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Weihnachten für Highperformer - so optimierst DU dein Fest!

Besinnlich ruhige Tage im Beisein der Familie? Sowas wollen nur Geringverdiener ohne Ziele! Dirk Kreuter verrät dir, wie du aus deinem Weihnachtsfest das Meiste herausholen kannst.

Ich bin Dirk Kreuter – Verkaufscoach, Guru, Vertrauter, Haargel-Fetischist und Davidoff-Cool-Water-Enthusiast. So, jetzt kennst DU mich und wir beide können uns mal über DICH und dein Mindset unterhalten. Die Weihnachtszeit testet uns Highperformer* am meisten. Von deinen Schlusslicht-Kollegen hörst DU, dass man zum Jahresende runterkommen und die Feiertage zur Entspannung nutzen soll. Achtung, Falle! Denn Erholung ist nur etwas für Leute, die in irgendwelchen 08/15-Jobs lediglich 40 Stunden die Woche arbeiten und nicht wie ICH und bald auch DU ihren Traum leben! Sei anders! Deshalb erkläre ich dir heute, wie DU als Highperformer auch dein Weihnachtsfest optimieren kannst.

Nimm den Widersachern den Wind aus den Segeln, denn DU bist sowieso der Jetski-Typ

Zwischen Podcast-Aufnahme, dem Schreiben deines vierzehnten Buches und den drei Stunden Schlaf bleibt dir schon im Alltag keine Zeit für unnötige Fragen. Warum sollte es an Weihnachten anders sein? DU bist ein Leader, kein Loser! Versuche Gespräche mit allen Shareholdern der Familie so zu lenken, dass ihr über deine neuen Business-Ideen sprechen könnt und nicht wertvolle Zeit vergeudet. Bereite deshalb vor dem Weihnachtsfest ein FAQ vor. Unwichtige Fragen wie "Wie geht’s dir?", "Warum rufst du mich nicht zurück?" oder "Wo sind die 1000 Euro, die du mir seit Monaten schuldest?" kannst DU damit ganz einfach umgehen. Think outside the box! Statt der immer gleichen Weihnachtsgeschichten sorgst DU für frischen Wind und lässt direkt zwei oder drei Elevator-Pitches vom Stapel. Ich persönlich setze an den Festtagen gerne noch einen Akzent, indem ich einen meiner Mitarbeiter vor versammelter Familie über Teams feuere. Nur Bestimmer sind Winner: Zeig, wer an diesem Fest die Zügel in der Hand hat und warum dir lieber niemand im Weg stehen sollte. Loyal ist eben nicht nur eine Kosmetikmarke aus Paris.  

"Schwäche" ist ein schwaches Verb

Weihnachten ist anstrengend. Trotz akribischer Vorbereitung können ungeahnte Probleme… Verzeihung… dornige Chancen auf dich zukommen. Damit DU schnell wie ein wendiger Erfolgs-Puma auf solche Herausforderungen reagieren kannst, solltest DU Körper und Geist in Einklang bringen! Meine Morning-Routine-Empfehlung für dich: vier Uhr HIIT-Workout zu "All I Want For Christmas Is You" im Alle-Farben-Remix, gefolgt von einer kurzen Badezimmerpause, in der DU dir eine ordentliche Portion positiver Affirmation gegen die Nasenscheidewand schießt. Danach bist DU fit genug für die von mir angeleitete Sales-Meditation um fünf Uhr. Dank meines Zeitplans kannst vor deinem Keto-Frühstück aus zwölf hartgekochten Eiern und 500g Weihnachtsschinken sogar noch zwei oder drei Interviews von Elon Musk schauen. So ausgeglichen begegnest DU dann auch den schlimmsten Attacken deiner Familie mit selbstbewusster Stärke und bekommst keinen Tobsuchtsanfall, wenn dir dein Festgehalt-Vater erzählt, dass er statt des Armani-Anzugs, den DU ihm ans Herz gelegt hast, mal wieder nur bei Tchibo eine neue Softshell-Jacke für 39,99 Euro im Angebot gekauft hat. DU kannst die Wellen nicht stoppen, aber DU kannst auf ihnen surfen.  

Geschenkt ist nur das Leben selbst und das erste Startkapital der Eltern

Für mich ist es schon ein Geschenk, einen geilen Deal abzuschließen oder mit meinen Privatjet-Reisen in einem Monat so viel CO2 in die Luft zu feuern, wie zehn Kleinfamilien im Jahr nicht verbrauchen. Aber auch materielle Geschenke haben für uns Überholspur-Kapitalisten natürlich einen Use-Faktor. Willst DU andere beschenken, solltest DU aber auch auf die Bedürfnisse der Person achten, um die es in diesem Moment wirklich geht: DICH. Nur Egoisten haben Erfolg! Schenke deiner Familie doch einfach Anteile an deinem neuen Start-Up und setze sie emotional unter Druck, dich auch weiter monetär zu unterstützen. "Wollt ihr jetzt 50 Euro unterm Baum oder in 10 Jahren 55 Euro? Dafür braucht ihr nur JETZT 100 Euro zu investieren!" Außerdem solltest du nie vergessen, bei deinen Großeltern einen guten Eindruck zu hinterlassen und lieber eine Schachtel "After Eight" mehr unter den Baum legen. Ein relativ kurzes Investment mit guter Rendite! Wenn sie dir besonders zugeneigt sind und etwas mehr vom Erbe an dich geht, könnte das DER Kickstarter für dein nächstes Projekt werden! Nutze ein Future-Mindset: Schmerz ist vergänglich, Erfolg bleibt für immer.  

Kinder sind die Zukunft … unbezahlter Praktikumsplätze

Kinder sind formbar, schwach. Selbstverständlich hast DU keine Kinder, denn Kinder sind eine schlechte Businessentscheidung. Deine drei Immobilien eröffnen dir nicht plötzlich mit 18, dass sie nicht mehr BWL studieren oder noch schlimmer… den Linken beitreten wollen! Atme, Dirk, atme… Puh, da wären fast alle Pferde mit mir durchgegangen – wie sonst nur bei meinem 800 PS starken Ferrari auf der A1 Richtung Hückeswagen. Trotzdem stehen hinter jedem Visionär auch viele schlecht bezahlte junge Menschen, die auf der Überholspur Richtung Burnout brettern. Plötzlich werden die Kinder von Freunden und Verwandten dann doch zu nützlichen Business-Assets, die schon früh lernen müssen ihre Carrera- gegen die Karriere(lauf)bahn einzutauschen. Es ist noch nicht lange her, da durften Kinder auch hierzulande noch Bitcoins in Minen schürfen. Also biete den Mini-Malochern zu Weihnachten doch ihr erstes unbezahltes Praktikum an? Improvise, adapt, overcome. DU willst noch mehr Power-Tipps? Dann werde Success-Schüler und melde dich für ein Einzelcoaching für nur 499 Euro bei mir an. Ich verspreche dir, es wird dein LEBEN VERÄNDERN! Für nur 99 Euro mehr bekommst DU dann noch meinen Erfolgs-Guide "Toxische Männlichkeit im 21. Jahrhundert" obendrauf.  

*In diesem Artikel wird das generische Maskulinum verwendet. Damit sind Frauen ausdrücklich nicht mitgemeint.

Yvonne Zißler

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gute Idee, Porsche-Vorständin Barbara Frenkel …

Sie haben Ihre Erwartung zum Ausdruck gebracht, dass die Regierung das (zufälligerweise auch von Porsche produzierte) synthetische Benzin, also E-fuels, subventionieren und somit billiger machen müsse. Denn: »Der Kraftstoff, den wir herstellen, ist viel zu teuer, als dass wir ihn so verwenden könnten.«

Dieser Superidee schließen wir uns gerne an: Wir tippen jetzt jedes Heft auf unseren eigens entwickelten »E-tools« (Kryptotinte), aber weil das doch aufwendiger ist als die Arbeit am PC, fordern wir dann gemeinsam mit Porsche Geld vom Staat, um die Heftkosten zu drücken, ja? Nein? Dann sehen Sie bitte endlich ein, dass Sie sich mit Ihrer ineffizienten Deppentechnologie auf dem Markt nicht durchsetzen werden, und sagen Sie Ihren peinlichen Brummbrumms Lebewohl.

Wünscht Ihnen keine gute Fahrt: Titanic

 Ach, »Welt«,

wohl mangels Materials bewarbst Du online einen sieben Jahre alten Artikel aus dem Archiv, und zwar mit den Worten: »Wenn ihr diese Wörter benutzt, wirkt ihr intelligenter.« Dazu ein wahlloses Foto einer jungen Frau.

Nun wollen wir Dich nicht enttäuschen, müssen aber doch auf einen wichtigen Umstand hinweisen, der Dir anscheinend entgangen ist. Man muss nämlich nicht nur bestimmte Wörter benutzen, um intelligent zu erscheinen, sondern diese auch noch in eine komplizierte Reihenfolge bringen, die oft ganz entscheidend ist.

Dumm für oft Welt hält Journalist/innen: Titanic

 Hallo, Literaturkritik!

Was ist los mit Dir? Alt geworden? Müde? Wir waren doch so gut aufeinander eingespielt: Du liest ein neues Werk von Raphaela Edelbauer (»Das flüssige Land«, 2019 / »Dave«, 2021), gerätst aus dem Häuschen, schreibst irgendwas wie »sprachlich souverän« und »Raffinesse« und »Kafka« und »enorme Sprachmächtigkeit« und abermals »Kafka«, und wir schauen uns das schwergelobte Werk etwas genauer an und finden lauter wundersame Stellen, die Du wahrscheinlich überlesen hast: »Der ganze Raum zitterte glückselig vor Neid wie ein trotziger Block Aspik« zum Beispiel. Oder: »Selbst wenn jemand bloß geschäftig und zielgerichtet den Gang hinunterging, war sein Streben vom Habitus eines Handgemenges«. Oder: »Da richtete sich Pawel jäh auf, und die Lider waren wie von transparenten Seilen an der Stirn aufgerafft.«

So weit, so gewohnt. Aber jetzt? Erscheint »Die Inkommensurablen«, Edelbauers dritter Roman in knapp dreieinhalb Jahren – und Du, Literaturkritik, versagst plötzlich. Mäkelst rum! Erstmalig! Hältst das zwar alles weiterhin für »glänzend« und »klaren Stil«, meinst aber, dass sich »da und dort kleine Fehler eingeschlichen« hätten; findest das Buch stur »faszinierend«, aber auch »faszinierend misslungen«; attestierst auf einmal »Manierismus«, ja stellst (mit dem Spiegel) die ganz großen bangen Fragen: »Mist oder Musil?«

Heißt das, dass Dir allmählich was schwant? Dass Du Lunte gerochen hast? Verdacht schöpfst? Dass Dir an Sätzen wie »Dessen Reaktion produzierte eine ungeheure Diskrepanz« oder »Junge Charmeure in Militäruniform liefen ein paar Mädchen nach, die sich beim Kaufen einer Brezel aus der Auslage eines groben Böhmen kokett umdrehten« irgendwas auf-, irgendwas missfällt – Du weißt nur noch nicht, was genau?

Und also R. Edelbauer bloß noch sieben oder acht Romane schreiben muss, bist Du in zehn oder elf Jahren auf dem Laufenden bist, was die Sprachmächtigkeit dieser Art von Literatur betrifft?

Na dann – durchhalten!

Wünscht Titanic

 Bssssssssssssss, Bienen!

Bssssssssssssss, Bienen!

In den USA ist gerade ein Impfstoff für Euch freigegeben worden, nämlich gegen die Amerikanische Faulbrut, die Euch seit einer Weile dahinrafft. Nun wollten wir schon höhnen: »Haha, jetzt wird zurückgestochen! Da merkt Ihr mal, wie unangenehm das ist«, doch dann lasen wir die entsprechende Meldung genauer und erfuhren, dass das Vakzin gar nicht injiziert, sondern dem Gelée Royale für Eure Königinnen beigemengt wird. Erschreckend, wie sich wieder einmal die Impfgegner/innenlobby durchgesetzt hat!

Zeichnet somit erst mal keine Beeontech-Aktien: Titanic

 Nice one, Ted Cruz!

Sie sind US-Senator und mittlerweile auch hierzulande als rechter Hardliner und Schwurbelkopf der Republikaner halbwegs bekannt. Derzeit setzen Sie sich für die Begrenzung auf zwei Amtszeiten für Senator/innen ein. Und wollen gleichzeitig für eine eigene dritte kandidieren.

Diesen Ansatz finden wir sehr vielversprechend, um die Anliegen Ihrer Partei durchzubringen. Sie sollten ihn unbedingt auch auf andere Themen anwenden! Unsere Vorschläge: Waffenniederlegungen gegen schärfere Waffengesetze, Abtreibungskliniken gegen Abtreibungen und offene Grenzen gegen Einwanderung.

Für weitere Tipps stehen jederzeit zur Verfügung:

Ihre Snowflakes von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Post vom Mediator

Beigelegt: ein Streit.

Andreas Maier

 It’s not a Bug

Als Gregor Samsa, Programmierer, eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett erfreulicherweise zu einem ungeheueren Feature verwandelt.

Christian Kroll

 Medienkritik

Ich kann diese Parfum-Influencer auf Youtube einfach nicht riechen.

Fabian Lichter

 Beim mittelmäßigen Zahnarzt

»Bitte weit aufmachen! Nicht erschrecken, meine Mundhöhlentaschenlampe ist mir vorhin ins Klo gefallen, ich muss eine Wunderkerze benutzen.«

Torsten Gaitzsch

 Marktregeln

Leuten, denen es in der Supermarktschlange nicht schnell genug geht und die deshalb eine unschuldige Mitarbeiterin ankeifen, fehlt das nötige Kassenbewusstsein.

Viola Müter

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 24.02.:

    Die Deutsche Welle über das Krieg-Spezial im aktuellen Heft und andere themenverwandte Titel (Artikel in russisch, aut. Übersetzung).

  • 10.02.:

    Spiegel berichtet: "EU-Untersuchung Russland soll Fake-'Titanic'-Titelseiten verbreitet haben"

  • 10.01.: "Der Teufel vom Dachboden" – Eine persönliche Pardon-Geschichte in der Jungen Welt von Christian Y. Schmidt.
  • 13.12.:

    Anlässlich des 85. Geburtstages Robert Gernhardts erinnert Christian Y. Schmidt in der Jungen Welt an den Satiriker und Vermieter.

  • 26.10.:

    Chefredakteurin Julia Mateus spricht über ihren neuen Posten im Deutschlandfunk, definiert für die Berliner-Zeitung ein letztes Mal den Satirebegriff und gibt Auskunft über ihre Ziele bei WDR5 (Audio). 

Wenzel Storch: "Die Filme" (gebundene Ausgabe)
Renommierte Filmkritiker beschreiben ihn als "Terry Gilliam auf Speed", als "Buñuel ohne Stützräder": Der Extremfilmer Wenzel Storch macht extrem irre Streifen mit extrem kleinen Budget, die er in extrem kurzer Zeit abdreht – sein letzter Film wurde in nur zwölf Jahren sendefähig. Storchs abendfüllende Blockbuster "Der Glanz dieser Tage", "Sommer der Liebe" und "Die Reise ins Glück" können beim unvorbereiteten Publikum Persönlichkeitstörungen, Kopfschmerz und spontane Erleuchtung hervorrufen. In diesem liebevoll gestalteten Prachtband wird das cineastische Gesamtwerk von "Deutschlands bestem Regisseur" (TITANIC) in unzähligen Interviews, Fotos und Textschnipseln aufbereitet.
Zweijahres-Abo: 117,80 EURSonneborn/Gsella/Schmitt:  "Titanic BoyGroup Greatest Hits"
20 Jahre Krawall für Deutschland
Sie bringen zusammen gut 150 Jahre auf die Waage und seit zwanzig Jahren die Bühnen der Republik zum Beben: Thomas Gsella, Oliver Maria Schmitt und Martin Sonneborn sind die TITANIC BoyGroup. In diesem Jubiläumswälzer können Sie die Höhepunkte aus dem Schaffen der umtriebigen Ex-Chefredakteure noch einmal nachlesen. Die schonungslosesten Aktionsberichte, die mitgeschnittensten Terrortelefonate, die nachdenklichsten Gedichte und die intimsten Einblicke in den SMS-Speicher der drei Satire-Zombies – das und mehr auf 333 Seiten (z.T. in Großschrift)!
Titanic unterwegs
21.03.2023 Koblenz, Ganz Ohr Max Goldt
23.03.2023 Köln, Comedia Max Goldt
23.03.2023 Neuruppin, Kulturhaus Martin Sonneborn mit Gregor Gysi
25.03.2023 Meinerzhagen, Stadthalle Martin Sonneborn