TITANIC Gold-Artikel

Der Brexit in fünf "Welt online"-Kolumnen

In Großbritannien ist wieder was los! Nachdem der Oberste Gerichtshof gestern die Zwangspause des Parlaments für ungültig erklärt hat, steht Premier Johnson das Wasser bis zum Hals. What next? Die fünf klügsten Köpfe der Welt (online) ordnen die Lage ein.

Robin Alexander

Wenn ich eine Sache weiß, dann alles. Viele möchten in diesen Stunden völlig zu Recht von mir erfahren, welche Rolle Angela Merkel im aktuellen Austritts-Chaos gespielt hat und weiterhin spielt. Ich darf leider nicht alles verraten, nur so viel: Wer in der Urlaubslektüre der Kanzlerin zwischen den Zeilen liest, die Farben ihrer Blazer bei den letzten drei öffentlichen Auftritten zu einer Trikolore zusammensetzt und den Speiseplan von Helge Braun genau analysiert, der ahnt schon, woher der Hase weht. Zwei und zwei addieren reicht da nicht, man muss die Hinweise auch in Fernsehtalkshows aneinanderreihen und säuberlich aufdröseln. Bei Plasberg zwinkere ich Morsecodes, denn im Gesinnungsfuror der Systemmedien darf ich nur 75 Prozent der Wahrheit verbatim darlegen.

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Was bedeutet die Spinnenbrosche dieser einen Richterin am Supreme Court? Ganz klar: "Ihr spinnt doch alle" will sie damit sagen, bzw. "Schaut doch mal ins Netz", nämlich auf die prima Webseite von Auskenn-Experte Robin Alexander!

Birgit Kelle

Die Fakten sind so unbequem wie eine synthetische Bärenfell-Ersatzmütze der Guards Division ("danke" an dieser Stelle, liebe Tierschützer!), doch sie müssen nüchtern betrachtet und knallhart gesagt werden. Zwei Frauen waren es, die im Wesentlichen für das derzeitige Schlamassel im Vereinigten Königreich verantwortlich sind: Theresa May und Queen Elisabeth II. Hätten sie beide sich aus der Politik herausgehalten und die schicksalhafte Abstimmung und deren Folgen gestandenen Männern überlassen, wäre es nie so weit gekommen. Wie weit auch immer. James Bond und Doctor Who wären heute jedenfalls keine Weiber.

Dabei will ich dem schönen Geschlecht keineswegs eine gewisse Nützlichkeit absprechen: Sie können Gurkensandwiches schmieren oder die Strümpfe ihrer Söhne flicken. Genau wie aus einigen wenigen "Menschen" mit Realschulabschluss etwas werden kann! Aber so wie es ist, hat es der Herrgott schon fein eingerichtet: Die Feldmaus geht zur Feldmaus, der Knecht zur Magd, das Mutterkreuz zu mir, die überempfindliche #MeToo-Hysterikerin zur Gesinnungspolizei und das Commonwealth vor die Hunde.

Don Alphonso

Wie sagte mein geschätzter Freund und Chefredakteur Ulf Poschardt neulich so schön? "Choke me, daddy! Harder!" Aber auch: "Wenn wir heute nicht den Erstschlag wagen und einen unregistrierten Leopard-Panzer in eine Schülergruppe rollen lassen, zerkratzen uns die Klimakinder bald den Dritt-SUV."

Wenn es nur beim Zerkratzen bliebe! Berichte über Pöbeleien gegen arglose Porsche-Liebhaber, die sich ihr Vehikel wochenlang vom Munde abgespart haben, sind gang und gäbe. "FCK SUV"-Sticker sieht man ebenso wie ausgestreckte Mittelfinger in Richtung minimal das Tempolimit überschreitender Jeep-Enthusiasten. Und wenn man sie nicht sieht, mache ich vorsichtshalber, versteckt in einem Knallerbsenstrauch, Aufnahmen von den minderjährigen Terrorbrigaden.

Wo soll das enden? Geraten als nächstes emissionsfreie Kampfradler wie ich ins Visier des Gesinnungsmobs? Es ist eine Kultur des Neids entstanden, und welche drei Buchstaben stecken in dem Genitiv "NEIDS"? SED! Alles, was sich heute anschickt, mein schönes Leben als privilegierter, feindseliger Hobgoblin zu zerstören, gab es schon in der DDR: CO2-Steuer, Mietpreisbremse, Spielstraßen, Nachrichtensendungen, Herpes. Ich kann gar nicht so viel twittern, wie mir die Unterlippe schwillt.

Alan Posener

Ich bin in London geboren und daher befugt, meine Expertise abzugeben. In der Rolle des schrulligen Gentlemans mit den etwas anderen Meinungen bin ich meinem Hausblatt darüber hinaus einmal mehr einen sogenannten hot take schuldig.

"Wer in einer Masse, die vorwärts drängt, stehenbleibt, leistet so gut Widerstand, als trät' er ihr entgegen: er wird zertreten", heißt es in "Dantons Tod". Sind es mithin nicht die Remainer, die die Entfremdung zwischen UK und Europa am heftigsten vorantreiben? Nein, das ergibt keinen Sinn. Anders: Sind die wahren Patrioten nicht jene, denen das Vaterland herzlich egal ist? Halt, jetzt: Hat Donald Trump nicht in der Sache recht, wenn er den Iran vernichten will? Puh, in der Grundschule in Kuala Lumpur hätte spätestens an dieser Stelle der Peddigrohrstock getanzt. Im Gesinnungs-Empire unvorstellbar! Ich hoffe, ich konnte Ihnen trotzdem weiterhelfen. Kaufen Sie meine Bücher, und Gott segne Sie!

Henryk M. Broder

Die Gre(a)tchenfrage "Leave or stay" ist mittlerweile einer anderen gewichen, nämlich "Prep or perish". Wer sich nicht längst den Kohlenkeller mit Crackern, eingeschweißten Mince pies und vergorener Apfelplörre vollgestopft hat, muss morgen womöglich eine Überfahrt in die verhasste Eurozone planen. Jene, die damals wegen angeblicher Zuwanderungsströme gen Albion für den EU-Austritt gestimmt haben, werden rubbeldiecunt selbst zu Flüchtenden! Köstlich subtile britische Ironie … Würden die Pythons noch leben, sie hätten ihre diebische Freude an diesem Desaster.

Was aber, wenn die Inselaffen samt und sonders ihre Heimat verlassen? Ein Vorschlag zur Güte: Wir Deutschen stecken jeden Engländer, der zu uns kommt, in ein KZ. Sicher, das klingt erst mal etwas durchgeknallt. Dazu muss man aber wissen, dass ich halt ziemlich durchgeknallt bin und vorhin heimlich meine Pillen wieder ausgespuckt habe. Endlich kann ich schreiben wie der deutsche Tuvia Tenenbom, leider weiß das die Gesinnungs-Gestapo in diesem Land zu verhindern. Gleich setze ich mir einen Hummerhut auf.

Torsten Gaitzsch

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
28.03.2024 Nürnberg, Tafelhalle Max Goldt
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt