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Zu Abend erfuhr Matthias L. vom neuerlichen Tod einer Flüchtlingsfamilie. Man fand die Iraner, so Wickert, erstickt in einem Container des Duisburger Hafens. L. mußte handeln. Müde und verfroren, aber doch bestimmt, stand er im ersten Morgengrauen am Ufer des Starnberger Sees, holte Kerze und Feuerzeug aus seinem schweren Mantel, entzündete den Docht und hielt den Schimmer flimmernd ins neblige Nichts. Menschlichen Umgang pflegte er, der eines Tages zugezogen war, seit je nicht mehr und hatte ihn wohl nie gepflegt, dachte L., ängstigte sich einen Moment lang, plötzlicher Regen könne die Kerze ja löschen, dann sah er es. Ein paar Schritte entfernt, kaum eine Handbreit über taunassen Gräsern, tanzte ein Glühwurm. Regungslos verharrte L. Zitternd tanzte das Würmchen herbei, später ein zweites. L. atmete nicht. Unendlich langsam ging er in die Knie. Seht her, auch dies ein Kerzelein, gesellt euch zu ihm… Es geschah. Zur Linken der Kerze blieb ein Wurm in der Schwebe; rechts, im fast selben Abstand, der zweite. Dies ist eine Lichterkette, dachte L., ich habe Freunde.
Thomas Gsella
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