Inhalt der Printausgabe

Der nächste Anschlag ist immer der schwerste

 

Die Fußball-EM steht vor der Tür. Und mit ihr allerhand Gefahrenlagen! In Papieren der Sicherheitsbehörden wird sie als eines der meistgefährdeten Sportereignisse seit Langem bezeichnet. Folgende Szenarien und Maßnahmen werden aktuell in Polizeikreisen diskutiert.

Im Fußball wie im Krieg gilt: Abschrecken ist besser als abwehren. Deshalb findet vor dem Auftaktspiel ein besonderes Eröffnungsspektakel statt: HELENE FISCHER performt im Zentrum einer MILITÄR- UND POLIZEIPARADE.

Gewaltbereite Hooligans, IS-Schläfer, fernsehbekannte Flitzer ‒ sie alle haben ein Ziel: die besondere Atmosphäre im Stadion empfindlich zu stören. Damit das so selten wie möglich gelingt, müssen sie unauffällig herausgefiltert werden. Dies erledigen SUPER-RECOGNIZER IM ALBÄRT-KOSTÜM, die ‒ dank KI-Vernetzung und Maschinengewehr ‒ Gefährder/innen jeglicher Art zuverlässig erkennen und NEUTRALISIEREN können.

Wer Krawall-Fans schon vor dem Spiel aus dem Verkehr zieht, muss sie später nicht aufwändig aufspüren und Bengalos mit dem Feuerlöscher unschädlich machen. Deshalb werden sie mit Sack, Pack, Feuerzeug und Trillerpfeife einfach umgeleitet: Die EM-SONDERZÜGE fahren ohne Halt bis zur BLUMENINSEL MAINAU.

Weil professionelles Sicherheitspersonal gerade schwer zu bekommen ist und sich die EM-Standort-Städte die Securitys gegenseitig abwerben, werden an einigen Stadion-Eingängen FACHFREMDE TÜRSTEHER/INNEN aus der Clubszene eingesetzt.

Seit dem Adidas-Ausscheiden muss vermehrt mit ANGRIFFEN AUF NIKE durch deutsche Standortpatriot/innen gerechnet werden. Nicht nur das: Auch Organisationen und Parteien mit ähnlichen Logos müssen mit VERWECHSLUNGSBEDINGTEN ATTACKEN rechnen. Wer Nike-Logos nicht überklebt, handelt auf eigene Gefahr.

Mit der Qualifikation der ukrainischen Mannschaft ist das Risiko für RUSSISCHE CYBERATTACKEN stark gestiegen. Mögliche Ziele sind neben dem Einlass- und Ticketsystem auch die WÜRSTCHEN- ODER GETRÄNKEVERSORGUNG. Wenn nur noch Beyond Bratwurst und Aperol Spritz im Stadion erhältlich sind, könnte dies zu Dutzenden Alkoholvergiftungen und etlichen Gewalttaten von Holland- (Oranje) und Italohassern führen. Damit dies nicht passiert, werden alle Stadioncomputer mit Anti-Viren-Software (Kaspersky) ausgestattet.

Weil ihre Forderungen noch immer nicht zu 100 Prozent umgesetzt wurden, wird befürchtet, dass PROTESTBÄUER/INNEN zum allerletzten Mittel greifen und während der EM einige FUSSBALLFELDER BESTELLEN könnten. Durch das Pflanzen von Kohl, Pilzen und Salat in Kombination mit der Parole “Ohne Bauern kein Ball” könnten Landwirt/innen die Spiele stören. Um dies zu verhindern, setzt man vielerorts auf Kunstrasen.

Damit das Worst-Case-Szenario, ein Vorrunden-Aus der deutschen Mannschaft, abgewendet werden kann, rollen in jeder Halbzeitpause eines Deutschlandspiels die Bagger an. Mithilfe von Umbaumaßnahmen wird SICHERGESTELLT, DASS DIE DEUTSCHE MANNSCHAFT IMMER BERGAB SPIELT und ihre Gegner keinen Standortvorteil haben. Das beruhigt die Fans. Gut zwei Drittel aller Amokläufe in Stadien können auf diese Weise vereitelt werden, schätzen Experten.

Wenn sich der Ernstfall doch nicht verhindern lässt, soll wenigstens ZWEIFELSFREI GEKLÄRT WERDEN, wer die Drahtzieher/innen waren. Damit der IS nicht einfach so jedes Attentat für sich beanspruchen kann, steht ein Expertenteam bereit, das mithilfe des VIDEOBEWEISES nachträglich für Gerechtigkeit und Vergeltung sorgt.

Julia Mateus / Leo Riegel

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ex-VIVA-Moderator Mola Adebisi!

Im »Dschungelcamp« gaben Sie Ihre Meinung zum Thema Geschlechterrollen zum Besten: »Ich möchte nicht das tun, was eine Frau tut, das kann ich auch nicht. Und eine Frau soll auch nicht das tun, was ein Mann tut. Das geht auch nicht.« Männer sollten beispielsweise nicht als Hebammen arbeiten, denn eine Frau würde ein Kind anders lieben als ein Mann.

Und das wird von einer Hebamme ja schließlich gefordert, dass sie Kinder nicht einfach fachgerecht zur Welt bringt, sondern sie auch liebt.

Aber wenn Ihnen so viel daran liegt, die Tätigkeitsbereiche von Männern und Frauen zu trennen, warum haben Sie sich dann ein Metier gesucht, in dem sie gleichermaßen vertreten sind, Adebisi? Nämlich hauptberuflich im Dschungelcamp rumzusitzen?

Fragt sich, auch wenn sie das nicht tun soll: Titanic

 Gott sei dank, »Focus«!

Du schreibst: »Fleischkonsum sinkt, Mitarbeiter fehlen. Fachkräftemangel trifft die Wursttheke«. Aber sieh es doch mal positiv, lieber Focus: Es wäre doch viel schlimmer, wenn aufgrund des hohen Fleischkonsums die Mitarbeiter/innen verschwinden würden …

Grüße aus der Fleet Street schickt Titanic

 Wenn Sie, Micky Beisenherz,

als Autor des »Dschungelcamps« gedacht hatten, Sie könnten dessen Insass/innen mit einer Scherzfrage aus der Mottenkiste zu der Ihnen genehmen Antwort animieren, dann waren Sie aber so was von schief gewickelt; die RTL-»Legenden« wollten Ihnen nämlich partout nicht den Gefallen tun, auf die Frage, womit sich Ornitholog/innen beschäftigten, einfach und platterdings »mit Vögeln« zu antworten.

Stattdessen kamen: »Was ist das denn?« oder »What the fuck …?«. Dafür zu sorgen, dass so aus Ahnungslosigkeit ein Akt des Widerstands gegen Ihre idiotische Fangfrage wurde, das soll Ihnen, Beisenherz, erst mal jemand nachmachen.

Mit der Ihnen gebührenden Hochachtung: Titanic

 Und Du, »Braunschweiger Zeitung«,

hast uns mit Deiner Überschrift »Diese beiden tödlichen Keime bekämpfen Forscher aus Braunschweig« einen kleinen Schrecken eingejagt. Viel lieber wäre uns in eh schon schweren Zeiten die Headline »Forscher aus Braunschweig bekämpfen diese beiden tödlichen Keime« gewesen.

Bitte auf uns arme Seelen achten, wünscht sich

Deine Titanic

 Huch, Wolodymyr Selenskyj!

Laut Spiegel wollen Sie »überraschend nach Deutschland reisen«. Verständlich, Flugzeug oder Zug werden auf Dauer ja auch langweilig. Interessiert, ob Sie stattdessen einen Tunnel graben, mit einem Zeppelin fliegen oder doch per Faltkanu heranschippern, wünschen Ihnen in jedem Fall eine gute Reise

Ihre Travelguides von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Schrödingers Ruhebereich

Wenn es im Abteil so still ist, dass ein Fahrgast einschläft und dann übertrieben laut schnarcht.

Loreen Bauer

 Aus der militärgeschichtlichen Forschung

Feldjäger sind auch nur Sammler.

Daniel Sibbe

 Mitläuferin? Ganz im Gegenteil!

Meine Oma fuhr im Widerstand Motorrad.

Andreas Maria Lugauer

 Kurzzeitgenossen

Bei der Meldung zu Anton Bruckners 200. Geburtsjubiläum (4. September) und dem tags darauf sich jährenden Geburtstag Heimito von Doderers (5. September) mit Interesse bemerkt, dass beide Herren im Jahr 1896 kurz gleichzeitig am Leben waren: nämlich fünf Wochen und einen Tag lang, von Klein-Heimitos Entbindung bis zu Bruckners Tod am 11. Oktober. Solche ganz knapp verpassten Möglichkeiten der Seelenwanderung faszinieren mich. Was wäre gewesen, hätte man Doderer etwas später zur Welt gebracht, wäre Bruckners Geist schon ein paar Wochen früher »frei« gewesen? Hätte Wien / Ansfelden ein reinkarniertes Doppeltalent Heimtoni von Brucknerer überhaupt ausgehalten, hätte die literarisch-musikalische Welt unter dem Eindruck der »Strudlhofsinfonie«, des »Rondo in c-Moll für Streichquartett und einen Merowinger« (Alternativtitel: »Die tonale Familie«) oder der kurzen vierstimmigen Motette »Die Peinigung der Orgelpfeifelchen« vor Entzücken und Überwältigung alle viere von sich gestreckt, aufgegeben und ihren Kulturbeutel auf immerdar zusammengepackt? – Dass das Spekulieren über solche vergeigten Leider-nicht-Seelenwanderungen nur sehr ausnahmsweise Sinn ergibt, dämmerte mir aber, als ich ad notam nahm, mit welchen Gruselgestalten und potentiellen Reinkarnationsgefäßen seinerseits Doderer seine allerletzten Tage im Herbst 1966 verbringen musste: Stefan Raab (*20.10.66), David Cameron (*9.10.66), Caroline Beil (*3.11.66) und sogar noch haarscharf David Safier (*13.12.66, »Miss Merkel – Mord am Friedhof«; »Der kleine Ritter Kackebart«). Dann schon lieber die Seele mit in die Hölle nehmen.

Michael Ziegelwagner

 Reality-TV

Bei der Fernsehserie »Die Nanny« gibt es diese eine Szene, in der die Mutter der Nanny, Sylvia Fine, in einem Pariser Restaurant mit dem Kellner kommunizieren will. Da sie kein Französisch spricht, nutzt sie zum Austausch ausschließlich den Text des französischen Kinderliedes »Frère Jacques«: Mit »Frère Jacques« ruft sie den Kellner, mit »Ding-ding-dong« fordert sie einen neuen Kaffee und so weiter. In der Serie klappte das sehr gut, und als Kind fand ich es auch ausgesprochen lustig, war mir allerdings sicher, dass das in der Realität nie funktionieren würde – bis es mir selbst gelang. Das kam so: Im Fitnessstudio wartete ein junger Mann am Tresen vergeblich auf einen Trainer. Vergeblich, weil er die im Tresen eingelassene Klingel nicht betätigt hatte. Nun hatte ich ihn während des Trainings Französisch sprechen hören, sprach allerdings selbst keines. Da ich aber der Einzige war, der sein vergebliches Warten bemerkte, ging ich schließlich hin, zeigte auf die Klingel und sagte »Sonnez les matines! Sonnez les matines!« Er verstand sofort und klingelte ausgiebig. Kurz darauf erschien der Trainer und ließ ihn hinaus. Da soll noch mal einer sagen, Fernsehen würde im Leben nicht helfen.

Karl Franz

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
23.10.2024 Karlsruhe, Tollhaus Max Goldt
23.10.2024 Berlin, Walthers Buchladen Katharina Greve
24.10.2024 Stuttgart, Im Wizemann Max Goldt
25.10.2024 Potsdam, Waschhaus-Arena Thomas Gsella