TITANIC Gold-Artikel

"Kennen Sie schon meinen Gong?"

Die Nachricht der Woche: Amerika hat gewählt und jemand hat gewonnen. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch lagen deshalb die Augen aller Deutschen auf, na klar, ZDF-Zahlenfee Christian Sievers. TITANIC traf ihn zum Interview, während er sich auf sein erstes Nickerchen nach der schlaflosen Wahlnacht vorbereitete.

TITANIC: Bis zum Zeitpunkt dieses Interviews ist nicht sicher, wer der nächste Präsident der Vereinigten Staaten sein wird. Was ist Ihr Tipp?

Sievers: Ach, wissen Sie: Ich als Journalist bin da neutral. Am Ende entscheiden die Zahlen.

TITANIC: Entscheiden nicht die Amerikanerinnen und Amerikaner?

Sievers: Ja, die auch. Aber nichts geht über eine schöne 11 oder auch eine 7, das ist auch eine tolle Zahl. Primzahlen im Allgemeinen gefallen mir sehr gut. Was ist Ihre Lieblingszahl?

TITANIC: So spontan weiß ich das nicht. Was ist denn Ihre Meinung zum US-amerikanischen Wahlsystem? Das ist ja doch um einiges komplizierter und manche sagen, weniger demokratisch als das deutsche.___STEADY_PAYWALL___

Sievers: Hauptsache, die Auszählung dauert schön lang, und die Prozente knallen ordentlich rein. Je häufiger ich meinen Touchscreen bedienen kann, desto Demokratie, würde ich mal sagen.

TITANIC: Diese Wahl hat uns alle in Atem gehalten. Was sagt das knappe Ergebnis über die amerikanische Gesellschaft aus?

Sievers: Keine Ahnung. Kennen Sie schon meinen Gong?

TITANIC: Gong?

Sievers (gongt): Hui! Den habe ich immer dabei. Anders als Jörg Schönenborn. Ich habe gehört, der kann noch nicht mal Klanghölzer spielen …

TITANIC: Interessant. Kommen wir zurück zu den USA. Das war ja eine ganz schön emotionale Wahlnacht.

Sievers: Ja, nach ein paar Stunden durfte ich sogar mein Wusch ausprobieren! Hören Sie mal (haucht): Wusch … Wenn Sie wüssten, was ich für die nächste Wahl an Sounds in Petto habe. Ich will ja nicht spoilern, aber ein schönes, sonores Brummen könnte durchaus dabei sein, vielleicht immer, wenn Jörg Thadeusz einen Witz macht. Ich habe auch schon über ein klassisches Ping nachgedacht, aber das ist vielleicht etwas zu simpel. Was meinen Sie?

TITANIC: Zu Pings habe ich keine Meinung. Ganz lange sah es stark danach aus, als ob Trump wieder gewinnen würde. Die Stimmung im Studio war bestimmt eher gedrückt, oder?

Sievers: Ach, sowas kriege ich gar nicht mir. Ich bin einfach nur traurig, dass die Wahlnacht schon wieder vorbei ist. (gongt sehnsüchtig) Der Geruch des Shiny Floors, das Kribbeln, wenn Bettina Schausten sagt "Christian, haben wir wieder neue Zahlen?", das Schmunzeln von Jörg Thadeusz … Jetzt muss ich mich erst mal damit begnügen, neben Marietta Slomka normale Nachrichten vorzulesen. Ich weiß gar nicht, ob die überhaupt zählen kann.

TITANIC: Davon gehen wir mal fest aus. Dann vielen Dank für das Interview.

Sievers: Vielen Bitte! Ich wusch dann mal davon. (zwinkert, wuscht davon)

Antonia Stille

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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick