Briefe an die Leser | August 2010


Heda, »Capital«,

eine »viel beachtete Umfrage» ist für Dich, was Du selbst in Auftrag gibst, und wir müssen also dies beachten: »Die tief zerstrittene Koalition hat ihren Kredit in den deutschen Chefetagen nahezu verspielt. 92 Prozent der Entscheider in Wirtschaft, Politik und Verwaltung zeigen sich im Capital-Elite-Panel von der Regierung enttäuscht.« Das sei der schlechteste Wert aller Zeiten! Aber sieh’s doch mal ganz unskandalös, z.B. so: Eine Regierung, die Chefs und Entscheider enttäuscht, kann so richtig schlecht dann auch schon wieder nicht sein.
Stets an der Basis:

Titanic

Und wo, Birgit Schönau (»SZ«),

die Fußball-WM ja nun vorbei ist, da wär’ doch auch ein bißchen Muße, mal nachzuschlagen, was »bigott« eigentlich bedeutet: »Mit der Madonna zieht gegen Neuseeland schon die Reserve ins Tor. Federico Marchetti von Cagliari Calcio hat sich den ganzen Text des Ave Maria auf den Arm tätowieren lassen, was selbst für einen Sprößling der traditionell bigotten Region Venetien ungewöhnlich ist« (19.6.); denn gesagt hat es Ihnen, nachdem Sie das fromme Venetien pauschal der Scheinheilig- und Engherzigkeit geschmäht hatten, offensichtlich keiner: »…der bigotte Ersatztorwart Federico Marchetti mit seinem eintätowierten Ave Maria…« (26.6.).
Schlagen Sie also nach, Frau Schönau. Könnte doch schließlich sein, daß Sie mal bei einem richtigen Sportteil anfangen wollen, gell.
Ihre traditionell biatheistischen Sprößlinge der Region

Titanic

Liebes Nürnberg!

Du bist die »Stadt der Reichsparteitage« und Namensgeber der »Nürnberger Gesetze«. Kürzlich klang an, Du wolltest Dein Reichsparteitagsgelände zum Weltkulturerbe erklären lassen. Das war aber ein Mißverständnis, denn Du widmest Dich künftig rühmlicheren Episoden – fanden in Dir, Nürnberg, doch auch die Nürnberger Prozesse statt. Bald schon sollen Gerichtsbesucher einen Blick in Saal 600 werfen können, wo die Urteile gegen Streicher, Heß, Ribbentrop et al. gesprochen wurden. Aber ganz ohne Augenzwinkern, Nürnberg, alte Nazistadt, geht’s wohl nicht ab – zumindest entnehmen wir das der Süddeutschen. Wenn nämlich in Saal 600 »gerade verhandelt wird« und der Richter daraufhin »einen bestimmten Knopf drückt«, dann »strömt zwischen die Scheiben der Luken ein spezielles Gas, das wie ein blickdichter Vorhang wirkt« – und der furchtbare Richter am Gasknopf, der heißt wie? Filbinger junior?
Dann wäre voll und ganz zufrieden:

Titanic

Man kann, Firma Royalbeach,

natürlich aus allem Profit schlagen wollen – das ist als Händler für allerlei Beach- und Camping-Material ja auch Deine Aufgabe. Aber mitten in die täglich neuen Enthüllungen um die Vorlieben von katholischen, evangelischen und reformpädagogischen Mitarbeitern ausgerechnet ein »Jugend-Kuppelzelt Shuteye« zum Superschnäppchenpreis anzubieten, geht dann doch ein bißchen weit.
Finden jedenfalls Deine Verkupplungsgenies auf der

Titanic

Deine, Nicole Richie,

der Fachpresse mitgeteilte Sorge, daß Deine schwangerschaftsbedingt angeschwollenen Brüste in Verbindung mit Deinen vormals blonden Haaren Deinem seriösen Image schaden könnten, ist so unbegründet wie die, daß Angelina Jolie ihr Schauspieltalent oder Bruce Willis sein Haar verlieren könnte.
Oder eben wir unseren Humor:

Titanic

Ihr lieben Homos!

Daß der Straßburger Menschenrechtsgerichtshof gerade beschlossen hat, Euch keinen Anspruch auf Ehe einzuräumen, soll Euch nicht arg verdrießen – urteilte dieser doch laut FAZ ganz im Sinne der Vielfalt: »Die Rechtslage in Europa, die Rußland oder die Türkei einschließt, ist vielfältig, und dagegen ist nichts zu sagen.« Diese Vielfalt lasse nämlich, aufgemerkt, »Raum für die unterschiedlichen nationalen und kulturellen Identitäten«. Ja, liebe Homos, die kulturelle Vielfalt ist schon etwas Wunderbares: In Rußland werdet Ihr traditionell verprügelt, in der Türkei hingegen nach alter Väter Sitte kräftig vermöbelt; in Polen verhauen, in Ungarn durchgeknüppelt, in Deutschland sogar in Ruhe gelassen – vorausgesetzt, Ihr seid reich, prominent oder wohnt im richtigen Viertel. Seid dankbar, daß der Staat diese Vielfalt schützt!
Im Zweifel aber lieber für die Monokultur:

Titanic

Als Wachtmeister, Nils Minkmar,

des Diskurses um erlaubte politische Träume sind Sie im Frankfurter Allgemeinen Feuilleton nicht selten für den jungen, flotten Antikommunismus zuständig. Und so durften Sie zur Bundespräsidentenwahl als ungefähr Tausendster die Ablehnung des Kandidaten Joachim Gauck durch die Partei »Die Linke« beklagen und mutig feststellen, daß es mutlos sei, nicht die herrschende Meinung zu teilen.
Weil die »Linke« sich noch gelegentlich dem breiten Konsens verschließe, sei sie nichts als ein »Zeitvertreib«, bei dem »eine Welt imaginiert« wird, die »neben oder über der real existierenden besteht und in der es schöner ist« und »keinen Weg von hier nach dort« zu erkennen gibt. Was Sie nur freuen dürfte – würden Sie einen solchen Weg doch niemals freiwillig betreten. Denn es sind nicht die Positionen der »Linken« im aktuellen Politbetrieb, die Sie wirklich stören, es ist der letzte Rest an Utopie einer sozialdemokratischen Partei, der Sie so sehr ärgert, daß Sie noch dem kleinsten Utopisten mit Sichel und Hammer auf die Finger hauen müssen: »Daß Stalin, wie Simon Sebag Montefiores Buch über den ›jungen Stalin‹ nachweist, schon ein Bankräuber, Mörder und Erpresser war, bevor er Kommunist wurde, und daß Lenin ihn nicht trotz, sondern wegen seiner dominanten kriminellen Ader schätzte, das sind Wahrheiten, denen sich eine moderne Linke nun mal stellen muß wie der Vatikan der Evolutionstheorie.« Welchen Wahrheiten muß sich eine moderne Linke denn noch so stellen, Minkmar? Daß Rosa Luxemburg schlecht kochen konnte? Marx’ Arschfurunkeln? Daß sie ein für allemal doof und überflüssig ist?
Man möchte Ihnen gar nicht vorhalten, was in Ihrer ideologischen Verwandtschaft so an krimineller Energie historisch wirkte, denn es nützte wenig: wähnen Sie sich doch frei von Ideologie und imaginieren eine »real existierende« Welt, in der die dominante kriminelle Ader des jungen Stalin so wichtig ist wie die Evolution, die Sie für eine Theorie halten. Aber wenn es Ihnen die Zeit vertreibt…
Auf eine bessere Welt!

Titanic

Wenn Du, »SZ«,

auf Deiner berühmten Seite 3 eine Reportage über die behördliche Kontrolle von Kleinkindern in Folge der an Vernachlässigung gestorbenen »kleinen Lea-Sophie« druckst und darin Pietätlosigkeiten wie diese hervorhebst: »Da haben Eltern das Schlimmste erlebt, was Eltern überhaupt erleben können – ihre Kinder sind tot – und im Briefkasten liegt eines Tages ein Schreiben, das sie in nüchterner Behördensprache auffordert, mit ihrem Kind zum Kinderarzt zu gehen. Ein Alptraum«, dann will man Dir in Deiner Empörung zustimmen. Wenn Du aber in nicht sonderlich nüchterner Journalistensprache diesen Artikel auf Deiner Titelseite mit »Nie wieder Lea-Sophie« ankündigst, dann möchte man Dir zurufen: selber Alptraum!
Läßt Dich wohl besser im Briefkasten liegen:

Titanic

Wir müssen, Spinnen,

mal über Euer Geschäftsmodell reden. Gedacht war es so: Wir erlauben Euch, haarbeinig durch unsere Wohnungen wahlweise zu krabbeln oder zu staksen und Euch irgendwo hinzuhängen, und räumen Euch sogar die staubig oder sonstwie unbenutzbar gewordenen Netze weg. Im Gegenzug schnappt Ihr alles Getier, das uns oder unseren Pflaumenkuchen aussaugen oder Löcher in unsere Klamotten beißen will. So weit, so klar die Abmachung.
Was macht aber Ihr? Ihr spinnt Eure Netze bevorzugt im Badezimmer, am Abflußknie der Toilette oder in einer Ecke der Dusche, und wartet dort, daß jemand vorbeikommt, den ihr fressen könnt. Kommt aber niemand! Sondern nur wir, und zwar mindestens teilunbekleidet! Und das geht so nicht weiter mit Euch und Eurem vermutlich achtäugigen Geglotze. Entweder nutzt Ihr Euer untätiges Herumgebammel, um intensiv über einen Ortswechsel nachzudenken, oder es wird bald duster für Euch enden, nämlich im Inneren eines Staubsaugerbeutels.
Letzte Warnung:

Titanic

»Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung«!

In einer Deiner Spielerkritiken zu einem deutschen WM-Spiel behauptetest Du: »Philipp Lahm ist ziemlich genau halb so groß wie sein Innenverteidiger Per Mertesacker.«
Wir sehen jetzt mal von dem etwas irritierenden »sein« ab und fragen direkt: Ist bei 1,70 m (Lahm) und 1,98 m (Mertesacker) Dein »ziemlich« nicht ziemlich ziemlich? Oder ist das einer Deiner ulkigen Scherzchen, mit denen Du zusehends in allen Sparten vollgestopft wirst, und wir haben ihn mal wieder nicht verstanden?
Nimmt’s genau:

Titanic

Rumänen!

Daß Euer vormaliger Verteidigungsminister Militaru hieß, mag man Euch angesichts des damals herrschenden Politclowns Ceausescu noch verzeihen. Aber wer oder was hat Euch dazu gebracht, die jüngste Hochwasserkatastrophe im Nordosten des Landes ausgerechnet durch Gheorghe Flutur vermelden zu lassen? Der Weltgeist?
Wasser marsch!

Titanic

Christian Wulff!

»Also wenn’s nach mir gegangen wäre«, sprachen Sie am Tag nach Ihrer Wahl zum Bundespräsidenten ins Mikrophon der Tagesschau, »also wenn’s nach mir gegangen wäre, hätt’s im ersten Wahlgang klappen können!« Wie, Wulff, sollen wir das verstehen? Als Weiterentwicklung des Vorschlags Ihres Amtsvorgängers Köhler, den Bundespräsidenten direkt vom Volke wählen zu lassen? Und gleichzeitig als radikale Vereinfachung des doch sehr aufwendigen und langwierigen Verfahrens? Nämlich dergestalt, daß der Bundespräsident künftig direkt vom geeignetsten Kandidaten gewählt wird?
Eine betörende Vorstellung, quasi die Einlösung uralter Menschheitsutopien: Wulff wählt Wulff! Vorbei die ganzen unschönen Ränke, das tagelange Gezänke, das ewige Gehänge, und dann: drei Wahlgänge! Statt dessen: Die Bundesversammlung tritt zusammen. Ihr einziges Mitglied, Christian Wulff, schlägt Christian Wulff für das Amt des Bundespräsidenten vor. Christian Wulff wird im ersten Wahlgang einstimmig gewählt. Christian Wulff nimmt die Wahl an. Was für ein rasanter, überzeugender Akt der Entscheidung! Exakt der »Ruck«, den Ihr Vorvorvorgänger Roman Herzog vergeblich angemahnt hatte! Nebenbei: Die Bundesrepublik könnte sich die Reisespesen für 1243 Wichtigtuer und Trittbrettfahrer sparen! Und nicht zuletzt: Die 7,5 Hektar Wald, die für die Bundespräsidentendiskussion in den 147 deutschen Gazetten abgeholzt werden mußten, könnten noch stehen! Auch bräuchte man für den Bild-Aufmacher am nächsten Tag weltweit keine Übersetzung: »Wulff: Blitzwahl!« würde man auch in Burkina Faso verstehen, wohingegen niemand mehr wüßte, was »Politikverdrossenheit« eigentlich noch mal war.
Wulff, Sie sind der Mann, auf den wir gewartet haben!
Ihre Einmanndemokraten auf der

Titanic

Schon Ihr Lebenslauf, Andreas Marlovits,

mit Psychologie-, Sportwissenschafts- und Theologiestudium sowie, quasi als Highlight, der Betreuung von Hannover 96 nach Robert Enkes Suizid läßt ja nicht viel Gutes erahnen. Als WM-Experte für Sportpsychologie erklären Sie dann auch in der Frankfurter Rundschau folgerichtig, daß Sie »amoralisch-abgezocktes« Verhalten im Sport »hervorragend« finden, was Sie mit der Reaktion von Manuel Neuer nach dem nicht gegebenen Tor der Engländer illustrieren: »Er hat einfach so getan, als wäre nichts gewesen, und dies im Interview anschließend sogar bestätigt. Das war, im positiven Sinne, richtig skrupellos, nur auf den eigenen Erfolg bedacht – eigentlich eine durch und durch italienische Eigenschaft. Genau diese Eigenschaft fehlte dem Team vor vier Jahren.«
Dabei habe, so deuten Sie weiter, die deutsche Mannschaft »ein Stück ihrer Ehrlichkeit zugunsten einer klaren Fokussierung auf den Erfolg abgelegt. Wenn man so will, zeigt sie uns hier einen Charakterzug, den man bei vielen jungen Deutschen heute beobachten kann. Ihnen ist der persönliche Erfolg wichtiger als übergeordnete Moralvorstellungen, denen man sich zu beugen hat. Darin drückt sich die kollektive Leistung aus, mit dem Erbe der Vergangenheit anders umzugehen als ältere Generationen.«
Und da wünschen wir Ihnen, Marlovits, insbesondere angesichts Ihres Nachnamens, mal lieber keinen jungen Deutschen mit amoralischem Verhältnis zum Erbe der Vergangenheit an den Hals.
Ganz ehrlich:

Titanic

Dich aber, Stadtwerke Bochum,

beglückwünschen wir zu der wirklich zukunftsweisenden Idee, Deinen Kinderclub »Power Piraten« genannt zu haben. Da lernen sie gewiß etwas Praktisches fürs Leben: Kidnappen, Plündern, Brandschatzen – und vielleicht auch, daß kein Mittel zu schmutzig ist, um an Energie zu kommen.
Ahoi:

Titanic

Pater Eberhard von Gemmingen!

Als ehemaliger Redaktionsleiter von »Radio Vatikan« äußerten Sie sich im ZDF-»Morgenmagazin« zu Walter Mixa, der eine innerkirchliche Intrige gegen sich witterte, die ihn sein Bischofsamt gekostet habe: »Er hat einen Wirklichkeitsverlust, und darüber muß er hinweg.« Da haben Sie natürlich völlig recht, denn katholische Würdenträger und Wirklichkeitsverlust – das geht ja nun gar nicht. Hoffen wir also, daß Seine Exzellenz schnell wieder in der Realität ankommt und sich nur noch mit unbefleckter Empfängnis, jungfräulicher Geburt, Auferstehung von den Toten und dem Verwandeln von Wasser zu Wein beschäftigt.
Wer von diesem Brot ißt, wird leben in Ewigkeit:

Titanic

Karl-Theodor zu Guttenberg!

Der Bunten verrieten Sie, was Sie so alles an Ihrer Frau schätzen: »Sie ist ein wunderbares Korrektiv und ein herrlich kritischer Mensch.« Herrlich kritische Menschen sind nun aber auch all jene, die an Ihnen kein gutes Haar lassen, was bei Ihnen leider bloß undementierte Rücktrittsdrohungen auslöst. Schätzen Sie an Kritikern einfach andere Dinge? Eher ein offenes Ohr und eine tolle Oberweite?
Fragen Ihre wunderbaren Menschen auf der

Titanic

Du, Woody Harrelson,

bist also auch einer dieser politikinteressierten Schauspieler und machst Dir deshalb Gedanken über die Militäreinsätze der USA in der Welt. Dem GQ-Magazin sagtest Du, aktuell hinge dies mit Deiner Rolle in dem Film »The Messenger« zusammen, in dem Du einen Sergeanten spielst, der Familienangehörigen von gefallenen Soldaten die Todesnachricht überbringt. Gut gefallen hat uns deshalb Deine Antwort auf die Frage, wann Du selbst zur Waffe greifen würdest: »Wenn jemand mein Land bombardiert und dann einmarschiert.« Respekt für diese absolut männliche Entgegnung! Nicht minder geistreich aber auch Deine Äußerung zum vielschichtigen Thema Krieg: »Die Rolle in ›The Messenger‹ zum Beispiel ging mir bis ins Mark. Denn zum ersten Mal habe ich nachempfinden können, wie es Soldaten ergeht. Ich finde es bewegend, was sie machen, und ich unterstütze sie, aber gleichzeitig bin ich ein absoluter Gegner des Irakkriegs. Man muß das nur auseinanderhalten.«
Aber Woody, alter Natural Born Killer, wie soll denn das mit dem Auseinanderhalten funktionieren? Hast Du Dir auch schon mal Gedanken darüber gemacht, daß zwischen Krieg, Bombardierungen und Soldaten ein nicht unbedeutender Zusammenhang besteht? Erklär doch mal als »Messenger« den Angehörigen getöteter Zivilisten, daß sie das schön auseinanderhalten sollen; sie wären Dir sicherlich dankbar.
Wäre gern mit der Kamera dabei:

Titanic

Da, »Bild«,

spülen wir seit Generationen Cremetorten und Pralinen mit einem kräftigen Schluck Sauce Hollandaise hinunter und wundern uns, daß wir nicht nur nicht abnehmen, sondern völlig aus der Naht laufen, und dann klärst Du uns endlich über die »größten Diät-Irrtümer« auf: »Margarine macht schlank«? »Butter macht schlank«? Stimmt nicht, öffnest Du uns nun die Augen, denn beide enthalten, jetzt kommt’s: Fett, sind »also sehr kalorienreich«.
Verzichtet künftig auch auf fette Buchstabensuppe:

Titanic

Peter Hahne!

Wir wußten ja, daß auf der Seele eines aufrechten Protestanten wie Ihnen die ewig freudlose Pein von Schuld und Sühne lastet, und wir sehen genauso ein, daß es Schwerstarbeit ist, jahrzehntelang die eigene Löblichkeit massentauglich und ohne jede Ironie und Wut auf den Irrsinn dieser Welt in Büchern und im TV ins Rampenlicht zu stellen, wo Sie uns neuerdings durch Ihre pietistische Penetranz einen weiteren Grund liefern, am Sonntagmittag die Glotze ausgeschaltet zu lassen. Wir nehmen Ihnen deshalb sogar ab, daß Sie unter schmerzvollem Gewissensringen den Leitspruch auf Ihrer »persönlichen Seite« im Netz selbst erdacht haben: »Meine Lebenslast ist Gottes Chefsache«. Gleichwohl, Hahne: Glauben Sie wirklich, daß der Gott, der dieses leuchtende Universum mit 100 x 109 Galaxien und 70 x 1021 Sternen hingestellt hat, die Luxussorgen einer unterdurchschnittlich hellen Birne auf einem marginalen Planeten eines peripheren Sonnensystems zur Chefsache macht? Andererseits: Schon sein minimales Einschreiten könnte einem Glühwürmchen wie Ihnen die Lebenslast nehmen und im Gegenzug hienieden ein kleines Freudenfeuer verursachen.
Wie wär’s?
Mit gutem Draht nach oben:

Titanic

Immerhin, Richard Wagner (»FAS«),

Ihr elitärer Ekel vor den Zumutungen unserer Zeit durch den Pöbel erscheint uns wahrhaftig und aufrecht. So beklagen Sie in Ihrem Blatt, daß »allen, die irritiert sind über die Tätowierung auf dem Oberarm der neuen deutschen First Lady Bettina Wulff«, drohe, »als uncool oder, mit einem älteren Wort, spießig« abgetan zu werden, und zwar von den »hiesigen Beobachtern, denen das Amorphe und Beliebige vertrauter ist« als »ein Gespür für Formen und das Ziemliche«. Dabei sei noch in den neunziger Jahren das Tattoo »nur in den Unterschichten anzutreffen« gewesen, »die ihr vom Staat alimentiertes Leben durch diese Selbststigmatisierung auf Dauer stellten – welcher Arbeitgeber will schon auf Leute setzen, die ihre Asozialität wie ein Ehrenbanner auf der Haut tragen.«
Aber es geht ja alles den Bach runter: »Mittlerweile ist das mit der Individualität und der sozialen Zuordnung schwierig geworden, weil es ja offenbar jeder macht, ob Prekarier, Sparkassenangestellter oder Bundespräsidentenfrau.« Und dennoch: »Selbst wenn der Bundespräsident es ›cool‹ findet, es bleibt ein Import aus der Unterwelt.«
Aber sehen Sie, Richard Wagner, so ist das eben: Soziale Zuordnungen aufgrund irgendwelchen modischen Schnickschnacks sind halt schwierig, weil sich dessen Bedeutung mit der Zeit ändert, es ist halt nur Tand. Ganz anders dagegen das Geistige, das Wort. Was auch immer Sparkassenprekarier oder Buprä-Anhang gerade am Leibe zeigen – Ihre Kommentare bleiben ganz losgelöst von jeder Modewelle immer und jederzeit: Importe aus der Unterwelt und Ehrenbanner Ihrer Asozialität.
Weiß Beständigkeit zu schätzen:

Titanic

Da wurde, »Berliner Morgenpost«,

ein Elfjähriger in einem U-Bahnhof in Berlin-Charlottenburg von der Polizei mit Heroinkugeln im Mund erwischt, und Dein Bericht über diesen Vorgang hebt an mit der Mutmaßung: »Der Junge wurde wahrscheinlich von bisher nicht bekannten Hintermännern als Dealer oder Kurier eingesetzt.«
Den kostenpflichtigen Rest des Artikels mochten wir nicht abrufen, weil wir dafür »wahrscheinlich« nicht blöd genug sind.
Ein Hoch auf die Stochastik!

Titanic

Anne Tismer!

Sie sind Performance-Künstlerin, und eine solche versteht es laut Zeit-Magazin naturgemäß »auch als Kunst-Aktion, wenn sie sich sprachlich äußert«. Worunter bei Ihnen, Frau Tismer, auch ein Interview mit besagtem Magazin fällt, dessen Orthographie auf Ihren Wunsch hin Ihren künstlerischen Bedürfnissen angepaßt wurde. Das liest sich dann etwa so: »Für mich war das das größte Kunsterlebnis und seitdem mach ich auch Kunstaktionen und Objekte und schreib Texte und ich finde alles was ich vorher gemacht hab totalen Pipifax.« Manchmal aber auch so: »Darauf hat mich der Regisseur und Autor Alexis Bug gebracht dessen Idee es war daß ich Hitlerine machen soll – jetzt schreib ich alles um was ich schaffe – auch die Figuren Woyzickine Stalinine Titti Andronine Kaspar Hausiererin Omlettine Schweinsteigerine Faustine Nuttelline und alles.«
Ist nun Kunst, liebe Anne Tismer, frei nach Adorno eben die Wirklichkeit, vom Licht der Erlösung her betrachtet, so möchten wir Ihnen raten, sich doch in diesem Sinne stärker an dem Musiker John Cage und seiner genialen Komposition »4’33’’« zu orientieren: Viereinhalb Minuten absoluter Stille aus Ihrem Munde wären das größte Kunsterlebnis, das wir uns überhaupt vorstellen können. Es danken im voraus:
Ihre Pipifaxenmacher auf der

Titanic

Apropos, Frau Slomka!

Ihren Beitrag zum Regierungsbeschluß einer geringeren Neuverschuldung im kommenden Jahr leiteten Sie so ein: »Die Neuverschuldung soll im nächsten Jahr nur 60 Milliarden statt 80 Milliarden Euro betragen – ›nur‹ in Anführungsstrichen.« Bravo, Slomka. Reißen Sie Politikern, die die Gänsefüßchen weglassen und uns 60 Milliarden als echt wenig verkaufen wollen, die Maske vom Gesicht! Damit selbst der letzte draußen im Land kapiert, daß auch 60 Milliarden Riesen noch ziemlich viel Asche sind.
Angesichts solcher Sternstunden des aufklärenden Journalismus weint minutenlang vor Glück:

Titanic

Werte Marietta Slomka!

Da Sie die Moderation des »Heute-Journals« anscheinend nicht auslastet, fuhren Sie anläßlich der Fußball-WM in Afrika herum und besuchten die Berggorillas in Ruanda. Im Film darüber sieht man Sie mit einem Bergführer im Gebüsch stehen, wenige Meter vor Ihnen turnt ein Gorillamann herum und schiebt sich friedlich große Mengen Blattwerk in den Schlund. Und was fällt Ihnen dazu ein? Ehrfürchtig flüstern Sie: »Dieser Weißrücken könnte zwei Erwachsene mit Leichtigkeit töten.« Macht er aber nicht, Slomka, macht er aber nicht. Wann besuchen Sie denn mal Schafe und Erdmännchen? Auf Ihre albernen Spannungserzeugungsversuche freut sich bereits

Titanic

Rocker, »dpa«,

sind laut Dir auch nicht mehr das, was sie mal waren: »Auf einem Grillplatz bei Roßdorf (Kreis Darmstadt-Dieburg) feierte der Motorradclub ›Black Souls‹ am Samstag sein 40jähriges Bestehen, als gegen Mittag die Biker eines anderen Clubs auf ihren Rädern vorbeifuhren.« Echt? Auf Rädern? So richtig mit Lederbräuten auf dem Gepäckträger, Whisky-Flaschen im Getränkehalter und Totenschädelmotiv auf der Lenkerklingel?
Immerhin gab’s dann statt Nudelsalat standesgemäß eine schöne Portion Prügelsuppe mit Nachschlag: »Vor Eintreffen der Polizei verschwanden die Angreifer. Warum es zu der Schlägerei kam, ist unklar.« Wir vermuten: Luft aus den Reifen gelassen oder Sattel geklaut.
Deine echten Kerle vom MC

Titanic

Während Du, liebe »Taz«,

uns mit einer Deiner Schlagzeilen voll und ganz aus der Seele sprichst: »Auf die Welt bringen lohnt sich nicht«. In dem Artikel geht es dann allerdings nur um Geburtshilfe und die finanziellen Probleme freischaffender Hebammen, weshalb wir empfehlen: Geh dem Gedanken doch mal etwas genereller nach.
Fruchtbare Grüße schickt

Titanic

Michael Bischoff und Michael Adrian!

Wie es sich für gute deutsche Michaels gehört, mehren Sie wann immer möglich den Ruhm des Vaterlandes. Deshalb haben Sie wohl auch für die FAZ einen Text des englischen Schriftstellers John le Carré übersetzt, in dem der darlegt, wie wichtig es ist, sich mit der deutschen Sprache und Geschichte zu beschäftigen. Wenn Sie allerdings le Carrés Anregungen ernstgenommen hätten, wäre Ihnen aufgefallen, daß sich die britische Botschaft unmöglich schon 1960 in Berlin befunden haben kann, wie Sie »übersetzt« haben. Weder in Ost- noch West-Berlin. Und falls Sie jetzt fragen, wo die britische Botschaft damals stand, lesen Sie einfach ein bißchen mehr le Carré. Der Roman »Eine kleine Stadt in Deutschland« enthält alle Informationen, die Sie brauchen.
À la Bonn heure!

Titanic

Lieber Steve Jobs!

Der Erfolg Deiner Firma scheint Dir ja langsam zu Kopf zu steigen. Dein neuestes I-Phone bewirbst Du nämlich mit dem gelangweilten Werbespruch: »Das ändert alles. Wieder einmal.« Mensch, Jobs! Du scheinst Dir überhaupt keine Mühe mehr bei der Entwicklung von Werbesprüchen zu geben. Aber wahrscheinlich hast Du recht: Dein Trend- und Nerd-Spielzeug verkauft sich ja auch so; die Vermarktung des überteuerten Krams haben längst die Feuilletons und Technikressorts der Medien übernommen. Deshalb empfehlen wir Dir für die nächsten Produkte gleich Slogans wie »Da!«, »Schon wieder was Neues« oder »Wenn Sie’s das erste Mal benutzen, ist es bereits veraltet«.
Die Millionen überweist Du bitte an:

Titanic

Huhu, Migranten!

Immer weniger von Euch beantragen also nach aktuellen Erhebungen die deutsche Staatsbürgerschaft. Das ist eine sehr gute Nachricht für Euch, denn damit habt Ihr den immer mal wieder und zuletzt vom CDU-Abgeordneten Peter Trapp geforderten Intelligenztest, dem Einwanderer unterzogen werden sollen, bereits – bestanden!
Eins plus mit Sternchen:

Titanic

Verehrte Schönheitschirurgen!

Wir wollten mal nachfragen, wie es Euch so geht und wie es um Eure Pfründe bestellt ist, wo Lidl gerade für 19,99 Euro den »Körper- und Haartrimmer« von Remington auf den Markt geworfen hat.
Sammelt schon mal das Abgetrennte für Euren Unterhalt:

Titanic

Gut, Steffen Seibert,

Sie werden nun also vom Moderator des »Heute-Journals« zum Regierungssprecher. Was wir nicht verstehen: Wo ist denn da die »neue Aufgabe«, die Sie laut Ihrer ersten Stellungnahme gereizt hat?
Guten Abend, das Wetter:

Titanic

Mensch, Christine Haderthauer!

Der Vorschlag der FDP, die Ausgaben für das Elterngeld zu kürzen, war für Sie als CSU-Sozialministerin »ein weiterer Beweis dafür, daß die FDP inhaltlich konzeptlos herumschlingert zwischen Klientelpolitik für Superreiche und sozialistischer Familienpolitik à la Pinochet«. Und von inhaltlichen Konzepten verstehen Sie ja so einiges – wo doch Augusto Pinochet, einer der großen Vorkämpfer der sozialistischen Bewegung im 20. Jahrhundert, in seine Familienpolitik das innovative Mittel des Verschwindenlassens mißliebiger Angehöriger einführte und ansonsten sein Politikverständnis vor allem auf Privatisierungen konzentrierte, weshalb er von Ihrem Großen Vorsitzenden, dem seligen FJS, mit besonderer Zuneigung bedacht wurde.
Aber jetzt sagen Sie mal, Frau Haderthauer: Haben Sie eigentlich auch dieses Bayern-Abitur, von dem man immer soviel hört?
Bildungsbürgerlich grüßt

Titanic

Sie, Steve Fuller,

sind Professor für Soziologie an der Universität Warwick und machen sich in der Welt so Ihre Gedanken über die Diskussion um die finanzielle Ausstattung der Universitäten. Dazu bemühen Sie allerlei krause Theorien, um beispielsweise zu erwägen, ob »Universitäten ihre Forderungen jetzt verringern sollten, um den Bedürfnissen der Gesellschaft insgesamt gerecht zu werden, nicht zuletzt im Hinblick auf ihre CO2-Bilanz«. Denn, ganz klar, weniger Geld für die Unis bedeutet letztlich weniger Studenten mit weniger Semesterferien und weniger Reisen in ferne Länder oder so ähnlich. Viel wichtiger ist Ihnen aber eine Steigerung der Effizienz. Die am besten wie zu erreichen ist? Die Überschrift Ihres Beitrages läßt es ahnen: »Die kreative Kraft des universitären Mangels«. Und so verweisen Sie völlig zu Recht auf die »Dominikaner und Franziskaner«, die schließlich auch »vom Betteln gelebt« hätten und dennoch Lehrstühle besetzten; deren »Autonomie beruhte auf der bewährten langfristigen Fähigkeit, mit dem, was sie bekommen hatten, mehr zu machen, als man erwartete.« Woraus Sie schließlich folgern: »Universitäten erfüllen ihre natürliche ökonomische Funktion, wenn Wissenschaftler leicht verständlich reden und schreiben, akademischen Jargon entmystifizieren und Anwendungsmöglichkeiten in Wissensgebieten hervorheben, die nicht die Akademiker selbst anbelangen.«
Wenn wir Ihren unverständlichen Jargon mal kurz entmystifizieren und die Anwendungsmöglichkeiten Ihres Geschwurbels hervorheben dürften: Macht die Studenten zu Bettlern und gebt den Unis weniger Geld, schon kommen sie ihrer natürlichen ökonomischen Funktion nach und spucken noch besser marktverwertbare Dummbeutel aus. Typen also, wie Sie einer sind. Wenn es doch nur mit dem verständlichen Reden und Schreiben endlich klappen würde!
Wo die Armut mit der Fröhlichkeit ist:

Titanic

Liebe Bahn,

seit Du Deinen Kundenkot nicht mehr auf offener Schiene verklappst, sondern per »geschlossenem Wasserkreislauf« auffängst, lesen wir in Deinen Zugtoiletten andauernd: »Papierhandtücher, Damenbinden und Verpackungen führen zu Verstopfung und Ausfall der Toiletten«. Daß all diese Utensilien einen Ausfall der Klos verursachen können, leuchtet uns ja ein. Wenn sie aber auch zu Verstopfung führen – ist dann eine Toilette nicht der denkbar schlechteste Ort, um davor zu warnen?
Fragen Deine Spezialisten für Abfuhr, c/o

Titanic

Kardinal Bertone!

Grade eben erst hatten wir Ihnen, dem vatikanischen Kardinalstaatssekretär, der rechten Hand von Benedikt Ratzepapst, Gottes Stellvertreterstellvertreter also, geraten, sich fürderhin in Schweigen zu hüllen und die Öffentlichkeit zu meiden wie der Pfarrer das Planschbecken, da erregten Sie sich laut Spiegel über eine Razzia bei der belgischen Bischofskonferenz, wo es galt, alte Akten über pädophile Priester aufzutreiben. Die von der Polizei durchsuchten Bischöfe wurden nämlich neun Stunden lang ohne Essen und Trinken festgehalten; eine grausame und demütigende Behandlung, die man nicht einmal Tieren oder Zimmerpflanzen angedeihen lassen sollte – oder, wie Sie, Bertone, es ausdrückten: »Als wären sie Kinder«. Eminenz! Das haben Sie nicht wirklich gesagt, oder? Das hat sich der Spiegel ausgedacht, oder? Denn wenn Sie Ihren kircheninternen Kinderdrill samt Einsperren und Hungernlassen nun schon öffentlich und anlaßlos eingestehen, dann läßt das nur zwei Schlüsse zu: daß Ihnen a) schon alles wurscht ist, weil inzwischen ruhig jeder wissen kann, was in Ihrer Institution so los ist, oder daß Sie b) die relativ neue christliche Tugend der Selbstironie entdeckt haben.
Wir tippen auf a).

Titanic

Ole von Beust!

Da schlurften Sie seit geraumer Zeit durch Ihr Hamburger Bürgermeisterdasein, ohne viel Lust und ohne daß es jemand groß bemerkt hätte, und plötzlich erhoben Sie in der Süddeutschen doch noch mal Ihr Stimmchen für die bundespolitische Sache – nämlich mit einer dringenden Empfehlung an die koalitionsgeplagte Kanzlerin: »Wenn das Vertrauen flöten geht, müssen Sie auch mal auf den Tisch hauen. Wenn ein Minister illoyal ist, wäre es klug, ihn rauszuschmeißen.«
Was aber, von Beust, qualifizierte Sie für solch einen kühnen Ratschlag? Kann es sein, daß Sie zwischen den Zeilen geschickt auf die eine Heldentat in Ihrem eigenen Curriculum Vitae verweisen wollten? Anspielen auf die Zeit, als der Krawallsenator Ronald Schill Sie mit Details aus Ihrem Privatleben zu erpressen versuchte und Sie, kurz nachdem Ihr Vater sich eingemischt und Sie endgültig geoutet hatte und also der ganze Vorgang bis zur Unerträglichkeit gediehen war, sich dann doch mal zum Handeln genötigt sahen – was sich dem Publikum in der verklärten Rückschau allerdings so darstellen sollte, als hätten Sie damals aber mal so was von auf den Tisch gehauen, wie Sie’s nun Frau Merkel rieten: »Dann muß die Kanzlerin sagen: Ich bin der Kapitän. Ich habe jetzt dreimal gemahnt, nun fliegst du raus. Das habe ich ihr auch im Präsidium gesagt.«
Und wie hat Angela Merkel auf diesen Rat eines beißerprobten harten Hundes wie Ihnen reagiert? »Sie hat herzlich gelacht.« Sie kennt wohl ihre Kläffer.
Zum Abschied leise servus:

Titanic

Deutsche Medien!

Daß Mannschaften bei einer Weltmeisterschaft ausscheiden, liegt in der Natur der Sache, daß es die deutsche traf, war auch nicht richtig überraschend. Überraschend eigentlich nur das Echo im Blätterwald: »Aus der Traum!« (Bild), »Aus der Traum!« (Berliner Kurier), »Aus den Träumen geballert« (B.Z.), »Aus der Traum« (Welt kompakt), »Aus der Traum« (Financial Times Deutschland), »Der Traum ist aus« (Berliner Zeitung), »Aus! Aus! Der Traum ist aus!« (Spiegel online) – was eigentlich nur wieder belegt: Wer so viel träumt, hat zumindest gut gepennt.
Träumt manchmal von Medienvielfalt:

Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Gute Frage, liebe »Süddeutsche«!

»Warum haben wir so viele Dinge und horten ständig weiter? Und wie wird man diese Gier wieder los?« teast Du Dein Magazin an, dasselbe, das einzig und allein als werbefreundliches Vierfarb-Umfeld für teuren Schnickschnack da ist.

Aber löblich, dass Du dieses für Dich ja heißeste aller Eisen anpackst und im Heft empfiehlst: »Man kann dem Kaufimpuls besser widerstehen, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich fragt: Wer will, dass ich das haben will?«

Und das weiß niemand besser als Du und die Impulskundschaft von Titanic

 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

 Warum, Internet?

Täglich ermöglichst Du Meldungen wie diese: »›Problematisch‹: Autofahrern droht Spritpreis-Hammer – ADAC beobachtet Teuer-Trend« (infranken.de).

Warum greifst Du da nicht ein? Du kennst doch jene Unsichtbar-Hand, die alles zum Kapitalismus-Besten regelt? Du weißt doch selbst davon zu berichten, dass Millionen Auto-Süchtige mit Dauer-Brummbrumm in ihren Monster-Karren Städte und Länder terrorisieren und zum Klima-Garaus beitragen? Und eine Lobby-Organisation für Immer-Mehr-Verbrauch Höher-Preise erst verursacht?

Wo genau ist eigentlich das Verständlich-Problem?

Rätselt Deine alte Skeptisch-Tante Titanic

 Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Nachdem Sie eine Klage wegen Rufschädigung eingereicht haben, wird nun voraussichtlich ein Prozess gegen den britischen Rockstar Brian Molko eingeleitet. Dieser hatte Sie bei einem Konzert seiner Band Placebo in Turin als Nazi und Faschistin bezeichnet.

Wir finden, da könnten Sie sich mal etwas lockermachen. Wer soll denn bitte noch durchblicken, ob Sie gerade »Post-«, »Proto-« oder »Feelgood-« als Präfix vor »Faschistin« bevorzugen? Und: Wegen solcher Empflichkeiten gleich vor Gericht zu gehen, kostet die Justiz so viel wertvolle Zeit. Die könnte sie doch auch nutzen, um Seenotretter/innen dingfest zu machen oder kritische Presse auszuschalten. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht, Sie Snowflake?

Schlägt ganz gelassen vor: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
23.05.2024 Bielefeld, Theaterlabor Max Goldt
24.05.2024 Dresden, Buchladen Tante Leuk Thomas Gsella
30.05.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst »POLO«
30.05.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst Hans Traxler: »Die Dünen der Dänen«