Inhalt der Printausgabe
Die Seele ist der Motor unseres Körpers. Nicht umsonst steckt in dem Wort Emotion auch Motion: »Bewegung« (das E steht für »Empfindung«). Wer die Grundregeln der Körpersprache kennt, versteht nicht nur, wie sein Gegenüber tickt, sondern kann auch sein eigenes Auftreten verbessern. Investigativjournalist Günter Wallraff, der »Mann mit den tausend Gesichtern«, präsentiert Ihnen die wirkungsvollsten.
Ein beherzter Griff ans Brillengestell zeigt: »Ich habe alles unter Kontrolle!« – sozusagen im Griff. In Konfliktsituationen demonstrieren Sie damit Sicherheit und lassen Ihren Gesprächspartner wissen, daß Ihnen so schnell nicht vor lauter Schweiß die Brille runterrutschen wird.
Die hier gezeigte Geste hat eine geradezu hypnotische Wirkung, vor allem in Gruppengesprächen: Nachdem Sie zehn Minuten lang regungslos in dieser Haltung verharrt haben, werden Sie automatisch die gesamte Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Körpersprache dient auch dazu, Macht und Dominanz in der Partnerschaft zu sichern. Der Einsatz der »starken Hand« signalisiert die Potenz des Mannes; die Frau hingegen kann damit ganz konkret auf typische Partnerschaftskonflikte hinweisen: »Du hast schon wieder die Klobrille oben gelassen!«
Interkulturelle Kommunikation wird in Zeiten der Globalisierung immer bedeutender! Die Gebärde im Bild hat Günter Wallraff bei Recherchen in Somalia kennengelernt. So wie der Deutsche »Ja« meint, wenn er nickt, oder der Italiener »Hallo!«, wenn er seinen Penis hervorholt, so gilt das Berühren der linken Brillenseite bei dem afrikanischen Clan der Isaaq als Zeichen höchster Freude. Aber Achtung: In anderen Kulturen kann sie auch Verachtung bedeuten oder einfach nur »Entschuldigung, haben Sie mal ein Brillenputztuch?«
Nonverbal, also ohne Worte, lassen sich sogar Drohungen vermitteln. Diese Fingerstellung soll heißen: »Wenn du noch einmal aus dem Rahmen fällst, verlier’ ich die Fassung und bügel’ dich platt!« Die zusammengekniffenen Lippen weisen außerdem auf eine unterdrückte Beleidigung hin, der Finger an der Brille ist ein Ersatz für das Vogelzeigen. Die Stirn klärt dabei den Anlaß: Bei einer geraden Anzahl von Stirnfalten liegt Mißtrauen vor, bei einer ungeraden Durst.
Auch beim Sex kommt es auf Körpersprache an. Das wußten schon die alten Inder, die Hunderte von ausdrucksstarken Liebespositionen im Kamasutra zusammentrugen. Zu sehen ist hier »Die verknotete Brillenschlange«: Dabei vollführt die Partnerin einen Querspagat, während ihre Stirn das um 90° gedrehte Steißbein berühren muß; der Mann hingegen steht auf der Wiese und stellt mit der linken Hand seine Sehhilfe scharf.
Wer nicht gelernt hat, sich selbst zu vermarkten, wird irgendwann im Berufsalltag untergehen. Arbeiten Sie an Ihrer Persönlichkeit, entwickeln Sie eine starke Marke. Auf diesem Bild steht Günter Wallraff etwa für die Marke Günter Wallraff. Die Message: »Mit mir bekommt man den ganzen Wallraff. Nicht mehr und nicht weniger.«
Torsten Gaitzsch