Briefe an die Leser | Mai 2012


Und Du, Saudi-Arabien,

willst nun tatsächlich zum ersten Mal Sportlerinnen zu den Olympischen Spielen nach London schicken. Natürlich darf deren Sportart »nicht dem islamischen Recht widersprechen«, also allenfalls Hände, Füße und Gesicht zeigen, weshalb Du in Erwägung ziehst, ein paar Reiterinnen zu entsenden. Und da, Saudi-Arabien, möchten wir doch zur Vorsicht mahnen: Gerade deren Bewegungen bieten stets einen besonders unsittlichen Anblick!

Lieber alles beim alten lassen, raten Deine Sittenwächter von der

Titanic

Literarisches Schwergewicht Daniel Kehlmann!

In Ihrer endlosen Geltungssucht versuchen Sie neuerdings offenbar, sich sogar an die Piraten ranzuwanzen. Oder wie dürfen wir jenes Neon-Interview verstehen, in welchem Sie sich als Nerd bezeichnen, das I-Pad preisen, Apps empfehlen und folgendes diktieren: »Mein Traum wäre ein absichtsloses Computerspiel, ein Leben in einer realistischen Welt, das auch wirklich vorbei ist, wenn man stirbt. Die CD müßte sich zerstören. Denn das ist das Falsche an Computerspielen: daß man es immer wieder von vorne probieren kann.«

Je nun! Ist das aber nicht auch das große Unglück beispielsweise Ihrer Kehlmannbücher: daß man sie immer wieder lesen kann, daß sie sich nach der Lektüre nicht selbst zerstören? Besser noch: davor? Unser Traum: ein gänzlich absichtsloser Kehlmann, der sich spur- und folgenlos durch die Welt schlawinert und dann verschwindet. Statt sich immer und immer wieder in der Presselandschaft breitzumachen.

Dreams are our reality:

Titanic

Hey, Apple-Store in Long Island!

Du wurdest jetzt von Rentnerin Evelyn Paswell auf eine Million Dollar verklagt, weil sie Deine Glasfassade übersehen hatte und mit dem Resultat eines Nasenbeinbruches dagegengelaufen war. Und da mußt Du doch wohl zugeben: Zur Abwehr lästiger Granny-Livestreams lohnt es sich manchmal, Windows einzusetzen.

Wirft im Zweifelsfall aber auch mit Äppeln:

Titanic

»Brookesia micra«!

Wir lernten Dich jetzt über die Schlagzeile »Kleinstes Chamäleon der Welt entdeckt« kennen, doch auf diesen Titel solltest Du – Körperlänge 16 mm ohne, knapp 24 mm mit Schwanz und wohnhaft auf Madagaskar – Dir nicht allzuviel einbilden. Denn zeichnet sich das tatsächlich kleinste Chamäleon der Welt nicht dadurch aus, daß es sich auf keinen Fall entdecken läßt?

Ohne Mimikry nie ins Bett:

Titanic

Ha, Peter Gauweiler!

In dem Gefälligkeitsbuch »Benedikt XVI.: Prominente über den Papst« schwärmen Sie davon, wie Sie 1977 »den berühmten Professor aus Regensburg zum ersten Mal« predigen hörten. Er traf Sie »mitten ins Herz«, als er anmahnte, daß ein Bayern ohne Glauben seine Seele verloren hätte, worüber keine Denkmalpflege auf der Welt hinwegtäuschen könne. »Das saß und sitzt auch heute.« So weit, so langweilig, doch was mußten unsere ungläubigen Augen weiterhin lesen? »Zugegeben, ich gehöre der evangelisch-lutherischen Kirche an.« Wie bitte? Bzw.: Woas? Protestantismus war in Ihrer Heimat bis vor kurzem doch noch gleichbedeutend mit Heidentum! Gauweiler – uns schwant da Fürchterliches –, sind Sie am Ende gar kein richtiger Bayer?

Erschüttert:

Titanic

Und Sie, Inga Griese c/o »Welt«,

haben sich gleich nach der Inthronisation von Pfarrer Gauck unerbittlich den entscheidenden Fragen zugewandt: »Daniela Schadt – wieviel Styling verträgt ein Land?« Um nach einer ausführlichen Würdigung der Damen Obama und Cameron (»Beide sahen großartig aus, sehr chic und attraktiv. Auch von hinten!«) den Vergleich zur neuen deutschen First Lady zu wagen. Ihr Resümee: Letztlich habe Frau Schadt eine prima Figur und im wesentlichen alles richtig gemacht: »Gut, man könnte darüber sprechen, daß die schwarze Tasche beim Amtsantrittsfoto die falsche war, zu groß.« Schwamm drüber, denn: »Es ist eher so, daß man sich wohl ein bißchen doof vorkäme, zumindest wenn man sie offiziell darauf anspräche.« Jetzt aber mal keine halben Sachen: Sprechen Sie sie drauf an! Ihrer, Inga Griese, Selbsterkenntnis kann das nur förderlich sein.

Will Sie nicht mal von hinten sehen:

Titanic

Sie wiederum, Jean-Paul Guerlain, Parfumeur,

hätten »gerackert wie ein Neger« um Ihr neues Düftchen zu kreieren, und ergänzten: »Wobei ich nicht weiß, ob Neger jemals so hart geschuftet haben.« Anschließend verteidigten Sie Ihre Aussage mit den Worten: »Ich bin alles, aber kein Rassist.«

Nun, Guerlain, Sie sind ja vor allem erst einmal eines: ein verhärmter, schwuler Stinkwassermischer, der offensichtlich noch weniger arbeitet als die nackten Neger, von denen er den lieben langen Tag träumt.

Weiß es wie immer besser:

Titanic

Namensexotin Gundis Zámbó!

Sie befinden sich nach einem Haushaltsunfall derzeit im Krankenhaus. Für die Bunte konnten Sie das Unglück rekonstruieren: »Über einen Hocker bin ich auf die Arbeitsplatte gestiegen und habe mir die Vase geschnappt. Als ich wieder runter wollte, verfehlte ich den Hocker und befand mich im freien Fall.« Und ganz ehrlich, liebe Frau Zámbó, ein treffenderes Sinnbild Ihrer Karriere hätten auch wir nicht finden können.

Ihre Profi-Metaphoriker von der

 

Titanic

Grüß Gott, Chaleo Yoovidhya!

Sie haben einst den thailändischen Energydrink »Krating Daeng« erfunden, der Sie später unter dem internationalen Namen »Red Bull« zum Multimilliardär machte, und sind neulich gestorben. Wir hätten da noch eine Frage: Verleiht Red Bull wirklich jedem Flügel? Oder gibt es für die Urheber von widerlichen, überzuckerten, wodkaverunreinigenden, penetrant beworbenen und von für Ecstasy zu geizigen Techno-Douchebags vergötterten Ochsengallenlimonaden – gibt es für so jemanden einen ganz speziellen Platz in der Hölle?

Verleiht prinzipiell nichts:

Titanic

Was hören wir da, Piratenpartei,

Du hast eine Jugendorganisation? Wie alt sind denn deren Mitglieder: so 9 bis 13?

Deine neugierigen Erziehungsberechtigten von der

Titanic

Und, Gottschalk,

wenn’s ganz dicke kommt, das fiel uns letztens noch ein, wenn’s hart auf hart kommt für Ihre Karriere als sinkender Stern am Fernsehfirmament, dann haben auch Sie, wie so viele andere Große vor Ihnen, immer noch die ehrenvolle Möglichkeit, der Welt zu verkünden, Sie würden jetzt als Künstler erst einmal wieder zu Ihren Roots, zu Ihren schöpferischen Wurzeln zurückkehren. Und Sie waren doch in besseren Zeiten ursprünglich mal bei irgendeinem Sender irgendein einsamer Rufer irgendwo in der Radiowüste, oder?

Back to the roots, Tommy!

Es hört auch garantiert genau wie damals nicht zu:

Titanic

Gideon Böss!

Hui, da haben Sie es in Ihrem Blog für »Welt online« dem Kabarettisten Georg Schramm und seinem Publikum aber mal so richtig gegeben: »Schramm brüllt auf der Bühne, ist empört und verwünscht die Mächtigen, die Reichen und Erfolgreichen. Das alles für ein verbeamtetes Publikum aus Lehrern, das sich für die Sicherheit einer enorm privilegierten Arbeitsstelle um die Chance gebracht hat, vielleicht selbst einmal richtig mächtig, reich und erfolgreich zu werden (aber auch um das Risiko, dabei pleite zu gehen).« Er bediene somit »eine Empörungsnische, die großzügig subventioniert und auf die Weltsicht derer zugeschnitten ist, die sozialer Sicherheit den Vorzug vor persönlichem Risiko geben«. Weshalb Schramm also »über Josef Ackermann schimpft«. Genau! Immer dieses Geschimpfe von Leuten, die ihre Schäfchen ins Trockene gebracht haben, über ausgerechnet den mutigen Ackermann, der täglich zittern muß, mit seinen Too-big-to-fail-Banken pleite zu gehen. Und dessen Branche Staatshilfen und privilegierte Arbeitsstellen praktisch wesensfremd sind.

Mensch, Böss, altes Milchgesicht: scharf beobachtet, das alles! Und zumindest haben wir jetzt eine Ahnung davon, warum Ihr Verhältnis zu Lehrkräften so tiefgreifend gestört ist.

Die Oberlehrer der

Titanic

Zuverlässiger Kumpel Weltgeist!

Den Psychologen mit Namen Steven Feelgood hast Du schon ziemlich gut hinbekommen. Daß dieser Mann aus Australien sich aber sozialtherapeutisch just in Brandenburg, in einem Gefängnis, obendrein um die ganz schlimmen Gewalt- und Sexualstraftäter kümmert, ist das nun Plan-Übererfüllung oder purer Rock ’n’ Roll?

Fragt Deine

Titanic

»Autor« und »Frontmann« Sven Regener!

Mit Ihrer Wutrede gegen diese Runterlader mit ihrer gemeinen Umsonst-Mentalität haben Sie mächtig Wirbel erzeugt. Wir wollten aber zur Sicherheit noch mal nachfragen: Der Name der Band, der Sie seit Ewigkeiten vorstehen, lautete der nicht irgendwie so linksautonom und voll evil »Element of Crime«?

ROFL

Titanic

Hallo Lidl!

Du botst neulich in Deinem Prospekt unter der Überschrift »Lernen, Spielen, Spaß haben!« einen »Mitwachsenden Drehstuhl« für eine »Körpergröße von 1,19 bis 1,59 m«, also die heranreifende Jugend an. Aber, Lidl, wäre für diese Zielgruppe ein mitwichsender Drehstuhl nicht irgendwie attraktiver gewesen?

Lernen, rumspielen, Spaß haben:

Titanic

Sehr geehrte Sophia Thomalla, c/o »Playboy«!

»Ich mag es rough«, gestanden Sie (22) der Bild anläßlich Ihrer Nacktfotostrecke im Folterkeller eines österreichischen Schlosses: »Da wird der eine oder andere auch mal schlucken, aber wir fanden es geil.« Sehr schön. Und sonst? »Da muß man schon mal schlucken, wenn man in eine Folterkammer kommt.« Wieso, was denkt man denn da? »Da denkt man schon, das ist ein bißchen rough, aber das wollten wir ja.« Schluck. War denn der Zeitpunkt fürs Fotografieren der richtige?  »Einen besseren Körper kriege ich nicht. Der wird über die Jahre nicht besser.« Rough! Und apropos Körper: Auch das Oberstübchen wird über die Jahre nicht besser, machen Sie sich also lieber auf weitere roughe Wortwiederholungsschleifen gefaßt und auf noch mehr Schluckauf bei der Synonymfindung.

Wird aber auch nicht besser:

Titanic

Andreas Maier, Schriftsteller!

Ihren vorletzten Roman nannten Sie »Das Zimmer«, Ihr letzter heißt einfach »Das Haus«, und nach allem, was man so hört, arbeiten Sie derzeit eifrig an »Die Straße«. Doch fehlt da nicht noch allerhand Entscheidendes? Wir warten jedenfalls sehnsüchtig auf das Erscheinen von »Die Diele«, »Das großzügige Bad mit Dusche und WC«, »Der größere der beiden Gemeinschaftsräume, der auch zum Trocknen genutzt werden kann« sowie natürlich auf »Der gepflasterte kleine Weg, der vom Hauseingang direkt zum Garagentor führt«.

Winkt mit dem Zaunpfahl neben dem Komposthaufen:

Titanic

Verehrter Michel Friedman!

»Der Tod bleibt das große Geheimnis des Seins«, kolumnierten Sie in der Welt so vor sich hin. Aber sind Sie da auch ganz sicher? Oder könnte es sich nicht so verhalten, daß der Tod vielmehr das große Geheimnis des Nichtseins ist? Merken Sie was?

Das sind halt so die Fragen von:

Titanic

Apropos, Vroni Ferres!

In welcher mitreißend-tragischen Rolle dürfen wir Sie als nächstes bewundern? Bettina Wulff? Whitney Houston? Oder doch eher Thomas Gottschalk?

Nicht sehr gespannt:

Titanic

Entschuldigung, Carsten Maschmeyer!

Wie wir uns in Ihnen getäuscht haben! Bisher hielten wir Sie doch tatsächlich für einen kaltherzigen Karrierekotzbrocken, zu dessen großen Leistungen es zählt, einen ganzen Haufen aufstrebender Politiker mit eben jenem Geld beschenkt zu haben, um das zuvor ahnungslose Kleinanleger geprellt wurden. Doch wie Sie in einem Interview mit der FAS bekunden, sieht Ihr Charakter ganz anders aus. Statt Gaunerei und Abzocke predigen Sie dort nämlich »Fleiß, Fleiß, Fleiß« und behalten bei aller Sympathie für das Internet stets das Wesentliche, das wirklich Wichtige im Blick: »Ich bin für Herz-Herz-Herz und nicht für Klick-Klick-Klick.«

Und wissen Sie, was uns das sagt, Maschmeyer? Daß Sie weder Hochstapler noch Betrüger sind, sondern einfach nur Plem-Plem-Plem, wie es im Jargon von uns Psychologen heißt.

Grüß-Grüß-Grüß, auch an die Frau Gemahlin – und nichts für ungut:

Titanic

Selten, Bild.de,

hat uns eine Schlagzeile von Dir mehr gefallen: »Box-Queen Christina Hammer verprügelt Bild.de-Reporter«. Hat nicht auch mal der Rest Deiner Redaktion Lust auf Sparring? Gegen die Klitschkos oder so?

Nicht in Eurer Ecke:

Titanic

Bzw. Ampeln!

Seit Äonen nervt Ihr uns nun schon mit sterbenslangweiligen Farbsignalen in der immergleichen, blödsinnigen Abfolge: Grün-gelb-rot-grün-gelb-rot-grün-gelb-rot usw. usf. Hinterfragt doch mal Eure festgefahrenen Verhaltensweisen; seid kreativ und geht etwas spielerischer an die Sache ran! Zeigt einfach mal mittels neuer Farben oder extravaganter Kombinationen, was in Euch vorgeht!

Schnallt sich sicherheitshalber schon mal an:

Titanic

Hallihallo, Tim Bendzko!

Wenn wir bei Deinen Musikvideos den Ton wegschalten, dann sehen wir Matthias Schweighöfer mit vielleicht zwei bis drei Millimetern weniger aufgesetzter Zuckergußniedlichkeit im Gesicht, aber fast noch neckischerer Löckchenzufallsfrisur. Und wenn wir den Ton anlassen, aber dafür wegsehen, während Du singst, dann hören wir Xavier Naidoo ohne diesen ewigen lästigen Gott im Himmelshintergrund, dafür allerdings nochmals um 60 Grad weichgespülter.

Mal ehrlich, Tim: Bist du noch so ein echt biologisch Herangewachsener aus Blut und so – oder bist Du schon komplett digital zusammengeklont bzw. -gemorpht?

Auf jeden Fall ein todsicherer Produktmix für die Charts wie

Titanic

Eins noch, Gauck!

In Ihrer Antrittsrede lobten Sie die 68er-Generation: Sie habe »Verkrustungen aufgebrochen«. Aber was die können, können Sie, Gauck, schon lange: Schmeißen Sie Ihren Körper doch einfach in einen Bottich mit Wasser und Seife!

Saubere Grüße:

 

Titanic

Lindsay Lohan!

Die Bunte hat erfahren, daß Sie in den nächsten Wochen komplett auf Sex verzichten wollen, um Ihre volle Aufmerksamkeit auf Ihr nächstes Filmprojekt zu lenken. Eigentlich ein löbliches Unterfangen, Frau Lohan, aber hätten Sie sich dieses Vorhaben nicht für einen anderen Streifen aufheben können? Wenn man schon die Ehre hat, Elizabeth Taylor darstellen zu dürfen, und der Film dann auch noch »Liz and Dick« heißt, sollte ausufernde Promiskuität doch mühelos als Method Acting durchgehen, oder?

Nur Mut, grölen Ihre Strasberg-Jünger von der

Titanic

Gauck, alter Quadratschädel!

Was vernahmen wir da in Ihrer Antrittsrede? »Für eine einladende, offene Gesellschaft hat Christian Wulff in seiner Amtszeit nachhaltige Impulse gegeben«, taten Sie kund, ohne eine Miene zu verziehen, und fuhren mit einem nachhaltigen Bekenntnis zur einladenden, offenen Wulffigkeit fort: »Herr Bundespräsident Wulff, dieses Ihr Anliegen wird auch mir in meiner Amtszeit am Herzen liegen.«

Auch Ihnen also, wer hätte das gedacht! Müssen wir uns jetzt auf den nächsten Schnäppchenfürsten und Schlemmerprinzen einstellen, der sich durch die Banken und Bankette der Präsidialwelt nassauert? Ist’s nicht genug, daß Ihre DDR schon auf Pump gebaut war? Haben Sie denn gar nichts dazugelernt?

Wartet nur auf die Anfrage nach einem Gratisabo:

Titanic

Bitte nicht, James McCartney!

Als Sohn von Beatle Paul und seiner seligen Linda sind Sie beachtliche 34 Jahre alt, haben strähnige, dünne Spaghettihaare und sehen schon so aus wie Ihr Vater mit 68. Nun wollen Sie mit Beatle-George-Sohn Dhani (33) und Beatle-John-und-Yoko-Sohn-Sean (36) sowie einem der beiden Beatles-Ringo-Söhne Zak (46) oder Jason (44) quasi als »The Beatles II« berühmt werden. Aber sehen Sie, McCartney II, denn nicht auch die Probleme, die wir dabei sehen?

Die Original-Pilzköpfe damals waren blutjung, als sie berühmt wurden, sie hatten sämtlich beneidenswert volles Haar und sahen im Gegensatz zu Ihnen, James, echt voll puppig aus. Wäre es nicht besser für Sie und vor allen Dingen auch für uns, Sie würden dieses peinliche »Superpopkarriere II«-Projekt einfach schnell wieder vergessen?

Dann Schwamm drüber, sogar über Ihr trauriges Trantütengesicht:

Titanic

Sehr geehrter Pál Schmitt!

Sie waren bis vor kurzem Träger eines Doktortitels, und bis vor noch kürzerem Staatspräsident von Ungarn. Nachdem Ihnen nachgewiesen worden war, daß Sie große Teile Ihrer Dissertation abgeschrieben hatten, und Ihre Alma Mater Ihnen den Titel aberkannt hatte, gaben Sie sich trotzig und zu Protokoll, Sie hätten die Arbeit »nach bestem Wissen und Gewissen« verfaßt, ignorierten eine Weile die Rücktrittsforderungen Ihrer heimischen Wutbürger, um nach langem Gesträube das Amt dann doch niederzulegen.

Sagen Sie mal, Schmitt – haben Sie bei diesem plumpen Plagiat gar keine Angst, daß Ihnen Guttenbergs Anwälte demnächst eine saftige Abmahnung schicken?

Mit Grüßen vom Murmeltier:

Titanic

Oskar Klier, Leserbriefschreiber der »Bild«-Zeitung!

Zum Jahressalär des VW-Chefs Winterkorn schreibst Du: »17 Millionen stehen in keinem Verhältnis zu den Bezügen eines Durchschnittsverdieners!« Da müssen wir Dich korrigieren, stehen sie doch – der Quotient lautet so etwa 525.

Immer an geklärten Verhältnissen interessiert:

Titanic

Schenken, Xavier Naidoo,

willst Du Deiner Geburtsstadt Mannheim etwas, nämlich einen »Musikpark«, der auf dem Gelände einer von den US-amerikanischen Truppen aufgegebenen Kaserne errichtet werden soll. Und wie stellst Du Dir das so vor? »Was Köln fürs Fernsehen ist, soll Mannheim für die Musik werden.«

Gleich so schlimm, Naidoo?

Weint den Mittelstreckenraketen fast ein bißchen hinterher:

Titanic

Christoph von Marschall!

Sie arbeiten als USA-Korrespondent für den Berliner Tagesspiegel. Ein Foto auf der Rückseite Ihres Buchs »Was ist mit den Amis los?« zeigt, wie Präsident Obama den Arm um Sie legt. Auf die Frage, ob das nicht zuviel Nähe sei, antworteten Sie im Zeitungsinterview: »Ich kenne eine ganze Reihe Kollegen, die stolz auf ihre Fotos mit prominenten Politikern sind und diese auch im privaten Umfeld zeigen. Es kommt letzten Endes darauf an, was man daraus macht. Den Zugang, den ich habe, muß man sich sozusagen auch ein bißchen verdienen. Hat man ihn, kommt man besser an Informationen heran und verbessert so die Qualität der Berichterstattung.«

Einspruch, Marschall! Wenn sich Berichterstatter »ihren Zugang« bei den Mächtigen »verdienen müssen«, handelt es sich um ganz profane Arschkriecherei, und ob die Dunkelheit, aus der sie sich dann informieren, die Qualität ihrer Berichterstattung verbessert, bezweifelt doch recht deutlich:

Titanic

»Zeit«!

Du suchtest in Deiner Rubrik »Wissen« Antwort auf die schwierige Frage: »Wann ist ein Mensch tot?« Dabei ist die Antwort doch so einfach: Hirntot ist ein Mensch, wenn er die Zeit liest – klinisch tot ist er erst dann, wenn er sie sogar abonniert.

Noch nicht bereit zu sterben:

Titanic

»Perry Rhodan«-Redaktion!

Jahrzehntelang hatte sich die Untenrumaktivität Deines Helden darauf beschränkt, daß ein unaufmerksamer Setzer den Erben des Universums einmal anstatt mit seiner Vorhut mit seiner Vorhaut hatte zustoßen lassen. Aber nun hat Dein »Die Zukunft beginnt von vorn«-Relaunch Perry Rhodan Neo gerade mal den 14. Band erreicht, und was lesen wir darin? »Kakutas Blase drückte seit fast einer Stunde, nun konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Er trat einige Schritte abseits und ließ Wasser. Wie herbeigezaubert hockten plötzlich etliche froschähnliche Geschöpfe auf dem Boden, quakten ohrenbetäubend, reckten ihre Köpfe in seinen Strahl und tranken seinen Urin. Als er fertig war, warfen sie ihm traurige Blicke zu. Besser kleine Freunde als keine Freunde, dachte Kakuta und winkte den Froschkreaturen freundlich zu.«

Von der Asexualität in Nullzeit zu Natursektspielen teleportiert – meint Ihr nicht, daß Ihr damit ein paar sexuelle Dimensionen zuviel überspringt und im verkaufstechnischen Leerraum stranden könntet?

Sorgen sich die winkenden Froschkreaturen auf der

Titanic

Sie und wir, Markus Lanz,

werden in den kommenden Monaten gewiß noch häufig miteinander zu reden haben, und deshalb schlagen wir vor, wir fangen jetzt schon mal damit an. Was wäre, wurden Sie kürzlich gefragt, wenn Ihre »Wetten, dass..?«-Übernahme ein Flop würde? Und Sie, Lanz, antworteten: »Für mich beruflich wäre ein Scheitern ziemlich böse, menschlich würde es mich wahrscheinlich sogar weiterbringen. Auch wenn ich mich an den Gedanken schwer gewöhnen könnte.«

Und auch wir können uns an den Gedanken nur schwer gewöhnen, daß Sie menschlich noch irgendetwas weiterbringen könnte. Wohin denn bitte? Und wozu auch? Sind Sie nicht schon perfekt so, wie Sie es aus jeder eitlen und selbstgefälligen Knopflochpore ausstrahlen?

Dann lieber unmenschlich:

Titanic

Guten Tag, Philip Plickert!

Sie schrieben in der FAZ, daß der steigende Ölpreis den Währungshütern in puncto sinkender Inflationsrate »einen Strich durch die Hoffnung gemacht« habe. Nun malen Sie aber mal nicht gleich den Teufel an die Prophezeiung, Plickert! Demnächst scheint die Zuversicht bestimmt wieder, und dann bringen alle ihre Schäfchen in Gewißheit.

Einfach abwarten und Optimismus trinken, rät:

Titanic

Fa. Dorma-Hüppe!

Ihr stellt Raumtrennsysteme her. Und welches Bild begrüßt die Besucher Eurer Webseite? Das Brandenburger Tor – ja, sapperlot! Nun sagt mal: Könnt Ihr da was machen? Und was kosten so rund 1400 km Variflex-Trennwand?

Separatistische Grüße:

Titanic

Huhu, Cem Özdemir!

»Es gibt bei den Piraten den Genossen Trend«, so erklärten Sie einer erstaunten Öffentlichkeit die Wahlerfolge der jungen Politkonkurrenz. Für uns hört sich das allerdings nach einem ausgemachten Quatsch an. Denn den »Genossen Trend« – das sagt doch schon der Name – muß man sich stets als Sozialdemokraten vorstellen. Ob jener windige Geselle nach all den Jahrzehnten aber überhaupt noch lebt, weiß keiner – da hatte vielleicht schon sein ewiger Widersacher, Gevatter Tod, seine Sense im Spiel.

In bezug auf die Piratenpartei meinen Sie also vermutlich eher so etwas wie den »Facebookfreund Trend«. Über den sagten Sie übrigens noch: »Der Trend ist da, aber er wird nicht ewig halten.« Und da geben wir Ihnen selbstverständlich recht: Ein Trend, der ewig hält, muß erst noch erfunden werden.

Richten auch Sie sich besser darauf ein, rät

Titanic

Gute Güte, Spiegel online!

Am Tag der Vereidigung Joachim Gaucks war’s, als Du uns mit einer Deiner berüchtigten »Eilmeldungen« aus dem Halbschlaf rissest. »Bundespräsident Joachim Gauck…« fing diese an, und wir mutmaßten schon, wie die ganze Schocknachricht lauten könnte: »Bundespräsident Joachim Gauck zurückgetreten«? »…erschossen«? »…als Freiheitshasser geoutet«?

Aber nein, es kam noch dicker: »Bundespräsident Joachim Gauck vereidigt«! Whoa whoa whoa! Da war also ein sorgfältig durchorganisierter, Wochen zuvor terminierter Staatsakt planmäßig und ohne Zwischenfälle vollzogen worden. Und wir saßen im Adrenalinrausch vor unseren Bildschirmen.

Immer noch ganz zittrig:

Titanic

Ach, Helmut Markwort!

Unter der Überschrift »Neuerdings werden die Witze gröber« stiefelten Sie, nach dicker Väter Sitte, abermals Ihre schon unverwüstliche Focus-Herausgeberkolumne voll. In der Hauptsache nahmen Sie da Jungpräsident Gauck gegen »gemeine Behauptungen« bzgl. seines Ehestands in Schutz. Deren Quelle: das »Internet, wo jeder jeden anonym beleidigen und verleumden kann«. Markwort! Sie unwürdige Grützwurst! Sie umetikettiertes Stück Kesselfleisch! Sie obszönes Amalgam aus Cholesterin, Sperma und Niedertracht! Dafür braucht’s doch nicht das Internet! Das erledigen im Wanstumdrehen:

Ihre Anonymi auf der

Titanic

Thomas Stolle, »Silbermond«-Gitarrist!

Da gab es bei uns doch neulich eine kleine Kontroverse darüber, ob die Combo, in der Du mitspielst, eher auf den Mond oder eher auf den Mars geschossen gehört. Im FR-Interview hast Du nun mitgeteilt: »Auch das Leben ist nicht nur schwarz oder weiß. Das merkt man besonders in einer Diskussion, in der es mindestens zwei Meinungen gibt, die Wahrheit jedoch immer irgendwo dazwischen liegt.«

Und weißt Du was? Selbst wenn wir berücksichtigen, daß die Mond-Mars-Entfernung stark schwankt, und wir nur die kürzeste für unsere Berechnung heranziehen, können wir mit einem Deinem Vorschlag folgenden Kompromiß, also einem Erde-Silbermond-Abstand von ca. 28 Millionen Kilometern, gut leben!

10-9-8-7-6-5-4-3-2-1-Zero:

Titanic

Hey, Grass!

Kennen Sie den? Ein Geisterfahrer verurteilt die »Gleichschaltung der Verkehrsströme«. Bummsti!

Sagt, was gesagt werden muß:

Titanic

Liebe deutsche Großkonzerne,

genauer: Liebe 30 Dax-Unternehmen, die Ihr 2011 zusammen mehr als 100 Milliarden Euro Gewinn eingefahren habt – laßt Euch herzlich gratulieren, das ist neuer Rekord. Nun weiß man allerdings schon gar nicht mehr, ob »mehr als 100 Milliarden« eigentlich noch viel ist heutzutage oder eher schon wieder wenig, und wie sehr man sich nun eigentlich mitfreuen soll mit Euch, aber auf jeden Fall wissen wir und unsere Leser doch eines: Mehr als 100 Milliarden sind in jeden Fall mehr als 100 Milliarden mehr, als wir alle zusammen so haben.

Um möglichst baldigen Ausgleich unserer Konten bittet:

Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt