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Gunther Tiersch dreht den Wind

Seid Ihr alle da? Gunther Tiersch ist da. Hey, Kinder, Gunther Tiersch ist wieder da! Seid Ihr alle da? Gunther Tiersch ist da!

Kinder mögen Gunther Tiersch. Und Gunther Tiersch mag Kinder. Gunther Tiersch ist Meteorologenchef beim ZDF, "aber keine Hasspredigten mache ich da, schon klar, oder, dass das klar ist", sagt Gunther Tiersch über Gunther Tiersch.

Faszinosum Gunther Tiersch – Gunther Tierschs Faszinosum. Gunther Tiersch ist ein Faszinosum. Who is not your Gunther Tiersch?

Kohärentere Teile gewinnen die Macht. Gunther Tiersch wurde am 30. April 1954 in Ratzeburg geboren. "Es war insgesamt eine gute Großwetterlage", weiß seine Mutter Gunthra Tiersch zu berichten. "Schönen Abend und machen Sie's gut", fügt sie hinzu. Gunther Tiersch hat sich aus Wolken herbeimaterialisiert; er ist der Gott, der den Stein nicht heben kann, der schwerer ist als er selbst, also Tiersch, Gunther Tiersch. Denn Gunther Tiersch ist Gunther Tiersch, er kam und ist jetzt da. "Bleibt erstmal beständig."

Gunther Tierschs Gehirn sieht von oben aus wie der Alpenhauptkamm, wenn man ihn aus dem Weltraum betrachtet.

Gunther Tiersch ist einer der jüngsten deutschen Olympiasieger. Mit 14 Jahren gewann Gunther Tiersch als Steuermann im Achter-Boot die goldene Medaille. Also ein Achtel davon. Wichtigste Qualifikation: Gunther Tiersch wog unter fünfzig Kilogramm. "Hat man sich natürlich gefreut", gesteht Gunther Tiersch anschließend souverän im "Aktuellen Sportstudio".

Gunther Tiersch hat seither zugenommen.

Gunther Tiersch hat die sauberste Brille der Welt.

Gunther Tiersch hat die Macht über uns.

Gunther Tiersch ist der hyperreale Prophet unserer Zeit. Er verheißt die Zukunft. Gunther Tiersch kartiert; seine Sprache räumt auf, misst aus, deckt ab, teilt zu: "Warmluft wird abgedrängt", "Landregen prasselt", "insgesamt freundlich"; Westhälfte, Osthälfte, Voralpen, Mittelgebirge, Tiefebene, Küstenregionen. Alles ist entweder irgendwie eisglatt und verhagelt oder schwül und feucht und trocken und heiß.

In letzterem Fall wechselt der ansonsten eher steife Norddeutsche Gunther Tiersch aus dem Pinguin- in den Porno-Modus und zeigt nackte Haut. An dieser Stelle eine Frage an Sie, liebe Leserinnen und Leser: Erinnern Sie sich noch an die legendären Sommertouren Gunther Tierschs an die Ostseeküste? Regelmäßig, vermutlich einmal im Jahr, moderierte Gunther Tiersch das Wetter der ZDF-Nachrichten nicht, wie gewohnt, aus dem Studio – sondern aus Pools und Hot Tubs zwischen Flensburg und Usedom. Mehr als einmal war er dabei oberkörperfrei.

Auf Anfrage beim ZDF antwortet Gunther Tiersch höchstselbst: Er sei das letzte Mal 2016 dienstlich an die Ostseeküste gefahren, "Ende Juli, 25. bis 30." Hoffnung keimt auf. Wie das Wetter wohl war? Wie Gunther Tiersch wohl war? In der Mediathek allerdings: nichts. Die Speicherfrist beträgt bloß ein Jahr. Gunther Tiersch lapidar: "Es gibt die Wetterberichte natürlich noch im Archiv."

Gunther Tierschs private Handynummer lautet 01579846234. 

Wetterwechsel, Sinneswandel. Klimawandelleugner wissen schon längst: Nicht der Klimawandel ist schuld am Klimawandel, sondern Gunther Tiersch. Zitat aus dem Wetterbericht der 19-Uhr-Nachrichten im ZDF vom 10. Dezember 1990: "Eine solche Wetterlage kann eben die unterschiedlichsten Gesichter haben. Ob es dabei schneit oder regnet, ist oftmals von nur sehr geringen Temperaturgegensätze[n] auf engstem Raum abhängig."

Brauchen Sie noch mehr Beweise?

Auch Gunther Tiersch kann die unterschiedlichsten Gesichter haben. Meistens schaut er sachlich bis neutral. Doch hinter der kühlen Fassade steckt ein handfestes Hochdruckgebiet. Gunther Tiersch ist ein Kraftpaket voller Vitamine und guter Gedanken. Doch er duldet keine Schwäche. Obendrein mag er eigentlich Kinder gar nicht und fesselt Praktikanten im Windkanal fest.

Im Himmelreich werden Gunther Tiersch, Inge Niedeck, Katja Horneffer, Özden Terli und der selige Ben Wettervogel ringelrein tanzen (oder heißt es Ringelreim? wie sagt man nochmal?), Flaschendrehen spielen und unsere Erde verformen.

Oft erscheint in Gunther Tierschs Träumen die alte ZDF-Wetterkarte mit den grün eingefärbten Flächen, die für den europäischen Kontinent stehen, und den darüber hinwegziehenden kleinen Tröpfli-Tropfen und ebenfalls flächigen, dunkelblauen Niederschlagsgebieten, die dann die grünen Flächen zum Teil überblenden; eben da, wo es regnen wird. Nur bedeutet das in meinen Träumen nicht Regen, sondern Sintflut. Das ganze Land steht dann also unter Wasser und man muss, je nachdem, wo man wohnt, kurzfristig umziehen, was ganz schön verrückt erscheint. Aber es ist ja auch nur ein Traum. Neulich kam in der so geträumten Wetteransage sogar Erdölregen vor. Der hatte schwarze Tropfen als Symbol.

Die Nummer des ZDF-Archivs ist einfach zu finden. Hauptabteilung Geschehnisse, Unterabteilung Wetter. Es tutet und tutet und tropft. 

Adrian Schulz

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hoppla, Berliner Gefängnischefs!

Drei von Euch haben laut Tagesspiegel wegen eines Fehlers der schwarz-roten Regierungskoalition statt einer Gehaltserhöhung weniger Geld bekommen. Aber der Ausbruch von Geldnöten soll durch einen Nachtragshaushalt verhindert werden. Da ja die Freundschaft bekanntlich beim Geld endet: Habt Ihr drei beim Blick auf Eure Kontoauszüge mal kurz über eine Ersatzfreiheitsstrafe für die nachgedacht, die das verbrochen haben?

Wollte diese Idee nur mal in den Raum stellen: Titanic

 Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Nachdem Sie eine Klage wegen Rufschädigung eingereicht haben, wird nun voraussichtlich ein Prozess gegen den britischen Rockstar Brian Molko eingeleitet. Dieser hatte Sie bei einem Konzert seiner Band Placebo in Turin als Nazi und Faschistin bezeichnet.

Wir finden, da könnten Sie sich mal etwas lockermachen. Wer soll denn bitte noch durchblicken, ob Sie gerade »Post-«, »Proto-« oder »Feelgood-« als Präfix vor »Faschistin« bevorzugen? Und: Wegen solcher Empflichkeiten gleich vor Gericht zu gehen, kostet die Justiz so viel wertvolle Zeit. Die könnte sie doch auch nutzen, um Seenotretter/innen dingfest zu machen oder kritische Presse auszuschalten. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht, Sie Snowflake?

Schlägt ganz gelassen vor: Titanic

 Helen Fares, c/o »SWR« (bitte nachsenden)!

Sie waren Moderatorin des Digital-Formats MixTalk und sind es nun nicht mehr, nachdem Sie ein launiges kleines Video veröffentlicht haben, in dem Sie zum Boykott israelischer Produkte aufriefen, mit Hilfe einer eigens dafür programmierten App, die zielsicher anzeigt, wo es in deutschen Supermärkten noch immer verjudet zugeht (Eigenwerbung: »Hier kannst Du sehen, ob das Produkt in Deiner Hand das Töten von Kindern in Palästina unterstützt oder nicht«).

Nach Ihrem Rauswurf verteidigten Sie sich in einem weiteren Video auf Instagram: »Wir sind nicht antisemitisch, weil wir es boykottieren, Produkte von Unternehmen zu kaufen, die Israel unterstützen. Ein Land, das sich vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Genozid verantworten muss, weil es Zehntausende von Menschen abgeschlachtet hat.« Da sich aber auch Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Beihilfe zum Genozid verantworten muss, war Ihre Kündigung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ja ohnehin einvernehmlich, oder?

Kann es sich nicht anders vorstellen: Titanic

 Gute Frage, liebe »Süddeutsche«!

»Warum haben wir so viele Dinge und horten ständig weiter? Und wie wird man diese Gier wieder los?« teast Du Dein Magazin an, dasselbe, das einzig und allein als werbefreundliches Vierfarb-Umfeld für teuren Schnickschnack da ist.

Aber löblich, dass Du dieses für Dich ja heißeste aller Eisen anpackst und im Heft empfiehlst: »Man kann dem Kaufimpuls besser widerstehen, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich fragt: Wer will, dass ich das haben will?«

Und das weiß niemand besser als Du und die Impulskundschaft von Titanic

 Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Während Ihrer Zeit im Aufsichtsrat bei Schalke 04 sollen Sie in der Halbzeitpause einmal wutentbrannt in die Kabine gestürmt sein und als Kommentar zur miserablen Mannschaftsleistung ein Trikot zerrissen haben. Dabei hätten Sie das Trikot viel eindrücklicher schänden können, als es bloß zu zerfetzen, Tönnies!

Sie hätten es, wie Sie es aus Ihrem Job kennen, pökeln, durch den verschmutzten Fleischwolf drehen und schließlich von unterbezahlten Hilfskräften in minderwertige Kunstdärme pressen lassen können.

Aber hinterher ist man immer schlauer, gell?

Dreht Sie gern durch den Satirewolf: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg