Inhalt der Printausgabe

Mai 2002


Prämiensparen bei TITANIC


Die Entdeckung der neuen Welt, die Mondlandung, die Erstbesteigung von Mount Everest oder Britney Spears - es gibt Momente, da ist allen Beteiligten bewußt, daß eine neue Epoche anbricht.

In diesen Sternstunden der Menschheit scheint die Zeit stehenzubleiben; Sekundenbruchteile dehnen sich zu Ewigkeiten, Nationen halten den Atem an und warten auf die heroischen Worte, die unweigerlich in den Bildungskanon der Nachwelt eingehen: "Na endlich, wir sind da!" - "Ein kleiner Schritt für mich, aber…" - "Oh, hi Ma'am, ich bin der Erdkundelehrer Ihrer Tochter, es ist nicht so, wie Sie glauben…" - "Die Telefonkarten sind fertig!"

Martin Sonneborn, Chefredakteur
Martin Sonneborn,
Chefredakteur
Daß das letzte Zitat noch relativ unbekannt ist, dürfte daran liegen, daß es erst wenige Tage alt ist. Zum ersten Mal gehört habe ich es letzten Mittwoch, als TITANIC-Verleger Erik Weihönig anrief und zu mir sagte: "Die Telefonkarten sind fertig!" Ich behielt die Nerven und entgegnete: "Gut! Auf Wiederhören!" Eine sofort eingeleitete Umfrage in der Redaktion verlief ergebnislos; bis auf einmal Tom Hintner, der als Dienstältester sämtliche Hinrichtungen, ethischen Säuberungen und Massenentlassungen der letzten 15 Jahre überstanden hat, blaß wurde und aufschrie: "Oh mein Gott, Sie haben es tatsächlich getan!" Die Zeit schien stehenzubleiben, Sekundenbruchteile dehnten sich zu Ewigkeiten, wir hielten den Atem an. "Die Genschman-Telefonkarte! Sie haben die Karte gemacht!"

Schade, daß Genscher das nicht mehr miterlebt
Schade, daß Genscher das nicht mehr miterlebt: Mit dieser Karte kann man jeden beliebigen Anschluss auf der ganzen Welt anrufen!


Und jetzt, liebe Leser, halten sich bitte ca. 250 von Ihnen ganz fest fest: Genauso ist es! Vielleicht erinnern Sie sich nicht mehr genau, aber Sie haben vor knapp 10 Jahren ein TITANIC-10 Jahres-Abo bestellt und sollten dafür die weltexklusive Genschman-Telefonkarte bekommen.
Naja, und jetzt ist sie halt da, warum soviel Aufhebens machen darum? Weil es etwas gedauert hat? Weil es bei diesem 10 Jahres-Abo die Prämien zum Ende des Abonnements gibt? Seien Sie lieber froh, daß Sie seinerzeit nicht Die Woche, Premiere, Yps oder Die Zeit abonniert haben, da stünden Sie jetzt schön dumm da! Echte Genschman-Telefonkarten zu entwickeln ist eben nicht ganz einfach - die Ohren! -, und einige unserer Vertragspartner (Holzmann, Herlitz, Yps, Kirch) haben sich dabei offensichtlich übernommen. Aber jetzt sind sie fertig, und zwar gleich limitierte 2002 Stück, von einem Automaten handnumeriert, mit angemessenem Gesprächsguthaben (1 Euro), vollabwasch- und wiederaufladbar. In den nächsten Tagen gehen Ihnen die Dinger zu, für uns ist die Angelegenheit damit erledigt. Und wenn Sie für weitere 10 Jahre abonnieren, gibt's ein Flugzeug!
Herzlichst, Ihr Martin Sonneborn



Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

 Gute Frage, liebe »Süddeutsche«!

»Warum haben wir so viele Dinge und horten ständig weiter? Und wie wird man diese Gier wieder los?« teast Du Dein Magazin an, dasselbe, das einzig und allein als werbefreundliches Vierfarb-Umfeld für teuren Schnickschnack da ist.

Aber löblich, dass Du dieses für Dich ja heißeste aller Eisen anpackst und im Heft empfiehlst: »Man kann dem Kaufimpuls besser widerstehen, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich fragt: Wer will, dass ich das haben will?«

Und das weiß niemand besser als Du und die Impulskundschaft von Titanic

 Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Im andalusischen Sevilla hast Du eine Kontroverse ausgelöst, der Grund: Auf dem Plakat für das Spektakel »Semana Santa« (Karwoche) habest Du zu freizügig ausgesehen, zu erotisch, ja zu hot!

Tja, und wie wir das besagte Motiv anschauen, verschlägt es uns glatt die Sprache. Dieser sehnsüchtige Blick, der kaum bedeckte anmutige Körper! Da können wir nur flehentlich bitten: Jesus, führe uns nicht in Versuchung!

Deine Dir nur schwer widerstehenden Ungläubigen von der Titanic

 Hallihallo, Michael Maar!

In unserem Märzheft 2010 mahnte ein »Brief an die Leser«: »Spannend ist ein Krimi oder ein Sportwettkampf.« Alles andere sei eben nicht »spannend«, der schlimmen dummen Sprachpraxis zum Trotz.

Der Literatur- ist ja immer auch Sprachkritiker, und 14 Jahre später haben Sie im SZ-Feuilleton eine »Warnung vor dem S-Wort« veröffentlicht und per Gastbeitrag »zur inflationären Verwendung eines Wörtchens« Stellung bezogen: »Nein, liebe Radiosprecher und Moderatorinnen. Es ist nicht S, wenn eine Regisseurin ein Bachmann-Stück mit drei Schauspielerinnen besetzt. Eine Diskussionsrunde über postmoderne Lyrik ist nicht S. Ein neu eingespieltes Oboenkonzert aus dem Barock ist nicht S.«

Super-S wird dagegen Ihr nächster fresher Beitrag im Jahr 2038: Das M-Wort ist ja man auch ganz schön dumm!

Massiv grüßt Sie Titanic

 Hello, Grant Shapps (britischer Verteidigungsminister)!

Eine düstere Zukunft haben Sie in einem Gastbeitrag für den Telegraph zum 75jährigen Bestehen der Nato skizziert. Sie sehen eine neue Vorkriegszeit gekommen, da sich derzeit Mächte wie China, Russland, Iran und Nordkorea verbündeten, um die westlichen Demokratien zu schwächen. Dagegen hülfen lediglich eine Stärkung des Militärbündnisses, die weitere Unterstützung der Ukraine und Investitionen in Rüstungsgüter und Munition. Eindringlich mahnten Sie: »Wir können uns nicht erlauben, Russisch Roulette mit unserer Zukunft zu spielen.«

Wir möchten aber zu bedenken geben, dass es beim Russisch Roulette umso besser fürs eigene Wohlergehen ist, je weniger Munition im Spiel ist und Patronen sich in der Trommel befinden.

Den Revolver überhaupt vom eigenen Kopf fernhalten, empfehlen Ihre Croupiers von der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
02.05.2024 Dresden, Schauburg Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
03.05.2024 Mettingen, Schultenhof Thomas Gsella
03.05.2024 Stuttgart, Im Wizemann Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
04.05.2024 Gütersloh, Die Weberei Thomas Gsella