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10 Jahre "Beef"

Das Grill- und Fleischmagazin "Beef" wird zehn Jahre alt. Die mittlerweile gut abgehangene Redaktion feiert ihre Zeitschrift, indem sie ihre Gründungsgeschichte und die saftigsten Momente auf einer exklusiven Jubiläumsseite Revue passieren lässt. TITANIC ist Abonnentin der ersten Stunde und kann sie deshalb leaken.

Lieber Fleischesser, liebe Frau vom Fleischesser!

Die Beef und uns, die Beefler, wie uns die Demonstranten aus der Sitzblockade immer liebevoll nennen, gibt es jetzt schon zehn ganze Jahre. Zur Veranschaulichung: Das ist die Anzahl Ihrer Wurstfinger oder die 3000fache Lebensspanne eines gewöhnlichen Mastschweins. Doch wie sind wir das geworden, was wir heute sind? Wie lange geht das noch gut? Und haben wir nicht schon längst Salmonellen? Diese und weitere Fragen zum Heft beantwortet unser Chefredakteur Jan Spielhagen auf diesen Seiten. Also ran an den Speck:

Wie kam ich auf die Idee, Beef zu gründen?

Weil meine Frau zum Frühstück nichts gebraten, noch nicht mal eine Kleinigkeit filetiert hatte, geriet ich an einem Montagmorgen (Metttag!) im Oktober 2009 in eine Sinnkrise und fuhr stundenlang mit meinem SUV über einen holprigen Waldweg. Irgendwann krachte es und auf meinem Kühler lag ein Wildschwein. Da traf mich eine Eingebung wie ein Bolzenschussgerät: Ich zog das Schwein unter meine Motorhaube und fuhr weiter ziellos, aber mit einem Zweck, durch die Landschaft. Als die Motorhitze das Wildschwein durchgebraten hatte, hockte ich mich zum Verzehr in meinen Kofferraum. Dabei zogen Gedanken wie ein Schwarm köstlicher Gänse an mir vorbei: Warum sollten Männer so abhängig von ihren Frauen sein? Angewiesen auf deren Vorstellungen von Geschmack und "gesundem" "Essen"? Waren wir verdammt, nach dem Willen unserer Frauen zu vegetieren? Die Idee einer Zeitschrift, die Männern bei der Nahrungszubereitung (und das kann natürlich nur das Grillen sein) hilft, war geboren, und wie ein junges Kalb wollte sie bald auf eigenen Beinen stehen.

Wie liefen die ersten Redaktionssitzungen ab?

Mir war sofort klar, dass wir uns in unserem Denken keine Weide- oder gar Elektrozäune setzen dürfen. Alles darf gegrillt werden, egal, wie süß, egal, wie teuer, egal, wie ausgestorben. Mit diesem Konzept im Kopf stellte ich mein Team zusammen: Zuerst habe ich natürlich den Fleischhauer gefragt, aber der isst nur die Herzen angeblich minderjähriger unbegleiteter Flüchtlinge. Deswegen rief ich die Jungs vom Schwenkgrill an und besetzte meine Redaktion mit Thüringern, Frankfurtern und Wienern. Mit der Truppe ging dann alles ganz schnell: Wir trafen uns zur ersten Redaktionssitzung im Kühlfach der örtlichen Metzgerei und besprachen das Layout der Zeitschrift: Die Tinte wollten wir durch Barbecuesoße ersetzen, die Seiten sollten aus Schweinehaut sein, das Lesebändchen eine Rinderzunge. Thematisch waren wir uns auch schnell einig: Im Heft sollte es um alles gehen, was "MAN(N)" zum Grillen braucht: Fleisch, Zangen, einen Podcast und ein Kissen in Form eines Schweinefußes. Aber es sollte nicht der kleine Griller mit seinem erbärmlichen Einweggrill von Nebenan angesprochen werden, sondern Männer, die ihren Trieben professionell nachgehen wollen (oder müssen). Wir wollten Grillen nicht als spießige Nachmittagsbeschäftigung verstehen, sondern als Bastion der Identifikation junger, selbstsicherer und – ja, das auch – heterosexueller Männer. In der zweiten Redaktionssitzung entwarfen wir deshalb gleich eine ganze Produktlinie: Seitdem bieten wir vom Fleischkühlschrank bis zum Schweineschäler alles an, was das Testosteron begehrt.

Wie hat sich der Fleischjournalismus seit dieser Zeit verändert?

Natürlich haben sich die Zeiten in den letzten zehn Jahren auch geändert. Und damit auch die Art, wie wir über Fleisch berichten. Da konnte auch unser Heft nicht ungeschlachtet davonkommen: die Zahl der Drohbriefe ist immer weiter gestiegen. Dabei kämpfen wir für mehr Nachhaltigkeit: Hier in der Jubiläumsausgabe haben wir ein Rezept für einen Burger, der aus halbem und halbem Hack besteht (Rind-Tofu). So geht grün doch auch! Um genügend Proteine einzunehmen, empfehlen wir allerdings pro Person die doppelte Menge, also zwei Buletten. Auch der Markt hat sich verändert: Weil die Printbranche ausblutet, suchen alle händeringend nach Praktikumsstellen. Dadurch haben wir mehr verheulte Journalismusschulenveganerinnen bei uns in der Redaktion. Einige durften sogar bei unserer Kannibalismussonderausgabe mitwirken.

Was waren meine schönsten Momente?

Am liebsten erinnere ich mich immer noch an unser erstes Halloween nach Heftgründung: Wir waren eine Gruppe junger, grobschlächtiger Typen, die einfach mal die Sau rauslassen wollten. Das haben wir dann auch getan, vom Stall direkt an unsere Hobbyguillotine (erhältlich im Shop) und dann in den warmen Innereien gebadet. Den Schweinekopf haben wir danach den Luschen von der "Neon" durchs Fenster geworfen. Das war der Anfang einer Reihe von Streichen, die wir denen gespielt haben: Leberwurst unter die Türklinke, Fenster mit Hühnerblut beschmieren, klingeln, vor der Tür stehen bleiben und mit der Grillzange zwicken … Dadurch haben wir sie wohl zur Schlachtbank geführt.

Und nun? Wie feiern wir das Jubiläum?

Erst mal wird nach unserer nächsten Redaktionssitzung ein großes Fest steigen: Es wird Wurstgirlanden geben, Schnitzelkonfetti und einen Sülzebrunnen. Die Kinder der Kollegen können tote Kuh spielen, den Frauen werden Brandzeichen auf ihre Hinterschinken gebrannt und mit einer Unterlassungserklärung verpflichten wir sie zu einem Mindestabstand zum Grill. Später am Abend, wenn die Familien schon heimgefahren und die Kerle der Redaktion unter sich sind, wird sich dann nochmals auf alte Werte besonnen: Wir flambieren den Rasen und werfen ein paar Nachbarskatzen drauf. So machen wir wieder, was wir am besten können. Seit über 10 Jahren.

Dieser Artikel wurde geleakt von Laura Brinkmann

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hello, Grant Shapps (britischer Verteidigungsminister)!

Eine düstere Zukunft haben Sie in einem Gastbeitrag für den Telegraph zum 75jährigen Bestehen der Nato skizziert. Sie sehen eine neue Vorkriegszeit gekommen, da sich derzeit Mächte wie China, Russland, Iran und Nordkorea verbündeten, um die westlichen Demokratien zu schwächen. Dagegen hülfen lediglich eine Stärkung des Militärbündnisses, die weitere Unterstützung der Ukraine und Investitionen in Rüstungsgüter und Munition. Eindringlich mahnten Sie: »Wir können uns nicht erlauben, Russisch Roulette mit unserer Zukunft zu spielen.«

Wir möchten aber zu bedenken geben, dass es beim Russisch Roulette umso besser fürs eigene Wohlergehen ist, je weniger Munition im Spiel ist und Patronen sich in der Trommel befinden.

Den Revolver überhaupt vom eigenen Kopf fernhalten, empfehlen Ihre Croupiers von der Titanic

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

 Eher unglaubwürdig, »dpa«,

erschien uns zunächst Deine Meldung, Volker Wissing habe nach dem tödlichen Busunglück auf der A9 bei Leipzig »den Opfern und Hinterbliebenen sein Beileid ausgesprochen«. Andererseits: Wer könnte die Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits noch erreichen, wenn nicht der Bundesverkehrsminister?

Tippt aufs Flugtaxi: Titanic

 Weiter so, uruguayischer Künstler Pablo Atchugarry!

Eine angeblich von Ihnen geschaffene Bronzeskulptur im englischen Cambridge soll an Prinz Philip erinnern, der dort von 1977 bis 2011 Kanzler der Universität war. Allerdings wird das Kunstwerk, das im Auftrag eines reichen Bauträgers angefertigt wurde, von vielen als verunglückt empfunden und zieht seit nunmehr zehn Jahren Spott auf sich.

Dass Sie mittlerweile die Urheberschaft leugnen, um Ihr Renommee als Künstler zu schützen, ist zwar verständlich, aber aus unserer Sicht völlig unnötig. Wenn sich das Konzept durchsetzt, lästige Promis, die uns über Jahrzehnte viel Zeit, Geld und Nerven gekostet haben, mit langlebigen Schrott-Monumenten zu schmähen, werden Sie sich vor Aufträgen bald kaum noch retten können. Und das Beste: Weil andere Großkopferte sich mit ihren Eskapaden zurückhalten würden, um nicht von Ihnen verewigt zu werden, sorgten Sie auch noch für Ruhe und gesellschaftlichen Frieden.

Hofft, dass dieser Vorschlag einen Stein ins Rollen bringt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg