Die "Die Welt"-Kolumnistin
Ich bin die "Die Welt"-Kolumnistin. Heute morgen bin ich aufgestanden. Ich sah in Facebook rein und da war es wieder: das Nichts. Niemand hat etwas zu sagen. Das Nichts sitzt da, es lauert einem auf, dort in der Ecke, oder dort. Man kann es nicht sehen. Dann springt einem einfach ins Gesicht. Es zwirbelt einem im Haar und schreit: "Mache etwas, tue etwas, trage etwas bei. Bald ist Bundestagswahl. Du hast kreatives Schreiben studiert." Gott, ich hasse Frauen.
*Spring*
Absatz.
Bald ist Bundestagswahl und niemand hat etwas zu sagen. Überall nur hohle Phrasen. Ich gehe ins Café, zu den Menschen, ich möchte etwas erfahren, möchte sie erfahren. Ich möchte auch etwas über mich erfahren. Doch niemanden interessiert es, es ist so egal, sie hören nicht zu, sie sehen nicht hin, sie atmen nicht ein. Das Nichts lauert wieder. Dann wählt doch die AfD.
Diese Generation kann sich nicht entscheiden. Depression ist eine Lüge.
Geht weg aus dem Internet. Laßt uns im Regen tanzen.
Ich weiß genau, wieviel ich vertrage.
Ich möchte social media mit einer Party vergleichen und mit der Wahl. Viele reden eben einfach gern englisch. Wir können alle dabei sein und tragen alle ein Kleid. Aber manche loggen sich einfach nicht ein. Versteht ihr das? Versteht ihr es? Wir sind alle das Nichts, das in der Ecke hockt. Wir sind es selbst. Kennt ihr überhaupt noch Metaphern? Du bist das Nichts. Und ich.
Wir müssen nur noch springen.
Dann wird aus dem Nichts ein Post, etwas Bier oder etwas gegen den Rechtsruck.
Springt, Leute.
Springt.
S p r i n g t
p
r
i
n
g
t
Ich habe gern Sex.
Ihre "Die Welt"-Kolumnistin
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