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Archäologische Kammerjäger:innen

Ein Forschungsteam entdeckte kürzlich in der Cheops-Pyramide eine bislang verborgene Kammer. Gute Nachrichten in Zeiten von knappem Wohnraum. Und es dürften noch mehr neue Gemächer dort zu finden sein, wie ein Papyrus-Prospekt der altägyptischen Maklerfirma "Schöner Wohnen Pharaonen" nahelegt, das TITANIC nun veröffentlicht.

Hallihallo, Sie Pharao!

Als Gottkönig von Format suchen Sie nach einer letzten Ruhestätte, die alle neben Ihnen bestatteten vor Neid erblassen lässt? Sie sind sich mehr wert, als ein stinknormales Mausoleum von der Stange? Sie haben in einem Palast gelebt und wollen mindestens in einem Weltwunder verscharrt sein? Dann sind Sie bei uns genau richtig! Wir von "Schöner Wohnen Pharaonen" bieten alles, was das stillstehende Herrscherherz begehrt. Unser Grabstätten-Portfolio erstreckt sich von cosy Gruft-Chalets über pompöse Penthouse-Krypten bis hin zum repräsentativen XXXXXL-Grabmonument. Denn unser Motto lautet: Wohnst du noch oder lebst du schon nicht mehr?

Für Sie haben wir uns natürlich etwas ganz Besonderes überlegt. Wir präsentieren Ihnen den letzten Schrei nach dem letzten Atemzug: die Pyramide! Das ist die Grabform der Saison. Und seien wir uns ehrlich: Das Rechteck ist längst nur mehr etwas für den Pöbel … Hier nun exklusiv für Sie die wichtigsten (Drei-)Eckdaten für eine Liegeeinheit de luxe in unserem Nobelgrabkomplex.

Lage/Verkehrsanbindung/Bauart/Haustiere

Auf einem herrlichen Plateau gelegen bietet unsere Pyramide den idealen Rückzugsort, um nach einem stressigen Alleinherrscher-Berufsleben einfach mal zur (ewigen) Ruhe zu kommen. Die Spitze der Pyramide weist dabei direkt gen Himmel und bietet so eine ideale Verkehrsanbindung ans Jenseits.

Der zum Bau verwendete Kalkstein ist regional. Er wird von motivierten Leiharbeitern verarbeitet. Keine Sorge, hier geht alles nicht nur architektonisch, sondern ebenso moralisch einwandfrei zu! Unsere Baumeister versprechen, dass sie bei den Arbeitsbedingungen auf Standards setzen, die selbst in über 4500 Jahren noch ihre Gültigkeit haben (zumindest beim Bau von Fußball-WM-Stadien).
Sollte aber die Gewerkschaft nachfragen, sagen Sie bitte, die Anlage wurde von Außerirdischen errichtet. ;)

Hunde und Katzen sind nicht erlaubt, allerdings kann man sich gerne 500 Meter entfernt eine 70 Meter lange und 20 Meter hohe Sphinx aus Stein halten. Außerdem wichtig: Bei Grabräuberbefall sofort den Grabkammerjäger rufen! Doch kommen wir endlich zu unserem exquisiten Kammer-Angebot …

(Ewiger-)Schlafkammer mit begehbarem Sarkophag

Übermannt einen die Pyramüdigkeit, heißt es, sich schnell fertig einzubalsamieren und schon geht es ab in unseren Queensize-Sarkophag. Damit der Konservierungs-Pyjama immer sitzt, ist direkt an die Schlafkammer ein eigener Mumienwickelraum angeschlossen. Intelligente Stauraumsysteme bieten darüber hinaus ordentlich Platz für Grabbeigaben. Und für angenehmes Raumklima sorgt das eigens für diese Anlage konzipierte Belüftungssystem "Gruft mit Luft". So lässt sich eine Ewigkeit aushalten!

Barista-Kammer

Der ewige Schlaf kann ganz schön ermüden. Da braucht man vielleicht ein Schlückchen Mokka, um wieder auf die mumifizierten Beine zu kommen. Deshalb gibt es in der Barista-Kammer frischen Kaffee fürs Trinken nach dem Tod: den Coffee to be gone. Für eine ideale Kaffeelounge-Atmosphäre sorgt smoothe Hintergrundmusik dank mitbestattetem DJ. Da grooved die Gruft! Die Barista-Kammer ist übrigens auch als Raucherzimmer nutzbar. Empfohlene Zigarettenmarken: "Nil" oder "Camel".

Die Kammer des Schreckens

Themed Rooms sind ein Must-have im modernen Herrschergrabstätten-Interior-Design. Für diese Pyramide haben wir uns besonders ins Zeug gelegt und eine Kammer komplett Harry Potter und seiner Zauberwelt gewidmet: Bett unter der Treppe, Lumos-Lampen, Hogwarts-Great-Hall-Dining-Room und eine Kammer des Schreckens (Toilette) – alles mit großer Liebe zum Detail und ganz nah an der Buchvorlage. Schade, dass Ihnen das alles überhaupt nichts sagt, weil die Buchreihe "Harry Potter" erst in 4600 Jahren geschrieben wird. Das trifft härter als ein Stupor-Schockzauber! (Wie gesagt: Sagt Ihnen alles leider nichts …)

Escape-the-Room-Kammer

Zeit für ein kleines Kammerspiel! In diesem Escape-Game müssen Sie Ihre eigene Grabkammer schnellstmöglich verlassen, denn: Es sind Ihnen die Ägyptologen auf den Fersen! Wollen Sie also nicht in einem europäischen Museum landen, müssen Sie knifflige Rätsel lösen, wie zum Beispiel: "Wie lautet die ideale Bauform für ein Grabmonument: _ _ _ _ _ _ _ _  (LÖSUNG: Pyramide)?" Viel Glück!

Aus dem Hieroglyphischen übersetzt von

Jürgen Miedl

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hände hoch, Rheinmetall-Chef Armin Papperger!

Laut einem CNN-Bericht lagen deutschen und US-amerikanischen Geheimdiensten Hinweise zu russischen Plänen für einen Angriff auf Sie vor. So etwas nennt man dann wohl »jemanden mit seinen eigenen Waffen schlagen«!

Mörderpointe von Titanic

 Moment, Edin Hasanović!

Sie spielen demnächst einen in Frankfurt tätigen »Tatort«-Kommissar, der mit sogenannten Cold Cases befasst ist, und freuen sich auf die Rolle: »Polizeiliche Ermittlungen in alten, bisher ungeklärten Kriminalfällen, die eine Relevanz für das Jetzt und Heute haben, wieder aufzunehmen, finde ich faszinierend«, sagten Sie laut Pressemeldung des HR. Ihnen ist schon klar, »Kommissar« Hasanović, dass Sie keinerlei Ermittlungen aufzunehmen, sondern bloß Drehbuchsätze aufzusagen haben, und dass das einzige reale Verbrechen in diesem Zusammenhang Ihre »Schauspielerei« sein wird?

An Open-and-shut-case, urteilt Titanic

 Du wiederum, »Spiegel«,

bleibst in der NBA, der Basketball-Profiliga der Männer in den USA, am Ball und berichtest über die Vertragsverlängerung des Superstars LeBron James. »Neuer Lakers-Vertrag – LeBron James verzichtet offenbar auf Spitzengehalt«, vermeldest Du aufgeregt.

Entsetzt, Spiegel, müssen wir feststellen, dass unsere Vorstellung von einem guten Einkommen offenbar um einiges weiter von der Deiner Redakteur/innen entfernt ist als bislang gedacht. Andere Angebote hin oder her: 93 Millionen Euro für zwei Jahre Bällewerfen hätten wir jetzt schon unter »Spitzengehalt« eingeordnet. Reichtum ist wohl tatsächlich eine Frage der Perspektive.

Arm, aber sexy: Titanic

 Gesundheit, Thomas Gottschalk!

In Ihrem Podcast »Die Supernasen« echauffierten Sie sich mit einem fast schon dialektischen Satz zu Ihrer eigenen Arbeitsmoral über die vermeintlich arbeitsscheuen jungen Leute: »Es gab für mich nie eine Frage – ich war nie in meinem Leben krank, wenn ich im Radio oder im Fernsehen aufgetreten bin. Ich habe oft mit Schniefnase irgendwas erzählt.«

Das hat bei uns zu einigen Anschlussfragen geführt: Wenn Sie »nicht krank«, aber mit Schniefnase und im Wick-Medinait-Delirium vor einem Millionenpublikum zusammenhanglose Wortfetzen aneinandergereiht haben – war das nicht eine viel dreistere, weil höher bezahlte Form der Arbeitsverweigerung als eine Krankmeldung?

Wünscht Ihnen nachträglich gute Besserung: Titanic

 Nachdem wir, »Spiegel«,

Deine Überschrift »Mann steckt sich bei Milchkühen mit Vogelgrippe an« gelesen hatten, müssen wir selbst kurz in ein Fieberdelirium verfallen sein. Auf einmal waberte da Schlagzeile nach Schlagzeile vor unseren Augen vorbei: »Affe steckt sich bei Vögeln mit Rinderwahnsinn an«, »Vogel steckt sich bei Mann mit Affenpocken an«, »Rind steckt sich bei Hund mit Katzenschnupfen an«, »Katze steckt sich bei Krebs mit Schweinepest an« und »Wasser steckt sich bei Feuer mit Windpocken an«.

Stecken sich auf den Schreck erst mal eine an:

Deine Tierfreund/innen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Unübliche Gentrifizierung

Zu Beginn war ich sehr irritiert, als mich der Vermieter kurz vor meinem Auszug aufforderte, die Bohr- und Dübellöcher in den Wänden auf keinen Fall zu füllen bzw. zu schließen. Erst recht, als er mich zusätzlich darum bat, weitere Löcher zu bohren. Spätestens, als ein paar Tage darauf Handwerkerinnen begannen, kiloweise Holzschnitzel und Tannenzapfen auf meinen Böden zu verteilen, wurde mir jedoch klar: Aus meiner Wohnung wird ein Insektenhotel!

Ronnie Zumbühl

 Guesslighting

Um meine Seelenruhe ist es schlecht bestellt, seit mich ein erschütternder Bericht darüber informierte, dass in Hessen bei Kontrollen 70 Prozent der Gastronomiebetriebe widerlichste Hygienemängel aufweisen (s. Leo Riegel in TITANIC 07/2022). Neben allerhand Schimmel, Schleim und Schmodder herrscht allüberall ein ernsthaftes Schadnagerproblem, die Küchen sind mit Mäusekot nicht nur kontaminiert, sondern praktisch flächendeckend ausgekleidet. Vor lauter Ekel hab ich sofort Herpes bekommen. Nun gehe ich vorhin in meine Küche, und auf der Arbeitsplatte liegen grob geschätzt 30 kleine schwarze Kügelchen. Ich bin sofort komplett ausgerastet! Zehn hysterische Minuten hat es gedauert, bis mir klar wurde, dass der vermeintliche Kot die Samen eines dekorativen Zierlauchs waren, der einen Blumenstrauß krönte, den eine liebe Freundin mir geschenkt hat. Ich hätte ihn einfach nicht noch einmal anschneiden sollen … Hysterie off, Scham on.

Martina Werner

 Der kästnerlesende Bläser

Es gibt nichts Gutes
außer: Ich tut’ es.

Frank Jakubzik

 Der kästnerlesende Kniebeuger

Es gibt nichts Gutes
Außer man Glutes.

Sebastian Maschuw

 Feuchte Träume

Träumen norddeutsche Comedians eigentlich davon, es irgendwann mal auf die ganz große Buhne zu schaffen?

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster