Inhalt der Printausgabe

Heinz Strunk
Intim­scha­tulle 48

»In seinem Loch ist jeder Käfer Sultan«

1.2. Nasskalt, ungemütlich. 8.00 Uhr hoch, Dehnübungen. Im Waschraum rasiert. Zimt-Bagels, Glas kalter Maulbeersaft. Am Schreibtisch »eingelocht«. Zwei Seiten geschrieben, aber zweifelhaft. Apfel Mülleimer. Zum Dinner ins Restaurant Diverso, gebratene Bücklinge, Aprikosenauflauf.

Nachmittags BRAINSTORMING. Neue Powerworte (Energy-Words): KNIEHUPE. CHAOSTRAINING. KNOCHENDUSCHE. HEDONISTISCHE EMOTIONSREGULATION. Bei Gelegenheit was draus machen!

Abends TV. Im ZDF die Dramödie »Daddy hoch zehn« mit Helmut Zierl in seiner Paraderolle als sympathischer Volltrottel: Der biedere Familienvater Graham Truemaker (Helmut Zierl) ist gerade am Rasenmähen, als Simone, die neue Au-pair-Kraft, an der Gartenpforte steht. Sie ist aber, wie sich herausstellen wird, nicht »nur« Kindermädchen, sondern das Ergebnis (Endergebnis/Endeffekt) eines von Grahams zahlreichen Seitensprüngen. Nach und nach platzen noch fünf andere (zu den vier ehelichen) Kinder herein und bringen alles durcheinander. Zehnfachvater (»hoch zehn«) Graham raucht der Kopf! Turbulent.

2.2. Zum Thee Fr. Bodenstein. Ihr Sohn hat den Januar in Chile verbracht.

3.2. Nachtrag Dezember. Entdecke eine Notiz mit nur einem einzigen Wort: GLÜHWEINSCHWEINE. Es gab Zeiten, da bin auch ich über den Weihnachtsmarkt »gestromert« und habe an einem der zahlreichen Glühweinstände Quartier bezogen. Ewig her. Kurz vor Weihnachten, nach Erledigung der wenigen Einkäufe, wage ich es mal wieder. Beobachte das triste Treiben eine geschlagene Stunde lang. Gedanke: Aus welchen verstunkenen Dreckslöchern kommen diese Schweine (»GLÜHWEIN IST KULT!«) nur gekrochen, die sich einen Becher nach dem anderen reinschütten, mit grellen schrillen Lagerhallen-/Schreistimmen unsagbar dummes, steinödes Zeug von sich geben, Paul-Panzer- oder Bülent-Ceylan-Witze rausbölken oder sich sonstwie schlecht benehmen? Kreuzfahrt-Party-Musical-Comedy-kultig, lecker, mega, geht’s noch, geil – Glühweinschweine. Richtige Kacki-Menschen. Denen gehört das mit Plörre besudelte Maul gestopft, und zwar für immer. Was soll man nur ausrichten gegen die? Nichts, eben nichts, man muss sich wie immer geschlagen geben und schleichen, in Sicherheit bringen. Bei Gott, das war nun wirklich das letzte Mal.

Abends Schälbraten mit Morchelgemüse und Sauce universelle, Rotwein, später Cognac (Tesseron Lot N°90 X.O Ovation), Lecture: Albert Camus – Tagebücher 1935-1951.

4.2. Auch interessant: Laut »Welt« trinkt Gérard Depardieu morgens erst einmal zwei Liter Durstwein. »Ich kann 12, 13, 14 Flaschen am Tag absorbieren. Dennoch bin ich nie völlig betrunken, nur etwas angeheitert. Alles, was ich brauche, ist ein zehnminütiges Nickerchen und ein Schlückchen Roséwein, und schon fühle ich mich wieder frisch wie ein Gänseblümchen.« Leider das einzig Positive, was sich über Depardieu sagen lässt.

5.2. Nachmitttags ins »cafe 2 talk«, Schlagzeilen mit Schmackes: KULTOMI ZEIGT IHREN RIESENKÜRBIS//SURFER STIRBT AN GEHIRNFRESSER-AMÖBE//NINJA OPA (84) PRÜGELT TASCHENDIEB TOT.

Abends Bratwürste mit Zitronenbrühe und grünem Kohlrabigemüse.

6.2. Gewürze bei Curry me Home auffüllen lassen.

7.2. Der Sonntag ist, wie so oft, ganz der Television gewidmet. Tagsüber irgendwas (gerne sog. »Schmonzetten«), am späten Nachmittag dann Autosendungen, insbesondere »Grip – das Motormagazin« (RTL II) und auf Vox »Auto mobil«. Der Moderator Matthias Sowieso, der aussieht wie eine verkorkste Mischung aus Bachelor und Michel Houllebecq, in betont markigem Tonfall: »Der neue BMW M3 geht derartig ab, dass der Asphalt hochgeht.« Oder: »Wenn man beim SL 300 die Flügeltüren aufmacht, ist es so, als wäre ein Engel gelandet.« Poesie für Fortgeschrittene. Es folgt eine spannende Reportage über einen (deutschen) Safety-Car-Fahrer. In einer Szene herrscht er seine Mechaniker an: »Was ist los mit euch, wieso steht ihr da wie die Wasserpistolen?!« Herrlich. Früh ins Bett. Träumte, dass ich meine Lederhandschuhe suchte.

8.2. SCHATULLENSERVICE. Falls Sie zufällig Lampe heißen und eine Fahrschule betreiben: Fahrschule Lampe – Nach der Führerscheinprüfung erst mal einen auf die Lampe gießen!

9.2. Gleich morgens die Brille ins Klo gefallen. Das gibt den Ton an.

10.2. Senile Ängste, deshalb den Tag im Bette verbracht.

11.2. Abends mal wieder in den Goldenen Handschuh. Komme mit dem ca. fünfundsiebzigjährigen Eddy ins Gespräch, einem alten Seefahrer. »Und, wie lange bist du zur See gefahren?« – »26 Jahre, vier Jahre Marine, die restliche Zeit Handelsschifffahrt. Allein zwei Jahre lang Brasilien, immer Nordbrasilien, Südbrasilien.« – »Auf einem Fluss?« Eddy (empört, beleidigt): »Nein, natürlich auf hoher See!« – »Und auch einmal auf einem Passagierschiff?« Mysteriöse Antwort: »Nein, zu viele Schwule.«

12.2. Einen frechen Radfahrer darauf hingewiesen, dass das Befahren der Gehwege nur Kindern bis zwölf Jahren gestattet ist.

13.2. Unerklärlicher Starkappetit, kann mich nicht beherrschen, ständige Naschereien: Pralinen, Studentenfutter, Eiskonfekt, ein ganzer Aprikosenauflauf. Appetit wie eine schwere, unheilbare Krankheit, schrecklich. Ins Bett geflüchtet, der Tag soll bitte, bitte schnell zu Ende gehen. Von wegen. Trotz Schnaps finde ich keinen Schlaf. Um 2 Uhr noch Google Suchverlauf: Bergdoktor in Zentimetern – Bergdoktor göße – warum laufen Kreditkarte eigentlich ab fragezeichen – rotes hemd rowohlt autor – das ist nicht sexy englisch – comedypreis 2018 – gefährliche hundeattacke während der Mittagspause englisch – der hund bleibt dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde – schöne Sprüche Hunde – vorsicht vor dem Hunde sprüche – ich beiße nicht ich schlucke am stück englisch – vorsicht kontaktfreudiger Hund englisch – vorsicht vor dem hunde englisch – hilmar klute

14.2. Alltagsfrage: Wozu braucht man eigentlich ein Steißbein?

»Ton in Ton«: Der Name ist Programm!

15.2. BRAINSTORMING – Gute Titel: 1) Das Geheimnis der Kuttelbeere 2) Bits & Brezeln 3) Frau ohne Ersparnisse. Ein-Euro-Gags. Ganz brauchbar.

16.2. Abends mit Bertram Leyendieker ins Restaurant Diverso (Lendensteak mit Sauce Forestière, Mirabellenkompott). Gespräch über die entblinddarmte Frau Bockwoldt, wie es ihr wohl geht.

17.2. Um zwölf Besuch von Lars Lewerenz, Chef meiner Plattenfirma Audiolith. Im Herbst erscheint mein neues Album »Aufstand der dünnen Hipsterärmchen«. Es gibt also einiges zu besprechen. Was denn eigentlich genau? War gestern nach dem Diverso noch im Casino Esplanade, um kurz vor vier wurde ich stockbesoffen und mit leeren Taschen hinauskomplimentiert, bin also entsprechend hinüber. Hoffentlich dauert das »Meeting« nicht allzulang. Und tatsächlich, wir einigen uns innerhalb von zehn Minuten auf einen VÖ-Termin und vereinbaren eine sog. »Listening-session«. Er fragt, ob ich »zufällig« ein Bier für ihn habe. Logisch. (Halber Liter Pilsener Urquell.) Konnte nicht wiederstehen und habe mir auch eines eingeschenkt. L. verlangt nach einem zweiten, einem dritten. Mir war dann eher nach Cola-Rum (CUATE Ron Carribean, 40 Euro bei Getränke-Wolff, sehr zu empfehlen, bei Rum nicht am falschen Ende sparen!). Prickelnd-spritziges Oldschool-Männergespräch, quatschen uns in Rage. Trinke drei, vier sehr anständige Mischungen, L. nimmt dann auch noch zwei. Gegen 15 Uhr bricht er auf, »ins Büro, Termin mit JKP« (große Booking-Agentur). Wie will er das in seinem Zustand nur bewerkstelligen? Der Junge hat’s richtig drauf. Ich aufs Sofa, Bares für Rares, mehr ist nicht drin, penne ein, als ich gegen 19 Uhr (todesartig fertig) aufwache, finde ich folgende Mail im Postfach: HEY HEINZ. DAMKE DAS WAR WIRKLICH EINE RICHTIGE UNTERHALTTUN HEUTE MIT BIER/SCHNAPS. Phantastisch. Danke für diesen schönen Tag.

18.2. Arbeit in peinlichem Schneckentempo, wie ein Viertklässler. Auf RTL wird das Erfolgs-Format »Ninja warriors« um eine weitere Variante ergänzt: SCHWANGERE NINJA WARRIORS. Die einen finden es witzig, ich nicht. Warum müssen Quotenhits nur immer bis auf den letzten Tropfen ausgequetscht werden?

19.2. Autos, bei denen der Ficksahnetank immer halb voll sein sollte: Honda Spast, Toyota MR2, Nissan Quaddel.

20.2. Leibschneiden beidseitig, deshalb mit Wärmflasche früh zu Bette.

21.2. Karriereschatulle: 1) Wer das macht, was alle machen, wird auch das bekommen, was alle bekommen: nichts. 2) Erst aus den Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas bauen. 3) Bist du ein Huhn oder eine Ente? Hast du schon mal ein Hühnerei gegessen? Wahrscheinlich ja. Und ein Entenei? Wahrscheinlich nein. Während die Enten, nachdem sie ein Ei legen, sich ruhig erholen, gackern die Hühner nach jedem Eierlegen. Klappern gehört zum Handwerk. Wie laut klapperst also du?

22.2. Am Schreibtisch »eingelocht«. Am Roman: quälend, unlustig und zerstreut. Mühsam ein paar schwache Sätze rausgewrungen. Konzentrationsschwäche, die unausrottbare Schwäche der Verlorenen. Abbruch.

Mittags Kalbsschlegel in Rahmsauce und Ravigote-Butter, dann Spaziergang um den Pudding (Kreislauf »hochjazzen«). Bringt auch nix.

23.2. IN&OUT-LISTE (aktuell). In: Haare mit Bier waschen, frisches Laub, selbstgemischte Likör-Schnapsdrinks. Out: klumpige Tütensuppen, schwarze Pullover mit Schuppeninseln, Maut-Wahnsinn.

24.2. Abends Canapés à l’Admiral mit Flussgarnelen selbst zubereitet. Zu Besuch Ehepaar Marquart zum TV-Abend. Leichte Kost um 20.15 Uhr in der ARD: »Prall auf Fall«. Peter Moghannan (Helmut Zierl) führt ein geruhsames Leben als Familienvater und Getränkeunternehmer, bis plötzlich sein Bruder Graham, ein Abenteurer und Tunichtgut, auftaucht, und alles gehörig durcheinanderwirbelt. Nicht nur, dass er sein vorzeitiges Erbe verlangt… Ist er am Ende auch noch Vater von Celine, Peters ältester Tochter?

25.2. Gute Fragen: 1) Würden Sie für 80 Euro eine Feier besuchen, auf der Premium-Getränke und Luxus-Delikatessen umsonst wären, es aber keinerlei sanitäre Einrichtungen gäbe? Sie müssten also in Windeln kommen, unauffällig müsste auch das große Geschäft verrichtet werden. 2) Für wie wahrscheinlich halten Sie es, ermordet zu werden? Über oder unter drei Prozent?

26.2. Einen begonnenen Brief an Haneberg aus spezieller Unlust und allgemeiner Trägheit abgebrochen.

27.2. Das erste Mal in diesem Jahr auf eine »schnelle Wurst« zu Willis Schwenk Grill. Herrlich, man fühlt sich gleich wie zu Hause. Willi und seine beiden Mitarbeiter (Hauke und Marc) stehen Sommer wie Winter ihren Mann. Willi hat schon wieder einen neuen »Schnack« auf Lager: »In seinem Loch ist jeder Käfer Sultan.«

28.2. Ein Reiter ohne Pferd ist nur ein Mensch, aber ein Pferd ohne Reiter ist immer noch ein Pferd.

Nach Notat im Bett.

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Du wiederum, »Spiegel«,

bleibst in der NBA, der Basketball-Profiliga der Männer in den USA, am Ball und berichtest über die Vertragsverlängerung des Superstars LeBron James. »Neuer Lakers-Vertrag – LeBron James verzichtet offenbar auf Spitzengehalt«, vermeldest Du aufgeregt.

Entsetzt, Spiegel, müssen wir feststellen, dass unsere Vorstellung von einem guten Einkommen offenbar um einiges weiter von der Deiner Redakteur/innen entfernt ist als bislang gedacht. Andere Angebote hin oder her: 93 Millionen Euro für zwei Jahre Bällewerfen hätten wir jetzt schon unter »Spitzengehalt« eingeordnet. Reichtum ist wohl tatsächlich eine Frage der Perspektive.

Arm, aber sexy: Titanic

 Oha, »Siegessäule«!

Als queeres und »Berlins meistgelesenes Stadtmagazin« interviewtest Du anlässlich der Ausstellung »Sex. Jüdische Positionen« im Jüdischen Museum Berlin die Museumsleiterin und die Kuratorin und behelligtest die beiden unter anderem mit dieser Frage: »Linke, queere Aktivist*innen werfen dem Staat Israel vor, eine liberale Haltung gegenüber Homosexualität zu benutzen, um arabische und muslimische Menschen zu dämonisieren. Diese Aktivist*innen würden Ihnen wahrscheinlich Pinkwashing mit der Ausstellung unterstellen.«

Nun ist das Jüdische Museum Berlin weder eine Außenstelle des Staates Israel, noch muss man als Journalist/in irgendwelchen »Aktivist*innen« ihre antisemitischen Klischees, dass letztlich doch alle Jüdinnen und Juden dieser Welt unter einer Decke stecken, im Interview nachbeten. So können wir uns aber schon mal Deine nächsten Interviewfragen ausmalen: »Frau Pastorin Müller, Sie bieten einen Gottesdienst zum Christopher Street Day an. Betreiben Sie damit Pinkwashing für den Vatikanstaat?« oder »Hallo Jungs, ihr engagiert euch in einem schwulen Verein für American Football. Betreibt ihr damit nicht Pinkwashing für Donald Trump?«

Wird diese Artikel allerdings nicht mehr lesen: Titanic

 Moment, Edin Hasanović!

Sie spielen demnächst einen in Frankfurt tätigen »Tatort«-Kommissar, der mit sogenannten Cold Cases befasst ist, und freuen sich auf die Rolle: »Polizeiliche Ermittlungen in alten, bisher ungeklärten Kriminalfällen, die eine Relevanz für das Jetzt und Heute haben, wieder aufzunehmen, finde ich faszinierend«, sagten Sie laut Pressemeldung des HR. Ihnen ist schon klar, »Kommissar« Hasanović, dass Sie keinerlei Ermittlungen aufzunehmen, sondern bloß Drehbuchsätze aufzusagen haben, und dass das einzige reale Verbrechen in diesem Zusammenhang Ihre »Schauspielerei« sein wird?

An Open-and-shut-case, urteilt Titanic

 Lieber Fritz Merz,

im Podcast »Hotel Matze« sagst Du, dass Du in Deutschland große Chancen bekommen hättest und etwas zurückgeben wolltest. Jawollo! Wir haben da direkt mal ein bisschen für Dich gebrainstormt: Wie wär’s mit Deinem Privatjet, dem ausgeliehenen vierten Star-Wars-Film oder dem Parteivorsitz? Das wäre doch ein guter Anfang!

Wartet schon ganz ungeduldig: Titanic

 Hände hoch, Rheinmetall-Chef Armin Papperger!

Laut einem CNN-Bericht lagen deutschen und US-amerikanischen Geheimdiensten Hinweise zu russischen Plänen für einen Angriff auf Sie vor. So etwas nennt man dann wohl »jemanden mit seinen eigenen Waffen schlagen«!

Mörderpointe von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Unübliche Gentrifizierung

Zu Beginn war ich sehr irritiert, als mich der Vermieter kurz vor meinem Auszug aufforderte, die Bohr- und Dübellöcher in den Wänden auf keinen Fall zu füllen bzw. zu schließen. Erst recht, als er mich zusätzlich darum bat, weitere Löcher zu bohren. Spätestens, als ein paar Tage darauf Handwerkerinnen begannen, kiloweise Holzschnitzel und Tannenzapfen auf meinen Böden zu verteilen, wurde mir jedoch klar: Aus meiner Wohnung wird ein Insektenhotel!

Ronnie Zumbühl

 Ein Lächeln

Angesichts der freundlichen Begrüßung meinerseits und des sich daraus ergebenden netten Plausches mit der Nachbarin stellte diese mir die Frage, welches der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen sei. Sie beantwortete glücklicherweise ihre Frage gleich darauf selbst, denn meine gottlob nicht geäußerte vage Vermutung (Geschlechtsverkehr?) erwies sich als ebenso falsch wie vulgär.

Tom Breitenfeldt

 Reifeprozess

Musste feststellen, dass ich zum einen langsam vergesslich werde und mir zum anderen Gedanken über die Endlichkeit allen Lebens mache. Vor meiner Abreise in den Urlaub vergaß ich zum Beispiel, dass noch Bananen in meiner Obstschale liegen, und dann dachte ich zwei Wochen darüber nach, wie lange es wohl dauert, bis die Nachbarn wegen des Geruchs und der Fliegen aus meiner Wohnung die Kripo alarmieren.

Loreen Bauer

 Verabschiedungsrituale

Wie sich verabschieden in größerer Runde, ohne dass es ewig dauert? Ich halte es so: Anstatt einen unhöflichen »Polnischen« zu machen, klopfe ich auf den Tisch und sage: »Ich klopf mal, ne?«. Weil mir das dann doch etwas unwürdig erscheint, klopfe ich im Anschluss noch mal bei jeder Person einzeln. Dann umarme ich alle noch mal, zumindest die, die ich gut kenne. Den Rest küsse ich vor lauter Verunsicherung auf den Mund, manchmal auch mit Zunge. Nach gut zwanzig Minuten ist der Spuk dann endlich vorbei und ich verpasse meine Bahn.

Leo Riegel

 Zeitsprung

Dem Premierenpublikum von Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum« wird der Film 1968 ziemlich futuristisch II vorgekommen sein.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster