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Wer wird ESC-Kommentator?

Weil Reporter-Legende Peter Urban (74) das Mikrofon nach dem ESC in Liverpool abgeben wird, sucht die ARD bereits jetzt händeringend nach einer schlagkräftigen Reserve. TITANIC hat Promis nach ihrer spontanen Expertise zu kultigen ESC-Hits gefragt und kann Fernsehdeutschland heute noch einen eindeutigen Sieger präsentieren!
Gerhard Schröder, Altkanzler
"Party for everybody" von Buranowskije Babuschki (2012)
"War ja mal wieder klar, dass ich hier den russischen Beitrag kommentieren muss. Na dann, lasst mal sehen. Aha, sechs uralte Mütterchen in russischen Trachten, die einen englischsprachigen Refrain singen und dazu im Rhythmus einer feuernden Kalaschnikow in die Hände klatschen. Auch auf die Gefahr hin, dass jetzt schon wieder ein Raunen durch die SPD geht, aber "Party for everybody" ist rein zufällig schon das Motto von Russlands Zukunftsvision für die ehemaligen Sowjetrepubliken. Es handelt sich hier also in Wahrheit entweder um ein dreistes Plagiat oder um eine False-Flag-Operation, durchgeführt von den Omas westlicher Verteidigungsminister. Andererseits erinnert mich dieses debile Ensemble an das Matrjoschka-Set, in dem mein Kumpel Wladimir mir Weihnachten 1999 Baltika-Bier und eine rohe Grillwurst überreicht hat. Was soll's. Heute ist unser Jahrestag. 12 Punkte!"
Fazit: Würde sich nur um Kopf und Kragen reden und wahrscheinlich aus dem ESC ausgeschlossen, nachdem er sich mir Ralph Siegel angefreundet hat. Note 1+
Carlo Masala, Militärexperte
"Waterloo" von ABBA (1974)
"Wenn ich all diese fröhlichen Menschen auf der Bühne herumhüpfen sehe, macht mich das richtig wütend. Waterloo hatte mit hedonistischen Ausschweifungen nach Art des Mittsommerfestes nichts zu tun, das war knallharter und verlustreicher Abnutzungskrieg. All das wäre zu verhindern gewesen, hätten wir Feldmarschall Blücher und General Wellington früher Leopard-2-Panzer und Kampfjets geliefert! Davon abgesehen hat das Liedchen aber astreine Zapfenstreich-Qualität und wäre auch bei Gepäckmärschen Bombe. Weil Schweden aber noch immer nicht in der NATO ist, erscheint mir ein Ausrufen des Bündnisfalls nach Artikel 5 nicht justiziabel. Mein Friedensangebot daher: Instrumente niederlegen, Kapitulationserklärung unterzeichnen und dafür freies Geleit zum nächsten Ikea."
Fazit: Könnte 1A live vom Dritten Weltkrieg berichten. Für den ESC eher ein Blindgänger. Note 4-
Wolfgang Kubicki, FDP-Frauenbeauftragter
"Ein bisschen Frieden" von Nicole (1982)
"Na, was haben wir denn da? Eine junge Künstlerin. Aufstrebend, ehrgeizig, formbar. Erinnert mich an die frühe Linda Teuteberg. Keine Ahnung, was das Mädel singt. Es hört sich aber definitiv wie ein Hilferuf nach einem väterlichen Patron mit viel Politik-Erfahrung an. Man möchte sofort aufstehen, hinlaufen und sie vor sich selbst retten. Leider bin ich so zugehämmert, dass ich wahrscheinlich unterwegs in den Orchestergraben fallen würde. Wie bitte? Ich liege schon im Orchestergraben? Kann ihr dann bitte jemand schleunigst meine Karte bringen? Sekunde. Chirurg, Vertrauenslehrer, Dompropst, Menschenrechtsanwalt …Da! Wolfgang Kubicki, Musikproduzent. So, jetzt schwing die Hufe. Und bring mir auf dem Rückweg gefälligst eine neue Flasche Mariacron mit, du Arschgeige."
Fazit: Wäre vom aufgeweichten Bekleidungscodex beim ESC zu schnell abgelenkt. Ist bei "Love Island" definitiv besser aufgehoben. Note 5
Margot Käßmann, Rennfahrerin
"Hard Rock Hallelujah" von Lordi (2006)
"Eine einzige Autofahrt mit 3,0 Promille und ich werde lebenslang von den Ausgeburten der Hölle heimgesucht. Gut, meistens in Gestalt öffentlich-rechtlicher Talk-Show-Hosts, aber diese untoten Finnen sind auch nicht von schlechten Eltern. Apropos Eltern: Ich würde die fantastische Kapelle sehr gerne für den Konfirmationsunterricht in meiner Heimatgemeinde buchen. Man kann nie früh genug damit anfangen, den Kids von heute zu zeigen, was Bewegungsmangel, falsche Ernährung und regelmäßiges Masturbieren mit jugendlicher Haut machen. Hamse noch so nen leckeren Messwein? Nein? Dann fahr ich jetzt mal lieber nach Hause. Huiii!"
Fazit: Falls die ARD Käßmanns Alkohol-Spesenrechnung finanzieren kann, durchaus eine Überlegung wert. Note 3
Tyson Fury, britischer Boxer
"I don't feel hate" von Jendrik (2021)
"Ganz ehrlich? Ich bin begeistert! Die grässliche Melodie, das nervtötende Gepfeife und der tanzende Stinkefinger sind einfach großartig. Wenn dazu noch eine zappelige Choreo und quietschbunte Klamotten kommen, gibt es bei mir kein Halten mehr. Wissen Sie, nach all den Jahren im Profiboxer-Geschäft fragt man sich doch manchmal, ob es wirklich so toll ist, sein Geld mit dem Verprügeln anderer Leute zu verdienen und zack! Schon hat man ein Motivationsproblem, eine Midlife-Crisis oder sogar noch schlimmer: Mitleid! Der Song aber macht mich derart gereizt und aggressiv, dass ich jeden, der mir begegnet, sofort unangespitzt in den Boden rammen möchte. Mit der Einstellung in den Ring zu gehen, ist einfach unbezahlbar. Wenn es bei einem Kampf mal schlecht läuft, braucht mein Trainer den DJ nämlich nur "I don't feel hate" auflegen zu lassen. Nach ungefähr 60 Sekunden habe ich Schaum vorm Mund, man sieht bei mir nur noch das Weiße im Auge und ich bin 'set to kill'. Witzige Anekdote, neulich bin i … Öäähhh …"
Fazit: Passt, wie die Faust aufs Auge! Wird die Qualität deutscher Beiträge auf lange Sicht signifikant verbessern. Braucht dafür aber einen Backstage-Ausweis. Note 1
Patric Hemgesberg