TITANIC Gold-Artikel

Diesel im Selbstversuch: Ehrenrettung eines deutschen Teufelsgifts

Fahrverbot, Lungenlügen, geheime Nazinetzwerke: Beim “Kraftstoff der Deutschen” (Sebastian Kneipp) liegt einiges im Argen. Doch ist Diesel wirklich so schlimm, wie seine Fressfeinde aus dem ökostalinfaschistischen Bioislamistenkonzentrationslager behaupten?
Ein unvoreingenommener Selbstversuch von Tim Wolff

1. Versuch: einen Diesel fahren

Mietwagen sind nicht nur wg. Subventionen des tiefen Volkswagenstaates zumeist dieselgetrieben, sie sind auch die Huren des Individualverkehrs (also des motorisierten): Sie stehen an Ausfallstraßen und Bahnhöfen herum, werden jetzt nicht von allen Kunden allzu gut behandelt und müssen nehmen, wer kommt, wenn sie nicht morgen abgeschoben werden wollen. Also auch mich. Einen gegenüber Automobilen wie Prostitution zutiefst misstrauischen Kerl (weil ich schon einmal in Ulf Poschardts Augen geschaut habe). Also hin, bezahlt, rein! Und was für ein geiles Gefühl sich gleich einstellt! Ratterbrummöttelöfföff macht es. Noch bevor ich den Motor starte. Weil ich dieses Geräusch mache: ratterbrummöttelöfföff. Mit meinem Mund. Dann starte ich das Auto. Plötzlich Enttäuschung. Ist halt ein Auto. Und ich will ja nirgendwo hin. Ich spiele ein wenig mit dem Gaspedal. Im Parkhaus. Es stinkt prompt. Nach Urin. Weil das ein Frankfurter Parkhaus ist. Und sich hier Obdachlose erleichtern. Weil diese Stadt des Großkapitals Elend und Obdachlosigkeit produziert wie der Diesel Feinstaub und Stickoxide. Ach, Allegorien! Ach, Alliterationen! Ach … was? Ich sollte lieber mal runter vom Gas. Mein Hirn dieselt schon.

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Okay: Los! Ich kreisle durchs Betonungetüm, dem Erdgeschoss entgegen. Ein Plattenbau für Autos, witzle ich vor mich hin. Autos! Platten! Haha, versteht Ihr? Also ich nicht. Raus in den Stadtverkehr. Ein einziger Scheiß: kämpfende Kästen, Menschen hassen Menschen, Regeln dienen nur zur Rechtfertigung des Hasses auf die anderen Kastenmenschen. Dann: Autobahn. Freiheit, die Hitler meinte! Ratterbrummöttelöfföff! Joa, ist schon ganz nett, wenn so ein Ding Fahrt bekommt, wenn vorwiegend Alkane, Cycloalkane und aromatische Kohlenwasserstoffe zwischen 170 °C und 390 °C sieden. Den Asphalt, den Planeten, den eigenen Verstand, geprägt von der Ablehnung der irgendwie schon coolen Linken auf dem Schulhof damals, ficken wie einen Bahnhofsmietwagen, geilgeilgeil!

Zwischenfazit: Dieselehre +1

2. Versuch: Diesel einatmen

Kaum steht ER, der Mietwagen, wieder in seiner Massengarage, bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Tue ich genug für ihn, den Motor der Deutschen? Den Motor der deutschen Landbevölkerung. Der Wirtschaft. Der Unterjochung der Welt unter den Technikstandort Deutschland. Tue ich natürlich nicht. Ich schweige, wenn sie Fahrverbote erteilen. Denn ich bin ja kein Diesel. Aber werden sie nicht auch mich irgendwann verbieten? Einfach, weil ein Verbot – und sei es noch so rational und wissenschaftlich begründet – andere Verbote gebiert. Und was dann? Was dann wohl! Faschismus, ja haha! Wenn der Faschismus zurückkehrt, wird er sagen: Hallo, wieso fährt keiner mehr Diesel? So geht es aber nicht! Und dann wird aber aufgeräumt – und wir alle müssen Diesel fahren! Halt, jetzt habe ich mich verrannt. Das klingt fast so, als seien Diesel Nazis. Das ist natürlich Quatsch. Vielleicht war das eine nicht so gute Idee, am Auspuff des Nachbar-SUVs zu nuckeln, während er mit laufendem Motor die Scheiben freiwärmt – bei 8 Grad plus.

1001 Lungenärzte haben gerade erst verkündet: Nehmt einen Zug! Also keinen der Deutschen Bahn, sondern … na ja, Ihr wisst, worauf das hinausläuft. Genau: ein Einlenken unserer Bundesregierung beim EU-Vorschriftenterror gegen unseren Dösel. Ich sage jedenfalls nach drölfmal inannihilieren: keinerlei Shcäden zu verratterbrummöttelöfföff.

Zwischenfazit II: Ja!

3. Versuch: Diesel schlucken

Was man einatmen kann, kann man auch essen – das wussten schon die Macher von Schokozigaretten und Sauerstofftarteletts. Ich laufe also zur nächsten Tankstelle. Zapfhahn raus aus dem Moralkorsett der DINormierten Säule und rein in meine empfangsbereite Mundhöhle. So muss sich Poschi fühlen, wenn er frisches Geld aus den erfolgreichen Sparten des Springerverlags zugeführt bekommt, denke ich, zugleich vorfreudig, bisschen geil, weil er wieder seinen Porsche vollficken kann und gleichzeitig zutiefst getroffen von der Sinnlosigkeit des eigenen Tuns.

Geschmacklich, muss ich sagen, kommen die Schokoladennoten im Abgang nicht ganz so vordergründig. Röstaromen satt, dagegen! Dann: Aufregung um mich herum, Tankwart (heißt das noch so?) wedelt, tatütata, Krankenhaus, Magen auspumpen – vermutlich, weil auch schon die Ärzte um den Stoff bangen, der sie zum Golfplatz bringt! –, Psychiatrie.

Zwischenfazit III: Die Debatte um Diesel nimmt psychotische Ausmaße an!

4. Versuch: In Diesel baden

Nach dieser Aufregung – was waren das für außergewöhnliche vier Stunden! Diesel ist so ein geiles Zeug – brauche ich erst mal etwas Erholung. Und was entspannt profunder als ein schönes Vollbad? Eventuell Ulf Poschardts soziopathisches Verhältnis zu dem Geld, das er “verdient”. Das habe ich aber nicht. Also öffne ich mir eine Flasche Rotwein, verteile Kerzen im Bad und lasse Wasser ein. Wasser? Nein, natürlich nicht! Kanisterweise kippe ich den “Champagner des kleinen Mannes” (Friedrich Engels), sprich: Diesel, in meinen Keramiktank und stürze mich in die Fluten. Herrlich ist es! Ich atme (unter Grenzwert) durch. Da öffnet sich plötzlich mein Bewusstsein, ach was: Die Badtür und ein echt adretter, wenn auch mehr als partiell verlebter Mann von “Welt” betritt mein Reich (und er versteht sofort dank seiner mühsam erlernten Ironiefähigkeit, wie gern ich jetzt ein Wortspiel mit “drittes” machen möchte), entkleidet sich und ...

5. Versuch: Sex mit Ulf Poschardt

Nee, nee, nee – das führe ich jetzt nicht mehr aus. Das bleibt unser süßes Geheimnis, sorry!

Gesamtfazit: Diesel, yeah!

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg