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"Gewandelt vom Saurus zum Paurus" – Tyrannosaurus rex im TITANIC-Interview
Tyrannosaurus rex, auch "König der Löwen" genannt, ist der TV-Star unter den Dinos und bekannt aus "Jurassic Park" oder "Kommissar T-Rex". Ein Zürcher Auktionshaus versteigerte nun ein Tyrannosaurus-Skelett – für mehr als fünf Millionen Euro. Für TITANIC Anlass genug, mit dem letzten verbliebenen Exemplar zu plaudern, das zurückgezogen in der Lüneburger Heide lebt.
TITANIC: Vielen Dank, Tyrannosaurus rex, dass Sie sich die Kreidezeit genommen haben, um mit uns zu sprechen.
Tyrannosaurus rex: Null Problemo! Und nennt mich einfach Ty.
TITANIC: Sehr gerne. Ty, wie ist es so, das letzte Exemplar seiner Art zu sein?
Tyrannosaurus rex: Manchmal verdammt einsam … Zum Beispiel bekomme ich auf Tinder immer nur mich selbst vorgeschlagen.
TITANIC: Wie haben einzig Sie es geschafft, das 5. Massenaussterben zu überleben?
Tyrannosaurus rex: Ich hatte auf Youtube viele Prepper-Channels abonniert. Diese Survival-Tutorials machten letztlich den Unterschied. Kleiner Scherz (lacht brüllend laut)! Ich hatte damals als einziger Dinosaurier eine Zusatzversicherung für Kometeneinschläge. Darum konnte ich alleine mir später die zwar überlebensnotwendigen, jedoch teuren Behandlungen leisten.
TITANIC: Bleibt die Frage, wie Sie so alt werden konnten. Immerhin ist das Aussterben des Großteils der Dinosaurier etwa 66 Millionen Jahre her.
Tyrannosaurus rex: Ach, hier in der Lüneburger Heide, in dieser Idylle, da steht die Zeit einfach still. Reicht Ihnen das als Erklärung? Denn wenn Sie weiterhin derart auf logische Konsistenz achten, können wir das Gespräch gleich sein lassen.
TITANIC: Touché! Die Lüneburger Heide ist Ihre Heimat geworden. Müssen sich Wandernde jetzt Sorgen machen, wenn Sie Ihnen über den Weg laufen? Gerade nach den jüngsten Vorkommnissen mit Bären ist da die Nervosität vielleicht groß.
Tyrannosaurus rex: Mir ist bewusst, dass ich immer noch als tödliche Fressmaschine gelte, obwohl meine Artgenossen großteils Aasfresser waren – wenn man eure Fleischskandale ansieht also ganz ähnlich wie ihr Menschen. Und mittlerweile habe ich mich sowieso vom Saurus zum Paurus gewandelt und ernähre mich ausschließlich vegetarisch.
TITANIC: Wie kam es dazu?
Tyrannosaurus rex: Klimaschutz! Ich habe bereits ein Massenaussterben er- und überlebt. Auf eine Wiederholung kann ich getrost verzichten. Aus diesem Grund setze ich mich auch für einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ein und habe den Verein "Fossilien gegen fossile Energie" gegründet. Leider bin ich da – als einziges Mitglied – wieder allein.
TITANIC: In der Schweiz wurde unlängst ein Tyrannosaurus-rex-Skelett für 5,6 Millionen Euro versteigert. Finden Sie das pietätlos?
Tyrannosaurus rex: Wenn jemand an Überbleibsel-Wohnzimmerdeko seine nekrophile Freude hat, dann bitte, von mir aus … Ich möchte nur zu bedenken geben: So ein riesiges Skelett abzustauben, ist echte Knochenarbeit.
TITANIC: Das Interesse an Ihrer Art ist jedenfalls groß. Kürzlich ging ebenso durch die Medien, dass eine Arbeitsgruppe der University of Toronto Mississauga durch Zahnuntersuchungen herausfand, dass der T. rex – also Sie – dünne, schuppige Lippen hatte.
Tyrannosaurus rex: Wem sagen Sie das? Ich fresse täglich zwölf Labello-Stifte und habe trotzdem spröde Lippen!
TITANIC: Aber warum machen sich die Wissenschaftler:innen die schwere Arbeit, all das anhand von fossilen Funden mit hohem technischen Aufwand zu rekonstruieren, anstatt einfach Sie zu treffen und Ihnen ein paar Fragen zu stellen?
Tyrannosaurus rex: Ich überspiele das zwar oft durch meine 15 Meter Länge, sechs Meter Höhe, mein Gewicht von acht Tonnen und die messerscharfen, 30 Zentimeter langen Zähnen, aber eigentlich bin ich schüchtern (brüllt verlegen). Deshalb lehne ich die meisten Kontaktangebote ab. Man muss bei solchen Gesprächen ohnehin vorsichtig sein. Da sind viele unseriöse Leute dabei. Erst kürzlich hatte ich zum Beispiel zeitgleich zwei Anfragen: eine, von einem lächerlichen Witzblatt aus Deutschland, die ich natürlich sofort ablehnte und eben die von euch, dem renommierten Scientific Journal of Modern Paleontology. Sie sind doch vom Scientific Journal of Modern Paleontology (fletscht die Zähne)?
TITANIC: SCIENTIFIC JOURNAL OF MODERN PALEONTOLOGY: Natürlich! Wir müssen jetzt allerdings leider schnell zurück in die Redak … in unser Labor. Ty, vielen Dank für das Gespräch!
Tyrannosaurus rex: Stets zu Diensten! Denn Zeit habe ich genug – hier in der ewigen Idylle der Lüneburger Heide.
Jürgen Miedl