Inhalt der Printausgabe
AFFÄREN
Nach Sahra und Lafo:
Neue Politikerpaare stellen sich vor!
CLAUDIA ROTH & HANS-CHRISTIAN STRÖBELE
Roth: Ja, es ist wahr! Wir sind ein Paar. Und wir möchten unsere Liebe hiermit publik machen.
Ströbele: Die Entscheidung haben wir gefällt, nachdem die Linkspartei gezeigt hat, daß sich das Politische nicht für das Private schämen muß.
Roth: (schmunzelt) …und daß Altersunterschiede keine Rolle spielen.
Ströbele: Wieso? Die Lötzsch und der Ernst sind doch ungefähr gleich alt.
Roth: Apropos Ernst. (kichert) Wir zwei sind uns überhaupt erst nähergekommen, weil der Hans-Christian nach dem Tod seiner Frau jemanden zum Anlehnen brauchte.
Ströbele: Sie erinnern sich: Meine Frau wurde beim Baden im Baggersee mit Fischfutter gesteinigt! Ich habe viele Stunden gebraucht, um darüber hinwegzukommen.
Roth: Meine Freundinnen haben schon immer gesagt: »Mensch, Claudia, du bist so ein verrücktes Huhn. In deinem bunten Leben fehlt noch ein grauer Tupfer!« Und das ist jetzt mein Partner. (lacht) Gut befreundet sind wir ja schon seit zwanzig Jahren.
Ströbele: Kennengelernt haben wir uns im Rahmen eines Wahlkampfes beim Kröten-über-die-Straße-tragen. Ich dachte auf einmal: »Huch, die ist aber schwer.«
Roth: Wir waren uns auf Anhieb sympathisch. (strahlt) Wobei ich zugebe, daß es damals mehrere sympathische Frauen in unserer Partei gab.
Ströbele: Und mit allen hatte ich was am Laufen: mit Jutta Ditfurth, bevor sie ihre Clownspartei gegründet hat, und sogar mit Petra Kelly, bis sie diesen Autounfall in Monaco hatte.
Roth: Schatz, du sabberst schon wieder!
PHILIPP RÖSLER & URSULA VON DER LEYEN
Rösler: Ja, es ist wahr: Die Tante hier und ich sind jetzt verliebt, iiiiihhh!
Von der Leyen: Zuerst wollte ich den Philipp adoptieren. Ich sammle nämlich Kinder. Aber dann gab es verwaltungstechnische Probleme.
Rösler: Das stimmt. Angeblich wurde ich bereits als Kind adoptiert. Und ich sei zu alt.
Von der Leyen: Altersgrenzen nach oben darf es nicht geben, genau wie Lohngrenzen nach unten. Wer sind wir denn, so etwas entscheiden zu dürfen – Politiker?
Rösler: In erster Linie sind wir Koalitionspartner. Und in einer Koalition hat jeder seine Aufgaben. Die Ursel macht den Haushaltsplan, ich die Hausordnung. Zur Belohnung kriege ich Bons, zum Beispiel für Bildung, Umarmungen oder Rabattmarken.
Von der Leyen: Verantwortung heißt das Zauberwort. Philipp ist zwar sehr jung für sein Alter, doch er ist viel reifer, als es seine Kritiker immer darstellen.
Rösler (holt seine Bauchrednerpuppe Willi hervor): Huhu! Willst du mal den neuesten Merkel-Witz hören? Warum geht Angela Merkel nicht ins Kino? Weil sie Angst hat, daß der neue Euro-James-Bond kommt.
Von der Leyen: Der ist aber alt…
Rösler: DU bist alt!
HOLGER APFEL & UDO PASTÖRS
Apfel: Ja, es ist wahr. Wir haben eine innige Allianz aufgebaut, die über eine gesunde deutsch-deutsche Kameradschaft hinausgeht.
Pastörs: …und aus Scham über diese Abnormität werden wir uns demnächst gegenseitig erschießen.
Apfel: Es ist alles meine Schuld. In meiner Nachbarschaft wohnt ein AIDS-Neger, der mich heimlich angesteckt hat. Mein Charisma hat sein übriges getan.
Pastörs: Mißtrauisch wurde ich, als Holger anfing, mir Spitznamen zu geben, »Udo Pastinake«, »Pastorentochter« und so.
Apfel: Er wiederum nannte mich »Apfelmännchen«. Inzwischen sind wir so vertraut, wir beenden gegenseitig unsere Sätze.
Pastörs: …Sätze.
Apfel: Auch Sex hat es gegeben, das will ich nicht verschweigen. Ist ja keine Rassenschande. Wir waren sehr offen für Rollenspiele, zum Beispiel »Zigeuner und Gauleiter«, »V-Mann und V-Frau« oder »Haider und Leitplanke«.
Pastörs: Zum Julfest hat mir der Holger einen Gutschein für ein Anal-Bleaching geschenkt. Dabei steht er doch auf braune Arschlöcher…
Apfel: Stimmt, das war etwas unpassend. Und jetzt entschuldigen Sie uns, der Döner brennt an.
KRISTINA SCHRÖDER & EIN IGEL
Schröder: Ja, es ist wahr, ich habe mich in ein Stachelschwein verliebt.
Igel: Ich bin ein Igel!
Schröder: Tomato, potato, wie der Amerikaner sagt. Ich bin jedenfalls glücklich wie seit langem nicht. Wissen Sie, Igel sind ein fester und wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Wir müssen ihnen nur zuhören.
Igel: Eigentlich muß ich Winterschlaf halten…
Schröder: Wir kennen alle das Bild vom Igel, der vollständig von Blattwerk verhüllt ist – eine unwürdige, herabsetzende Behandlung. Dabei sind Igel von Natur aus ganz liberale Geschöpfe. Radikalisierungen gibt es jedoch überall.
Igel: Ich bin glücklich, solange ich nicht von einem Auto überfahren werde.
Schröder: Ja, Autos sind eine stete Bedrohung, und zwar sowohl die von rechts als auch die von links kommenden. Beide sind gleichermaßen gefährlich.
Igel: Darf ich jetzt bitte etwas Milch haben?
Schröder: Tut mir leid, ich stille nicht mehr. Und weitere Kinder sind in meiner Lebensplanung nicht vorgesehen, zumindest nicht, bis die Sache mit dem Betreuungsgeld in trockenen Tüchern ist.
Igel: Oh, trockene Tücher! Darin würde ich jetzt gerne liegen.
Schröder: Aber erst gehen wir zur Bundestagssitzung. Ich versteck’ dich in Brüderles Urinbeutel, das wird ein Spaß.
Igel: O Gott, warum tötet mich niemand?
Torsten Gaitzsch