Inhalt der Printausgabe

TITANIC Luckism


Politik bringt das Abstoßende im Menschen zum Vorschein: Hängelider, Abszesse, klaftertiefe Poren, Extremherpes, rätselhafte Spontanbehaarung. Aber woran liegt das? Amerikanische Ärzte haben nun erstmals das Krankheitsbild beschrieben, die sog. »Antlitzfäulen-Dermatose« (AfD). Sechs mutige Betroffene zeigen Flagge und geben der Krankheit ein Gesicht.

Alexander Gauland, stellv. Parteivorsitzender

75jähriger mitteldeutscher Mann, Risikogruppe Journalist, AfD seit 2012 (early adopter)

Beschreibung: Sitzfalten im gesamten Gesicht, Haarmoos (graugelb), beim Aufstoßen gelegentliche Blutfahne

Verlauf: Der Patient leidet unter den Folgen einer langjährigen CDU-Mitgliedschaft. Schon 1972 zieht sich Gauland in der hessischen Staatskanzlei eine Brille zu, erblindet auf dem rechten Auge. Bei seiner Pensionierung 1988 wird Gauland auf Steuerkosten gründlich entwurmt, seit 2014 kann ein direkter Anblick seines Gesichtes zu Versteinerung führen.

Prognose: Drohender Einzug in den Bundestag. Empfehlung: Sofortige Quarantäne in einem Brunnen.

Beatrix von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg, MdEP

43jährige Youtuberin, Risikogruppe Juristin, Enkelin des Reichsfinanzministers Schwerin von Krosigk (Kabinett Hitler I)

Beschreibung: Vererbte Blutbläue, mutierende Geheimratsecken, Vollmondstirn

Verlauf: Frau Storch wurde ohne Haut geboren (Pellenatrophie), trägt heute einen rosa bemalten Totenkopf und die Augäpfel ihres Hundes Blindi. Seit 1975 ist sie im Internet als »Netzwerkerin« aktiv (Wahnvorstellung), wo sie einen Shop für gerettete Embryos betreibt (Claim: »Die besten Föten bringt die Storch«).

Prognose: Seit Storch 2014 ins Europaparlament einzog, flieht ihr Haupthaar über den Hinterkopf zurück in Richtung deutsche Heimat. Komplettverglatzung 2016.

Frauke Petry, Parteivorsitzende

39jährige Pfarrersfrau, Onanistin und Chorleiterin

Beschreibung: Haßfältchen, schwerer Bubikopf, Rümpfnase, Elephantiasis im Frühstadium

Verlauf: Die Patientin erkrankt bereits in ihrer Pubertät am Petry-Syndrom, würgt sich selbst zum Lustgewinn exzessiv mit unzähligen Feindschaftsbändern ihrer türkischen Mitschülerinnen und entwickelt in der Folge schnell einen Streckhals. Auch die Stimmbänder leiden: Petry beginnt eine Zweitkarriere als Synchronsprecherin von »Spongebob Schwachkopf«. Seit 2012 verschleppt Petry eine grippale Insolvenz.

Prognose: Fortgesetztes Halswachstum, Jobangebot des Dresdner Zoos, beliebteste Giraffe 2020. Bald darauf: Löwenfutter.

Ursula Braun-Moser, Beisitzerin des Bundesvorstands

Geb. 1899, diplomierte Volksverhetzerin an der Universität Stettin, u.a. Großmutter von Konrad Adenauer, Volker Bouffier und dem Beelzebub

Beschreibung: Wischmopkopp mit drei goldenen Haaren, Ohrläppchenwarzen, »Krähenfüße«, »Ziegenfüße«, »Gänsefüßchen«

Verlauf: Ursula »Eva« Braun-Moser zieht früh ins Europaparlament in Stonehenge ein, damals noch für die CDU. 1987 wird sie Mitglied der »Delegation für die Beziehungen zu Israel« – erste allergische Reaktionen. 2003 bricht in ihrer Frisur die Vogelgrippe aus.

Prognose: Bundespräsidentin

Hans-Olaf Henkel, MdEP

74jähriger ehem. Keksmagnat (Leibniz-Gemeinschaft), Ex-Präsident des BDI (Bund deutscher Inselbegabungen)

Beschreibung: Wanderhoden unterm Kinn, nasenförmige Zyste zwischen den Augen, Stinkdrüse im Rachen, gespaltene Zunge

Verlauf: Herr Henkel hat in seiner Funktion als »Mädchen für alles« in sämtlichen deutschen Aufsichtsräten seit 1951 nicht geschlafen, geduscht oder sich wenigstens mal feucht durchs Gesicht gewischt. Die Folgen: Sedimentablagerungen, verschiedene Stein- und Popelschichten. 1997 stieß ein Gesichtschirurg bei Probebohrungen auf Öl und Diamanten.

Prognose: Genügsames Weiterleben unter einer braunen Dreckschicht, Verpuppung Henkels, Wiedergeburt als Lebensmittelspekulationsmotte (»Bracca olafhenkeli«).

Joachim Starbatty, MdEP

74jähriger Star-Debatteur, Risikogruppe Ex-CDU-Mitglied, Gesichtsmessie

Beschreibung: Schimmelkolonien auf der Zunge, großflächige Gesichtsverpelzung, Nasenscharte, 2 Reißstümpfe aus Zahn

Verlauf: Nach mehreren erfolglosen Klagen gegen die Einführung des Euros vor dem Bundesverwaltungsgerichtshof, dem Volksgerichtshof und dem Königlich-Bayerischen Amtsgericht steckt sich Starbatty 1992 bei einer Prostituierten mit einer eitrigen Profilneurose an. Diese zwingt ihn, regelmäßig im Focus zu schreiben und ehrenamtlich als Nußknacker zu arbeiten.

Prognose: wird gegen diesen Artikel klagen.

 

Hürtgen/Lucke/Ziegelwagner

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Tatütata, LKA Niedersachsen!

»Ganz viel Erfolg morgen bei der Prüfung, liebe Karin«, sagt angeblich das gesuchte ehemalige RAF-Mitglied Burkhard Garweg gut gelaunt in einem Video, das bei der Fahndung im Presseportal unter der Rubrik »Blaulicht« veröffentlicht wurde. Die Fahnder/innen erhofften sich dadurch, so heißt es, neue Hinweise, und richten sich deshalb mit den Fragen an die Bevölkerung: »Wer ist ›Karin‹ bzw. ›Carin‹?« und: »In welchem Zusammenhang steht sie zu Burkhard Garweg?«. Schön und gut, da möchten wir nach einem derartigen Cliffhanger nun aber auch die Frage hinzufügen: Wie ist Karins Prüfung denn nun eigentlich gelaufen?

Hinweise an Titanic

 Hmmm, Aurelie von Blazekovic (»SZ«)!

Am Abend der Wahlen in Thüringen und Sachsen hatte die ZDF-Chefredakteurin Schausten dem 1. September 2024 den 1. September 1939 an die Seite gestellt, und dazu fiel Ihnen dies ein: »Das Dämonisieren von Rechtspopulisten hatte bisher keinen Erfolg. Egal, wie richtig es ist, dass die AfD gefährlich, radikal, extrem ist. Politiker, Journalisten, Demokratieverteidiger können das immer noch lauter und lauter rufen – aber es bringt nichts. Die berechtigten Warnungen sind inzwischen leere Formeln. Die Wahlergebnisse der AfD sind immer besser geworden, der Trotz immer erheblicher. Die Tatsache, dass sie sich beständig als Opfer von Medien inszenieren kann, hat der Partei genutzt. Es ist nicht die Aufgabe von Bettina Schausten, die AfD kleinzukriegen, sondern die der anderen Parteien. Sie sollten mal über den Tim-Walz-Weg nachdenken. Ist Björn Höcke etwa nicht weird

Ist er. Hitler war es auch, und ihn als »Anstreicher« (Brecht) oder inexistenten Krachmacher (Tucholsky) zu entdämonisieren, hat bekanntlich so viel gebracht, dass diese Sätze nie haben fallen müssen: »Man hat mich immer als Propheten ausgelacht. Von denen, die damals lachten, lachen heute Unzählige nicht mehr, und die jetzt noch lachen, werden in einiger Zeit vielleicht auch nicht mehr lachen.«

Wegweisend winkt Titanic

 Ex-VIVA-Moderator Mola Adebisi!

Im »Dschungelcamp« gaben Sie Ihre Meinung zum Thema Geschlechterrollen zum Besten: »Ich möchte nicht das tun, was eine Frau tut, das kann ich auch nicht. Und eine Frau soll auch nicht das tun, was ein Mann tut. Das geht auch nicht.« Männer sollten beispielsweise nicht als Hebammen arbeiten, denn eine Frau würde ein Kind anders lieben als ein Mann.

Und das wird von einer Hebamme ja schließlich gefordert, dass sie Kinder nicht einfach fachgerecht zur Welt bringt, sondern sie auch liebt.

Aber wenn Ihnen so viel daran liegt, die Tätigkeitsbereiche von Männern und Frauen zu trennen, warum haben Sie sich dann ein Metier gesucht, in dem sie gleichermaßen vertreten sind, Adebisi? Nämlich hauptberuflich im Dschungelcamp rumzusitzen?

Fragt sich, auch wenn sie das nicht tun soll: Titanic

 Gut gehobelt, Noemi Molitor (»Taz«)!

»Unser Handwerk im Journalismus ist die Sprache. Bei genau diesem Werkzeug lohnt es sich also, genau hinzuschauen und auch ethische Fragen an orthografische Regeln zu stellen.«

Die Sprache: Handwerk und Werkzeug in einem. Wird auch nicht besser mit dem Fachkräftemangel, wie?

Schaut genau hin: Titanic

 Stefan Schlatt, Reproduktionsbiologe an der Uni Münster!

Sie gaben im Zeit-Wissensteil ein ganzseitiges Interview, das wie folgt betitelt wurde: »Der Hoden ist der Kanarienvogel des Mannes«. Eine billige Masche der Zeit, mit einer bizarren Überschrift Neugier zu wecken, das war uns sofort klar. Dennoch wollten wir natürlich wissen, in welchem Zusammenhang Sie das oben Zitierte von sich gaben.

»Der Testosteronspiegel des Mannes geht nur langsam zurück, vor allem, weil er im Alter immer dicker wird und nicht mehr so gesund ist wie mit 25. Dies zeigt sich dann an der Hormonproduktion im Hoden. Bergleute haben früher Kanarienvögel mit unter Tage genommen, die Alarm schlugen, wenn die Luft dünner wurde. Man könnte sagen: Der Hoden ist der Kanarienvogel des Mannes.«

Wo sollen wir anfangen, Schlatt? Der Kanarienvogel diente Bergleuten als Indikator für die sinnlich nicht wahrnehmbare Gefahr der Kohlenmonoxidvergiftung. Diese soll in Ihrer Metapher wohl der niedrige Testosteronspiegel sein, der nicht etwa durch das Übergewicht, sondern nur durch den Hoden zu erkennen ist. Und das geschieht wie, Schlatt? Schlägt der Hoden Alarm, indem er laut zwitschert? Sind die Kanarienvögel unter Tage nicht vielmehr verstummt und tot umgefallen? Und was ist in Ihrer Analogie eigentlich der Käfig für den singenden Hoden?

Fest steht hier im Grunde nur eins: Bei Ihnen piept es gehörig – im Kopf und in der Hose.

Tirili: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Zum Sterben hoffentlich zu dämlich

In der Wartezone der Arge in Fürth sitzen zwei Männer um die vierzig. Einer der beiden hält eine aufgeschlagene Tageszeitung so, dass der zweite mitlesen kann. Geduldig blättern sie gemeinsam bis zur Seite mit den Todesanzeigen. »Schau«, sagt der eine, »da ist einer zwei Mal gestorben.« – »Wie kommst du darauf?« – »Lies doch! Derselbe Name in zwei Anzeigen.« – »Tatsächlich! Zwei Mal gestorben. Wie er das wohl geschafft hat?« Eine längere Denkpause setzt ein. »Wahrscheinlich einer wie ich, der nichts auf Anhieb hinkriegt«, schlussfolgert der eine dann. »Ha, das kommt mir bekannt vor!« stimmt der zweite ein. »Meine erste Frau mit den Kindern abgehauen, Führerschein schon drei Mal gemacht. Also zwei Mal wegen Alkohol, und ich weiß gar nicht, wie oft ich schon hier nach einer neuen Arbeit angestanden bin.« – Seufzend: »Hoffentlich kriegen wir wenigstens das mit dem Sterben mal besser hin als der hier …«

Theobald Fuchs

 Unangenehm

Auch im Darkroom gilt: Der Letzte macht das Licht aus.

Sebastian Maschuw

 Reality-TV

Bei der Fernsehserie »Die Nanny« gibt es diese eine Szene, in der die Mutter der Nanny, Sylvia Fine, in einem Pariser Restaurant mit dem Kellner kommunizieren will. Da sie kein Französisch spricht, nutzt sie zum Austausch ausschließlich den Text des französischen Kinderliedes »Frère Jacques«: Mit »Frère Jacques« ruft sie den Kellner, mit »Ding-ding-dong« fordert sie einen neuen Kaffee und so weiter. In der Serie klappte das sehr gut, und als Kind fand ich es auch ausgesprochen lustig, war mir allerdings sicher, dass das in der Realität nie funktionieren würde – bis es mir selbst gelang. Das kam so: Im Fitnessstudio wartete ein junger Mann am Tresen vergeblich auf einen Trainer. Vergeblich, weil er die im Tresen eingelassene Klingel nicht betätigt hatte. Nun hatte ich ihn während des Trainings Französisch sprechen hören, sprach allerdings selbst keines. Da ich aber der Einzige war, der sein vergebliches Warten bemerkte, ging ich schließlich hin, zeigte auf die Klingel und sagte »Sonnez les matines! Sonnez les matines!« Er verstand sofort und klingelte ausgiebig. Kurz darauf erschien der Trainer und ließ ihn hinaus. Da soll noch mal einer sagen, Fernsehen würde im Leben nicht helfen.

Karl Franz

 Obacht!

Die Ankündigung von Mautgebühren ist furchterregend, aber so richtig Gänsehaut bekomme ich immer erst, wenn bei Google Maps als »Warnhinweis« auftaucht: »Diese Route verläuft durch Österreich.«

Norbert Behr

 Kurzzeitgenossen

Bei der Meldung zu Anton Bruckners 200. Geburtsjubiläum (4. September) und dem tags darauf sich jährenden Geburtstag Heimito von Doderers (5. September) mit Interesse bemerkt, dass beide Herren im Jahr 1896 kurz gleichzeitig am Leben waren: nämlich fünf Wochen und einen Tag lang, von Klein-Heimitos Entbindung bis zu Bruckners Tod am 11. Oktober. Solche ganz knapp verpassten Möglichkeiten der Seelenwanderung faszinieren mich. Was wäre gewesen, hätte man Doderer etwas später zur Welt gebracht, wäre Bruckners Geist schon ein paar Wochen früher »frei« gewesen? Hätte Wien / Ansfelden ein reinkarniertes Doppeltalent Heimtoni von Brucknerer überhaupt ausgehalten, hätte die literarisch-musikalische Welt unter dem Eindruck der »Strudlhofsinfonie«, des »Rondo in c-Moll für Streichquartett und einen Merowinger« (Alternativtitel: »Die tonale Familie«) oder der kurzen vierstimmigen Motette »Die Peinigung der Orgelpfeifelchen« vor Entzücken und Überwältigung alle viere von sich gestreckt, aufgegeben und ihren Kulturbeutel auf immerdar zusammengepackt? – Dass das Spekulieren über solche vergeigten Leider-nicht-Seelenwanderungen nur sehr ausnahmsweise Sinn ergibt, dämmerte mir aber, als ich ad notam nahm, mit welchen Gruselgestalten und potentiellen Reinkarnationsgefäßen seinerseits Doderer seine allerletzten Tage im Herbst 1966 verbringen musste: Stefan Raab (*20.10.66), David Cameron (*9.10.66), Caroline Beil (*3.11.66) und sogar noch haarscharf David Safier (*13.12.66, »Miss Merkel – Mord am Friedhof«; »Der kleine Ritter Kackebart«). Dann schon lieber die Seele mit in die Hölle nehmen.

Michael Ziegelwagner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
23.10.2024 Karlsruhe, Tollhaus Max Goldt
23.10.2024 Berlin, Walthers Buchladen Katharina Greve
24.10.2024 Stuttgart, Im Wizemann Max Goldt
25.10.2024 Potsdam, Waschhaus-Arena Thomas Gsella