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"Unter Hitler hätte ich Juden versteckt" – Jetzt spricht Hubert Aiwanger

Meine sehr geehrten Volksgenossen und Volksgenossinnen, liebe Juden!  

Die haltlosen Vorwürfe gegen meine Person, die seit Tagen meinen SMS-Speicher verstopfen und wichtige Infotweets über #Photovoltaikanlagen für #Landwirte blockieren, entbehren jeder Grundlage. Selbstverständlich nehme ich besagte Vorwürfe trotzdem außerordentlich ernst und werde alles in meiner Macht stehende unternehmen, sie auszuräumen wie die Gestapo eine jüngst freigewordene Wohnung – wenn Sie mir diesen Scherz erlauben –, gewissermaßen um einen neuen Mietvertrag mit dem Volk für mein Amt als Vizeministerpräsident auszuhandeln. Da es sich bei dem fraglichen Pamphlet aus der Feder meines geistig komplett behinderten Bruders für jedermann klar erkennbar um Satire handelt, ergreife ich in dieser Fachpublikation das Wort und tue, was normalerweise der Chefredaktion des Blattes vorbehalten bleibt: Satire erklären, mit der ich nichts zu tun habe.

Bevor ich jedoch auf die drängenden Fragen der #ostküstenfinanzierten Journaille eingehe und die Geschehnisse von vor über 80, Pardon, 30 Jahren rückratlos aufkläre, lassen Sie mich eine Gegenfrage stellen: Cui bono? Dass gerade jetzt so kurz vor der Wahl tief in alten Akten gegraben wird, um mir und den #FreienWählern massiv zu schaden, ist sicherlich kein Zufall. Ich muss Ihnen kaum sagen, wer dahinter steckt. Ihre langen Finger, mit denen sie ihre schmutzigen Geschäfte abwickeln, triefen nicht nur vom Blut unschuldiger Kinder, sondern auch von dem unschuldiger Politiker wie mir, der ich zum Zeitpunkt des in Rede stehenden Vorgangs ja selbst noch ein Kind war. Ich meine natürlich die geistigen #Brunnenvergifter von den #Grünen!

Verzeihen Sie mir bitte vorab die eine oder andere Erinnerungslücke oder Ungereimtheit. Diese Peinlichkeit aus dem Leben meines Bruders liegt wie gesagt bereits etliche Jahrzehnte zurück, und es ist mehr Gras über die Sache gewachsen als auf dem Balkon vom #drogensüchtigen Herrn #Özdemir. Sie müssen sich vorstellen, dass ein bayerisches Gymnasium bereits vor 30 Jahren kein angenehmer Ort war. Nach 1968 hatten sich die kommunistischen #Saupreißn darauf verständigt, Bayerns Bevölkerung umzuerziehen, beginnend in den Klassenzimmern unseres Burka-Gymnasiums in Mallorca-Pfaffenhofen. Es war im Grunde wie heute im Internet: Wenn man nicht aufpasste wie ein KZ-Aufseher, was man sagt, wurde einem von den Lehrern umgehend ein unsäglicher Moralvortrag über deutsche Schuld und #Multikulti gehalten, dass einem das Blut in Strömen aus den Ohren und in unseren schönen bayerischen #Heimatboden lief.  

Ich weiß noch genau, wie ich am Tag vor meiner Verhaftung mit meinem Bruder Helmut im Klimawandel-Unterricht bei Oberstudienrat Schlomo Baader saß. Da sagte der Lehrer doch tatsächlich, Wurst gehört nicht aufs Brot, und dass er hofft, dass die Politik bald ein #Fleischverbot von deutsche #Hausmannskost erlässt. Da ist der Helmut aufgesprungen, und wir haben ihn zu viert festhalten müssen, dass er den Lehrer nicht direkt zu Grünenfrikadellen verarbeitet hat. Der hat sich so aufgeregt, der Helmut, er hat auf dem Heimweg immer davon gesprochen, dass er eine Bombe ins Lehrerzimmer werfen will wegen der Gemeinheit vom Baaderschlomo, "um es den #linksgrünen #VeganFaschisten heimzuzahlen", wie er gesagt hat. Ich hab versucht, ihn zu beschwichtigen, dass er keine Dummheit machen soll. Wir waren halt schon damals sehr verschieden, der Helmut und ich: Ich habe mich für Büchsen interessiert, er für Waffen. "Du willst doch dabei sein, wenn das deutsche Volk endlich aufsteht, und nicht vom Gefängnis aus zugucken", habe ich ihm gesagt. Da hat er seine Gewaltpläne schließlich fallen lassen. Auf mein Geheiß hin haben wir dann im Internet recherchiert, was man noch machen kann gegen eine brunzdumme Faschismusdiktatur wie die an unserer Schule und sind auf die Widerstandsgruppe der Weißen Rose gestoßen, die damals unterm Hitler ebenfalls Satireflugblätter … na ja, Sie kennen die Geschichte, das Thema ist im #Schulunterricht schließlich oft genug durchgekaut worden.

"Geh!" hab ich daraufhin zum Helmut gesagt. "So bekämpft man den Faschismus, mit humorvollen Worten, nicht mit Waffen oder Verboten. Sonst ist man nicht besser als die Grünen selbst." Der Helmut hat sich dann wutentbrannt meine Schreibmaschine geschnappt und ist den ganzen #Nachmittag nicht wieder aufgetaucht. Ich habe nichts Böses geahnt, weil der Helmut ist schon ein grundvernünftiger Bursche. Am nächsten Tag hatte ich die Angelegenheit schon wieder vergessen, und ich hab mir auch nichts dabei gedacht, als Helmut mir ein paar Blätter in die Hand gedrückt hat und gesagt hat, ich soll sie schnell weitergeben, weil ich war ja ebenfalls im #Widerstand gegen den #Faschismus, und erst als ich eigentlich schon alle Zettel losgeworden war, hab ich’s geschafft einen zu lesen und bin ehrlich erschrocken. Wobei mir gerade einfällt, dass es eigentlich doch anders war: Wir sind morgens getrennt zur Schule, der Helmut und ich. Ich musste in der ersten Stunde von der #Frühstücksmaß austreten und auf der #Schultoilette stand ein #Ausländer mit diesen Zetteln. Ich habe ihn gefragt, was er da verteilt, und er hat mir den Stapel in die Hand gedrückt und nur ein Blatt behalten, und gerade in diesem Moment kam ein Lehrer herein und hat mich am Ohr herausgezogen. Oder war es noch anders?

Jedenfalls bin ich zum Helmut hin, nachdem ich einen Blick auf das Papier geworfen habe und hab ihn zur Rede gestellt und ihm die Flugblätter #abgenommen. "Hör zu, der ganze Text ist voller Fehler", habe ich zu ihm gesagt. "Z. B. war Auschwitz gar kein #Vergnügungsviertel, und das Wort 'Beleger' für 'Belegende' gibt es nicht. Wenn das ein Lehrer in die Hand bekommt, bleibst du glatt ein weiteres Jahr sitzen." Jedoch hatte sogar bei dem Gespräch uns ein Lehrer belauscht, und ich durfte dann ein Referat über das Hitlerreich halten, weil ich so viel über Geschichte wusste. Ich distanziere mich damals wie heute von dem ironisch gemeinten, ekelhaften und menschenverachtenden Machwerk meines Bruders, von dem ich ihm damals abgeraten hatte und das ich auch heute noch für einen Fehler halte. Denn eines ist doch klar wie Ochsenschwanzsuppe: Ich bin kein Antisemit! Das sagt übrigens auch mein Bruder, der ebenfalls kein Antisemit ist. Angesichts der medialen Hexenjagd gegen mich, muss ich im Gegenteil feststellen, dass ich mich heute in der Rolle des Juden wiederfinde, der einen Freiflug durch den Schornstein der Politikerverbrennungsanlage gewonnen hat. Lassen Sie es nicht so weit kommen, wir hatten solche Zustände in diesem Land schon einmal.  

Servus, Sieg Heil und meinen jüdischen Freunden bereits ein frohes Hanuta-Fest

Ihr Hubert #Aiwanger  

PS: Der Helmut war außerdem gerade durchgefallen in einer Prüfung und deswegen sehr wütend. Das hatte ich zu sagen vergessen. Eigentlich hatte er den Bundeswettbewerb nur aus dieser Wut heraus ausgeschrieben und gar nicht alle Volksverräter umbringen wollen, sondern nur den einen, der ihn hat durchfallen lassen.  

PPS: Der Grund, warum ich bestraft wurde und nicht mein Bruder, war der, dass ich kein feiges Kameradenschwein bin, sondern gesagt habe, ich sei der Verfasser, obwohl es nicht gestimmt hat, damit mein Bruder nicht bestraft wird. 

Valentin Witt 

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Bitte schön, Annika Stechemesser!

Sie sind Klimaforscherin in Potsdam, wurden in der Frankfurter Rundschau am Tag nach den brisanten Landtagswahlen zum Thema »effektiver Klimaschutz« interviewt, und da wir heute auf keinen Fall Witze mit Namen machen wollen, lassen wir das einfach mal so stechen, äh, stehen!

Ganz lieb grüßt Ihre Titanic

 Wie Ihr Euch als Gäste verhaltet, liebe »Zeit online«-Redaktion,

ist uns wirklich schleierhaft. Immerhin empfehlt Ihr allen guten Besucher/innen, beim Verlassen des Gästezimmers »mehr als eine Unterhose« anzuziehen. Da drängen sich uns einige Fragen auf: Ist Euch im Höschen öfters kalt? Ist das wieder so ein Modetrend, den wir verpasst haben? Gibt es bei Eurem Gastgeber keine Toilette und Ihr müsst vorbeugen?

Und wie trägt man überhaupt mehr als eine Unterhose? Muss man sich Buxen in aufsteigenden Größen kaufen oder reicht ein erhöhter Elastan-Anteil? Wie viele Schlüpferlagen empfiehlt der Knigge?

Denkbar wäre etwa, bei engen Freund/innen zu zwei, bei Geschäftskolleg/innen jedoch zu mindestens fünf Slips zu greifen. Aber wie sieht es aus bei der nahen, aber unliebsamen Verwandtschaft?

Trägt zur Sicherheit immer mindestens drei Stringtangas: Titanic

 Mal halblang, Polizei Düsseldorf!

Irgendwie war ja zu erwarten, dass Du Dich in Deinen Ermittlungen zum Anschlag in Solingen von rassistischen Debatten und wütenden Rufen nach Massenabschiebungen beeinflussen lässt. Wenn Du in einem Aufruf an die Bevölkerung aber auch noch um »Angaben zur Herkunft der abgebildeten Regenjacke« bittest – gehst Du damit nicht ein bisschen zu weit?

Deine Sittenwächterin von der Titanic

 Njamm, REWE!

Da lief uns ja das Wasser im Mund zusammen, als wir in einer Deiner Filialen mit dieser Werbung beschallt wurden: »Der Sommer schmeckt nach Heinz«. Mmmh! Nach welchem denn? Heinz Rühmann? Heinz Erhardt? Heinz Rudolf Kunze? Oder gar Karl-Heinz Rummenigge? Worauf wir danach aber komischerweise gar keinen Appetit mehr hatten, war Ketchup.

Im Anschluss an diesen Brief haben wir gleich noch ein paar weitere Erledigungen zu machen und freuen uns schon auf Durchsagen wie »Der Herbst schmeckt nach Stuhl« bei Ikea, »Der Herbst schmeckt nach Eicheln« im Gartencenter, »Der Herbst schmeckt nach getrockneten Ochsenschwänzen« im Tierfutterhandel oder »Der Herbst schmeckt nach Linoleum« im Baumarkt!

Deine Heinzelmäuse von Titanic

 Wenn Sie, Micky Beisenherz,

als Autor des »Dschungelcamps« gedacht hatten, Sie könnten dessen Insass/innen mit einer Scherzfrage aus der Mottenkiste zu der Ihnen genehmen Antwort animieren, dann waren Sie aber so was von schief gewickelt; die RTL-»Legenden« wollten Ihnen nämlich partout nicht den Gefallen tun, auf die Frage, womit sich Ornitholog/innen beschäftigten, einfach und platterdings »mit Vögeln« zu antworten.

Stattdessen kamen: »Was ist das denn?« oder »What the fuck …?«. Dafür zu sorgen, dass so aus Ahnungslosigkeit ein Akt des Widerstands gegen Ihre idiotische Fangfrage wurde, das soll Ihnen, Beisenherz, erst mal jemand nachmachen.

Mit der Ihnen gebührenden Hochachtung: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Reality-TV

Bei der Fernsehserie »Die Nanny« gibt es diese eine Szene, in der die Mutter der Nanny, Sylvia Fine, in einem Pariser Restaurant mit dem Kellner kommunizieren will. Da sie kein Französisch spricht, nutzt sie zum Austausch ausschließlich den Text des französischen Kinderliedes »Frère Jacques«: Mit »Frère Jacques« ruft sie den Kellner, mit »Ding-ding-dong« fordert sie einen neuen Kaffee und so weiter. In der Serie klappte das sehr gut, und als Kind fand ich es auch ausgesprochen lustig, war mir allerdings sicher, dass das in der Realität nie funktionieren würde – bis es mir selbst gelang. Das kam so: Im Fitnessstudio wartete ein junger Mann am Tresen vergeblich auf einen Trainer. Vergeblich, weil er die im Tresen eingelassene Klingel nicht betätigt hatte. Nun hatte ich ihn während des Trainings Französisch sprechen hören, sprach allerdings selbst keines. Da ich aber der Einzige war, der sein vergebliches Warten bemerkte, ging ich schließlich hin, zeigte auf die Klingel und sagte »Sonnez les matines! Sonnez les matines!« Er verstand sofort und klingelte ausgiebig. Kurz darauf erschien der Trainer und ließ ihn hinaus. Da soll noch mal einer sagen, Fernsehen würde im Leben nicht helfen.

Karl Franz

 Zum Sterben hoffentlich zu dämlich

In der Wartezone der Arge in Fürth sitzen zwei Männer um die vierzig. Einer der beiden hält eine aufgeschlagene Tageszeitung so, dass der zweite mitlesen kann. Geduldig blättern sie gemeinsam bis zur Seite mit den Todesanzeigen. »Schau«, sagt der eine, »da ist einer zwei Mal gestorben.« – »Wie kommst du darauf?« – »Lies doch! Derselbe Name in zwei Anzeigen.« – »Tatsächlich! Zwei Mal gestorben. Wie er das wohl geschafft hat?« Eine längere Denkpause setzt ein. »Wahrscheinlich einer wie ich, der nichts auf Anhieb hinkriegt«, schlussfolgert der eine dann. »Ha, das kommt mir bekannt vor!« stimmt der zweite ein. »Meine erste Frau mit den Kindern abgehauen, Führerschein schon drei Mal gemacht. Also zwei Mal wegen Alkohol, und ich weiß gar nicht, wie oft ich schon hier nach einer neuen Arbeit angestanden bin.« – Seufzend: »Hoffentlich kriegen wir wenigstens das mit dem Sterben mal besser hin als der hier …«

Theobald Fuchs

 Im Unterzucker

Wenn man sich bei seinem Lieblingsitaliener keine Pizza bestellen kann, weil man nicht alle Vespas auf den Fotos gefunden hat – liegt das dann am nicht bestandenen Turin-Test?

Lara Wagner

 Mitläuferin? Ganz im Gegenteil!

Meine Oma fuhr im Widerstand Motorrad.

Andreas Maria Lugauer

 Unangenehm

Auch im Darkroom gilt: Der Letzte macht das Licht aus.

Sebastian Maschuw

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

  • 27.08.: Bernd Eilert schreibt in der FAZ über den französischen Maler Marcel Bascoulard.
Titanic unterwegs
04.10.2024 Greiz, Sommerpalais Hauck & Bauer
05.10.2024 Kassel, TiF Max Goldt
05.10.2024 Berlin, Künstlerhof / Buchhändlerkeller Alt Lietzow Christian Y. Schmidt
06.10.2024 Berlin, Schloßparktheater Max Goldt