Inhalt der Printausgabe

August 2000


Danke, Franz!

Bei der Darstellung komplizierter Sachverhalte neigt der einfache Boulevard-Journalist gerne zur Verkürzung. Nicht immer aber wird er damit seinem Thema gerecht. Und damit ich auch in Zukunft noch mit gutem Gewissen morgens mein Gesicht im Spiegel betrachten kann, möchte ich etwas klarstellen.

Auch wenn TITANIC in diesen Tagen verstärkt im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht - wie Sie sicher bereits von den Kollegen der Weltpresse erfahren haben, waren wir nicht ganz unbeteiligt am Erfolg der deutschen Bewerbung um die Fußball-WM 2006 -, will ich doch nicht verhehlen, daß dieses schöne Ergebnis nicht allein uns zu verdanken ist.
Beckenbauer im Rock
Wenn etwa die Bild-Zeitung, der Tagesspiegel, die britische Sun und die Berliner BZ im Zusammenhang mit der "WM-Bestechungsaffäre" mein Konterfei abbilden unter der Schlagzeile "Schande für Deutschland" oder "Dieser Feind des Fußballs steckt dahinter!", dann trägt das einer Tatsache zu wenig Rechnung: Wie für jede Korruptionsaffäre dieser Größenordnung zeichnet natürlich auch in diesem Fall ein Team verantwortlich. Und deshalb möchte ich mich an dieser Stelle einmal ganz herzlich bei Franz Beckenbauer für seine bestechende Vorarbeit bedanken!

Ohne seine 20 Millionen-Mark-Golfreisen um die halbe Welt, ohne seine Hausbesuche bei sämtlichen FIFA-Komitee-Mitgliedern, die teilweise mit dem Verlust jeglicher persönlicher Würde einhergingen, ja, ohne die drei Milliarden Mark schweren Verträge der DFB-Sponsoren DaimlerChrysler und Bayer mit Vertretern der stimmberechtigten asiatischen Staaten hätten wir es möglicherweise wesentlich schwerer gehabt. Im Extremfalle hätte sogar - Gott behüte! - der Neger die Spiele kriegen können! Nach Afrika!
Zeiungsausschnitt
So aber hat die 20minütige, konzentrierte TITANIC-Fax-Aktion - die wir als Lehrstück für die Herren bei Bild, Tagesspiegel, Sun, BZ und DFB andererseits in dieser Ausgabe noch einmal ausführlich dokumentieren - Deutschland die Aussicht auf 5-6 Milliarden Mark, 129000 neue Arbeitsplätze, neue Freunde in Südafrika und ein verstärktes Interesse in britischen Hool-Kreisen gebracht. Keine schlechte Bilanz für ein einfaches Satiremagazin, finden Sie nicht auch?

Herzlichst, Ihr
Martin Sonneborn


Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hi, Daniel Bayen!

Sie sind sehr jung und waren mit Ihrer Firma für Vintage-Klamotten namens Strike vorübergehend sehr erfolgreich. Die ist jetzt pleite, machte aber zeitweise 2,9 Millionen Euro Umsatz. Der Bedarf war so groß, dass Correctiv-Recherchen zufolge sogar massenhaft Neuware zwischen die Secondhand-Bekleidung gemischt wurde. Auch Sie räumten demnach ein, gefälschte Ware geordert zu haben. Allerdings, so behaupten Sie, nur, um Ihren »Mitarbeitern zu zeigen, wie man gefälschte Ware identifiziert und aussortiert«.

Aber Bayen, Ihre Expertise besteht doch darin, neue Sachen auf alt zu trimmen. Also versuchen Sie bitte nicht, uns solche uralten Tricks zu verkaufen!

Recycelt Witze immer nach allen Regeln der Kunst: Titanic

 Kleiner Tipp, liebe Eltern!

Wenn Eure Kinder mal wieder nicht draußen spielen wollen, zeigt ihnen doch einfach diese Schlagzeile von Spektrum der Wissenschaft: »Immer mehr Lachgas in der Atmosphäre«. Die wird sie sicher aus dem Haus locken.

Gern geschehen!

Eure Titanic

 Cafe Extrablatt (Bockenheimer Warte, Frankfurt)!

»… von früh bis Bier!« bewirbst Du auf zwei großflächigen Fassadentafeln einen Besuch in Deinen nahe unserer Redaktion gelegenen Gasträumlichkeiten. Geöffnet hast Du unter der Woche zwischen 8:00 und 0:00 bzw. 01:00 (freitags) Uhr. Bier allerdings wird – so interpretieren wir Deinen Slogan – bei Dir erst spät, äh, was denn überhaupt: angeboten, ausgeschenkt? Und was verstehst Du eigentlich unter spät? Spät in der Nacht, spät am Abend, am Spätnachmittag oder spätmorgens? Müssen wir bei Dir in der Früh (zur Frühschicht, am frühen Mittag, vor vier?) gar auf ein Bier verzichten?

Jetzt können wir in der Redaktion von früh bis Bier an nichts anderes mehr denken. Aber zum Glück gibt es ja die Flaschenpost!

Prost! Titanic

 Wenn, Sepp Müller (CDU),

Bundeskanzler Olaf Scholz, wie Sie ihm vorwerfen, in einem »Paralleluniversum« lebt – wer hat dann seinen Platz in den Bundestagsdebatten, den Haushaltsstreitgesprächen der Ampelkoalition, beim ZDF-Sommerinterview usw. eingenommen?

Fragt die Fringe-Division der Titanic

 Du, »MDR«,

gehst mit einer Unterlassungserklärung gegen die sächsische Linke vor, weil die im Wahlkampf gegen die Schließung von Kliniken plakatiert: »In aller Freundschaft: Jede Klinik zählt.« Nun drohen juristische Scharmützel nebst entsprechenden Kosten für beide Seiten. Wie wäre es, wenn die Linke ihr Plakat zurückzieht und im Gegenzug nur eine einzige Klinik schließt? Die Ersparnisse dürften gewaltig sein, wenn die Sachsenklinik erst mal dichtgemacht hat.

Vorschlag zur Güte von Deinen Sparfüchsen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dialog auf Augenhöhe

Zu meinen Aufgaben als Marketingexperte in einem modernen Dienstleistungsunternehmen gehört es unter anderem, unzufriedene Kunden zu beschwichtigen. Vor kurzem beschwerte sich einer von ihnen darüber, dass wir in unseren Texten immer dieselben Bausteine verwenden. Die Mail ließ mich ganz irritiert zurück. Ein Glück, dass wir für genau solche Anfragen gleich fertige Antworten haben.

Andreas Maier

 Zeitsprung

Dem Premierenpublikum von Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum« wird der Film 1968 ziemlich futuristisch II vorgekommen sein.

Daniel Sibbe

 Claims texten, die im Kopf bleiben

Ist »Preissturz bei Treppenliften« wirklich eine gute Catchphrase?

Miriam Wurster

 Feuchte Träume

Träumen norddeutsche Comedians eigentlich davon, es irgendwann mal auf die ganz große Buhne zu schaffen?

Karl Franz

 Der kästnerlesende Kniebeuger

Es gibt nichts Gutes
Außer man Glutes.

Sebastian Maschuw

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster