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Die Bundestagsbibel

Was bedeutet Immunität? Was ist ein Hammelsprung? Oft wissen wir gar nicht, wovon Phoenix und Robin Alexander da überhaupt sprechen. Bis jetzt! TITANIC erklärt mit der neuen Bundestagsbibel verständlich und einfach die wichtigsten Parlamentsbegriffe.

Aktuelle Stunde  
In einer sogenannten Aktuellen Stunde findet sich das Plenum zusammen, um sich gegenseitig der Uhrzeit zu vergewissern. Sie findet auf Verlangen des Bundestagspräsidenten statt und dauert meist eine mündliche Frage lang: "Wie spät ist es?" Eine Fraktion oder mindestens fünf Prozent der Abgeordneten dürfen nach Vereinbarung mit dem Ältestenrat ebenso mündlich antworten oder die Uhrzeit raten. Oft kommt es im Anschluss zur Aussprache, da keine Fraktion zufriedenstellend weiß, wie spät es wirklich ist, und somit niemand die Aktuelle Stunde kennt.

Hammelsprung  
Der sogenannte Hammelsprung erfolgt, wenn das Ergebnis einer Abstimmung nicht eindeutig oder sich der Sitzungsvorstand uneins darüber ist.  Zwei Saaldiener (hier: Hammelwerfer) werden veranlasst, ein kastriertes, männliches Schaf von der Besuchertribüne in den Plenarsaal zu werfen. Der Hammel wird daraufhin vom Alterspräsidenten und dem zweiten Schriftführer mit einem elastischen Sprungtuch aufgefangen. Durch Gravitation und Federkraft fliegt das Schaf durch das Plenum und erliegt nach Aufprall meist den schweren Verletzungen.
Je nach Ort des Aufschlags kann das Sitzungspräsidium daraufhin das Ergebnis der Abstimmung ermitteln. Die Fraktion mit dem aufgeklatschten Schaf in ihrem Sitzbereich erhält die Stimmenmehrheit. Ein Highlight im Plenargeschehen. Viele freuen sich. Das Ritual folgt einer langen Tradition. Bereits im Reichstag der Kaiserzeit wurden kastrierte Schafe von der Empore geworfen, um genaue Abstimmungsergebnisse zu erzielen. Zu diesem Zweck grasen seit jeher Hammel im Schlosspark Bellevue, die der Bundespräsident persönlich für den Sprung auserkiesen muss.  

Kleine Anfrage  
Durch eine sogenannte Kleine Anfrage können Fraktionen oder Abgeordnete in Fraktionsstärke das Sitzungspräsidium fragen, ob sie auf Toilette dürfen. Legt der Sitzungspräsident Einspruch ein, entscheidet das Bundestagsplenum über die Möglichkeit eines Toilettenbesuchs. Oft kommt es zu einer Debatte. Die Kleine Anfrage erfolgt schriftlich und ihre Beantwortung dauert meist zu lange, sodass oft ein Malheur passiert. Viele Abgeordnete sind im Anschluss beschämt. Noch beschämender wirkt sich die Große Anfrage auf die Abgeordneten aus.  

Überhangmandat  
Sogenannte Überhangmandate sind besondere Schrauben, die schräg nach unten um 90 Grad hinausragen. Insbesondere die bügelförmigen Armlehnen der blauen Bundestagsstühle werden mit Überhangmandaten befestigt. Sie werden mit einer Mutter arretiert und gelten als robust. Direktmandate hingegen sind alltägliche Schrauben, die gerade und wacklig sind.

Immunität  
Eine sogenannte Immunität erhalten Abgeordnete, wenn sie sich für die Dauer ihres Mandats regelmäßig dicksalbig mit WICK VapoRub einschmieren. Zweck der Immunität ist es, die Funktionsfähigkeit des Bundestages zu schützen. Zudem entsteht durch den wohligen Dampf der ätherischen Öle ein angenehmer Grundgeruch im Plenarsaal. Umgangssprachlich spricht man in Sitzungswochen deswegen von "Dampfwochen" und auch  "Dampfplauderern" am Podium.  

Proporz  
Proporz ist eine rechtspopulistische sowie rechtsrheinische Partei, siehe auch Prozündorf, Propoll, Prokalk.  

Tobias Thye

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt