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Olympia-Bilanz: Die fünf wichtigsten Erkenntnisse der Winterspiele in Peking
Peking, die Stadt, die niemals schläft und alles kann außer Hochdeutsch, hat die Welt in den vergangenen zwei Wochen mächtig beeindruckt. Und zwar mit den besten Olympischen Spielen, die 2022 bislang stattfanden. Es gab lediglich ein paar kleine Schönheitsfehler (das Gesicht von IOC-Präsident Thomas Bach, deutsche Dialekte, zu viel Schnee). Das sind die fünf wichtigsten Erkenntnisse der Spiele:
1) Spektakuläre neue Disziplinen – aber Fußball fehlt
Zweierbob mit Mensch und Dressurpferd, Schunkelschach auf der Rodelbahn und Snowboardbeachvolleyball in knappen Bikinis – die neuen olympischen Disziplinen in Peking kamen an. Auf Sitzpinkelskispringen, Synchronradfahren in der Bobbahn und Eisfußball in der finnischen Sauna müssen sich die Wintersportfans jedoch noch gedulden. Diese Spannung garantierenden Disziplinen gibt es wahrscheinlich erst in vier Jahren bei den nächsten Olympischen Winterspielen in Mailand und Corona d‘Ampezzo in Italien.
2) Schnee im Wintersport – nicht mehr zeitgemäß
Den Fans wurden vorher auf allen Kanälen Olympische Spiele ohne nervigen Schnee versprochen. Doch dann der Schock: Auch in Peking schneite es! Wer hätte das gedacht? Ein Ärgernis war das vor allem für das Internationale Olympische Komitee. IOC-Präsident Thomas Bach sagt: "Das war mit den Schneesen ... Pardon ... den Chinesen so nicht abgesprochen! Wir hatten eigentlich ausgemacht, dass es nicht schneien soll. Denn Schnee im Wintersport ist nicht mehr zeitgemäß." Bach denkt bereits an vollständig schnee- und eisfreie Olympische Winterspiele: "Dann hätten wir viel mehr Möglichkeiten. Surfen, Formel 1 und Sackhüpfen könnten ebenfalls dazugehören. Und wenn wir die Schneepflicht abschaffen, müssen wir keinen Kunstschnee produzieren und können die Spiele auch an moderne Wintersportnationen wie Saudi-Arabien oder Brasilien vergeben. Das wäre sehr umweltfreundlich."
3) Sportler:innen werden immer lästiger
Die Olympischen Spiele waren auch in Peking wieder auf echte Athlet:innen aus Fleisch, Blut und Doping angewiesen. Diese Abhängigkeit von Menschen bringt das Internationale Olympische Komitee jedoch immer wieder in die Bredouille. Denn die Sportler:innen machen oft einfach das, was sie wollen. Sie jammern über Kakerlaken im Quarantäne-Hotel, gewinnen zu wenige Medaillen und sprechen ohne Unterlass furchtbare Dialekte (Bayerisch, Schwäbisch, Bratwurstlerisch). Zu allem Überfluss wissen sie nicht, wie sie den Namen des Gastgeberlandes aussprechen sollen (Tschina? Kina? Skina? Gina? Rita?). Doch damit könnte bald Schluss sein. Wieso nicht mal Olympische Spiele ohne Athlet:innen? Braucht es sie wirklich? Oder könnten Maschinen den "Job" nicht viel besser erledigen, zum Beispiel Saugroboter beim Eishockey oder Curling? Das IOC will das schon sehr bald testen.
4) Große Proteste sind nicht notwendig
Mehrere Olympia-Athlet:innen hatten sich vor den Spielen mutige und waghalsige Protestaktionen vorgenommen, um gegen China, Corona und das (zu strenge?) Dopingverbot zu demonstrieren: Einige wollten unter der Skimaske grimmig gucken, andere unter der Coronamaske die Zunge herausstrecken, und die deutschen Skilangläufer hatten vor, heimlich in den Hotelpool zu pinkeln und den Lieblingspanda des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping mit ihren Skiern zu überfahren und anschließend zu grillen. Doch daraus wurde nichts. Die Angst war letztlich doch zu groß, erwischt und dann hart bestraft zu werden – mit einem Treffen mit Thomas Bach. Auch Krawallkünstler Ai Weiwei war in Peking nirgendwo aus Protest bäuchlings liegend zu sehen, und das gehört definitiv zu den erfreulichsten Nachrichten der Spiele.
5) Menschen- und Hunderechte: top
Während der Olympischen Spiele wurden keine Athlet:innen in Arbeitslager gesteckt, auch keine Hunde. Dabei hatten sich viele Fans sehr darauf gefreut. Unterdessen ist Thomas Bach von den permanenten Diskussionen um Menschenrechte genervt: "Ich warne davor, bei diesem Thema so verbissen zu sein. Immer krampfhaft auf die Menschenrechte zu schauen, ist China gegenüber unfair und menschenverachtend." Und überhaupt: "Menschenrechte sind so ein Modeding geworden – davon sollten wir uns nicht beeindrucken lassen. Ich will nur darauf aufmerksam machen, dass überall dort, wo die Menschenrechte halbwegs wichtig sind, auch nicht immer alles angenehm ist. Oder sollen Olympische Spiele künftig zum Beispiel in Ischgl oder Leverkusen stattfinden? Das kann niemand wollen!"
Dimitri Taube