Inhalt der Printausgabe

Deutschland & »Die Welt«

Poschardts Kinder

Von Oliver Maria Schmitt

Hergeschaut, Schwilli und He-Hü, Stucki und Ronja! So macht man das mit diesen Narzißtenschweinen! Ulf Poschardt straffte den flottgesäßigen Körper, zog den Automatikhebel auf »Speed«, gab ordentlich Gummi und ließ den Daimler neben ihm sehr, sehr alt aussehen. Kraß, wie dieser VW Polo abging! Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe machte den spritzigen Flitzer tatsächlich zum idealen Stadtfahrzeug, auch dieses Ampelduell ging klar an ihn, Poschardt, Ulf, Doktor der Philosophie, stellvertretender Chefredakteur der Welt am Sonntag – und natürlich coolster Autofachmann der Nation. Das hatten diese selbstverliebten Arschgeigen jetzt davon! Von denen ließ er sich die Ampelphase nicht kaputtmachen, niemals!

Gerade hatte er in einem gepfefferten Blogbeitrag auf seiner Spielwiese ps.welt.de mit dem Phänotyp des »Narzißten in der automobilen Welt« abgerechnet. War auch allerhöchste Zeit! »Er verstopft die Straßen mit seiner lahmgesäßigen Selbstverliebtheit, die dazu führt, daß er in der Regel ganz in sein Rück- oder Seitenspiegelbild versunken ist, so daß er auf den Verkehr weder achten kann noch will.« Sauber hatte er das ausformuliert. Das hatte er jetzt davon, der saublöde Narzißt. Davon würde er sich nicht mehr so schnell erholen. Jaja, um die richtig wichtigen Themen mußte er sich halt immer noch selbst kümmern, so was war für Schwilli, He-Hü, Stucki und Ronja von Rönne, die er lustigerweise nur Ronja von der Lippe nannte – das war für die ’ne Nummer zu groß. Zu komplex. Da mußte halt der Chef ran und diese »Auto-Narzißten«, wie er sie so treffend genannt hatte, elegant deklassieren. Beim Ampelduell wie auf dem Papier.

Warum? Weil er auf der Gewinnerstraße unterwegs war, ganz klar. Gut, die Vanity Fair hatte er damals an die Wand gefahren, aber hier, bei Springers, da gab er einfach nur noch Gas. Aber so was von. Sein Baby, die WamS, lag uneinholbar vorn, die machte das schrillste Feuilleton der Republik. Dafür hatte er den journalistischen Transfermarkt praktisch leergekauft.

Der Taz hatte er diesen Quotentürken abgeluchst, diesen Dücel Yeniz oder wie der hieß. Einfach nur, um die zu ärgern, haha. Springer kriegt euch, paßt bloß auf! Gut, der dicke Matussek vom Spiegel, der war im Prinzip ein Fehlkauf. Aber gut, manchmal mußte man halt Zeichen setzen. Dabei war der Mann letztlich auch nur so ein lahmgesäßiger Narzißt. Und komplett verrückt dazu! Jetzt schrieb er tatsächlich Hausfrauenartikel übers Abnehmen: »Fasten entschlackt Körper und Seele, ist ein religiöser Akt.« Haha, als nächstes faxt er Rezepte. Und seine Hirnschlacke, die durften wir jetzt drucken, dachte amüsiert Poschardt und bog in die Schönhauser ein, da waren auch jede Menge Ampeln.

Nee, da lobte er sich doch den Schümer, der von der FAZ zu Springer gewechselt war, um seine Wohnung in Venedig weiter vom Verlag bezahlt zu kriegen. Wirtschaftsflüchtling, ganz klar. Aber egal, der schrieb wenigstens, als würde er dafür bezahlt werden, haha. Stuckrad-Barre hingegen, die alte Koksnase, die war ja im Prinzip durch. Brachte nix mehr. Seit Stucki sich für die Axel Springer AG zum 100. Geburtstag von Axel Springer ein Jubiläumstheaterstück über die Liebesgeschichte zwischen Axel Springer und seiner künftigen Witwe abverlangt hatte, war er irgendwie ausgebrannt. Kaputtgespringert, haha. Konnte einem im Prinzip leidtun, der Mann. So was hätte er, Poschardt, natürlich nie gemacht. Jedenfalls nicht für so wenig Geld.

Die Ampel war rot, Dr. Ulf schaute nach rechts. Da saß wieder so einer. Einer von diesen »Testosteron durchpulsten Geschlechtsgenossen«, wie er das so supercool formuliert hatte. »Schnell versinken sie wieder in sich selbst und die dunklen Ledersitze.« Da träumt die Lippe doch von! Ja, die Rönne, das war eigentlich ein Supercoup. Direkt von der Schreibschule abgegriffen, das Luder, für praktisch kein Geld! Und jetzt verdrehte sie den alten Nerdbrillen-Herren in Berlin-Mitte die Köpfe mit ihren dahergeplapperten Ergüssen und ihrem immer halboffenen Fick-mich-Mund. Der Diez war voll drauf reingefallen und hatte im Spiegel eine ganze Sommerloch-Doppelseite mit der Tatsache tapeziert, daß es eigentlich gar nichts zu berichten gab: »Die Journalistin und Schriftstellerin Ronja von Rönne ist erst 23 Jahre alt, aber macht jetzt schon ganz Berlin-Mitte verrückt.« Haha, das lief wie geschmiert.

Machte sie ja auch gut, die von der Lippe. Gleich in einem ihrer ersten Texte hatte sie geschrieben: »Ich laufe also mit meiner Begleitung durch den Saal, wir spielen etwas lustlos ›Nutte oder erfolglose Schauspielerin‹.« Voll geil, in Berlin ging so was noch. Und dann diese Feminismus-Quatschnummer, das hatte auch prima hingehauen. Sie »ekle« sich vor dem Feminismus, hatte sie geschrieben, bei Facebook hatte es Likes und Hates gehagelt, die Junge Freiheit und der Ring Nationaler Frauen hatten das Geschreibsel hart gefeiert, ja sogar der Martenstein hatte sich dazu geäußert, hehe. Sagenhaft, wie dämlich der war, dachte es aus Poschardt, während er den schnittigen Polo abbremste, um anderen Verkehrsteilnehmern das Einfädeln zu erleichtern. Er war schließlich kein Narzißt!

Und er sah nicht so schlimm aus wie der Schwilden! Haha, Frédéric Schwilden, diese kuriose Schwuchtel! Taumelte als Hitler in hip durch die Berliner Trendbezirke und brachte von dort die dümmsten Sätze mit: »Zuerst trinken wir Crémant, während wir ganz viel süßen Quatsch reden. Mit Antonia Baum kann man den ganzen Abend über Quatsch reden«, war seine Bilanz eines Spesenessens mit dem Fräuleinwunder der FAS, und dann hat er diesen Quatsch original in die Zeitung reingeschrieben. Echt spitze, dieser Mann, eine perfekte Witzfigur. Hatte er von der Berliner Morgenpost geholt. Echter Trash und voll billig einjekooft, haha, lachte es in ihm, Poschardt im Polo. Wie hatte der irre Niggemeier geschrieben? »Frédéric Schwilden sieht nicht nur aus wie Hitler, sondern erfüllt auch eigenhändig mit nur einem Artikel das Jahresbeklopptheitspensum der Welt« – hahaha, spitzenklasse, genau so mußte das laufen.

Der Schwilden schreibt einfach alles weg, der schreibt über Nacktputzer, über Sommerhits, über das Foto von Markus Söder mit seinem Posterboy Franz Josef Strauß – und verbittet sich abfällige Kommentare, »wenn ein Mann einen anderen Mann verehrt und sich dazu bekennt«. Wie blöd konnte man eigentlich sein? Sagenhaft, bilanzierte Poschardt und bremste elegant eine Narzißtin im X5 aus. Typische SUV-Schlampe mit Sonnenbrille auf dem Kopf und Syltaufkleber am Heck.

Nicht ungeschickt war auch diese Andrea Hünniger. Trieb sich als It-Girl der Mitte-Medien auf allen Partys rum, hatte die olle Hegemann als trophy wife abgegriffen, schrieb darüber klebrige Lesbengeschichten und ließ sich für uns als Softpornomodel ablichten. He-Hü, das Powerpärchen, hehe. Gepflegte Lesbo-Sexphantasien für die Springerpresse, voll geil. Problem war da nur die Halbwertszeit. Diese Büchsen hielten sich ja alle nicht lange. Die Hegemann war schon lange durch und die Hünniger schon wieder abgemeldet, weil ja jetzt Rönne von der Lippe da rumzickte. Überhaupt, diese jungen Menschen. Die fanden »Facebook spannender als Drehmoment, Twitter wichtiger als Traktion«. Mit anderen Worten: »Schlimme Nervensägen, die stets zu langsam fahren, garantiert jede Ampelphase zerstören und brandgefährlich sind.« Auf so einen Text kämen diese Girlies gar nicht, ja nicht mal der Schwilden.

Hmm, irgendwie müßte jetzt mal eine neue Skandalnummer her fürs Blatt, rumorte es in Poschardt, als er seinen Boliden im fliegenden Start an zwei Narzißten vorbeijagte. Was tun? He-Hü, Schwilli und Stucki gegeneinander ausspielen und eine Reportage über Stucki schreiben lassen? Oder Stucki über Berliner It-Girls? Nee, zu selbstbezüglich, verwarf der promovierte Polofahrer diesen quasi Blochschen Vorschein eines Gedankens. Fleischhauer, Broder? Quatsch. Im Prinzip müßte der Pirinçci her, dieser paranoide Kümmeltürke mit seinem rotgrünversifften Scheißkackwahn. Aber das, so brütete Poschardt, gäbe dann nur wieder Leserbriefe und Kündigungen.

Scheiße – was tun? Was hatte er denn noch auf der Agenda? Dagobert, diesen Schmalzschlagertrottel, den müßte man mal pushen. Der könnte ja mal eins von diesen Pedelecs für uns testen, diese elektrischen Rentnerhobel. Genau, zusammen mit dem Schwille! Und Hü-He auf dem Gepäckträger, haha! Ich laß die irgendwo durchs Oderbruch gurken oder zum Nacktputzkongreß, scheißegal, und laß den Schwilden darüber halluzinieren. Oder lieber die Rönne? Hätte vielleicht mehr Sexyness.

»Springerjugend« nannte die linke Lügenpresse seine Boys und Girls. »Hitlers Kinder«, so sann es in Poschardts Polo, so nannte man doch früher mal sozusagen metaphorisch die Deppen von der RAF. Kohls Kind, das war er im Prinzip selbst. Und Merkels Kinder, die schrieben ihm jetzt das Feuilleton voll. Die ehemals von den Linken monopolisierte Protest- und Randaliergeste war nun im rechten Mainstream angekommen, analysierte der Dr. die Gesamtlage auf den Straßen von Großberlin. Und recht eigentlich waren es doch seine Kinder. Ja, das war die Poschardtjugend, haha! Flink wie Schoßhunde, zäh wie Nappaleder und hart wie die Kronkorken von Club-Mate.

Aber hey, der Wowereit! Der Wowi, genau! Jetzt hatte er, Poschardt, es. Der Wowereit, der hatte doch Zeit – der müßte mal für uns fahren! Am besten in so ’ner Freizeitkutsche, in so ’nem Campermobil! Da drin wird man automatisch zum Spießer, zum Vati, der die Family fährt. Und ha – jetzt, als die Ampel am Strausberger Platz auf Grün sprang, da kam ihm die Erleuchtung! –, dem Schwulibert würde er die Crème de la crème seines journalistischen Kindergartens mitgeben, alles, was die Springerjugend zu bieten hatte: den Schwilden, die Rönne, die beiden Hü und He, Stucki natürlich auch noch, damit es richtig crazy wird. Und zur Krönung noch den Pirinçci, aaah-haha! Hinten auf die Wohnmobilbank, hahahaha! Dann rumpelt’s aber im Busch. Fast verfuhr sich Poschardt peinlich, so mußte er über seinen Einfall lachen.

Zu siebt im Hymermobil nach… nach… Worpswede, genau! In diese miefige Künstlerkolonie, in diesen richtig bürgerlichen Quatsch. Da können sich die Kids mal so richtig auskotzen: über Feminismus, Lesben, schwule Künstler, Bio, Lifestyle, untermotorisierte, frontgetriebene Freizeitfahrzeuge mit Aufbauten, Monarchie & Alltag, Homopolitik, alles. Das würde ’ne richtig krasse Kiste geben, wahrscheinlich eine ganze Beilage! Mit Softpornofotos von allen und Koks in der Plastiknaßzelle, hihi. Da soll der Schwilden mal den Wowereit das Wort »Torsionssteifigkeit« buchstabieren lassen, höhöhahahehehe.

Diese Geschichte, antizipierte der Polofahrer, die war leider endlos geil, auf so was würden diese lahmgesäßigen Ampelphasenzerstörer doch nie kommen! Jaaa, die Headline sah er schon vor sich: »Wowi mit Wohni in Worpsi«! Hahaha, und hintendrin, im Hymermobil, die Poschardtjugend am totalen Abkotzen! Dafür würden sie ihn endlasermäßig hart feiern in Berlin, dafür würden sie sogar noch das »Borchardt« in »Poschardt« umbenennen. Mannomann – wär das nicht geil?

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Lieber Jörg Metes (5.1.1959–16.6.2024),

Lieber Jörg Metes (5.1.1959–16.6.2024),

Du warst der jüngste TITANIC-Chefredakteur aller Zeiten. Du warst der Einzige, der jemals eine klare Vorstellung davon hatte, wie das ideale Heft aussehen musste, und hast immer sehr darunter gelitten, dass sich Deine Utopie nur unzureichend umsetzen ließ. Aus Mangel an Zeit und an Mitarbeiter/innen, die bereit waren, sich Nächte um die Ohren zu schlagen, nur um die perfekte Titelunterzeile oder das richtige Satzzeichen am Ende des Beitrags auf Seite 34 zu finden.

Legendär der Beginn Deiner satirischen Tätigkeit, als Du Dich keineswegs über einen Abdruck Deiner Einsendung freutest, sondern Robert Gernhardt und Bernd Eilert dafür beschimpftest, dass sie minimale Änderungen an Deinem Text vorgenommen hatten. Das wurde als Bewerbungsschreiben zur Kenntnis genommen, und Du warst eingestellt. Unter Deiner Regentschaft begann die Blütezeit des Fotoromans, Manfred Deix, Walter Moers und Michael Sowa wurden ins Blatt gehievt, und manch einer erinnert sich noch mit Tränen in den Augen daran, wie er mal mit Dir eine Rudi-Carrell-Puppe vor dem iranischen Konsulat verbrannt hat.

Nach TITANIC hast Du viele, die ihr Glück weder fassen konnten noch verdient hatten, mit Spitzenwitzen versorgt und dem ersten deutschen Late-Night-Gastgeber Thomas Gottschalk humortechnisch auf die Sprünge geholfen. Und dass River Café, eine deutsche Talkshow, die live aus New York kam, nur drei Folgen erlebte, lag bestimmt nicht an Deinen Texten. Auf Spiegel online hieltest Du als ratloser Auslandskorrespondent E. Bewarzer Dein Kinn in die Kamera, und gemeinsam mit Tex Rubinowitz hast Du das Genre des Listenbuches vielleicht sogar erfunden, auf jeden Fall aber end- und mustergültig definiert, und zwar unter dem Titel: »Die sexuellen Phantasien der Kohlmeisen«. Und diese eine Geschichte, wo ein Psychiater in ein Möbelhaus geht, um eine neue Couch zu kaufen, und der Verkäufer probeliegen muss, wo stand die noch mal? Ach, in der TITANIC? Sollte eigentlich in jedem Lesebuch zu finden sein!

Uns ist natürlich bewusst, dass Du auch diesen Brief, wie so viele andere, lieber selber geschrieben und redigiert hättest – aber umständehalber mussten wir das diesmal leider selbst übernehmen.

In Liebe, Deine Titanic

 Endlich, »ARD«!

Seit Jahren musst Du Dich rechtfertigen, weil Du immer wieder die NS-Enthusiast/innen von der AfD zu Kuschelkursinterviews einlädst und ihnen eine gebührenfinanzierte Plattform bietest, damit sie Dinge verbreiten können, die sich irgendwo zwischen Rassenlehre und Volksverhetzung befinden. Aber jetzt hast Du es den Hatern endlich gezeigt und AfD-Anführer Tino Chrupalla in das härteste Interviewformat ever eingeladen: »Frag selbst«, das freaky Social-Media-Format von der Tagesschau, das schon Olaf Scholz mit knallharten Fragen à la »Wann Döner wieder drei Euro?« niedergerungen hat. Wir sind uns sicher: Besser als mit einem Kartoffelranking auf dem Twitch-Kanal der Tagesschau kann die AfD gar nicht entlarvt werden!

Legt schon mal die Chips bereit: Titanic

 Mahlzeit, Erling Haaland!

Mahlzeit, Erling Haaland!

Zur Fußballeuropameisterschaft der Herren machte erneut die Schlagzeile die Runde, dass Sie Ihren sportlichen Erfolg Ihrer Ernährung verdankten, die vor allem aus Kuhherzen und -lebern und einem »Getränk aus Milch, Grünkohl und Spinat« besteht.

»Würg!« mögen die meisten denken, wenn sie das hören. Doch kann ein Fußballer von Weltrang wie Sie sich gewiss einen persönlichen Spitzenkoch leisten, der die nötige Variation in den Speiseplan bringt: morgens Porridge aus Baby-Kuhherzen in Grünkohl-Spinat-Milch, mittags Burger aus einem Kuhleber-Patty und zwei Kuhherzenhälften und Spinat-Grünkohl-Eiscreme zum Nachtisch, abends Eintopf aus Kuhherzen, Kuhleber, Spi… na ja, Sie wissen schon!

Bon appétit wünscht Titanic

 »Welt«-Feuilletonist Elmar Krekeler!

»Friede eurer gelben Asche, Minions!« überschrieben Sie Ihre Filmkritik zu »Ich – einfach unverbesserlich 4«. Vorspann: »Früher waren sie fröhliche Anarchisten, heute machen sie öde Werbung für VW: Nach beinahe 15 Jahren im Kino sind die quietschgelben Minions auf den Hund gekommen. Ihr neuestes Kino-Abenteuer kommt wie ein Nachruf daher.«

Starkes Meinungsstück, Krekeler! Genau dafür lesen wir die Welt: dass uns jemand mit klaren Worten vor Augen führt, was in unserer Gesellschaft alles schiefläuft.

Dass Macron am Erstarken der Rechten schuld ist, wussten wir dank Ihrer Zeitung ja schon, ebenso, dass eine Vermögenssteuer ein Irrweg ist, dass man Viktor Orbán eine Chance geben soll, dass die Letzte Generation nichts verstanden hat, dass Steuersenkungen für ausländische Fachkräfte Deutschlands Todesstoß sind und dass wir wegen woker Pronomenpflicht bald alle im Gefängnis landen.

Aber Sie, Elmar Krakeeler, haben endlich den letzten totgeschwiegenen Missstand deutlich angesprochen: Die Minions sind nicht mehr frech genug. O tempora. Titanic

 Wurde aber auch Zeit, Niedersächsische Wach- und Schließgesellschaft!

Mit Freude haben wir die Aufschrift »Mobile Streife« auf einem Deiner Fahrzeuge gesehen und begrüßen sehr, dass endlich mal ein Sicherheitsunternehmen so was anbietet! Deine Mitarbeiter/innen sind also mobil. Sie sind unterwegs, auf Achse, auf – um es einmal ganz deutlich zu sagen – Streife, während alle anderen Streifen faul hinterm Büroschreibtisch oder gar im Homeoffice sitzen.

An wen sollten wir uns bisher wenden, wenn wir beispielsweise einen Einbruch beobachtet haben? Streifenpolizist/innen? Hocken immer nur auf der Wache rum. Streifenhörnchen? Nicht zuständig und außerdem eher in Nordamerika heimisch. Ein Glück also, dass Du jetzt endlich da bist!

Freuen sich schon auf weitere Services wie »Nähende Schneiderei«, »Reparierende Werkstatt« oder »Schleimige Werbeagentur«:

Deine besserwisserischen Streifbandzeitungscracks von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Claims texten, die im Kopf bleiben

Ist »Preissturz bei Treppenliften« wirklich eine gute Catchphrase?

Miriam Wurster

 Guesslighting

Um meine Seelenruhe ist es schlecht bestellt, seit mich ein erschütternder Bericht darüber informierte, dass in Hessen bei Kontrollen 70 Prozent der Gastronomiebetriebe widerlichste Hygienemängel aufweisen (s. Leo Riegel in TITANIC 07/2022). Neben allerhand Schimmel, Schleim und Schmodder herrscht allüberall ein ernsthaftes Schadnagerproblem, die Küchen sind mit Mäusekot nicht nur kontaminiert, sondern praktisch flächendeckend ausgekleidet. Vor lauter Ekel hab ich sofort Herpes bekommen. Nun gehe ich vorhin in meine Küche, und auf der Arbeitsplatte liegen grob geschätzt 30 kleine schwarze Kügelchen. Ich bin sofort komplett ausgerastet! Zehn hysterische Minuten hat es gedauert, bis mir klar wurde, dass der vermeintliche Kot die Samen eines dekorativen Zierlauchs waren, der einen Blumenstrauß krönte, den eine liebe Freundin mir geschenkt hat. Ich hätte ihn einfach nicht noch einmal anschneiden sollen … Hysterie off, Scham on.

Martina Werner

 Feuchte Träume

Träumen norddeutsche Comedians eigentlich davon, es irgendwann mal auf die ganz große Buhne zu schaffen?

Karl Franz

 Unübliche Gentrifizierung

Zu Beginn war ich sehr irritiert, als mich der Vermieter kurz vor meinem Auszug aufforderte, die Bohr- und Dübellöcher in den Wänden auf keinen Fall zu füllen bzw. zu schließen. Erst recht, als er mich zusätzlich darum bat, weitere Löcher zu bohren. Spätestens, als ein paar Tage darauf Handwerkerinnen begannen, kiloweise Holzschnitzel und Tannenzapfen auf meinen Böden zu verteilen, wurde mir jedoch klar: Aus meiner Wohnung wird ein Insektenhotel!

Ronnie Zumbühl

 Der kästnerlesende Kniebeuger

Es gibt nichts Gutes
Außer man Glutes.

Sebastian Maschuw

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster