Inhalt der Printausgabe
Oktober 2004
Briefe an die Leser (Seite 9 von 14) |
Auch gute Schriftsteller, Arnold Stadler, haben, wie wir dem Feuilleton entnehmen durften, nicht immer was mitzuteilen: "Mörike ist vielleicht nur nichts für Menschen, die täglich immer noch in dieser Sprache ihre Informationen austauschen und die Sprache und Gedicht mit einer Information verwechseln, als wären sie nichts anderes. Oder mit einer Inhaltsangabe, als könnte das Leben nacherzählt werden, und wäre es in einem Gedicht. … Mörike ist wohl auch nichts für Menschen, die ein Buch einen Wälzer nennen und unterhalten sein wollen oder zum Zeitvertreib lesen oder die leben, als gäbe es den Tod nicht mehr. Und auch nicht für solche, die leben, als wären sie auf Fit for Fun abonniert und beim Après-Ski von der Pistensau des Tages sprechen in Erwartung großer Dinge; und die von der Jagd und von der Liebe sprechen, als wäre es dasselbe, und selbst nachtaktiv wie die Wildschweine sind und ein Après-Ski-Leben führen Tag und Nacht. Eines seiner Gedichte an irgendeiner Stelle eines deutschen Fernsehabends wäre ein Hohn, allenfalls als Lachnummer in einer der Talk Comedies vorstellbar oder in einer Sendung mit Gotthilf Fischer." Sagen Sie, Stadler, bloß. Und wir dachten immer, Mörike sei der Hausdichter von Anlageberatern, Immobilienkauffrauen, Fitneßtrainern und Handypromoterinnen! Seine Gedichte der Szenehit auf jeder After-Work-Party! Und Dauerthema bei "polylux"! "Der des Jargons Kundige braucht nicht zu sagen, was er denkt, nicht einmal recht es zu denken: das nimmt der Jargon ihm ab und entwertet den Gedanken" (Teddy E. Wiesengrund), nämlich den, den Sie bis Zeile 50 recht eigentlich nicht hatten. Wir sind's: Titanic
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