Inhalt der Printausgabe

Deutschlands unheimlichste Behörde tritt aus dem Dunkel – und kommt eigentlich ganz sympathisch rüber

 

»Dingdong! Im Namen der Gebührenzahler, öffnen Sie die Tür!« Stiefeltritte, Schreie im Flur, weinende Kinder – das alles gehört bald der Vergangenheit an. Die Gebühreneinzugszentrale, der Schrecken aller Fernsehdiebe, wird reformiert. 2013 soll nur noch pro Haushalt, nicht mehr pro Empfangsgerät bezahlt werden; gleich, ob der Haushalt ein Gerät besitzt oder nicht. Die Spitzel von der »Superschnüffelbehörde« (Burkhardt Müller-Sönksen, FDP) bleiben künftig zu Hause, schauen nicht mehr durch den Türspion, verwanzen keine Wohnungen, entführen keine Verwandten mehr. Wie aber wird die GEZ ihren schlechten Ruf los? Jetzt, wo sie ihn nicht mehr braucht?

»Hallo!
Kennen Sie uns noch?«

Die Agentur TITANIC hat mitgedacht. Vor allem muß die GEZ im Straßenbild erkennbar werden, die Anonymität ablegen, als sympathischer Ansprechpartner wirken. Und aufklären! Denn die meisten Menschen kennen ihr Fernsehprogramm nur oberflächlich, wissen gar nicht, was ein Intendant so zusammenfrißt (z.B. Thomas Gruber, Bayerischer Rundfunk, ca. 26 000 € / Monat). Was liegt da näher, als zwei in brandneue, von Hugo Boss gestaltete Uniformen gekleidete GEZ-Agenten in ein klassisches Schwarzseherviertel zu schicken? Mit Blumensträußen, Informationsbroschüren und schneidigen Umgangsformen?

»Guten Tag, mein Name ist Quex, das ist mein Kollege Hannes Landa. Wir wollten mit Ihnen über das Fernsehen reden!« Der alten Dame vor dem Hochhaus, die gerade zum Einkaufen tappst, kommen die schmucken Uniformen gleich bekannt vor. In Frankfurt-Griesheim, Schwarzerlenweg, machen die Schwarzhemden von Leo Quex (geb. Fischer) und Hannes Landa (Mädelname Ziegelwagner) gehörig Eindruck. Lächelnd nimmt das Runzelfräulein die Rose und berät uns auch, welche der Nachbarn unsere Serviceleistungen unbedingt in Anspruch nehmen sollten. Und das, obwohl »um drei meine Lieblingssendung« kommt: »Sturm der Liebe«. Na prima, macht schon mal 37 Euro! Zwar will sie nicht versprechen, später für den kleinen Hausbesuch der GEZ wieder da zu sein, drückt aber dafür fünf Namen auf dem futuristischen Klingelschild-Display. »Viele haben ihre Klingeln ja abgestellt, sind aber trotzdem da«, denunziert sie ihre Nachbarn beiläufig, deponiert unseren Folder und die Blume in ihrem Postfach, läßt uns ins Haus und sucht humpelnd das Weite.

Ein Sturmbann der Liebe schlägt uns entgegen
»Nein, ich bin nur ein Haushalt.« Gut zu wissen!
Blüten statt Bluten – die GEZ kommt in den Herzen an

»Von solchen Leuten wollen wir nichts«, begrüßt uns ein ortsfremd anmutender junger Mann und knallt uns die Türe vor den Stiefelspitzen zu. Wir merken, daß man hier mit der GEZ nicht die besten Erfahrungen gemacht hat, daß die Charmeoffensive der Öffentlich-Rechtlichen beinahe zu spät kommt. Nur das Knarzen unserer schwarzen Lederstiefel und das wütende Türenschlagen durchbrechen die gespannte Stille, die im zehnten Stock herrscht. Einige Bewohner haben aus Furcht vor ungebetenem Besuch nicht nur die Klingel abgestellt, sondern auch ihre Namensschilder abgeschraubt. Vor dem Aufzug stellen wir einen rotschimmernden Senior, dessen Mütze die Frakturinschrift »Hamburg« schmückt. Müßten wir ihm nicht auf Anhieb sympathisch sein? »Guten Tag, wir sind von der Fernsehzentrale. Wohnen Sie in diesem Haus?« befragt ihn Landa freundlich, kommt mit seinen Erläuterungen zur Haushaltsabgabe aber nicht weit. »Davon habe ich schon in der Bild gelesen«, wehrt der Alte ab. »Ich seh’ ja kaum fern. Weil ich raus muß, sonst kriege ich Depressionen.« – »Wie viele Haushalte besitzen Sie denn?« insistiert Quex lächelnd. Der Mann ist überfordert, freut sich aber, daß ab 2013 die GEZ das Zählen seiner Haushalte übernimmt, so daß er künftig weniger lügen muß. Es zeigt sich schon jetzt, daß die Volksdeutschen mit den GEZ-Truppen wesentlich williger kooperieren als die zahlenmäßig überlegenen Ausländer: Ein junger Deutscher, der gerade seine Wohnung mit allerlei Sperrmüll einrichtet, stellt keine Fragen, als wir Einlaß fordern. »Guten Tag, Landa, von der GEZ. Wir wollten uns mit dieser Rose von Ihnen verabschieden, die GEZ wird ja jetzt gerade abgeschafft. Sind Sie denn angemeldet?« – »Natürlich bin ich angemeldet«, pariert er clever und läßt uns das gewünschte »Foto Ihres Fernsehers« machen, in dem gerade eine Dokumentation über großbusige Frauen läuft.

»Fotografieren
Sie mich ruhig«

Nur selten offenbart das Mehrkulturenhaus Ausländer, die wissen, wo ihr Platz ist – wie Herrn M., der sich geschickt herausredet: »Tut mir außerordentlich leid, ich spreche kein Deutsch.« Oder den freundlichen Strickjackenmoslem D., der tatsächlich keines spricht, uns aber mit großen Gesten in seinen Fernseh- und Gebetsraum führt. Quex erklärt ihm ausführlich den mitgebrachten Meldebogen: »Den füllen Sie jetzt jeden Monat aus und schicken ihn an GEZ-Führer Buchholz. Sonst müssen wir leider wiederkommen.« Herr D. nickt schicksalsergeben; ihm ist bloß wichtig, daß unsere schweren Mörderstiefel nicht über seinen Gebetsteppich trampeln. Dafür macht Familie L., die den Besucher so herzlich mit einem »Shalom«-Schildchen begrüßt, aus guter Tradition gar nicht erst auf. Anders die russische Frau ohne Namensschild, die sich ein nur leicht verdrecktes Handtuch um die Rübe gewickelt hat. Da sie kein Wort Deutsch spricht, sind wir kurz davor, die renitente Bolschewikin abzuführen, doch kommt ihre Nachbarin als Dolmetsch zu Hilfe. »Straßwutti« grüßt Fernsehjunge Quex polyglott und erklärt: »Es ist ganz einfach: Wenn Ihre Freundin zwei Fernseher besitzt, war das bisher verboten. Bald ist es egal. Sie müssen einfach nur noch zahlen. Aber eben jeden Monat auf ein anderes Konto.« – »Geht es da um die Lohnsteuerkarte?« fragt die Übersetzerin. »Ja«, improvisiert Quex, »die Lohnsteuerkarte wird einfach mit Ihren Gebühren verrechnet. Sie dürfen künftig für jeden Haushalt einen Volksempfänger besitzen. Sagen wir, Ihre Freundin hatte bisher drei Fernseher und zwei Haushalte in ihrer Wohnung, dann ist das künftig ein Haushalt zuviel.« Die alte Frau nickt verständig und übersetzt den Quatsch beflissen (»Lohnsteuerkartotschka«); die Nachbarin strahlt uns verwirrt an, nimmt aber eine Rose: Die vage Aussicht, daß ihr Viertfernseher bald von der Miliz abgeholt wird, scheint sie zu erleichtern.

»Bitte lassen Sie mich in Ruhe«, scheint dieser Blick zu sagen
Sie nimmt eine weiße Rose – sehr verdächtig…
»Sie sehen seriös aus!« Die GEZ dankt für das Kompliment
Auch Streifenhörnchen freuen sich über gebührenfinanzierte Blumengrüße

Übermäßiger Respekt einerseits, panische Angst andererseits – den Bewohnern des Hauses im Schwarzerlenweg scheint noch nicht ganz klar zu sein, welche Emotionen für den neuen Auftritt der Terrororganisation GEZ angemessen sind. Die Kleiderordnung ist allerdings klar – die Fernsehpolizei kann man auch in Unterwäsche und blind wie ein Maulwurf empfangen. »Hören Sie, ich sehe nichts! Ich sehe hier nur zwei dunkle Gestalten!« jammert Herr F., als er uns nach energischem Klopfen die Tür im Hemd öffnet. »Keine Angst, wir sind nur von der GEZ«, beruhigen wir ihn. »Wir wollen Ihnen erklären, wie Sie künftig auch legal fernsehen können.« – »Ich habe geschlafen«, lügt F. panisch, »fernsehen kann ich gar nicht mehr.« – »Aber das ist doch ein Fernseher dort hinten!« stellt Inspektor Landa kritisch fest. »Ich sehe nichts«, behauptet der Unterhosenmann, »mein Nachbar muß mir die Post vorlesen.« – »Haben Sie vielleicht ein Radiogerät?« fragt Quex. »Das müssen Sie uns ab 2013 nämlich auch nicht mehr sagen.« Dieses Argument verfängt; F. läßt sich die lesensunwerte Broschüre reichen und verspricht, sie sich von seinem Nachbarn beim nächsten Fernsehabend vorlesen zu lassen.

»Verschwinden Sie!«

Hinter der nächsten Tür rumpelt es eine Weile, dann tritt ein leicht alternativ dreinblickender Mann heraus, ein froh leuchtendes Weiblein an der Hand. »Meine Mutter ist 87«, entschuldigt er sich. »Sie war eben im Krankenhaus, jetzt ist sie verwirrt. Sie müssen verzeihen, daß wir nicht gleich aufgemacht haben...« – »Kein Problem, Hauptsache, Sie füllen jetzt den Meldebogen aus.« – »...oft kommen irgendwelche zwielichtigen Leute zu ihr an die Tür. Aber Sie sehen ja seriös aus, ich dachte zuerst, Sie wären von der Heilsarmee. Aber die GEZ«, sagt er mit einem anerkennenden Blick auf die Runen unserer Aufschläge, »die GEZ, die kennt man, die ist seriös!« Wünsche und Anregungen zum TV-Programm hat er keine, nur »alte Filme« würde er manchmal gerne sehen. »Aus den Dreißigern und Vierzigern?« fragt Landa nach. »Ja, genau!« meint er. »Wir geben es weiter«, sagt Landa und schlägt die Hacken zusammen. »Ich komm gleich mit Ihnen mit«, murmelt der Cineast. Routiniert sperrt er seine Mutter in der Wohnung ein und geht mit uns zum Lift.

Es war ein anstrengender, aber erfolgreicher Tag für die GEZ! Das neue Konzept lückenloser Beobachtung aller Haushalte, gepaart mit autoritärem Auftreten und überraschenden Blumengaben, hat sich bewährt. Und auch draußen schwappt uns noch Bewunderung entgegen. »Ey, ihr seid ja gut angezogen!« trötet eine Gruppe Jungtürken und folgt uns ins Stehcafé am Griesheimer Bahnhof. »Die sehen aus wie von der SS«, flüstert es anerkennend vom Nebentisch. Das mag stimmen. Doch für Sendungen wie »Tim Mälzer kocht«, »Tigerentenclub« und »Giraffe, Erdmännchen & Co.« nehmen wir jeden noch so geschmacklosen historischen Vergleich in Kauf. Denn unsere Ehre heißt: Gebührenkonsolidierung. Und wenn die ganze Welt in Scherben fällt!

 

Leo Fischer / Michael Ziegelwagner, Tom Hintner
Ausstattung: Theaterkostüme Jansen

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wie kommt’s, »Krautreporter«?

In einem Artikel zum Thema »Konkurrenz im Job« stellst Du die These auf: »Konkurrenz ist nicht so verpönt wie ihr Ruf.« Aber warum? Was hat der Ruf der Konkurrenz denn bitte verbrochen? Womit hat er seinem Renommee so geschadet, dass er jetzt sogar ein schlechteres Image hat als die Konkurrenz selbst? Und weshalb verteidigst Du in Deinem Artikel dann nur die Konkurrenz und nicht ihren Ruf, der es doch viel nötiger hätte?

Ruft Dir fragend zu:

Deine genau im gleichen Ausmaß wie ihr Ruf verpönte Titanic

 Lieber Jörg Metes (5.1.1959–16.6.2024),

Lieber Jörg Metes (5.1.1959–16.6.2024),

Du warst der jüngste TITANIC-Chefredakteur aller Zeiten. Du warst der Einzige, der jemals eine klare Vorstellung davon hatte, wie das ideale Heft aussehen musste, und hast immer sehr darunter gelitten, dass sich Deine Utopie nur unzureichend umsetzen ließ. Aus Mangel an Zeit und an Mitarbeiter/innen, die bereit waren, sich Nächte um die Ohren zu schlagen, nur um die perfekte Titelunterzeile oder das richtige Satzzeichen am Ende des Beitrags auf Seite 34 zu finden.

Legendär der Beginn Deiner satirischen Tätigkeit, als Du Dich keineswegs über einen Abdruck Deiner Einsendung freutest, sondern Robert Gernhardt und Bernd Eilert dafür beschimpftest, dass sie minimale Änderungen an Deinem Text vorgenommen hatten. Das wurde als Bewerbungsschreiben zur Kenntnis genommen, und Du warst eingestellt. Unter Deiner Regentschaft begann die Blütezeit des Fotoromans, Manfred Deix, Walter Moers und Michael Sowa wurden ins Blatt gehievt, und manch einer erinnert sich noch mit Tränen in den Augen daran, wie er mal mit Dir eine Rudi-Carrell-Puppe vor dem iranischen Konsulat verbrannt hat.

Nach TITANIC hast Du viele, die ihr Glück weder fassen konnten noch verdient hatten, mit Spitzenwitzen versorgt und dem ersten deutschen Late-Night-Gastgeber Thomas Gottschalk humortechnisch auf die Sprünge geholfen. Und dass River Café, eine deutsche Talkshow, die live aus New York kam, nur drei Folgen erlebte, lag bestimmt nicht an Deinen Texten. Auf Spiegel online hieltest Du als ratloser Auslandskorrespondent E. Bewarzer Dein Kinn in die Kamera, und gemeinsam mit Tex Rubinowitz hast Du das Genre des Listenbuches vielleicht sogar erfunden, auf jeden Fall aber end- und mustergültig definiert, und zwar unter dem Titel: »Die sexuellen Phantasien der Kohlmeisen«. Und diese eine Geschichte, wo ein Psychiater in ein Möbelhaus geht, um eine neue Couch zu kaufen, und der Verkäufer probeliegen muss, wo stand die noch mal? Ach, in der TITANIC? Sollte eigentlich in jedem Lesebuch zu finden sein!

Uns ist natürlich bewusst, dass Du auch diesen Brief, wie so viele andere, lieber selber geschrieben und redigiert hättest – aber umständehalber mussten wir das diesmal leider selbst übernehmen.

In Liebe, Deine Titanic

 »Welt«-Feuilletonist Elmar Krekeler!

»Friede eurer gelben Asche, Minions!« überschrieben Sie Ihre Filmkritik zu »Ich – einfach unverbesserlich 4«. Vorspann: »Früher waren sie fröhliche Anarchisten, heute machen sie öde Werbung für VW: Nach beinahe 15 Jahren im Kino sind die quietschgelben Minions auf den Hund gekommen. Ihr neuestes Kino-Abenteuer kommt wie ein Nachruf daher.«

Starkes Meinungsstück, Krekeler! Genau dafür lesen wir die Welt: dass uns jemand mit klaren Worten vor Augen führt, was in unserer Gesellschaft alles schiefläuft.

Dass Macron am Erstarken der Rechten schuld ist, wussten wir dank Ihrer Zeitung ja schon, ebenso, dass eine Vermögenssteuer ein Irrweg ist, dass man Viktor Orbán eine Chance geben soll, dass die Letzte Generation nichts verstanden hat, dass Steuersenkungen für ausländische Fachkräfte Deutschlands Todesstoß sind und dass wir wegen woker Pronomenpflicht bald alle im Gefängnis landen.

Aber Sie, Elmar Krakeeler, haben endlich den letzten totgeschwiegenen Missstand deutlich angesprochen: Die Minions sind nicht mehr frech genug. O tempora. Titanic

 Diese Steilvorlage, Kristina Dunz (»Redaktionsnetzwerk Deutschland«),

wollten Sie nicht liegenlassen. Die Fußballnation hatte sich gerade mit der EM-Viertelfinalniederlage gegen Spanien angefreundet, der verlorene Titel schien durch kollektive Berauschtheit an der eigenen vermeintlich weltoffenen Gastgeberleistung sowie durch die Aussicht auf vier Jahre passiv-aggressives Gemecker über die selbstverständlich indiskutable Schiedsrichterleistung (»Klarer Handelfmeter!«) mehr als wiedergutgemacht, da wussten Sie einen draufzusetzen. Denn wie es Trainer Julian Nagelsmann verstanden habe, »eine sowohl fußballerisch als auch mental starke National-Elf zu bilden«, die »zupackt und verbindet«, hinter der sich »Menschen versammeln« können und der auch »ausländische Fans Respekt zollen«, und zwar »auf Deutsch« – das traf genau die richtige Mischung aus von sich selbst berauschter Pseudobescheidenheit und nationaler Erlösungsfantasie, die eigentlich bei bundespräsidialen Gratulationsreden fällig wird, auf die wir dank des Ausscheidens der Mannschaft aber sonst hätten verzichten müssen.

Versammelt sich lieber vorm Tresen als hinter elf Deppen: Titanic

 Du, »MDR«,

gehst mit einer Unterlassungserklärung gegen die sächsische Linke vor, weil die im Wahlkampf gegen die Schließung von Kliniken plakatiert: »In aller Freundschaft: Jede Klinik zählt.« Nun drohen juristische Scharmützel nebst entsprechenden Kosten für beide Seiten. Wie wäre es, wenn die Linke ihr Plakat zurückzieht und im Gegenzug nur eine einzige Klinik schließt? Die Ersparnisse dürften gewaltig sein, wenn die Sachsenklinik erst mal dichtgemacht hat.

Vorschlag zur Güte von Deinen Sparfüchsen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dialog auf Augenhöhe

Zu meinen Aufgaben als Marketingexperte in einem modernen Dienstleistungsunternehmen gehört es unter anderem, unzufriedene Kunden zu beschwichtigen. Vor kurzem beschwerte sich einer von ihnen darüber, dass wir in unseren Texten immer dieselben Bausteine verwenden. Die Mail ließ mich ganz irritiert zurück. Ein Glück, dass wir für genau solche Anfragen gleich fertige Antworten haben.

Andreas Maier

 Der kästnerlesende Bläser

Es gibt nichts Gutes
außer: Ich tut’ es.

Frank Jakubzik

 Der kästnerlesende Kniebeuger

Es gibt nichts Gutes
Außer man Glutes.

Sebastian Maschuw

 Ein Lächeln

Angesichts der freundlichen Begrüßung meinerseits und des sich daraus ergebenden netten Plausches mit der Nachbarin stellte diese mir die Frage, welches der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen sei. Sie beantwortete glücklicherweise ihre Frage gleich darauf selbst, denn meine gottlob nicht geäußerte vage Vermutung (Geschlechtsverkehr?) erwies sich als ebenso falsch wie vulgär.

Tom Breitenfeldt

 Liebesgedicht

Du bist das Ästchen,
ich bin der Stamm.
Du bist der Golo,
ich Thomas Mann.
Du bist Borkum,
ich bin Hawaii.
Du bist die Wolke,
ich bin gleich drei.
Du bist das Würmchen,
ich bin das Watt.
Du bist die Klinke,
ich bin die Stadt.
Du bist das Blättchen,
ich jetzt der Ast.
Sei still und freu dich,
dass du mich hast.

Ella Carina Werner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster