Inhalt der Printausgabe

Ein Platz für Islamisten

Kuddelmuddel im Irak: Kurden, Sunniten, Schiiten, Stalaktiten, alle wollen jetzt ein Stück vom Staatskuchen. Besonders ambitioniert sind die Terrorjungs von ISIS, die im Westen derzeit leider nicht so gut angesehen sind. Zeit, das zu ändern! Die TITANIC-Redaktion organisiert dem neuen aufregenden Kalifat schon mal eine konsularische Vertretung.

Freundlicher Empfang im neuen Kalifat-Konsulat

Zum Beispiel in:

Dietzenbach/Abteilung Wirtschaftsförderung:
»Daß wir Sie unterstützen,  sag ich ja grade!«

TITANIC Salam, mein Name ist Mohammed Beckr, ehemaliges irakisches Konsulat Frankfurt am Main! Wir suchen grade nach neuen Räumlichkeiten. Wir haben’s ja dort jetzt mit mehreren Staaten zu tun, und unser Konsulat wird sich demgemäß spalten.

Herr L. Äh, welches Konsulat – irakisch?

TITANIC Ehemals irakisch, ja. Sie wissen, das Kalifat hat sich jetzt ausgerufen, IS. Und dafür brauchen wir Repräsentativgebäude. Das kann gerne für den Anfang auch bescheidener sein, nichts allzu Nobles, auch ein ehemaliges Schulgebäude, eine leerstehende Kirche, Moschee…

Herr L. Okay… Also, Sie suchen ein Bestandsobjekt, ja? Also, Sie wollen jetzt nix Neues bauen? Weil von unserer Seite an Gebäuden, da haben wir nichts anzubieten. Was wir allerdings haben, ist die Übersicht über andere Objekte, die von Privaten oder Maklern angeboten werden…

TITANIC Die Stadt kann da gar nichts machen? Weil bei unserem Empfang natürlich auch der Bürgermeister erscheinen darf! Und wir könnten auch eine Städtepartnerschaft anbieten, z.B. Mossul…

Herr L. (eifrig) Ja, wir haben nur selbst kein eigenes Gebäude! Daß wir Sie unterstützen, sag ich ja grade. Da kann ich ausm Kopf nix sagen, weil ich ja Ihre Anforderungen nicht kenne: Wie viele Quadratmeter, wie es ausgepreist sein soll…

TITANIC Ein paar No-Gos und Musts unsererseits: daß da dann vollverschleierte Frauen bei uns herumlaufen. Das ist natürlich kein Prekariat, das sind Mitarbeiter!

Herr L. Ist schon klar!

TITANIC Und: Gibt es bei Ihnen ein Alkoholverbot in der Öffentlichkeit?

Herr L. Hm, nee… Also, teils-teils, kommt immer auf den Platz drauf an. Hm, also wir haben durch die Internationalität des Standorts verschiedene Gemeinden, unter anderem auch muslimische… welche Glaubensgemeinschaft das ist, ist nicht unser Kerngeschäft, das können wir ad hoc nicht sagen… Vielleicht schicken Sie mir eine Mail mit Ihren Anforderungen? Ruhig ganz offen formulieren! Kein Thema…

TITANIC Ja, daß es sich bei uns nicht um die gemäßigteren Muslime handelt, sondern um etwas konservativere, das dürfte aus dem Zusammenhang auch klar sein. Also: 350 Quadratmeter, Altbau… Übrigens: Welche Städtepartnerschaften kommen in Frage? Mossul oder Tal Afar oder später sogar Bagdad – haben Sie da Präferenzen?

Herr L. Uff… das ist natürlich ’ne politische Entscheidung.

TITANIC Das kann auch in Folge bis zu Jerusalem gehen.

Herr L. Jjja… also wie gesagt, das ist ein zweiter Schritt.

TITANIC Gut, dann darf ich Sie bitten, das vorerst mit Diskretion zu behandeln.

Herr L. (kooperativ)  Klar!

TITANIC Dann noch einen schönen Abend, aleikum Salam!

Herr L. Tschüs, ciao!

Eine potentielle Städtepartnerschaft Bagdad-Dietzenbach als Lockangebot reicht nicht aus, um unseren bescheidenen außenpolitischen Bestrebungen Tür und Tor zu öffnen? Da muß noch weiter telefoniert werden. Vielleicht gibt es ja noch andere Städtchen mit Teil-Alkoholverbot in Hessen.

Rüsselsheim/Büro des Oberbürgermeisters:
»Ab wann brauchen Sie diese Räumlichkeiten?«

Hat eine Flagge wie aus bitterster Schokolade: der Islamische Staat

TITANIC … sind wir nun auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten im Zuge dieser Aufteilung in zwei Staaten. Bin ich da richtig bei Ihnen?

Frau F. (skeptisch) Räumlichkeiten hier in Rüsselsheim?

TITANIC Ja. Hier in Frankfurt sind die Mieten recht hoch, und wir suchen jetzt etwas möglichst Nahes, im Speckgürtel sozusagen.

Frau F. Wie groß müssen denn diese Räumlichkeiten sein?

TITANIC Also, 200 Quadratmeter sollten es fürs erste schon sein. Je nach der politischen Entwicklung haben wir demnächst eventuell auch noch mehr Staatsgebiet zu repräsentieren. Für den Anfang sollte das aber reichen.

Frau F. Okay. Ich müßte mich einmal kundig machen, inwieweit wir Räumlichkeiten frei haben und zur Verfügung stellen können.

TITANIC Schön! Es wäre eine Win-win-Situation, nicht wahr. Sie haben dann einen interessanten, aufstrebenden Staat vor Ort in Rüsselsheim. Es gäbe natürlich eine Eröffnungsfeier mit allem Tamtam und großem Bums…

Frau F. (unbeeindruckt) Ab wann brauchen Sie denn diese Räumlichkeiten?

TITANIC Möglichst bald! Wir stehen hier Gewehr bei Fuß, und es soll eigentlich sofort losgehen.

Frau F. Gut. Wie gesagt, ich versuche, das zu klären, und dann würde ich mich noch einmal melden, spätestens morgen früh.

TITANIC Das freut mich. Vielen Dank und Salam aleikum!

Die Opelstadt ist der großislamistischen Neubewegung schon mal nicht abgeneigt. Und sollte in absehbarer Zeit partout kein Gebäude frei werden, kann ja »nachgeholfen« werden – Frauenfitneßstudios beispielsweise haben in einer ISIS-offenen Gemeinde ohnehin keinen Platz. Doch bevor Umbau- oder Räumungsmaßnahmen notwendig werden, versuchen wir es in einem nahegelegenen Örtchen…

Rödermark/Abteilung Vereine und Ehrenamt:
»Ah ja, da fangen die Probleme schon an!«

Die eine Seite der Medaille

Frau P. Hm, welche Ansprüche stellen Sie denn an die Räumlichkeiten, was wird da benötigt?

TITANIC Wie Sie vielleicht wissen, ist unser neues IS-Kalifat ein islamischer Staat – es sollte also zumindest einen Raum geben, der in Richtung Osten ausgerichtet ist, für unsere gläubigen Mitarbeiter. Und wir sind eigentlich alle sehr gläubig!

Frau P. Ich glaube, das wird schwierig mit dieser Ausrichtung nach Osten.

TITANIC (flehentlich) Es bräuchte ja nur einen Raum!

Frau P. (erkennt die politische Dimension) Hm… Das hat ja auch eine gewisse politische Dimension…

TITANIC Die hat es, das stimmt. Aber wir sind ein junger und aufregender Staat! Damit kann sich Rödermark auch schmücken, damit bekommen Sie Schlagzeilen.

Frau P. Also da wage ich mich jetzt auf sehr schwankenden Boden, da müßte ich mich im Hause rückversichern. Da bitte ich Sie doch um Verständnis.

TITANIC Ich kann Ihnen versichern, wir sind mit wenig zufrieden. Ein leerstehendes Gebäude…

Frau P. Das haben wir überhaupt nicht. Wir haben Räume, die wir an verschiedene Nutzer vermieten, das heißt, unsere Räume sind mehrfach belegt. Wir haben also kein Gebäude, das wir einer Nutzergruppe definitiv und für einen längeren Zeitraum zur Verfügung stellen können.

TITANIC (forsch) Und was haben Sie da so für Nutzergruppen? Für uns ist als islamischer Staat nicht alles in Ordnung! Man müßte dann durchsetzen, daß in diesem Haus auch gewisse Verhaltensregeln gelten.

Frau P. Das ist schwierig zu bewerkstelligen, denn die Verhaltensregeln sind schon festgelegt. Die Räume werden von örtlichen Vereinen genutzt, von örtlichen Gruppen, von der Volkshochschule. Das ist also ganz breit gefächertes Publikum.

TITANIC (kompromißbereit) Einen Schützenverein könnten wir uns natürlich gut vorstellen als Nachbar, einen Yoga-Club eher weniger.

Frau P. Ah ja, da fangen die Probleme schon an!

TITANIC Vielleicht können Sie persönlich im Rathaus für unsere Sache werben? Es ist schließlich ein offizielles Konsulat, das sicherlich bald von einigen Staaten anerkannt wird. Türkei, Iran…

Frau P. Ich sagte schon, es hat eine gewisse politische Dimension. Und da möchte ich mich jetzt auch nicht weiter auf Diskussionen einlassen, auch was die Werbung im Hause angeht. Schicken Sie es uns her, wir prüfen es und werden Ihnen dann antworten.

Frau am Hörer, Friedensstörer! Wer keine Werbung für unser Konsulat macht, den treffe der erste Stein. In Rödermark haben wir nichts zu suchen – jedenfalls nicht auf diplomatischem Weg. Eine Eroberung behalten wir uns vor.

Taunusstein/Rathaus:
» … große islamische Gemeinde!«

Auf dem roten Teppich ist die Hölle los

TITANIC Vielleicht kann ich ja einmal grundsätzlich vorfühlen, ob Taunusstein überhaupt in Frage kommt. Wie ist es denn zum Beispiel mit Alkoholverbot. Gibt es so etwas auf öffentlichen Plätzen?

Frau A. Nein, nein das haben wir nicht.

TITANIC Okay, das heißt Gastgärten usw., und in der Nacht möglicherweise alkoholisierte Menschen sind nicht ganz auszuschließen.

Frau A. Nein, nein, bei uns ist alles ganz normal! Äh, der Herr Bürgermeister ist gerade frei geworden, da könnte ich Sie kurz reinstellen. Er kann Ihnen da bestimmt ein bißchen mehr Auskunft geben.

Sehr vorbildlich! In Taunusstein wird man nicht abgewimmelt und an drittrangige Handlanger verwiesen. Wir unterhalten uns von Efendi zu Efendi:

Bürgermeister … wir sind eine Stadt aus der Gebietsreform von 1971 und haben zwar 30 000 Einwohner, sind aber ein Zusammenschluß von zehn kleinen Stadtteilen mit einer sehr dörflichen Struktur. Hier finden Sie wirklich nur dörfliche Gebäude …

TITANIC Das macht aber nichts, also wenn es vielleicht ein ehemaliges Schulhaus gibt oder eine leerstehende Kirche…

Bürgermeister (nachdrücklich) Die sind aber alle – ich weiß das zufällig, weil wir zur Zeit gerade sehr intensiv nach Flächen schauen – die sind alle wirklich belegt. Ich habe auch gerade noch ein mittelständisches Unternehmen, das ähnliche Anforderungen hat als Dienstleistungsunternehmen, auch Richtung…

TITANIC Was ist das für ein Unternehmen?

Bürgermeister Sie haben Verständnis dafür, daß ich das nicht Ihnen an der Stelle sagen kann.

TITANIC (schlau) Ich meine nur, daß wir Ihnen vielleicht ein besseres Angebot machen können, d.h. so etwas wie eine Konsulatseröffnung mit den führenden Taunussteinern. In weiterer Folge Städtepartnerschaften, beispielsweise Mossul. Und wir zahlen natürlich auch ganz gut!

Bürgermeister Ja klar, aber da kann ich Ihnen leider nichts anbieten. (noch schlauer) Da sag ich an dieser Stelle mal: Idstein! Das ist eine Möglichkeit.

TITANIC (gierig) Idstein! Gibt es da eine islamische Gemeinde?

Bürgermeister Ja, sogar eine relativ große.

TITANIC Und wie ist dort die Toleranz? Wenn man da verschleierte Frauen durch die Straßen schickt? Wir sind ja eher von der konservativeren Fraktion…

Bürgermeister Also zumindest ist die Visualisierung Menschen islamischen Glaubens im Stadtbild nichts Ungewöhnliches. Ich will nicht verhehlen, daß möglicherweise das Thema ISIS noch mal anders betrachtet würde – aber das hängt natürlich ein bißchen auch von der Stadt selbst ab. Ich würde da vielleicht wirklich einfach mal den Bürgermeister von Idstein anrufen!

Weiterverwiesen nach Idstein! Das feine Taunusstein scheint den Glanz eines offiziellen ISIS-Konsulats nicht nötig zu haben. Aber gut: Wer nicht will, wird demnächst weggebombt. Mal sehen, ob man in Idstein mehr von Diplomatie versteht.

Idstein/Abteilung Stadtmarketing:
»Das übersteigt bei weitem meine Kompetenz!«

Und dann fielen sie über den Kuchen her…

Frau J. Und Sie brauchen die Räume zur Dauernutzung oder immer nur zeitweise?

TITANIC Na ja, schon eine Dauernutzung. Wir sind optimistisch, daß das nicht nur ein kurzes Feuer ist, was jetzt durch den Irak geht. Aber grundsätzlich stimmen Sie dem Bürgermeister aus Taunusstein zu? Daß Idstein eine Gemeinde ist, die für ein muslimisches Kalifat ein guter Ansprechpartner ist?

Frau J. Dafür bin ich überhaupt nicht autorisiert, solche Erklärungen abzugeben. Das könnte allenfalls die Stadtverordnetenversammlung oder ein anderes politisches Gremium.

TITANIC Und was glauben Sie, wie da die Stimmung ist?

Frau J. Nein, das übersteigt bei weitem meine Kompetenz, das einzuschätzen! Da, bitte, lassen Sie mich außen vor! Ich habe hier einen Verwaltungsauftrag, aber keine politische Tendenz abzugeben, das ist nicht meine Aufgabe. Dazu lasse ich mich von Ihnen nicht nötigen!

TITANIC (schmeichelnd) So sollte es auch gar nicht verstanden sein.

Frau J. Wir bewerten erst einmal alles vollkommen frei von irgendwelchen Ideologien. Sie haben an mich eine ganz normale Anfrage gestellt, und mit der werde ich ganz normal und objektiv umgehen.

TITANIC Und diesen objektiven Umgang können wir gerne auch etwas lukrativer für Sie gestalten! Es gibt ja z.B. Städtepartnerschaften: Mossul, Tikrit und Jerusalem. Oder vielleicht bald die halbe Welt!

Frau J. (Profit witternd) Na ja, gut. Also das Thema Städtepartnerschaften ist auch ein nicht ganz einfaches geworden, was die finanziellen Mittel solcher Partnerschaften anbelangt.

TITANIC Finanziell sind wir sicher! Vorgestern sind uns zwei Ölplantagen zugefallen. Wir kamen da dran wie die Jungfrau zum Kind.

Frau J. Na gut, wie gesagt: Ihre Anfrage müssen Sie mir schriftlich zukommen lassen.

Mag das Weib Unbefangenheit und Zurückhaltung vorschützen – für uns ist klar: Die Niederlassung im islamisch geprägten Idstein rückt immer näher! Etwaige politische Hürden sollten mit ein paar Ölfäßchen leicht einzureißen sein. Zeit, die große Einweihungssause der diplomatischen IS-Vertretung zu planen…

Hüpfburgverleih/Frankfurt am Main:
»Googeln Sie mal: Hüpfburg Aladin!«

So sind internationale Beziehungen: Eine Hand hackt die andere

TITANIC …für den Empfang, für die Konsulatseröffnung, würden wir gerne eine Hüpfburg mieten. Haben Sie etwas, das vielleicht so ein bißchen in Richtung Moschee geht?

Hüpfburgherr Nee, so was haben wir gar nicht. Wer hat denn so was?

TITANIC Also, wenn Sie etwas hätten mit zwei Türmen links und rechts – Sie verstehen? Minarette! Ob man das vielleicht noch bemalen könnte?

Hüpfburgherr (fassungslos) Noch bemalen?

TITANIC Sie wissen schon: Zwiebeltürmchen!

Hüpfburgherr Ja, es gibt so Hüpfburgen – ich persönlich hab keine, die so aussieht. Eine heißt »Hüpfburg Aladin«, vielleicht schauen Sie mal im Internet…

TITANIC Oh, ich sehe gerade auf Ihrer Seite die »Hüpfburg Schloß«! Die hat vier Türmchen, wenn man das irgendwie auf orientalisch macht? Oder ist das schwierig, an bestehenden Hüpfburgen etwas zu verändern?

Hüpfburgherr Ja, natürlich, darauf herummalen können Sie nicht.

TITANIC Kreppapier anbringen oder einen Halbmond…

Hüpfburgherr Das müßten Sie natürlich dann uns überlassen. Das ist aber gar nicht so einfach jetzt, wie Sie sich das vielleicht vorstellen! Geben Sie mal spaßhalber bei Google ein: »Hüpfburg Aladin«. Die sieht fast aus wie eine Moschee.

TITANIC (kritisch) Ich finde, die sieht russisch aus. Wir wollen uns ja schließlich nicht lustig machen.

Hüpfburgherr (nachdenklich) Nein. Natürlich nicht. (wieder fröhlich) Hahaha!

TITANIC Haben Sie vielleicht etwas in grün, ganz grün?

Hüpfburgherr Okay, jetzt wird es schwer. Ich hab nur die, die Sie auf der Internetseite sehen…

»Hüpfburg Aladin« – der Mann hat Nerven, uns Die-hard-Islamisten zu verhöhnen! Das Modell Schloß werden wir einfach in einer Nacht- und Knebelaktion entwenden und schön anmalen, aus der Hüpfburg wird die Extremisten-Hochburg – Allah wird’s schon gutheißen. Jetzt braucht es nur noch was zu naschen für die Konsulatsfete.

Konditorei/Frankfurt am Main:
»Torte in Moscheeform ist schwierig«

TITANIC Guten Tag, hier spricht Müller-Bagdadi vom irakischen Konsulat Frankfurt am Main. Wir benötigen dringend eine Torte für einen Anlaß. Bin ich da bei Ihnen richtig?

Konditorin Ah, vom irakischen Konsulat! An Sie haben wir ja schon öfter Torten geliefert.

TITANIC Äh, ja stimmt! Und die haben uns immer vorzüglich geschmeckt, deswegen melde ich mich wieder.

Konditorin (erfreut) Ja, was schwebt Ihnen denn diesmal vor?

TITANIC Nun ja: Es sind schwierige Zeiten im Irak, wie Sie vielleicht mitgekriegt haben. Ein neues Kalifat, ein neuer Staat. Ich und einige Kollegen sind mit von der Partie und deshalb hochkant aus unserem Konsulat geflogen, jetzt eröffnen wir ein neues in Idstein und machen unser eigenes Ding.

Konditorin Ja, ich bekomme das mit. Schwierig.

TITANIC Richtig. Trotzdem wollen wir feiern und brauchen dafür eine Torte für ungefähr zwölf Personen, wir fangen klein an.

Konditorin (wissend) Sie brauchen sicher etwas ohne Alkohol…

TITANIC Richtig, wir sind ja Islamisten, haha! Sie kennen sich aus.

Konditorin Eine Schokotorte oder Vanille oder…

TITANIC Schoko! Wir mögen’s gern süß.

Konditorin Und oben drauf auch Schokolade? Oder Marzipan?

TITANIC Nein, Schokolade überall! Etwas anderes: Ist es möglich oben eine schöne Moschee drauf abzubilden? Mit Guß oder so?

Konditorin Ja, flach können wir das draufmalen. Eine Torte in Moscheeform ist allerdings schwierig zu machen.

TITANIC Flach reicht, wir haben es ja eilig. Und noch etwas: Wir vom IS-Konsulat und unsere muslimischen Festgäste haben einen eher eigenen, derben Humor. Wir hätten nämlich gerne noch ein Sprüchlein auf die Süßspeise geschrieben…

Konditorin Ja, so lange es auf deutsch ist: kein Problem! Wir schreiben drauf, was immer Ihnen beliebt.

TITANIC Wie schön. Dann wundern Sie sich also sicher nicht, wenn der Spruch etwas provokant ausfällt?
Konditorin Nein nein! Wir haben oft ausgefallene Wünsche.

Hurra, das wird Freudenschüsse geben! Sogleich wird per sicherer Faxleitung die genaue Tortenbauanleitung an die Konditorei geschickt (»Schoko, 12 Personen, Moschee, Spruch: »TOD DEN UNGLÄUBIGEN!«) und am nächsten Tag zur Kontrolle noch mal nachgefragt:

TITANIC Guten Tag, Torsten ibn-Wehnemann vom ISIS-Konsulat. Ich wollte fragen, ob mein Kollege Müller-Bagdadi bei Ihnen die Torte rechtzeitig in Auftrag gegeben hat?

Konditorin Ja, die können Sie am Montag abholen! Wünschen Sie noch etwas?

TITANIC Ob man vielleicht einen kleinen Muezzin auf die Schokomoschee setzen kann?

Konditorin Nein, leider, das ist schwierig… das schaffen wir bis Montag nicht mehr.

TITANIC Schade. Und welchen Spruch hat der Kollege nun auf die Torte setzen lassen?

Konditorin (verschwörerisch) Tod – den – Ungläubigen.

TITANIC Huch! Na ja. Wenn Sie’s nicht stört…

Liebe ISIS-Brüder, sehr geehrter Herr Kalif! Willkommen in Deutschland, der erste Schritt für eine konsularische Vertretung ist getan: Ganz Idstein (Hessen) steht hinter Euch und Eurer Sache. Bei der Eröffnungsparty der diplomatischen Hüpfburg gibt es zur Abwechslung mal nicht Tote, sondern Torte – plus Kinderpunsch! Und der Bürgermeister des verbündeten Taunusstein entbietet sicher gerne sein Grußwort. Notfalls per Telefon. Id’stein Allah!

Gaitzsch / Hürtgen / Ziegelwagner

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Briefe an die Leser

 Bitte schön, Annika Stechemesser!

Sie sind Klimaforscherin in Potsdam, wurden in der Frankfurter Rundschau am Tag nach den brisanten Landtagswahlen zum Thema »effektiver Klimaschutz« interviewt, und da wir heute auf keinen Fall Witze mit Namen machen wollen, lassen wir das einfach mal so stechen, äh, stehen!

Ganz lieb grüßt Ihre Titanic

 Interessant, was Sie da sagten, Erling Haaland (Manchester City)!

»Die besten Spieler sind die besten in den einfachsten Dingen. Mit der rechten Hand berühren und mit der linken passen. Das ist das Wichtigste. Pep sagt das immer wieder zu mir.«

Mit welcher Hand man dann das Tor erzielt, ist egal, meint im Gedenken an Diego Maradona Titanic

 Hmmm, Aurelie von Blazekovic (»SZ«)!

Am Abend der Wahlen in Thüringen und Sachsen hatte die ZDF-Chefredakteurin Schausten dem 1. September 2024 den 1. September 1939 an die Seite gestellt, und dazu fiel Ihnen dies ein: »Das Dämonisieren von Rechtspopulisten hatte bisher keinen Erfolg. Egal, wie richtig es ist, dass die AfD gefährlich, radikal, extrem ist. Politiker, Journalisten, Demokratieverteidiger können das immer noch lauter und lauter rufen – aber es bringt nichts. Die berechtigten Warnungen sind inzwischen leere Formeln. Die Wahlergebnisse der AfD sind immer besser geworden, der Trotz immer erheblicher. Die Tatsache, dass sie sich beständig als Opfer von Medien inszenieren kann, hat der Partei genutzt. Es ist nicht die Aufgabe von Bettina Schausten, die AfD kleinzukriegen, sondern die der anderen Parteien. Sie sollten mal über den Tim-Walz-Weg nachdenken. Ist Björn Höcke etwa nicht weird

Ist er. Hitler war es auch, und ihn als »Anstreicher« (Brecht) oder inexistenten Krachmacher (Tucholsky) zu entdämonisieren, hat bekanntlich so viel gebracht, dass diese Sätze nie haben fallen müssen: »Man hat mich immer als Propheten ausgelacht. Von denen, die damals lachten, lachen heute Unzählige nicht mehr, und die jetzt noch lachen, werden in einiger Zeit vielleicht auch nicht mehr lachen.«

Wegweisend winkt Titanic

 Gott sei dank, »Focus«!

Du schreibst: »Fleischkonsum sinkt, Mitarbeiter fehlen. Fachkräftemangel trifft die Wursttheke«. Aber sieh es doch mal positiv, lieber Focus: Es wäre doch viel schlimmer, wenn aufgrund des hohen Fleischkonsums die Mitarbeiter/innen verschwinden würden …

Grüße aus der Fleet Street schickt Titanic

 Adieu, Hvaldimir!

Adieu, Hvaldimir!

Als Belugawal hast Du Dich jahrelang vor der norwegischen Küste herumgetrieben und Dich mit Kameraausrüstung am Leib angeblich als russischer Spion betätigt, was Dir viel mediale Aufmerksamkeit und Deinen Decknamen, Hvaldimir, beschert hat. Jetzt bist Du leider tot in der Risavika-Bucht gefunden worden, und da fragen wir uns, Hvaldimir: Hast Du nicht rechtzeitig die Flossen hochbekommen, oder warst Du einfach nicht geübt in der Kunst des Untertauchens?

Mit einem Gläschen Blubberwasser gedenkt Deiner heute: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Jeder kennt ihn

Die Romantrilogie auf der Geburtstagsfeier, das Raclettegerät auf der Taufe, die Gartenfräse zur Beerdigung: Ich bin der Typ in deinem Bekanntenkreis, der dir geliehene Sachen in den unmöglichsten Situationen zurückgibt.

Leo Riegel

 Mitläuferin? Ganz im Gegenteil!

Meine Oma fuhr im Widerstand Motorrad.

Andreas Maria Lugauer

 Kurzzeitgenossen

Bei der Meldung zu Anton Bruckners 200. Geburtsjubiläum (4. September) und dem tags darauf sich jährenden Geburtstag Heimito von Doderers (5. September) mit Interesse bemerkt, dass beide Herren im Jahr 1896 kurz gleichzeitig am Leben waren: nämlich fünf Wochen und einen Tag lang, von Klein-Heimitos Entbindung bis zu Bruckners Tod am 11. Oktober. Solche ganz knapp verpassten Möglichkeiten der Seelenwanderung faszinieren mich. Was wäre gewesen, hätte man Doderer etwas später zur Welt gebracht, wäre Bruckners Geist schon ein paar Wochen früher »frei« gewesen? Hätte Wien / Ansfelden ein reinkarniertes Doppeltalent Heimtoni von Brucknerer überhaupt ausgehalten, hätte die literarisch-musikalische Welt unter dem Eindruck der »Strudlhofsinfonie«, des »Rondo in c-Moll für Streichquartett und einen Merowinger« (Alternativtitel: »Die tonale Familie«) oder der kurzen vierstimmigen Motette »Die Peinigung der Orgelpfeifelchen« vor Entzücken und Überwältigung alle viere von sich gestreckt, aufgegeben und ihren Kulturbeutel auf immerdar zusammengepackt? – Dass das Spekulieren über solche vergeigten Leider-nicht-Seelenwanderungen nur sehr ausnahmsweise Sinn ergibt, dämmerte mir aber, als ich ad notam nahm, mit welchen Gruselgestalten und potentiellen Reinkarnationsgefäßen seinerseits Doderer seine allerletzten Tage im Herbst 1966 verbringen musste: Stefan Raab (*20.10.66), David Cameron (*9.10.66), Caroline Beil (*3.11.66) und sogar noch haarscharf David Safier (*13.12.66, »Miss Merkel – Mord am Friedhof«; »Der kleine Ritter Kackebart«). Dann schon lieber die Seele mit in die Hölle nehmen.

Michael Ziegelwagner

 Unangenehm

Auch im Darkroom gilt: Der Letzte macht das Licht aus.

Sebastian Maschuw

 Quo vadis, Fortschritt?

Unfassbar: Nach so vielen Jahren des Horrorfilms gruseln sich die Leute noch vor der Nosferatu-Spinne. Wann taucht in unseren Breiten endlich die Slasher- oder Zombie-Spinne auf?!

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
14.10.2024 Augsburg, Parktheater im Kurhaus Göggingen Hauck & Bauer und Thomas Gsella
15.10.2024 Tuttlingen, Stadthalle Hauck & Bauer und Thomas Gsella
16.10.2024 München, Volkstheater Moritz Hürtgen mit Max Kersting und Maria Muhar
16.10.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner