Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Legendäre Aufnahme
Wie ich Franz Kafka und die Beatles zusammenbringen wollte (3.Teil und Schluß)
Noch vor Sonnenuntergang gingen wir zu den Flachbauten des Ausländer-Wohnheims, wo Familie Kafka wohnte. Wohlgemut warfen wir bei Kafkas eine Fensterscheibe ein, und Franz kam heraus. Während die Beatles verlegen dabei standen und fremdelten, trug ich ihm unser Problem vor. Seine Schwester bekamen wir leider nicht zu sehen.
»Bass also, hm?« räsonierte Franz, seine billige Hundezigarre paffend.
»Ja«, antwortete ich, »überrede deinen Vater, er soll dir einen kaufen und lerne schnellstens darauf zu spielen. Wir zählen auf dich.«
»Ich will es versuchen. Gute Nacht.« Damit verschwand er hinter der zuknallenden Haustür. Wir übrigen bissen voll ängstlicher Zweifel auf unsere Unterlippen. Würde Franz es schaffen, die für den Bass notwendige Geldsumme aus seinem Vater herauszuprügeln? Und falls ja, würde er auch eifrig spielen lernen oder immerfort nur mit einer Münze an den Saiten herumkratzen?
Da wurde ich aus meinen Betrachtungen gerissen, mein Vater kam in den Laden zurück. Sein Gesichtsausdruck verriet überdeutlich, daß er den Wagen des Pfarrers ruiniert hatte. Die Mundharmonika hing leblos an ihm herunter.»Was tust du da?« fragte er zornig. »Ich bin ganz Musikwissenschaftler«, erwiderte ich, »ich will Franz Kafka und die Beatles zusammenbringen.«Mein Vater äußerte, so etwas habe ihm gerade noch gefehlt.
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