Artikel

Hart, derb und im Abendprogramm: Die neuen Sesamstraßen-Specials für Seriengucker sind da!

In Zeiten von Mega-Erfolgen wie "Squid Game" oder "Stranger Things" will die "Sesamstraße" ihre aus Altersgründen abgesprungenen Stammzuschauer mit mutigen Adaptionen bekannter US-Erfolge zurückgewinnen und wagt pünktlich zum 50. Geburtstag den Sprung ins Erwachsenen-Genre. TITANIC hat sich die brandneuen Spin-offs (ab Herbst 23 auf Disney+) für Sie angesehen.  

"Breaking Bad"
In den USA ist die Anzahl der Fälle, in denen Kinder und Jugendliche nach dem Genuss THC-versetzter Lebensmittel Vergiftungen erlitten haben, seit der Legalisierung von Cannabis sprunghaft angestiegen. Für die Macher der "Sesame Street" Grund genug, deren Eltern in mehreren BTM-Specials informativ und höchst unterhaltsam auf die Gefahren von versehentlich im elterlichen Haushalt konsumierten Drogen hinzuweisen. So gipfelt Krümelmonsters repetitiver Rausch-Heißhunger-Rausch-Heißhunger-Teufelskreis nach dem Verschlingen von einigen tausend Space-Cookies unweigerlich im kardiovaskulären Zusammenbruch. Der eigentlich flugunfähige Bibo will nach dem Verzehr von LSD-Meisenknödeln ausgerechnet auf der Flughafen-Landebahn starten und Kermit kollabiert, nachdem er in eindeutiger Trip-Absicht an einem glitschigen Giftfrosch (sich selbst) geleckt hat, ins anaphylaktische Koma. Als im nervenzerfetzenden Finale Ex-Lehrer Professor Hastig beim Anrücken der Polizei das sesamstraßeneigene Meth-Labor in die Luft sprengt, müssen bis auf Oscar (der die Wucht der Explosion in seiner gepanzerten Mülltonne überstanden hat) alle übrigen Figuren mit schweren Verletzungen in eine Spezialklinik geflogen werden.  

Fazit: Beim quasi öffentlich-rechtlichen US-Sender PBS hätte man sich mit dem 50 Jahre alten Klassiker gerne einen Platz in der Hall of Fame der Drogen-Aufklärung gesichert. Leider kursiert seit Episode 1 in den sozialen Medien das vielbeachtete Gerücht, die Serie sei "auf Speed" sogar noch um einiges besser.    

"The Last of Us"
Nach dem Verzehr eines verschimmelten Schokokekses übernimmt in Krümelmonsters bereits vordegeneriertem Gehirn ein manipulativer Pilz die Kontrolle, der die Gier des Zottelwesens nach süßen Backwaren in eine unbändige Lust auf frisches Menschenfleisch verwandelt. Nachdem Dutzende von Schauspielern, Regisseurinnen, Assistenten, Kameraleuten, Komparsen und Beleuchtern einem blutrünstigen Splatter-Gemetzel zum Opfer gefallen sind, gelingt der mittlerweile vollständig infizierten Puppenhorde die Flucht aus den Kaufman-Astoria-Studios ins pulsierende New York. Wer von den geifernden Filz-Zombies nicht komplett aufgefressen wird, verwandelt sich nach altbewährtem Rezept innerhalb kürzester Zeit selbst in eine Jim-Henson-Puppe und geht seinerseits auf Beutezug. Kurz bevor die Mykose so auch im hinterletzten Kaff der zivilisierten Welt angekommen ist, finden Wissenschaftler ausgerechnet im Speichel des, genetisch zu 98,9 Prozent mit den Sesamstraßen-Figuren identischen, "Tiers" aus der Muppets-Show das lang ersehnte Gegengift. Weil das Antidot die verhängnisvolle Metamorphose aber nur von der Hüfte aufwärts rückgängig machen kann, stirbt die Menschheit binnen weniger Generationen komplett aus.  

Fazit: Endlich mal wieder ein Zombie-Abenteuer mit herzerwärmendem Happy End. Anschauen!  

"Two and a half men"  
Auf dieses Special haben Fans beider Formate lange gewartet. Bert darf sein vielkritisiertes Spießer-Image endlich ablegen und in der Rolle des rauchenden und saufenden Lebemanns Charlie Harper mal so richtig die Sau rauslassen, während der sonst eher generöse Ernie seinen schmarotzenden und ständig klammen Bruder Alan spielen muss. Auch wenn Alans schnippische und ständig geladene Ex-Frau Judith von der Grande Dame des Henson-Ensembles, der unverwechselbaren und großartigen Miss Piggy, zuweilen perfekter als im Original verkörpert wird, ist die Besetzung von Alans Sohn Jake mit dem Serien-Dauerbrenner Bibo eine glatte, weil unglaubwürdige, Fehlbesetzung. Warum zum Henker sollten eine handkoffergroße Plüschpuppe und eine extrovertierte Paarhuferin einen riesigen gelben Vogel zum Sohn haben? Lobend hervorzuheben ist hingegen, dass sich die sexuelle Spannung, die seit der Sesamstraßen-Pilotfolge 1969 aus der Mattscheibe knisterte, wann immer das dynamische Männerduo gemeinsam im Bild war, in "TAAHM", zumindest für Bert, in Form von täglichem Geschlechtsverkehr mit immer neuen Partnerinnen eine längst überfällige Auflösung erfährt. Dass die beiden sich zum Ende jeder Episode als, angeblich völlig zerstrittene, Alan und Charlie, stets aufs Neue versöhnt, im gemeinsamen (!) Schlafzimmer Gutenacht sagen, wurde Gerüchten zufolge wohl auf den ausdrücklichen Wunsch beider Schauspieler ins Drehbuch geschrieben.  

Fazit: Trotz erzählerischer Schwächen immer noch um Längen besser als die Staffeln 1-12 der Originalserie.  

"Shameless"
Die Rolle des alkoholabhängigen, arbeits- und quasi-obdachlosen, dafür bei der Bewältigung seines Alltags mit allen Wassern gewaschenen Familienvaters Frank Gallagher ist Tonnenbewohner Oscar wie auf den Leib geschrieben. Aber auch die übrigen Sesamstraßen-Figuren brauchen sich vor der Original-Besetzung in keinster Weise zu verstecken. Als Mitglieder einer dysfunktionalen Großfamilie, deren tägliche Routine sich um Sex, Drogen, Gewalt, kleine Gaunereien, semi-inzestuöse Liebesbeziehungen, Gefängnisaufenthalte, Teenager-Schwangerschaften und Prostitution dreht, geht der komplette Sesamstraßen-Cast dermaßen ab, dass man sich entschlossen hat, von der Ostküste in die Chicagoer South Side zu ziehen und in einer lindenstraßenartigen Dauerschleife bis auf weiteres nur noch die Gallaghers zu spielen. 

Fazit: Dass das Format "Sesamstraße" nach nunmehr 5 Jahrzehnten pseudo-progressiver Kuschelpädagogik den Kinderschuhen entwachsen ist und endlich seine wahre Bestimmung gefunden hat, ist das wahrscheinlich mit Abstand schönste Geburtstagsgeschenk für die Fussel-Truppe. Hätte der selige Jim Henson das noch erleben können!                                              

Patric Hemgesberg   

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Bild.de!

»Springer hatte im Januar bundesweit für Entsetzen gesorgt«, zwischentiteltest Du mit einem Mal überraschend selbstreferenziell. Und schriebst weiter: »Nach der Enthüllung des Potsdamer ›Remigrations‹-Treffens von AfD-Politikern und Rechtsextremisten postete Springer: ›Wir werden Ausländer zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimnis. Das ist ein Versprechen.‹« Und: »In Jüterbog wetterte Springer jetzt gegen ›dahergelaufene Messermänner‹ und ›Geld für Radwege in Peru‹«.

Dass es in dem Artikel gar nicht um Dich bzw. den hinter Dir stehenden Arschverlag geht, sondern lediglich der Brandenburger AfD-Vorsitzende René Springer zitiert wird, fällt da kaum auf!

Zumindest nicht Titanic

 Gute Frage, liebe »Süddeutsche«!

»Warum haben wir so viele Dinge und horten ständig weiter? Und wie wird man diese Gier wieder los?« teast Du Dein Magazin an, dasselbe, das einzig und allein als werbefreundliches Vierfarb-Umfeld für teuren Schnickschnack da ist.

Aber löblich, dass Du dieses für Dich ja heißeste aller Eisen anpackst und im Heft empfiehlst: »Man kann dem Kaufimpuls besser widerstehen, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich fragt: Wer will, dass ich das haben will?«

Und das weiß niemand besser als Du und die Impulskundschaft von Titanic

 Könnte es sein, »ARD-Deutschlandtrend«,

dass Dein Umfrageergebnis »Mehrheit sieht den Frieden in Europa bedroht« damit zusammenhängt, dass seit über zwei Jahren ein Krieg in Europa stattfindet?

Nur so eine Vermutung von Titanic

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

 Ach, Scheuer-Andi,

wie der Spiegel meldet, wird niemand für Sie in den Bundestag nachrücken. Da scheinen die Fußstapfen wohl einfach zu groß zu sein.

Die Besten gehen immer zu früh …

Weiß Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg