Inhalt der Printausgabe

Heinz Strunk
Intim­scha­tulle 58

»Mr. Glibber«

1.12. Minus 1 Grad, herrlich. Glühweinfeeling kommt auf. Vormittags »Dienst nach Vorschrift«, nachmittags online zwei Karten für das Finale des Mister-Glibber-Wettbewerbs 2019 im niedersächsischen Visselhövede gekauft. In diesem Jahr stehen Hubertus Meyer-Burckhardt, Peter Altmaier, Reiner Calmund, Joschka Fischer, Colmar Schulte-Goltz, Uli Hoeneß, Jörg Thaddäus und Hella von Sinnen in der Endrunde. Ottfried Fischer ist wegen seiner angeschlagenen Gesundheit vom Amtsarzt disqualifiziert, Elton (Pro-7) und Willi Herren wurden als »noch zu kompakt« eingestuft. O-Ton Chef-Punktrichter Dr. Werner Manteuffel: »Muss alles noch viel glibbriger werden!«

Die Kriterien: 1) Wie hoch ist die Fließgeschwindigkeit des Fetts? 2) Wie groß ist der Anteil an glibbrigen Substanzen? 3) Wie hoch ist der Anteil an glibbrigem Fett in der Trockensubstanz? 4) Liegt der Anteil an schwerem Flimmerspeck bei mindestens 30 Prozent? 5) Viel Fett, wenig Muskeln, weiche Knochen – wer ist auch optisch am weichsten?

Abends Lektüre und TV.

2.12. Den ganzen Tag damit beschäftigt, die Brückentage für die nächsten drei Jahre auszurechnen. Da kommt einiges zusammen! Vorfreude!

3.12. Vormittags noch im Schlafrock abwechselnd Arbeit am Roman und am Erzählungsband. Erwäge, mich auch mal an ein Sachbuch zu wagen (irgendwas Witziges wie Kumpel, Kilo, Kalorien). Der steinöde Axel Hacke (ich hatte kürzlich eine Anfrage für einen Beitrag, natürlich abgelehnt. Der Anfrager, enttäuscht: »Ach, wie schade, dann müssen wir vielleicht doch Axel Hacke nehmen«) hatte ja schönen Erfolg mit seinem langweiligen Schwachsinnsbuch »Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen«. So ein verpisstes Kackbuch krieg ich schon lange hin, das wichs ich in vier Wochen zusammen. Bei mir hieße es dann »Verflixt, verschwitzt und durchgefroren – der wohltemperierte Mensch oder wieso es so schwer ist, den richtigen ›Grad‹ zu finden«.

4.12. In-&-Out-Liste Dezember.

IN: Die Kneipe »Old Esloe« in Bad Oldesloe, das Wort »vollendungsnah«, Mönche mit Duschhaube, der Spruch »Näher rücken, um die Lücken zu überbrücken«, das Bose-Einstein-Kondensat, »Mampfi« Schnellimbiss Babbel Gosch, Hundi aus Burundi

OUT: Klumpenmenschen (Klumpenrisiko), arrogante Leute, die behaupten: »Da, wo ich wohne, ist automatisch Adresslage«, wenn das Telefon zum Tatort wird, Erlebniskneipe »Bremsspur« (schmuddelig), Klingelton »Der Tod ruft an«, der Schrei der Leber nach Liebe, Termitenforscher Dagobert

5.12. Meyer-Schulau stellt mir im Restaurant Diverso folgende Fragen: 1) Würden Sie bis an Ihr Lebensende für 800 000 Euro ausschließlich Frittiertes & Paniertes essen? (Also nur Lebensmittel mit sehr hoher Energiedichte; Obst und Gemüse sind verboten, Kartoffeln nur in Form von Pommes Frites, Knödeln, Kartoffel/Sahnegratin; für jeweils 5 kg Gewichtszunahme 50 000 Euro Bonus, Sie könnten es also mit 100 kg Gewichtszunahme zum Millionär bringen.) 2) Würden Sie für 1200 Euro eine Nacht ganz eng zusammengerollt in einem Urinal übernachten?

6.12. Idee für einen anspruchsvollen literarischen Text, Titel: »Ein provisorisches Nachtlager«.

7.12. Im Café 2 Talk. Schlagzeilen in den ausliegenden Zeitungen: FRAU SOLLTE SKY-ABO FÜR TOTEN BRUDER ZAHLEN // HAUSBOOT ZERQUETSCHT FRAU AN ZUGBRÜCKE // INSTAGRAM-MODEL REIST NACH TSCHERNOBYL

8.12. Lecture in Kafkas Tagebüchern: »Plan eines Aufsatzes Goethes entsetzliches Wesen. Furcht vor dem zweistündigen Abendspaziergang, den ich jetzt für mich eingeführt habe.«

9.12. Abends TV. »Pelze weg und Halligalli«: Schmonzette mit Helmut Zierl als Gutsbesitzer und ehemaliger Autorennfahrer Matthew Waltgoodham, der im Suff (Alkoholfahrt) eine junge Frau anfährt, die sich später aber als seine uneheliche Tochter entpuppt.

10.12. Geil, geiler Sloter(geil)dijk: »Immer größere Zahlen an Menschen vergleichen sich heute distanzlos mit den Erfolgreichsten, wobei sie ihre Abstände zu den vermeintlichen und wirklichen Spitzen viel schärfer als früher spüren (...) Soziologen nennen die Vergiftung großer Bevölkerungsschichten durch Prominenz-Gossip den ›Hello-Magazine-Effekt‹. Es scheint die Mission von Krähen wie Victoria Beckham zu sein, Millionen von Frauen unglücklicher zu machen, als sie wären, wenn sie von ihr und ihresgleichen nie gehört hätten. Wo früher das Volk war, gibt es jetzt das Celebretariat, bestehend aus latent Berühmten, denen zu ihrem Glück vermeintlich nichts fehlt, außer dass sie entdeckt werden müssten. Ein britischer Autor nennt diese Zersetzungsprodukte des Volkes das Lumpen-Celebretariat. In dem gibt es niemanden, der nicht am It-could-be-you-Syndrom leidet.«

11.12. Eine gute Frage. Wenn Sie mit Nachnamen Unangenehm hießen, wie würden Sie sich vorstellen: «Unangenehm, angenehm« oder: »Angenehm, Unangenehm«?

12.12. Doof: Offline ist das neue online. Auch doof: Ich bin dann mal Ford. Doof doof: Ist das Vorfreude, oder kann das weg?

13.12. Google-Suchverlauf: ulf ansorge hamburg journal – grover washington – wie lange dauert es bis die Folgen eines Mückestichs abklingen fragezeichen – originalgenie – nico semrott – beate früstück – martin keß – prepper einkaufsliste – prepper – gosch sylt – immobilien sylt kampen – georg danzer – fredl fesl – fredl fesl anlass jodler – insel öhe – E-Preller Gingst – daliah lavi – andrea nahles gewicht

14.12. Tagsüber nichts, am Abend große Ermüdung der Augen, die mich zwingt, meine Lektüre zu beenden.

15.12. Verabredung mit Bernd »Gulasch« Neuss, mit dem ich zum Lunch in Manuels Taverne verabredet bin (Cinq Minutes mit kalter Sardellensauce). Sagt fortwährend Nullsätze der Größenordnung: »Wenn man innerlich gefestigt ist, dann braucht man nicht dauernd Bestätigung von außen.«

Ein Schicksal, das auch mir bald bevorstehen könnte

16.12. Schnaps.

17.12. Abends mit Meyer-Schulau in die »Aufblas-Bar« (Neueröffnung).

18.12. Abends zur »Langen Nacht der Gerichtsvollzieher«. Die Stationen Amtsgericht Hamburg-Altona, Landgericht Hamburg, Hanseatisches Oberlandesgericht, Verwaltungsgericht Hamburg, Hamburgisches Oberverwaltungsgericht, Finanzgericht Hamburg abgeklappert, dann konditionell am Ende und auch ziemlich betrunken. Das Landessozialgericht und das Hamburgische Verfassungsgericht werde ich mir dann im übernächsten Jahr vornehmen (2020 gibt es – angeblich wg. Schaltjahr – keine Lange Nacht). Erst morgens um 5.30 im Bett. Hat sich trotzdem gelohnt, »mal was anderes«.

19.12. Viel in Speers Spandauer Tagebüchern gelesen: »Heß – diese Existenz hier in der Zelle sei die Rolle seines Lebens. Jetzt endlich kann er seine Leidensbereitschaft und seine Skurrilität, seine beiden auffallendsten Züge, voll ausleben.«

20.12. Vormittags nicht so schlecht wie sonst gearbeitet, nachmittags Lecture von Sybille Lewitscharoffs »Blumenberg«. Die ersten Seiten langweilig, nimmt dann aber Fahrt auf. Gesamturteil: recht solide. Übrigens hat S. Lewitscharoff neben Terézia Mora die meisten Literaturpreise eingesammelt (beide Büchner-Preisträgerinnen). Da stellt sich wieder mal die Frage, wo ich bleibe?! Es gibt hierzulande sage und schreibe 1200 (in Worten: eintausendzweihundert) Literaturpreise. Ab zur Fütterung, welche Auszeichnung darf es denn heuer sein? Fett, träge und genusssüchtig, die Herren und Damen Schriftsteller. Und immer schön am Leser vorbei, schreiben um des Schreibens willen, munter in den leeren Raum. Schriftstellerische Pflegefälle. Aus der Not soll Literatur entstehen! Wieviel gut dotierte Preise hat denn beispielsweise Kafka bekommen? Eben! Vielleicht darf ich mich wenigstens auf posthume Ehrungen »freuen«. Verbitterung und Schnaps (Ziegler Exquisit, Quitte).

21.12. »Unsere Beziehung hatte sehr viel Feuer, aber wir hatten leider keine Feuerlöscher« (Rita Harms).

22.12. Tag des Gemeindedieners.

23.12. Fahrt ins 150 Kilometer entfernte Visselhövede, wo traditionell einen Tag vor Heiligabend der Gewinner des Mr. Glibber-Contests bekanntgegeben wird. Riesenüberraschung: Bares für Rares-Experte Colmar Schulte-Goltz verwies die ungleich mächtigeren Silberrücken Meyer-Burckhardt, Altmaier und Thaddäus mit 93 von möglichen 100 Punkten auf die Plätze und wurde somit zum dünnsten Mr. Glibber aller Zeiten gekürt. Aus der Begründung der Jury: »Sämig-soßigglibbriger Gesamteindruck – sehr schwaches Bindegewebe (Faktor 0,7) – beim Faszientraining letzter Platz – viele hängende oder freischwebende Partien (Tannenbäume, Elchschaufeln, Winkfleisch, Schwammbrust, Hängepo, Fettknie, Muffintop, Reiterhosen).« Den Juniorwettbewerb »Mr. Quaddel« gewann haushoch Angelo Kelly. Aus seiner Siegerrede: »Nächstes Jahr trete ich wieder an.« Der Kelly-Spross hat sich zum Ziel gesetzt, sich 2020 sowohl zum Mr. Glibber als auch zum Mr. Quaddel küren zu lassen. »Das hat vor mir noch keiner geschafft!«

24.12. Mitternachtsmesse in der St. Johanniskirche. Wie immer tolle Predigt von Generalvikar Dr. Martin Midbrodt: »Nur einen winzigen Luftstoß über der Erde, zum Greifen nah, sitzt Gott, der Allmächtige, Schöpfer aller Dinge, auf seinem himmlischen Thron. Der Gott der Folter und Morde, der Gaskammern, Erschießungsgänge und Todesstreifen. Der Gott des Hungers, der Armut, der Not und der Kälte, Schöpfer der Vernichtungskriege und des Genozids. Vor langer Zeit hat er seinen Sohn auf die Erde geschickt, der das stellvertretend für ihn regeln sollte. Doch vielleicht hat der Herr Jesus irgendetwas falsch verstanden, ein Versehen, ein Missverständnis. Oder Gott hat den Überblick verloren. Denn mittlerweile muss Gott schon sehr alt sein. Er sieht und hört nicht mehr gut und kann sich nur noch schwer konzentrieren. Er ist gebrechlich und bedarf unserer Hilfe. So wird es sein. Er trägt keine Schuld. Wir sollten gnädig sein und ihm vergeben.« Tolles Glaubenserlebnis.

25.12. KARRIERESCHATULLE: Wer in der Einflugschneise wohnt, hört irgendwann den Fluglärm nicht mehr // Sei Schöpfer deines Lebens und nicht länger Opfer // Ich weinte, weil ich keine Schuhe hatte, bis ich einem Mann begegnete, der keine Füße hatte.

26.12. Alltagsfrage: Wie entstehen eigentlich Wartezeiten?

27.12. Alkoholikerfragebogen, letzter Teil:

  • Wählen Sie Personen danach aus, ob sie Alkohol trinken?
  • Meiden Sie Situationen, in denen kein Alkohol getrunken wird?
  • Fällt es Ihnen schwer, Ihre Trinkgeschwindigkeit zu reduzieren?
  • Geht es Ihnen gleich besser, wenn Sie an Alkohol denken?
  • Trinken Sie regelmäßig Alkohol zwischen zwei Terminen?

28.12. Schatulle für Kinder: Das heutige Fußballspiel bestreiten Rot-Weiß Pommes gegen 1. FC Ketchup.

29.12. Lecture von Peter Handkes »Gestern unterwegs«. 1) Sich erfüllende Liebe: »Ich habe etwas für dich gefunden. Der Barmann lauschte ihr mit gutmütig gefletschtem Gebiss.« 2) «Belästige mich nicht mit deinem Wissen, ich habe nicht gesagt, dass ich dein Schüler sein will.«

30.12. Viertel vor Nesquik, Zeit zum Umrühren!

31.12. Was erhoffen Sie sich vom neuen Lebensjahr? Schnell und schmerzlos sterben.

Nach Notat im Bett.

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt