Inhalt der Printausgabe
Juni 2006
Bloß nicht!
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Sinnlos daherreden Kommunikation ist in Deutschland stets zweckgerichtet (»Aus dem Weg!«, »Ihre Ausweispapiere!«, »Her mit dem Geld!«). Was Sie in Ihrem Kulturkreis für netten Zeitvertreib oder charmante Plauderei halten (»Darf ich Ihnen über die Straße helfen?«, »Was für ein herrliches Regenwetter!«, »Ich komme übrigens aus Burundi«), wird in Deutschland als oberflächliches Geschwätz und Zeitverschwendung angesehen. Billigen Nepp kaufen Die Deutschen erwarten von ihren Gästen, daß sie sich ihrer Gastfreundschaft würdig erweisen und die lahmende Binnennachfrage kräftig ankurbeln. Kaufen Sie also keinen billigen Nepp, wie er in Souvenirläden oder bei Discountern feilgeboten wird – bestehen Sie stets auf dem teuersten Nepp (z.B. den Maybach 57S, ab 419 920 Euro). Ungewaschen herumlaufen In Ländern wie dem Ihren – mit seiner einzigartigen Tradition, seiner blühenden Kultur und seiner überschäumenden Lebensfreude – mag es vielleicht üblich sein, den lieben Seifengott einen guten Mann sein zu lassen und alles mit stechendem Körpergeruch vollzustinken. In Deutschland waschen sich die Leute. Täglich. Auch unter den Achseln! Einladungen abschlagen Wenn sich ein Deutscher schon mal dazu durchringt, Sie zu sich nach Hause einzuladen, um Ihnen sein ganz persönliche System der Mülltrennung zu erklären, dürfen Sie diese Einladung keinesfalls ausschlagen. Sie haben sonst einen Feind mehr, und was es bedeutet, Deutsche zum Feind zu haben, erklärt Ihnen jedes Geschichtsbuch. Während des Essens reden Während des Essens zu reden gilt in Deutschland als unschicklich. Es ist alter Brauch, eine Weile mißmutig im Essen herumzustochern und es dann in einem Rutsch hinabzuschlingen. Sobald Sie das deutsche Nationalgericht »Matsche mit Pampe und Fleisch« vor sich stehen haben, wissen Sie auch warum. |
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