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Gesund bis zum Abwinken – ein Selbstversuch

Ausreichend Schlaf, regelmäßig Sport, gesunde Ernährung – an diese Gesundheitstipps halten sich viele. Doch wie lebt es sich, wenn man wirklich alle Gesundheitstipps, -tricks und -hacks umsetzt? Unser Autor hat es getestet.

Tag 1
Man soll den Tag mit etwas Positivem beginnen. Ich wähle Tagebuch schreiben. Da bisher wenig passiert ist, habe ich das schnell erledigt. Im Anschluss trinke ich je ein Glas Kaffee, grünen Tee, Wasser, Grünkohlsmoothie, rohe Eier, Lebertran und Eigenurin. Mein Magen arbeitet so hart, dass davon mein Herz rast. Morgens Cardio? Check. Das Frühstück käme dem Intervallfasten in die Quere, weswegen ich das Essen nur manifestiere. Dann lächle ich erst mir im Spiegel und später dann allen Passanten möglichst breit zu und trinke noch ein Glas Wasser. Nach dem Mittagessen – natürlich raw vegan, glutenfrei und zuckerarm, es gibt feuchten Wurz mit Dill – geht es ab ins Fitnessstudio. Über den Tag verteilt lege ich immer wieder bewusste Pausen ein, meistens auf dem Klo, auf dem ich wegen meines extremen Wasserkonsums bedeutende Mengen des Tages verbringe. Abends achte ich dann darauf, dass das Schlafzimmer dunkel, kühl und ruhig ist. Da meine Freundin schnarcht, bitte ich sie auf dem Sofa zu schlafen, was sie ablehnt. Stattdessen legen wir spontan eine Stunde Beziehungsarbeit ein. Ein Win für die mentale Gesundheit.  

Tag 2
Der nächste Tag verläuft kaum anders. Mittlerweile habe ich gelernt, Augen-, Rücken-, Nacken-, Hand- und Fußzonenreflex-, Bildschirm-, Reflexions- und Frischluftpause gleichzeitig zu machen. Bereits um 17 Uhr habe ich all meine To-dos erledigt und beschließe, mein Gesundheitspensum ab morgen noch zu erweitern.

Tag 3 und 4
Direkt nach dem Aufstehen mache ich Kraftsport. Dabei telefoniere ich mit meiner Mutter, denn soziale Kontakte machen glücklich. Als mir auffällt, dass mein angestrengtes Stöhnen so ähnlich wie Sex klingt und mir das im Gespräch ungut aufstößt, rechne ich das als Therapiestunde an. Die gewonnene Zeit nutze ich für eine spontane Runde Embrional-Yoga zwischen den Steppern. Die täglichen 10.000 Schritte erreiche ich allein durch die Wege zum Klo. So spare ich mir auch den Spaziergang und pfeife mir mein Vitamin D nicht in 30 Minuten, sondern in drei Sekunden in Pillenform rein. Problematischer ist da schon meine Bildschirmzeit, weil ich die Höchstgrenze von 1,5 Stunden allein schon durch das Stellen und Ausmachen der vielen Timer erreiche. Zwei Stunden vor dem Schlafengehe mache ich alle Bildschirme aus. Das ist gesund, vor allem aber brauche ich die Zeit für zwei Meditationen, einmal masturbieren, Meal Prep, Tage-, Dankbarkeits- und Erfolgstagebuch führen und einfach mal relaxen. Erschöpft, aber ekelhaft selbstzufrieden schlafe ich ein.

Tag 5
Ich nehme fermentierte Lebensmittel in meinen Ernährungsplan auf. Die Mischung aus Sauerkraut, Kombucha und Miso kommt jedoch sofort wieder hoch. Das über eine halbe Stunde konstante Würgen rechne ich als Achtsamkeitsübung an, weil ich mich dabei auf die Spritzer am Innenrand des Klos fokussiere. Positiver Nebeneffekt meiner neuen supergesunden Ernährung: Mit dem, was ich mir abends von der Zunge schabe, kann ich morgens gleich eine neue Kefir-Kultur ansetzen. Um 8:33 Uhr, 10:25 Uhr, 14:40 Uhr, 15:57 Uhr und 18:12 Uhr ist es dann Zeit für meine zweiminütigen Atemübungen zur Stressreduktion. Bei jedem Atemzug brennt es in meiner Lunge vor Tatendrang. Vielleicht liegt das aber auch an der Inhalation des Moschuskonzentrates am Vortag, das meine Potenz steigern soll. Vor dem Schlafengehen absolviere ich meine Hautpflegeroutine, bei der ich zusätzlich vor dem Spiegel grinse. Im selben Moment, in dem ich mir wie Christian Bale in American Psycho vorkomme, habe ich den Gedanken auch schon akzeptiert, an mir vorbeiziehen lassen und verarbeitet.  

Tag 6
Am sechsten Tag verlässt mich meine Freundin. Angeblich wäre ich zu sehr auf mich selbst fokussiert. Auf wen denn sonst? Bei der Achtsamkeitsmeditation kam ich dann darauf, dass es nicht an mir lag, sondern daran, dass sie mir beim Perineum-Sunning, also dem Sonnen der Rosette, einmal zu oft ins Arschloch geschaut hat. Diese Humanentgiftung war bitternötig. Die wenigen Gefühle, die ich außerhalb der Sorge um die richtige Mikronährstoffzusammenstellung noch habe, meditiere ich weg wie nichts. Wäre doch gelacht, was ich unter Lachyoga anrechne.

Tag 7
Mittlerweile kann ich Spuren von Kohlehydraten in der Luft sehen wie eine Disneyfigur den Duft eines frisch gebackenen Kuchens. Fliegen kann ich auch. Eine Folge der Gewichtsabnahme und weil die rohen Bohnen ihre Arbeit tun.  Zum Abschluss des Experiments schreibe ich in mein Dankbarkeitstagebuch dreimal, dass ich dankbar dafür bin, dass es morgen endlich vorbei ist. Beim Einschlafen denke ich an noch an etwas Schönes und zähle Brathähnchen, die über einen Zaun aus Zigaretten springen. Es funktioniert und ich schlummere hoffentlich das letzte Mal vollkommen gesund ein.

Ernst Jordan 

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Die Frage, weshalb Joe Biden in seinem hohen Alter noch mal für das Präsidentenamt kandidiert, anstatt sich zur Ruhe zu setzen, kommentieren Sie so: »Warum muss man eigentlich loslassen? Wenn man etwas gerne macht, wenn man für etwas lebt, dann macht man halt weiter, soweit man kann. Ich schreibe meine Bücher, weil es mir Spaß macht und weil ich nicht Golf spielen kann. Und irgendwie muss ich mich ja beschäftigen.«

Daran haben wir, Wickert, natürlich nicht gedacht, dass der sogenannte mächtigste Mann der Welt womöglich einfach keine Lust hat, aufzuhören, auch wenn er vielleicht nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Dass ihn das Regieren schlicht bockt und ihm obendrein ein Hobby fehlt. Ja, warum sollte man einem alten Mann diese kleine Freude nehmen wollen!

Greifen Sie hin und wieder doch lieber zum Golfschläger statt zum Mikrofon, rät Titanic

 Helen Fares, c/o »SWR« (bitte nachsenden)!

Sie waren Moderatorin des Digital-Formats MixTalk und sind es nun nicht mehr, nachdem Sie ein launiges kleines Video veröffentlicht haben, in dem Sie zum Boykott israelischer Produkte aufriefen, mit Hilfe einer eigens dafür programmierten App, die zielsicher anzeigt, wo es in deutschen Supermärkten noch immer verjudet zugeht (Eigenwerbung: »Hier kannst Du sehen, ob das Produkt in Deiner Hand das Töten von Kindern in Palästina unterstützt oder nicht«).

Nach Ihrem Rauswurf verteidigten Sie sich in einem weiteren Video auf Instagram: »Wir sind nicht antisemitisch, weil wir es boykottieren, Produkte von Unternehmen zu kaufen, die Israel unterstützen. Ein Land, das sich vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Genozid verantworten muss, weil es Zehntausende von Menschen abgeschlachtet hat.« Da sich aber auch Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Beihilfe zum Genozid verantworten muss, war Ihre Kündigung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ja ohnehin einvernehmlich, oder?

Kann es sich nicht anders vorstellen: Titanic

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Hej, Gifflar!

Du bist das Zimtgebäck eines schwedischen Backwarenherstellers und möchtest mit einer Plakatkampagne den deutschen Markt aufrollen. Doch so sehr wir es begrüßen, wenn nicht mehr allein Köttbullar, Surströmming und Ikeas Hotdogs die schwedische Küche repräsentieren, so tief bedauern wir, dass Du mit Deinem Slogan alte Klischees reproduzierst: »Eine Schnecke voll Glück«? Willst Du denn für alle Ewigkeiten dem Stereotyp der schwedischen Langsamkeit hinterherkriechen? Als regierten dort immer noch Sozialdemokraten, Volvo und Schwedenpornos?

Damit wirst Du nie der Lieblingssnack der Metropolenjugend!

Sagen Dir Deine Zimt- und Zuckerschnecken von Titanic

 Ah, »Galileo«!

Über die Arbeit von Türsteher/innen berichtest Du: »Viele Frauen arbeiten sogar als Türsteherinnen«. Wir setzen noch einen drauf und behaupten: In dieser Branche sogar alle!

Schmeißen diese Erkenntnis einfach mal raus:

Deine Pointen-Bouncer von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 Back to Metal

Wer billig kauft, kauft dreimal: Gerade ist mir beim zweiten Sparschäler innerhalb von 14 Tagen die bewegliche Klinge aus ihrer Plastikaufhängung gebrochen. Wer Sparschäler aus Kunststoff kauft, spart also am falschen Ende, nämlich am oberen!

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
02.05.2024 Dresden, Schauburg Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
03.05.2024 Mettingen, Schultenhof Thomas Gsella
03.05.2024 Stuttgart, Im Wizemann Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
04.05.2024 Gütersloh, Die Weberei Thomas Gsella