Postillon gibt Hunderttausenden das Gefühl, zuerst auf eine Postillonschlagzeile gekommen zu sein
Fürth (tit) – Da mußte er zweimal hinschauen: Als David S. aus Lüdenscheid am Montagmittag seinen Internetbrowser öffnete, konnte er kaum glauben, was er da sah. In seiner Facebook-Timeline sprang ihm die Schlagzeile des Satireblogs "Der Postillon" ins Auge: "Nach Kaufempfehlung durch Regierung: Hamster deutschlandweit restlos vergriffen". "Das hatte ich doch so ähnlich erst tags davor auf Twitter geschrieben", erinnert sich der Fünfundzwanzigjährige. "Lol, ich gehe dann mal los und kauge mir 1 Hamster. Bis blad Leuz ;DDD #Hamsterkaeufe", habe sein Tweet gelautet, wie er uns buchstabiert. Mit fünf Favs und zwei Retweets sei es sogar sein dritterfolgreichster Beitrag bisher gewesen. "Ich hätte nicht gedacht, daß ich auf dem Niveau des Postillon schreibe", freut sich David. Ein bißchen stolz sei er jetzt schon: "Auf jeden Fall werde ich dort ein Praktikum machen."
Etwas anders erging es da dem Bäckerlehrling Cornelius O. aus Degerloch: "Als ich die Schlagzeile gesehen habe, ist mir erst mal die Kinnlade auf die Tastatur geklappt." Erst sei er entgeistert, dann wütend gewesen. "Wie kommen die darauf, von meiner privaten Facebookseite zu klauen?" Vier Stunden habe er an dieser Zeile gefeilt: "Regierung gibt Kaufempfehlung für Hamsterkäufe: Schon jetzt kaum noch Hamster erhältlich". Sicherlich gebe es kleine Unterschiede in der Formulierung, gesteht Cornelius ein, "aber Sonntag hätte man eben noch nicht von einem Ausverkauf sprechen können!" Supersauer sei er, um ein Praktikum möchte der Siebzehnjährige sich jedoch trotzdem bewerben, "allein der Gerechtigkeit wegen".
Sprachwissenschaftler Karsten Götsch hat eine Erklärung dafür, warum Hunderttausende gleichzeitig die gleiche Idee hatten: "Das Wort 'Hamsterkauf' ist ein sogenanntes Homonym. Es kann metaphorisch bedeuten, sich einen Vorrat anzulegen. In diesem Sinn wurde es in den Medienberichten über die offizielle Hamsterempfehlung verwendet. "Hamsterkauf" kann aber auch wörtlich den Kauf eines Hamsters bedeuten. Wir verstehen beides, deshalb haben dem nicht gemeinten zweiten Sinn nach zahlreiche Internetuser gestern Spaßmeldungen verfaßt. Ich kann darüber herzlich lachen, und der Postillon ist natürlich klasse."
Der Postillon ließ indes verlautbaren, man sei einfach auf die wütenden Kommentare der Netzautoren scharf gewesen, die sich um ihren Witz gebracht sähen. Die wolle man dann veröffentlichen, um die Schreiber "dumm wie die Idioten" aussehen zu lassen. Außerdem kündigte die Satireseite schon ihren nächsten Coup an: "Demnächst geht es in einem Artikel um männliche Katzen und die Nachwirkung übermäßigen Alkoholkonsums." Mehr wolle man aber noch nicht verraten. Aus internen Kreisen wurde jedoch bekannt, daß David S. der Autor sein werde. Es bleibt also spannend!
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