unverblümt auf uns. So sympathisch und ehrlich ist sie, die Alternative für Deutschland 2023. Wir können die Bewunderung für unseren neuen Gartenfreund kaum unterdrücken. Ja, man könnte sagen: Wir brennen für Brandner.


Sebastian Maschuw / Daniel Sibbe

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Verehrte Joyce Carol Oates,

da Sie seit den Sechzigern beinah im Jahrestakt neue Bücher veröffentlichen, die auch noch in zahlreiche Sprachen übersetzt werden, kommen Sie vermutlich nicht dazu, jeden Verlagstext persönlich abzusegnen. Vielleicht können Sie uns dennoch mit ein paar Deutungsangeboten aushelfen, denn uns will ums Verrecken nicht einfallen, was der deutsche Ecco-Verlag im Sinn hatte, als er Ihren neuen Roman wie folgt bewarb: »›Babysitter‹ ist ein niederschmetternd beeindruckendes Buch, ein schonungsloses Porträt des Amerikas der oberen Mittelschicht sowie ein entlarvender Blick auf die etablierten Rollen der Frau. Oates gelingt es, all dies zu einem unglaublichen Pageturner zu formen. In den späten 1970ern treffen in Detroit und seinen Vorstädten verschiedene Leben aufeinander«, darunter »eine rätselhafte Figur an der Peripherie der Elite Detroits, der bisher jeglicher Vergeltung entkam«.

Bitte helfen Sie uns, Joyce Carol Oates – wer genau ist ›der Figur‹, dem es die elitären Peripherien angetan haben? Tragen die Leben beim Aufeinandertreffen Helme? Wie müssen wir uns ein Porträt vorstellen, das zugleich ein Blick ist? Wird das wehtun, wenn uns Ihr Buch erst niederschmettert, um dann noch Eindrücke auf uns zu hinterlassen? Und wie ist es Ihnen gelungen, aus dem unappetitlich plattgedrückten Matsch zu guter Letzt noch einen »Pageturner« zu formen?

Wartet lieber aufs nächste Buch: Titanic

 Gute Frage, liebe »Süddeutsche«!

»Warum haben wir so viele Dinge und horten ständig weiter? Und wie wird man diese Gier wieder los?« teast Du Dein Magazin an, dasselbe, das einzig und allein als werbefreundliches Vierfarb-Umfeld für teuren Schnickschnack da ist.

Aber löblich, dass Du dieses für Dich ja heißeste aller Eisen anpackst und im Heft empfiehlst: »Man kann dem Kaufimpuls besser widerstehen, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich fragt: Wer will, dass ich das haben will?«

Und das weiß niemand besser als Du und die Impulskundschaft von Titanic

 Grüß Gott, Businesspäpstin Diana zur Löwen!

Du verkaufst seit Neuestem einen »Anxiety Ring«, dessen »bewegliche Perlen« beim Stressabbau helfen sollen. Mal abgesehen davon, dass das einfach nur das hundertste Fummelspielzeug ist, kommen uns von ihren Nutzer/innen glorifizierte und zur Seelenerleichterung eingesetzte bewegliche Perlen an einer Kette verdächtig bekannt vor.

Ist für Dich natürlich super, denn auch wenn Du Deinen treuen Fans skrupellos das Geld aus der Tasche ziehst, in die Hölle kommst Du zumindest für diese Aktion sicher nicht.

Auch wenn dafür betet:

Deine Titanic

 Hallihallo, Michael Maar!

In unserem Märzheft 2010 mahnte ein »Brief an die Leser«: »Spannend ist ein Krimi oder ein Sportwettkampf.« Alles andere sei eben nicht »spannend«, der schlimmen dummen Sprachpraxis zum Trotz.

Der Literatur- ist ja immer auch Sprachkritiker, und 14 Jahre später haben Sie im SZ-Feuilleton eine »Warnung vor dem S-Wort« veröffentlicht und per Gastbeitrag »zur inflationären Verwendung eines Wörtchens« Stellung bezogen: »Nein, liebe Radiosprecher und Moderatorinnen. Es ist nicht S, wenn eine Regisseurin ein Bachmann-Stück mit drei Schauspielerinnen besetzt. Eine Diskussionsrunde über postmoderne Lyrik ist nicht S. Ein neu eingespieltes Oboenkonzert aus dem Barock ist nicht S.«

Super-S wird dagegen Ihr nächster fresher Beitrag im Jahr 2038: Das M-Wort ist ja man auch ganz schön dumm!

Massiv grüßt Sie Titanic

 Ach, Scheuer-Andi,

wie der Spiegel meldet, wird niemand für Sie in den Bundestag nachrücken. Da scheinen die Fußstapfen wohl einfach zu groß zu sein.

Die Besten gehen immer zu früh …

Weiß Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
02.05.2024 Dresden, Schauburg Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
03.05.2024 Mettingen, Schultenhof Thomas Gsella
03.05.2024 Stuttgart, Im Wizemann Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
04.05.2024 Gütersloh, Die Weberei Thomas Gsella